Freitag, 6. August 2010

Am Rande der Schatten - Brent Weeks



Am Rande der Schatten – Brent Weeks.

Letztes Jahr erschien im Blanvalet Verlag, dass Erstlingswerk von Brent Weeks – „Der Weg in die Schatten“ und schleuderte den Leser in eine faszinierende, neue Region der Fantastischen Literatur. Der Auftaktband der „Schattentrilogie“ war mehr wie überzeugend und nun mit Erscheinen des zweiten Teiles, ist durch die Erwartungshaltung des Lesers der Autor gefordert, die ohnehin schon dichte Atmosphäre und die Spannung weiter auszubauen.

Inhalt

Kylar Stern, oder Azoth wie er früher, in einem ganz anderen Leben hieß, sieht sich gezwungen sein Leben, und das seiner kleinen Familie zu überdenken. Nach der Invasion durch den brutalen und kalten Gottkaiser, befindet sich Kylars frühere Heimat in den Händen der Invasoren die mit Willkür und Opferungen die eher sorgsam organsierten Hinrichtungen ähneln, dass Volk einschüchtern. Kyler und seine alte Liebe, dass ehemalige Puppenmädchen Elene und die Tochter seines ehemaligen Meisters, der auch für Kylar so etwas wie eine Vaterfigur gewesen ist, fliehen aus der Stadt. Elene, die um Kylars Vergangenheit und seine Tätigkeit als gedungener Mörder, Attentäter, als Blutjunge weiß, möchte dass ihr Liebster nicht mehr zu seinem Schwert „Vergeltung“ greift und dem Töten abschwört.

Angekommen in seiner neuen Umgebung wird Kylar aber nicht glücklich, auch wenn er mit Elene ein Herzensziel erreicht hat, überkommt ihn eine stetige, innere Unruhe. Kylar wurde zum Töten ausgebildet, von einem Meister dessen tödliches Talent einmalig war, und doch war Durzo Blint kein schlechter Mensch und vieles versteht Kylar erst jetzt was seinen Meister innerlich bewegt hat. Doch Kylar mußte seinen Meister in einem Zweikampf töten und nun auf sich alleine gestellt, kann er sich nicht wirklich mit jemanden austauschen. Elene würde ihn eh nicht verstehen, sein Wunsch zu Töten, seine erworbenen Fähigkeiten zu trainieren, kann er nicht ausleben und so wird Kylar zunehmend immer gereizter.

In Zwiesprache mit sich selbst, öffnet er dann doch seine Kiste, in der seine Blutjungenkleidung und seine Waffen schummern und geht nachts auf die Jagd. Verbrecher, Diebe und Räuber werden zu Zielen Kylars, auch wenn er sie anfangs nur erschreckt, ist es nur eine Frage der Zeit bis sein Schwert „Vergeltung“ wieder Blut fließen lassen wird.

Inzwischen wird das Blutmädchen Vi vom Gottkaiser beauftragt ihren alten Freund Jarl zu ermorden, der inzwischen das Oberhaupt der Organisierten Kriminalität geworden ist. Zu wählen zwischen Versagen, der Loyalität zu Jarl und dem Zorn des Gottkaisers ist Vi der Verzweiflung nahe und wie unter Zwang, weiß sie auch was ihre nächsten Schritte sein werden.

Kylar der ja vermutet das sein Freund und nun König, Logan Gyre den tot gefunden hat, täuscht sich indessen. Logan Gyre lebt, ist aber in dem dunkelsten Gefängnis der Stadt gelandet, dass auch als „Das Arschloch der Hölle“ bekannt und berüchtigt ist. Hier haben nur die Menschen eine Chance zu überleben, wenn sie skrupellos sind, gegenüber ihren eigenen Gewissen und ihrer Ethik, und noch gegen die übrigen Gefangenen. Im Loch kann man nur überleben, wenn man bereit ist, seine Menschlichkeit abzulegen, wobei Mord hier noch eine Bagatelle ist.

Als Kylar von seinem alten Freund Jarl um Hilfe gebeten wird den Gottkaiser umzubringen um der Rebellion gegen die Besatzer ein Zeichen zu geben, muss er sich entscheiden, ob er seiner Familie und dem Versprechen das er Elena gegeben hat, treu bleibt, oder er aber seiner Bestimmung, sein Schicksal herausfordern soll..

Kritik.

„Am Rande der Schatten“ von Brent Weeks wird den Leser wiederum begeistern. Kylar ist erwachsen geworden, er ist ein Blutjunge, er ist der Nachtengel und damit eine Legende. Sein Talent ist tödlich, doch noch behält er seine Menschlichkeit und sein Mitgefühl für andere. Zwischen Verantwortung und Bestimmung wird Kylar hin- und her geschleudert. Fast zu spät, entdeckt er, dass sein Schicksal nicht immer in seinen Händen liegt, und das Verantwortung ein scharfes, zweischneidiges Schwert sein kann.

Die Handlung baut sich auf in dem die Protagonisten immer wieder in persönliche Konflikte getrieben werden, und so gelenkt werden, dass ihre Entscheidungen die der anderen bis aufs äußerste miteinbeziehen. Hier geht es nicht um eindimensionale Beweggründe, die Grenzen zwischen Freund und Feind, zwischen Verantwortung und Bestimmung sind fließend und nicht wenig, muß sich Kylar und auch Logan eingestehen, dass man gezwungen wird, sich nicht nur am Rande der Schatten zu bewegen, sondern auch tief einzutauchen.

Das Kylar wieder zum Schwert greift, ist natürlich schon der Tatsache geschuldet, dass es sich hier um eine Trilogie handelt, also absolut vorhersehbar, doch Kylars Dilemma mit seiner Familie und dem Drang die Konfrontation mit dem Bösen zu suchen, zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung. Spannend bleibt die ganze Thematik dennoch, auch für Action ist hier gesorgt, wenn auch ein bisschen weniger wie im ersten Teil. Deutlich zugenommen hat hier die „Magische“ Seite, und die finde ich, gemessen an den übrigen Szenarien überproportioniert.

Kylar wirkt im zweiten Teil deutlich überfordert! Dadurch dass er immer versucht alles und jedem gerecht zu werden, vergisst er sich selbst und handelt fast zu spät für sich und andere. Der zweite Handlungsstrang beschäftigt sich primär mir Logan, der gezwungen ist mit dem „Bösen“ zu paktieren, denn im „Loch“ gibt es keine Zivilisation, hier herrschen Primitivität und keine Ethik, keine Moral und erst recht kennt man hier kein Gewissen. Um zu überleben, muss er sich mit Mördern und Vergewaltigern verbünden, die unverzeihliche Verbrechen verübt haben. Logan verändert ich zwangsläufig und wird niemals mehr die gleiche Person sein.
Das Blutmädchen „Vi“ ist der verlorenste Charakter in diesem zweiten Band. Weder weiß sie was sie möchte, weder kann sie einschätzen welche Folgen ihre Handlungen haben werden. Zwischen Gefühl und Verstand verloren, fühlt sie sich isoliert und unverstanden. Noch schlimmer wird es für sie, als sie den Auftrag bekommt Jarl zu töten, ihren alten Freund und als sie später Kylar „kennenlernt“ ist sie fasziniert von seinen Fähigkeiten und seinem Charakter.

In ihrem Leben gab es nicht viel Licht, sie selbst kannte nur die undurchdringliche Dunkelheit, quasi lebte sie „jenseits“ der Schatten und schwimmt nun langsam an die verheißungsvolle Oberfläche die so vielversprechend ist, so menschlich sein kann, dabei aber auch so verletzend. Doch sie ist bereit für ihre „Menschlichkeit“ zu kämpfen, und notfalls auch alles zu opfern. Hier kann der Leser wirklich gespannt sein, denn ähnlich wie bei Kylar trägt sie eine Unmenge an Potential mit sich und ein Wiedersehen im dritten Teil, kann sie zu der Schlüsselfigur werden lassen.

„Am Rande der Schatten“ besteht aus drei Handlungssträngen die an die drei Hauptprotagonisten gekoppelt ist. Zum letzen Drittel des Buches verfolgen diese drei ein gemeinsames Ziel, nur der Weg dahin, ist ein eigenständiger.

Interessant zu betrachten ist es auch, wenn man sich das Verhältnis der Invasoren und der Bevölkerung vor Augen hält. „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“, dass stimmt hier, denn auch die Gilde der Kriminellen ist wenig angetan von der brutalen, totalitären Herrschaft und rebelliert offen zusammen mit Bürgen und dem Adel, der in einer „Blutnacht“ explodiert.

Fazit

„Am Rande der Schatten“ von Brent Weeks setzt die „Schattentrilogie“ weiter fort und überzeugt durch die facettenreichen und vielschichtigen Charaktere. Mit viel Spannung, Action verspricht auch dieser Roman ein überaus hohes Lesevergnügen das den Leser packen und nicht mehr loslassen wird.
Kritik gibt es nur wenig anzumerken. Die Magischen Komponenten sind gerade in der Mitte der Geschichte meiner Meinung nach, überflüssig, oder sagen wir besser übertrieben im Vergleich zu der „Menschlichkeit“ der Charaktere.

Auf der Bühne präsentieren sich Dramatik und Tragik, Liebe und Tod und selbst zwischen den Zeilen, in kleineren Nebenschauplätzen, zeigt sich das Talent des Autors und so mit ein Roman der mit seinen Figuren, 150% zu überzeugen weiß.

Fantastisches Lesevergnügen ist hier garantiert und Brent Weeks hat „zauberhaftes geleistet. Vielen Dank!.

Michael Sterzik

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