Sonntag, 22. März 2009

Nacht der Hexen (Kelley Armstrong)

Der Glaube an Hexen ist weltweit verbreitet. Zauberkenntnisse und der Pakt mit dem Teufel waren ideale Voraussetzungen um in der Epoche des Mittelalters um Europaweit Frauen der Hexerei zu bezichtigen, sie mit der Folter zu unsinnigen und unmöglichen Geständnissen zu erpressen um sie anschließend durch Verbrennen auf dem Scheiterhaufen grausam zu ermorden.

Der Hexenglaube ist bis in die heutige Zeit erhalten geblieben und in manchen Gegenden werden Frauen die man als „Hexe“ betitelt, noch immer mit ungewöhnlicher Feindseligkeit oder Misstrauen begegnet.

Magische Fähigkeiten oder das Wissen um alternative mit der Natur verbundene Behandlungsmöglichkeiten sind meistens artverwandt. Es gibt wahre Hexenkulte, Hexenversammlungen, Hexenreligionen und Traditionen und auch noch in unserer Zeit organisieren sich die magiebegabten Frauen in Hexenzirkeln.

Der (Aber)Glauben hat mit Sicherheit einen wahren Kern und auch seine Geheimnisse um längst verlorenes Wissen, dass man zum Guten oder auch zum Bösen einzusetzen vermag. Die Mythologie hat ihren Ursprung wohl aus der Griechisch-Römischen Zeit, dort wurden die Hexen als Medea oder als Circe betitelt.

In der Esoterikszene wird häufig von der Wicca-Religion gesprochen die gerade in den USA weit verbreitet ist und sich als Naturreligion sieht. In der magisch-paranormale Welt gibt es aber auch Männer die als Hexer, oder Magier gelten können und ebenso „Zauberformeln“ aus Büchern und Schriften. Solche auch genannte Grimoire ist ein Zauberbuch mit magischem Wissen. Beschwörungsformeln, Rituale, Listen von namentlich kenntlichen Dämonen, Engeln und anderen Kreaturen sind wohl die wahrscheinlichsten Inhalte, aber auch Rezepte für medizinische Heilmitter und Tränke können dort aufgeführt sein. Und wie immer und überall gibt es weiße und schwarze „Zauberbücher“ die sich mit Magie uns Wissen beschäftigen.

Auch in der Literatur, gerade in der Fantastischen gibt es eine Vielzahl von Hexen und Zaubern mit ganz unterschiedlicher Gesinnung. Die kanadische Autorin Kelley Armstrong hat mit „Nacht der Hexen“ der im Verlag Knaur erschienen ist, einen spannenden und abwechslungsreichen Roman verfasst.

Inhalt

Paige Winterbourne ist die Tochter einer Hexe und selbst ein magisch begabte Frau, auch wenn sie nicht über solch großartige talentierte Fähigkeiten wie die Frau Mama verfügt. Streng und Gewissenhaft versucht sie motiviert und angestrengt ihr Potential zu steigern, in dem sie aus ihren Grimore (Zauberbücher) ihre Formeln lernt und versucht praktisch anzuwenden.

In der menschlichen Welt ist Vormund und vom Beruf Webdesignerin. Gerade ersteres verlangt ihr einiges ab, denn die 13-jährige Savannah ist wie Paige selbst eine Hexe, wenn auch eine sehr junge, und schon jetzt hat sie eine außergewöhnliche Kraft in sich. Hinzu kommt noch das Savannah recht eigensinnig und stur sein kann, und das neben ihrer pubertierenden Art kann das schon anstrengend werden.

Paige ist nebenbei noch eine nicht unumstrittenes Oberhaupt des amerikanischen Hexenzirkels, trotz ihrer noch jungen Jahre. Ihr Leben gerät aber durch einen Sorgerechtsstreit des leiblichen Vaters, eines mächtigen Magiers etwas aus den Fugen. Unterstützt von einer Halbdämonin – Leah – einer Erzfeindin von Paige die versucht mit allen Einschüchterungsversuchen weltlicher und magischer Mitteln wird die Bedrohung stetig bedrohlicher und lebensgefährlicher. Vom Hexenzirkel auf weiter Flur alleine gelassen, vom Gesetz her auf schwachen Säulen, scheint jeglicher Widerstand zunächst zwecklos zu sein.

Da sie in der menschlichen Welt um das Sorgerecht kämpfen muss, nimmt sie sich einen Anwalt der wenig später grausam ermordet wird, und natürlich wird Paige dafür verantwortlich gemacht, hinzu kommt noch das die Polizei einen satanisch anzumutenden Altar in ihrem Garten findet und Heerscharen von Journalisten und Neugierigen Personen gar nicht daran denken von ihrem Haus abzuziehen.

Noch unwahrscheinlicher und undurchsichtiger wird die spektakuläre Lage als sich ein magischer Anwalt an die Seite von Paige und Savannah stellt – Lucas Cortez, jüngster Sohn der mächtigsten Magierfamilie des Landes.

Arrogant und Selbstsicher und magisch gar nicht so unbegabt wird Cortez zum Verbündeten des Duos, aber Paige fragt sich, was er mit seiner selbstlosen Art bezweckt....

Kritik

Kelley Armstrong hat mit ihrem dritten phantastischen Band „Nacht der Hexen“ ein wirklich „zauberhaften“ Roman verfasst. Vielschichtig und ungemein sarkastisch erzählt Paige die Handlung aus ihrer Perspektive.

Armstrongs magische Welt ist eine bunte, paranormale Mischung aus Menschen und Magie, Hexen und Magiern und zudem tummeln sich noch die Dämonen auf der Bühne. Moderne Zeiten und alte magische Traditionen mit urfeindlichen Vorurteilen werden miteinander verflechtet so das eine imposanter Schauplatz entsteht mit viel Raum für Ideen die eine spannende Handlung immer wieder magisch vorantreiben.

Anfang gliedert sich die Geschichte recht undurchsichtig und unübersichtlich auch wenn man die Spannung immer als ansteigend empfindet. Der Ursprung der Magie um Hexen und Zauberern bleibt etwas im unklaren, auch die wechselseitige und etwas komplizierte Beziehung bleibt trotz einiger Erklärungen noch viel Raum um vielleicht in späteren Romanen aufgearbeitet zu werden.

Charmant und humorvoll bewegen sich alle Protagonisten durch die Handlung. Paige`s Gedankengänge und zynische Dialoge verfolgt der Leser immer mit einem Schmunzeln auf den Lippen, ihre Ziehtochter Savannah ist ziemlich direkt und forsch, doch hilfloser und pubertieren kann eben auch eine begabte 13 jähriges Mädchen.

Lucas Cortez wird mit seiner Vergangenheit noch am interessantesten, auch wenn er quasi nicht die Hauptrolle einnimmt, so ist es doch sehr wahrscheinlich, dass sich im Bälde alles um den jüngsten Sproß der Familie Cortez drehen kann.

Paige und Lucas stellen sich als Team dar. Pagie eher hoch emotional und immer am Rand der Hysterie, immer in Sorge um Savannah und immer mit dem Gefühl geraderaus. Lucas dagegen immer Herr der Situation beherrscht dagegen die Situation und findet egal wie verzwickt die Konfrontation mit den Gegnern immer einen Ausweg. Und doch gibt es einige Fragen und eine Aura des Geheimnisvollen umgibt den jungen Mann, ein Hauch von Zauber und Macht.

Savannah ist der Schlüssel, der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, aber selbstbewusst und dickköpfig, dazu ausgestattet mit magischen Kräften die sich noch längst nicht begreifen und steuern kann, wirkt sie etwas verloren und muss sich ständig behaupten, gegen wen auch immer.

Wer hier „gut“ und „böse“ ist nicht ganz einfach, weil jede Partei Interessen hat man durchaus verstehen kann. Die Magier sind eher an politischer und wirtschaftlicher Macht interessiert und setzen ihre magischen Fähigkeiten ein um an Einfluss und Reichtum zu kommen. Die Hexen aber wirken unsicher und nicht wirklich gut organisiert, zerrissen und ängstlich wissen sie nicht, wie sie mit ihren Fähigkeiten umzugehen haben, auch wenn sie nach Höherem streben und das Wohl aller im Vordergrund sehen.

Nacht der Hexen ist stimmig und einfach geschrieben. Es gibt nur einen Handlungsstrang der sich aber kontinuierlich entwickelt und immer aus der Perspektive von Paige geschildert wird. Die Dialoge zwischen den Protagonisten und auch Paige`s Gedankengänge sind originell witzig. Nicht albern, sondern der Unterton ist immer gewollt ironisch, was der ganzen Geschichte gut tut, es mindert nicht im Geringsten der dramatischen und doch ernsten Handlung.

Kelley Armstrong hat einen imponierenden Roman geschrieben, der eindeutig für Erwachsene ausgerichtet ist. Auch in „Nacht der Hexen“ wird getötet und gemordet, aus Rache, Habgier und wahrer Bösartigkeit. Armstrong sprachlicher Stil ist ausgereift und der Geschichte angepasst, keine Übertreibungen, oder inhaltlich logisch Fehler trüben das Lesevergnügen. Einzig und allein als Kritikpunkt sei zu sagen, dass die magisch geschilderte Welt unstrukturiert wird, die Vergangenheit von Hexen und Zauberern wird zwar angerissen und macht neugierig, aber geht (noch) nicht in die Tiefe.

Fazit

„Nacht der Hexen“ kann ich sehr empfehlen. Der Roman hat alles, was eine spannende und vor allem unterhaltsame Geschichte auszeichnet. In sich abgeschlossen, bleibt trotzdem viel Raum für weitere Ereignisse und Handlungsräume und auch die Protagonisten wirken inhaltlich und charakterlich noch weit ausbaubar. Ich bin neugierig auf viele weitere Teile aus Kelley Armstrongs Feder und freue mich schon auf den nächsten Teil „ Pakt der Hexen“.

Autor

Die kanadische Fantasy-Autorin Kelley Armstrong wurde 1968 in Sudbury, Ontario als älteste von vier Geschwistern geboren. Als sie neun Monate war zog ihre Familie nach London, Ontario. Sie studierte Psychologie und Informatik an der University of Western Ontario, bevor sie Schriftstellerin wurde. Sie lebt heute mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Ontario, Kanada.

Michael Sterzik




1 Kommentar:

jucele`s World hat gesagt…

Na dann freu ich mich ja schon richtig auf das Buch

lieben Kuß