Freitag, 3. Juli 2009

Das Lied der Dunkelheit - Peter v. Brett


Wann verliert ein „Schrecken“ an Bedeutung? Wie kann man die Angst besiegen, die einen fast lähmt und hindert sich zu wehren und zu verteidigen? Stehen wir uns manchmal selbst im Weg? Kann es sein, dass das Sprichwort „Angriff ist die beste Verteidigung“ doch zutreffen kann?

Mut zu beweisen, auch wenn der Gegner oder das Hindernis übermächtig erscheint, kann dumm oder fahrlässig sein, vielleicht überstürzt, aber meistens nicht unbedingt sinnlos. Den Mut zu haben für sich und andere die Dunkelheit zu bekämpfen und damit den Funken für ein kleines bisschen Hoffnung zu schlagen, aus dem ein gefährliches Feuer entstehen kann, ist beachtenswert.

Manchmal wächst man mit seinen Aufgaben und der Herausforderung und entdeckt Charakterlicher Eigenschaften die auf einmal an die Opferfläche auftauchen und man sich selbst fragt: Warum nicht gleich so?

Sind Kinder und Jugendliche mutiger als Erwachsene weil sie die Angst (noch) nicht realisieren können?

Der Autor Peter v. Brett erzählt in seinem Fantasy-Roman „Das Lied der Dunkelheit“ von einer Gefahr, einer lähmenden Angst und einem jungen der über sich hinauswächst. Auf mehrere Bände angelegt soll dieses Epos so gewaltig sein, wie „Herr der Ringe“. Der erste Teil „Das Lied der Dunkelheit“ ist vor kurzem bei dem Verlag Heyne erschienen.

Inhalt

Die Dämonen der Nacht bedrohen die Menschen seit Jahrhunderten. Aus der Dunkelheit heraus, brennen, zerstören und morden sie, so das sich die Menschen hinter ihren angebrachten Magischen Siegeln ängstlich zusammenkauern und den Sonnenaufgang herbeiflehen.

Es gibt verschiedene Dämonen die alle an ihre Elemente gebunden sind, Wasser-, Feuer-, Erd- und Stein, sowie Flugdämonen scheinen überall zu sein und nur die alten Bannzeichen wehren die fürchterlichen Angriffe ab. Die Menschen haben vergessen zu kämpfen, Angst und Furcht beherrscht ihr Leben und ihren Schlaf, längst in Vergessenheit und verschollen sind die alten „Kampfsymbole“ und „Siegel“.

Arlen lebt mit seiner Familie in einem kleinen Dorf, weit außerhalb von den nächsten größeren Städten die mit ihren mächtigen Siegeln weitaus größeren Schutz bieten. Der junge ist neugierig und ein wenig vorlaut, doch auch schon mit seinen jungen Jahren zeigt er Verantwortung und Mut.

Als bei einem Angriff der Dämonen seine Mutter schwer verletzt wird, und diese Arlen und sein Vater zu einer Heilerin aufbrechen um ihr Leben zu retten, ist dies der Weg der für immer sein Leben eine neue Richtung gibt. Arlens Mutter stirbt und er wendet sich von seinem Vater ab, der mehr Angst als Verantwortung lebt.

Er trifft auf einem Kurier der zwischen den Städten und Dörfern Handel treibt und Botschaften überbringt. In seinem Haus findet der junge Mann eine neue Familie, aber trotzdem ist er noch ruhelos und voller Hass und Rache. Seine Ausbildung als Runenzeichner und später als Kurier formen Arlen der immer auf der Suche nach dem verlorenen Wissen und den Kampfsiegeln ist die der Herrschaft der Fürsten der Dunkelheit, der Dämonen ein Ende zu setzen. Durch das Land reisend, und alte Ruinen durchsuchend findet Arlen nach und nach immer wieder Fragmente und Spuren kämpferischer Zeiten, als die Menschen sich frei entfalten und ohne Angst und Bedrohung lebten.

Sein einsamer Kampf verändert Arlen, mit seinen „neuen“ Waffen die er effektiv und wütend einsetzt, zahlt er einen hohen Preis. Sein Name wird zu einer Legende und ist er vielleicht der alten Prophezeiung nach, „Der Erlöser“, der den Kampf aufnimmt und die Dämonen vernichten kann?

Zusammen mit einer Heilerin und einem Barden verteidigen sie ein kleines Dorf in mitten des Waldes, und der „Mann“ der einst Arlen gewesen ist, motiviert die Einwohner zu den Waffen zu greifen und sich zur Wehr zu setzen. Kann Arlen den Krieg und seinen Kampf gewinnen?

Kritik

„Das Lied der Dunkelheit“, der Auftakt zu einer Trilogie, wird hoch gehandelt. Schon äußern sich erste Stimmen die keinen Vergleich zu Tolkiens „Herr der Ringe“ scheuen. Die Literarische Welt des Genre Fantasy dessen Urvater Tolkien nun mal zweifelsfrei ist, hat viele sehr gute und gute Autoren hervorgebracht, die mit vielen Romanen begeistern konnten – aber trotz allem keinen Vergleich zu „Herr der Ringe“ standhalten konnte.

„Das Lied der Dunkelheit“ ist ein guter, solider Fantasyroman der überraschend gut, aber auch nicht mehr als durchschnittlich ist. In den drei Handlungssträngen die in sich außerordentlich ausführlich sind, stellt uns Peter v. Brett seine Charaktere vor. Arlen der aus Rache und Wut „Erlösung“ sucht, ein Barde dessen Musik die Dämonen verwirrt und eine Heilerin die ihr Talent widerstrebend entdeckt, ihren Schicksal hochachtungsvoll annimmt.

Auch wenn Arlen der Hauptprotagonist sein soll, so stiehlt die Heilerin ihm einfach die gesamte Show und stellt diesen ganz schnell in ihren Schatten. Ihre Figur war und die am glaubwürdigsten, am vielschichtigsten und überzeugt deutlich auch mit der inhaltlichen Spannung.

Da sich die Geschichte über einen Zeitraum von mehreren Jahren hinzieht, so kann man die Entwicklung der drei Helden beobachten und auch hier hat die Heilerin auf der Zielgraden der Story einen deutlichen Vorsprung.

Vielleicht mag es sich in den nächsten Romanen anders verhalten und die Verteilung der Rollen wird anders sein, doch sind es die Protagonisten die dem Roman die Spannung geben, nicht die Kämpfe und Auseinandersetzungen mit den Dämonen der Nacht. Peter v. Brett gelingt es in der Geschichte bei dem Leser eine allgegenwärtige Furcht aufzubauen, mit einer Intensität deren Wirkung langfristig anhält.

Auch ein philosophischer Gedanke macht sich beim Lesen breit: Der Mensch steht in der Verantwortung sein Schicksal in die Hand zu nehmen, Opfer zu bringen und nicht ohnmächtig zuzusehen, wie die Welt sich ohne ihn formt. Die eigene Angst zu besiegen und über sich hinaus zu wachsen, diesen Part findet man in allen drei Handlungssträngen immer wieder. Auch wenn die Story eher durchschnittlich ist und manchmal sehr vorhersehbar ist, so ist das besondere an dem Roman die detaillierte Konzeption der Protagonisten.

Man gewinnt das Trio sehr schnell für sich. Ihre Sympathie wird uns förmlich aufgezwungen ohne in eine langweilige Phase abzudriften. Auch die Dämonen tragen ihren Teil dazu bei. Sie sind nicht einfach nur wilde Kreaturen, sondern verfügen auch über eine gewisse Intelligenz. Arlen zum Beispiel, wird über eine längere Zeitspanne von einem Dämon verfolgt und bedroht. Anfänglich erscheinen die Dämonen unbesiegbar, allmächtig, doch auch dies wird angemessen ausgearbeitet.

Das Tempo von „Das Lied der Dunkelheit“ ist nicht rasant oder atemberaubend. Die ersten Kapitel ziehen sich erzählerisch etwas träge, gewinnen aber dann ziemlich an Fahrt. Etwas störend empfand ich die drei Handlungsstränge die jeder für sich aus der Perspektive der jeweiligen Person zu lang sind. Etwas kürzere Erzählungen hätten den Roman abwechslungsreicher und ganz sicher spannender gemacht.

Fazit

„Das Lied der Dunkelheit“ ist mitnichten vergleichbar mit Tolkiens Werken. Ein sehr, solider und mit vielen interessanten Ideen, spannender Fantasy-Roman.

Wie viele Trilogien ist der erste Teil natürlich nicht der Höhepunkt, es ist eine prägende Einführung der Protagonisten und der eigentlichen Geschichte die wahrscheinlich erst im zweiten Teil sich wuchtig entfalten wird.

In jedem Fall wird der Leser wissen wollen, wie es weitergeht mit Arlen und seinen Freunden, denn zu guter letzt überrascht uns der Autor noch mit neuen Feinden, deren Gefährlichkeit vielleicht höher ist, als die der Dämonen.

Das Lied wurde also gespielt, warten wir auf den Refrain und die Schlussakte die vielversprechend sind.

Michael Sterzik



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