Sonntag, 28. Februar 2010

Das Gesicht des Teufels - Kay Cordes


Das Gesicht des Teufels – Kay Cordes

In der Zeit der Reformation rund um das Auftauchen Martin Luthers besann sich das einfache Volk, dass größtenteils aus Bauern und einfachen Handwerkern bestand, auf ihrer sozialen Stellung. Den lauten Worten und Parolen, der Bauen folgten schnell auch die ersten Taten. Aufstände gegen Kirche und Adel flammten auf, somit wurden den Forderungen der Bauern schnell mit Waffengewalt Gehör verschafft.


Die Bauern trugen die Hautplast auf ihren Schultern, denn die Fürstentümer, der Adel und nicht zuletzt der Klerus lebten von deren Arbeitskraft. Die Abgaben die die Bauen leisten mussten stiegen exorbitant hoch an, so das die sowieso schon niedrige Lebensqualität stetig weiter sank. Nicht wenige zahlten außer ihren Abgaben noch Steurn, Zölle und Zinsen und wurden auch gerne immer wieder von ihren Herren zum Frondiensten verpflichtet.

Da die Bauern auf ertragreiche Ernten angewiesen waren, wurde jetzt Missernte zu einer Existenziellen Bedrohung. Viele Bauern wurden in eine Hörigkeit und später in eine Leibeigenschaft gezwungen, was den meist großen Familien die Lebensgrundlage nahm. Das „alte“ Recht wurde beschnitten, so das gemeinschaftliche Weide-, Holzschlag-, Fischerei- und Jagdrechte durch die Grundherren frech und frei interpretiert wurden, dass ging immer zu Lasten der Bauern.


Die Bauern forderten „Einsicht“ und Fairness von ihren Fürsten und Herren, doch die Eskalationsspirale drehte sich immer schneller so das es zu einer ganzen Reihen von Bauernaufständen im ganzen Reich kam und diese mündeten später sogar in einen Krieg zwischen Bauern und Adel – den Bauernkriegen.


Der deutsche Autor Kay Cordes beschreibt in seinem Roman „Das Gesicht des Teufels“, erschienen im Rowohlt Verlag die Auseinandersetzungen der Bauern und lässt eine einfache Köhlerin zwischen den Fronten von Bauern und Adel ihre Geschichte erzählen.


Inhalt


Rothenburg ob der Tauber im Jahre 1524. Die junge Köhlerin Hanna die zusammen mit ihrer zwei Geschwistern und ihrem Vater lebt, haben es nicht leicht. Nach dem Tod der Mutter, muss die kleine Familie ums nackte Überleben kämpfen. Aber das Schicksal ist gnadenlos: als bei einem Unfall der Vater ums Leben kommt und die Köhlerhütte zerstört wird, stehen Hanna, ihr älterer Bruder und Mari die jüngsten vor den rauchenden Trümmern ihrer Existenz.


Doch ein Deutschritter des Ordenshauses in Rothenburg hat Mitleid mit der gebeutelten Familie und hilft durch finanzielle Zuwendung beim Wiederaufbau. Hannas jüngste Schwester Marie steht unter dem „Mantelschutz“ des jungen Ritters Ulrich und nicht zuletzt hat sich dieser in die schöne Köhlerin Hanna verliebt.


Doch Arnd der ältere Bruder hat andere Pläne mit seiner Schwester Hanna. Sie soll einen reichen Müller heiraten, der die Familie unterstützen könnte. Doch Hanna ist zu keinen Zeitpunkt bereit einzuwilligen. Als sie trotzdem in eine verhängnisvolle Situation gerät und ihr zukünftiger Ehemann sie einsperren möchte, flieht sie und gerät in die Wirren einen beginnenden Aufstandes der einfach Bauern in der kleinen Stadt. Als die junge Frau inmitten dieser aufgebrachten Menschenmenge eine Vision bekommt, die von Blut und Tod handelt, werden die ersten Rufe laut, dass Hanna eine Hexe sein könnte. Die sensible Frau mit dem „Gesichte“ ist zutiefst erschreckt, nicht nur von ihren Visionen sondern auch von den einfachen Bauern die Freiheit und Gerechtigkeit fordern und kurz davor stehen ein Blutbad anzurichten.


Hanna flüchtet sich in ein Kloster, dass von der Priorin und Schwester des Ritters Ulrich geleitet wird. Doch auch hier kommt sie nicht zur Ruhe. Die Aufständischen bedrohen auch Ulrich und seine Familie und so erscheint die Lage dramatisch aussichtslos. Bei einer Hexenprobe übersteht die junge Frau die brutale Prüfung, doch die Visionen und die damit erschallenden Rufe sie sei eine Hexe, werden nicht leiser.....


Kritik


Kay Cordes beschreibt eine düstere Zeit um 1524 in Deutschland. Nicht nur das Martin Luther mit seinen Reformationen für Unruhe unter der gesamten Bevölkerung herrschte, sondern auch die Bauern, die mit zum ärmsten Volk zählten, waren durch Abgaben arg gebeutelt. Sie organisierten sich zu wahren Truppenverbänden und gingen rabiat gegen den Adel und die Kirchen vor. Doch auch die einzelnen Fürstentümer reagierten streng auf die Bedrohung und stellten ihrerseits Truppen von Landsknechten auf, gegen die, die unausgebildeten Bauen nur wenig entgegenzusetzen hatten.


Es folgen blutige kleinere wie auch größere Waffengänge die tausenden von einfachen Bauern das Leben kosten sollte. Besondern gegen die Anführer der Bauernkrieger wurde kein Pardon gewährt.

In dem Roman „Das Gesicht des Teufels“ beschreibt der Autor Kay Cordes, aber nicht nur spannend erzählt die aufflammenden Bauernkriege, sondern auch den tief verwurzelten Aberglauben. Der Glaube und die Angst vor Hexen, und ihrer schwarzen Magie war mit Vernunft nicht beizukommen. Die junge Frau Hanna mit ihren Visionen, was im Roman als „Gesichte“ betitelt wird, ist immer in Lebensgefahr. Nicht nur das der Autor ihr eine Schönheit auf dem Leib schreibt, die sowieso entgegen ihres schmutzigen Berufes für Neid und Missgunst sorgt, verliebt sich die junge Frau noch einen Ritter. Kay Cordes erklärt und beschreibt ihre Situation recht treffend, dazu spannend und abwechslungsreich. Hanna ist zwar jung, aber nicht unbedingt naiv, sie ist intelligent, sensibel und doch hilflos dazu verurteilt ein Spielball zu sein. Ihr Prophezeiungen verwirren und erschrecken nicht nur sie selbst, sondern auch die vielen Menschen in ihrem Umkreis die nicht wissen wohin der Weg dieses Aufstandes führen soll?! Entweder in die langersehnte Freiheit das ihnen ein wirkliches Leben bietet, oder aber in die Mühlen einen Krieges das ihnen das leibliche Leben nehmen könnte.


„Das Gesicht des Teufels“ ist ein historischer Roman der zu unterhalten weiß, aber dennoch so manches Mal etwas übertreibt; z.B. die Liebe und die fürsorgliche Pflicht des Ritters Ulrich erinnert manchmal ein wenig an eine mittelalterliche Soapserie. Das der Autor den Aberglauben gleich mit den Bauernaufständen kombiniert ist manchmal etwas grob fahrlässig zu nennen. Kay Cordes hätte sich so wird es mancher Leser auch empfinden, auf eine Handlung konzentrieren müssen. Das Thema der Bauernaufstände ist mit Sicherheit interessanter und nicht so oft erzählt wie das Thema der Hexenverfolgung. Ganz klar zu loben sind die kleinen und feinen Nebenschauplätze im Roman und nicht zu vergessen die Schwester von Hanna, die mit ihren Hund Babur kleinere Abenteuer erlebt und dem Leser schnell ans Herz wachsen wird. Ulrich der Ritter vom Deutschorden ist allerdings das personifizierte Klischee eines edlen, wahren Ritters und damit im Grunde ein wenig überzeichnet.


Der Stil von Kay Cordes verlangt Konzentration denn er bedient sich keiner leichten Sprache und so sollte der Roman wenn es möglich ist recht schnell gelesen werden, denn es verlangt wirklich dranbleiben in der Geschichte um den Lesegenuss wirklich entfalten zu können.

„Das Gesicht des Teufels“ ist ein solider, historischer Roman der unterhält und spannend erzählt wird. Zwar gibt es das eine oder andere Kapitel das eher zäh erzählt wird, aber sobald es wieder auf die Aufstände losgeht, baut sich die Spannung anhaltend immer wieder auf.

Der Roman findet schließlich ein abschließendes Ende, doch wäre es interessant mehr von Hanna und Ulrich zu erfahren, vielleicht wieder mit dem Hintergrund der aufständischen Bauern.


Fazit


Kay Cordes hätte sich auf die Bauernaufstände konzentrieren müssen, dann wäre der Roman mit Sicherheit noch besser geworden. Das der Glaube an Hexen weit verbreitet sind und das Frauen durch und mit ihrern Visionen in Gefahr geraten ist nichts neues. Auch die Liebe einer einfachen, jungen Frau die sich zu einem Ritter hingezogen fühlt hat man mehr wie einmal gelesen. Nun ja, trotz alledem ist der Roman zu empfehlen, denn er schildert die Auseinandersetzungen des einfachen Volkes mit deren Obrigkeit. Vielleicht schreibt Kay Cordes, so hoffe ich, einen Roman der sich nur auf ein Thema konzentriert und ich hoffe, es werden wieder einmal die Bauernaufstände sein, denn wie so oft ist die Geschichte des einfachen Mannes.

Michael Sterzik






1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Als ich im Laden stand und unbedingt mal wieder einen historischen Roman lesen wollte, fiel mein Blick auf "Das Gesicht des Teufels".

Was soll ich sagen? Nie wieder beurteile ich Bücher nach dem Umschlag - das habe ich wenigstens gelernt.

Ein schreckliches Buch, furchtbar geschrieben, lässt sich nicht flüssig lesen, die Charaktere finde ich absolut unpersönlich mit wenig Tiefgang.
Die letzten 150 Seiten habe ich einfach nicht mehr lesen können. Meine Gedanken sind bei jedem dritten Absatz zum Alltag abgeschweift. Das passiert mir sonst nie.

Lasst es gut sein, liebe Bücherfreunde.