Montag, 28. September 2009

Messias - Ralf Isau


Messias – Ralf Isau

Wunder gibt es immer wieder!? Aber was bezeichnet die Katholische Kirche als Wunder?! Gibt es Phänomene durch die Gott, Jesus, die Mutter Gottes oder der Heilige Geist zu uns spricht? In unserer materiellen Welt mit allen Ängsten und Bedrohungen vermissen wir vielleicht manchmal etwas spirituelles, etwas was uns Hoffnung und Halt gibt. Mythen, Legenden oder auch Theologische Vermutungen bilden einen bunten Spielplatz für Interpretationen. Was geschah vor etlichen Jahren an den bekannten Walfahrtstätten, wie z.B. Lourdes, zu denen auch heute noch, Millionen von Menschen pilgern?! Sind diese Wunder ein Beweis für die Existenz Gottes?

Das Außergewöhnliche, Spektakuläre und Sensationelle sowie die gefühlsmäßige Ergriffenheit steht nicht unbedingt im Widerspruch zur Religion, doch es gibt immer wieder Grund zur gesunden Skepsis. Nicht wenige versuchen durch Vortäuschung solche „Wunder“ medial auszureizen um natürlich auch damit einen nicht geringen Profit zu verdienen. Um ein Wunder wirklich als dieses bezeichnen zu dürfen, bedarf es einiger „weltlicher“, wissenschaftlicher Untersuchungen. Die Katholische Kirche entsendet immer wieder „Ermittler“ die diese „Spuren“ Gottes untersuchen, und das mit allen technischen und wissenschaftlichen Möglichkeiten unserer Zeit.

Ralf Isau hat in seinem neuesten Roman „Messias“ solchen „Wundern“ erzählt.

Inhalt

Irland war und ist ein Land voller Legenden und Mythen. Die dort lebenden Menschen sind zumeist etwas schrullig, gar merkwürdig und zugleich aber von einem tiefen Glauben erfüllt. Als in der alten Kirche, der Duiske Abbey von einem hellen Blitz erhellt wird und dem dortigen Geistigen ein nackter Mann vor die Füße fällt, und das Kruzifix auf einmal ohne Jesusfigur dasteht, sprechen die ersten Stimmen schon von einem Wunder. Der 103-jährige Seamus Whelan, der im Ort Graiguenamanagh selbst als „Wunderheiler“ bekannt, wird Zeuge dieses Vorfalls. Der nackte, blutende Mann am Boden fleht verzweifelt auf hebräisch um Hilfe. Seine Hände und seine Füße weisen Wunden eines gekreuzigten auf. Ist es möglich das der „leibhaftige“ Jesus vom Kreuz gestiegen ist, dass der Heiland die irdische Welt erneut besucht.

Die Nachricht des „Wunders von Graignuenamanagh verbreitet sich rasend schnell durch die Medien. Auch der Vatikan im Herzen Roms wird hellhörig. Der verletzte Mann wird in die Notaufnahme des St Luke's Hospital in Kilkenny eingeliefert, als der Zorn Gottes zwei Menschen aus dem Ort niederstreckt. Die Toten sind als offensichtliche Sünder bekannt, so dass einige vom Strafgericht Gottes sprechen.

Die Kirche ist entsetzt: Was geschieht in diesem kleinen irischen Ort. „Jeschua“ wie sich der geheimnisvolle Mann selbst nennt, philosophiert mit Bibelzitaten, seine Vergangenheit bleibt trotzdem im Dunklen. Schon sind die ersten Pilger in Graiguenamnagh, dicht gefolgt von den ersten Journalistenteams die von diesem einmaligen Wunder aus erster Hand berichten wollen. Der Vatikan sieht sich gezwungen „Licht“ in diese ominöse Wundergeschichte zu bringen und entsendet Monsignore Hester McAteer von der »Kongregation für Selig- und Heiligsprechungsprozesse« aus Rom. McAteer ist selbst Ire und seit seiner Kindheit mit dem kleinen Ort verbunden. Seit Jahren ist er ein Experte für die Entlarvung falscher Wunder, die mit technischer Raffinesse ausgeführt wurden. Monsignore McAteer weiß wie und nach was man sucht, doch was er auch bei seinen Untersuchungen findet, lässt ihn in vielerlei Hinsicht zweifeln. Seine Vergangenheit überholt ihn und konfrontiert ihn mit seiner alten Liebe Fiona Sullivan mit der eine gemeinsame Tochter hat. Schon in seiner klerikalen Ausbildung, verliebte sich der junge Mann unsterblich, doch entschied er sich für eine Laufbahn in der Kurie, entgegen seinen Empfindungen.

Selbst sein Vater Seamus Whelan mit er seit Jahrzehnten im Streit liegt, offenbart sich als Wundertäter, als er übers Wasser geht, mit Raben spricht und noch einige merkwürdige Dinge in seinem Umfeld geschehen. Technischer Schabernack oder noch eine wunderbare Gabe?!

Die Ermittlungen werden zum emotionalen Minenfeld und auch wenn er in der Vergangenheit durch seine Erfahrungen reifer und skeptischer geworden ist, so wird hier sein (Un)Glaube vielfach durch mysteriöse Situationen in Frage gestellt.

Was würde mit der Welt und all das an dem er festgehalten und geglaubt hat, passieren sollte „Jeschua“ wirklich der „Messias“ sein?!

Um mehr zu erfahren muß Hester wieder ein Mitglied der skurrilen Dorfgemeinschaft werden, und genau dies bringt ihn und seine wiedergefundene Familie in Lebensgefahr.

Kritik

„Messias“ von Ralf Isau ist in vielerlei Hinsicht ein wirklich guter Roman der es aber auch versteht, auf wunderbare Art zu provozieren.

Der Spannungsbogen entwickelt sich besonders intensiv in den ersten Kapiteln und das gleichmäßig mit Einführung der Protagonisten. Diese sind besonders skurril und verschroben und wie der Autor uns auf seiner Website erwähnt, nicht fiktiv. Irland ist also nicht nur wunder- sondern auch sonderbar.

Das Provokante an Ralf Isaus Geschichte, ist das Verhältnis der Kirche zu „Wundern“ und seinen Gedankengängen: Was wäre wenn Jesus wirklich auf die Erde zurückkämme? Welchen Stellenwert hätte dann die katholische Kirche? Hätte sie Angst um ihrer Macht auf Erden, ihren Einfluss auf Millionen von Gläubigen Schäfchen? „Jesus“ hätte ohne es zu wollen eine besondere, politische Wirkung, nicht nur eine spirituelle. Es wäre genauso gut denkbar, dass er erneut zum Märtyrer werden könnte. In jedem Fall wäre sein Auftauchen ein Ende unserer Welt, entweder das jüngste Gericht, oder aber ein anderes Denken, kommt darauf an wie der „Messias“ über uns urteilen oder verurteilen würde. All diese Punkte werden vom Autor intelligent in die Handlung eingebaut.

Ralf Isaus Stil ist für einen Thriller sehr von Humor geprägt. Diese wird aber von den manchmal merkwürdigen, schrulligen Charakteren verwendet, die den Leser wirklich zum schmunzeln bringen werden. In keinem Fall empfindet man diese humoristischen Einlagen als störend, sie lockert die angespannte Atmosphäre auf und unterstützt die Handlung. So rasant die Anfänge von „Messias“ sind, so schnell stoppt es leider auch. Schon recht frühzeitig wird ein Teil der Wunder aufgeklärt, doch immer wieder überrascht uns Hesters Vater mit seinen, sagen wir mal; „Phänomen“. Zum Ende hin, weiß aber der Roman durchaus zu überzeugen und führt die Story gekonnt auf die Zielgerade.

Die Figuren sind so detailliert konzipiert das man sie durchweg sympathisch empfindet. Monsignore Hesters Philosophie ist eher rational geprägt. Er verlässt sich auf das was er sieht, und nicht auf das was er sich wünscht. Verstand und Gefühl trennt er rigoros, aber nur in beruflichen Belangen. Menschlich ist er genauso empfindsam wie viele andere, aber das will er nicht hören und gehört nicht in sein kompaktes Weltbild. Allerdings holt ihn seine Vergangenheit ein, und das heißt für ihn, nicht nur herauszufinden ob „Jeschua“ der Messias ist, sondern auch was er selbst vom Leben erwartet. Auch dieser Part von „Messias“ ist vom Autor spannend erzählt die keine Langeweile aufkommen lässt.

Ralf Isau spielt abwechslungsreiche, psychologische Spielchen mit seinen Protagonisten. Glaubhaft spricht dieser von der Skepsis und dem tiefen Glauben seiner Figuren, vom persönlichen Scheitern und Einsehen alter Fehler, von Vergebung und Opferung. So wird dem Thriller Leben eingehaucht und viel Platz um sich eigene Gedanken zu machen.

Die Kongregation des Vatikans die „Wunder“ und „Phänomene“ untersucht gibt es tatsächlich und Ralf Isau erzählt die Vorgehensweise und Methodik sehr genau und realitätsgetreu. „Messias“ ist zwar ein klerikaler Thriller, aber weit entfernt von „Verschwörungstheorien“ rund und über den Vatikan. Er bedient sich ausschließlich einen konzentrierten Schauplatz und einer überschaubarer Anzahl an Tätern und Opfern. Der „Messias“ kommt nur selten zu Wort, erzählt wird die Geschichte größtenteils aus der Perspektive Hesters.

Fazit

Die Auflösung ist banal und zum Ende hin kein Geheimnis mehr, doch ist das auch nebensächlich. Viel mehr Wert und das ist auch gut so, wurde den zahlreichen Nebengeschichten gewidmet die mit seinen von Humor geprägten Charakteren überzeugt. Spannung, Wortwitz und viele Ansätze zum Nachdenken, machen „Messias“ zu einem besonderen Thriller.

Wer einen klerikalen Thriller erwartet, der so spannungsgeladen und verschwörerisch sein sollte wie viele andere aus dem Genre, wird vielleicht enttäuscht sein. „Messias“ bietet aber inhaltlich viel mehr als Spannung, und das hebt diesen von anderen, ähnlichen Romanen weit ab.

So kritisieren gibt es nur den Punkt, dass die Auflösung verfrüht einsetzte. Der Spannung hätte es gut getan wenn es erst gegen Ende hin zur Auflösung gekommen wäre. Wertvoll hingegen waren die vielen und schön erzählten Nebengeschichten mit ihren wunderbaren Charakteren.

„Messias“ von Ralf Isau ist zwar nicht wunderbar, dafür um so positiv sonderbarer, dass man ihn gerne lesen wird und auch zwischen den Zeilen verstehen wird. Lesespaß ist Garantie.

Autor

Ralf Isau (* 1. November 1956 in Berlin) ist ein deutscher Schriftsteller.

Er arbeitete zunächst als Organisationsprogrammierer, PC-Verkäufer, Systemanalytiker und Niederlassungsleiter eines Software-Hauses, Projektmanager und seit 1996 als selbstständiger EDV-Berater. Zu dieser Zeit hatte er bereits ein Kinderbuch und drei Romane veröffentlicht. Zum Schreiben kam er 1988, als er mit der Arbeit an der Neschan-Trilogie begann. 1992 überreichte er Michael Ende anlässlich einer Lesung ein kleines, selbstgebundenes Märchenbuch (Der Drache Gertrud), das er für seine Tochter geschrieben hatte. Ende empfahl ihn dem Thienemann Verlag, wo Ralf Isau seither über ein Dutzend Romane für jüngere und ältere Leser veröffentlichte, die in zwölf Sprachen übersetzt und mit mehreren Preisen ausgezeichnet worden sind. Ein Merkmal seiner Romane, die er selbst als "Phantagone" bezeichnet, ist die Vermischung von Fiktion mit historischen Tatsachen.

Mit Romanen wie Der silberne Sinn (2003) und Der Herr der Unruhe (2004) wagte Ralf Isau den Schritt vom Jugendbuch zur Erwachsenenliteratur. Im Roman Die Galerie der Lügen Oder: Der unachtsame Schläfer (2005) setzt er sich mit der Darwinschen Evolutionstheorie auseinander, die er zugunsten einer auf Intelligent Design basierenden Sichtweise ablehnt.

Isau lebt mit seiner Frau in Asperg bei Ludwigsburg.

Michael Sterzik





1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

na das hört sich ja mal interessant an :-)