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Samstag, 15. April 2023

Der Paria - Der stählerne Bund von Anthony Ryan


Es sind doch die Schurken, die Diebe, die dunklen Gestalten, die uns manchmal mehr faszinieren, als die, sagen wir es ruhig, weichgekochten Helden, die keine Verschmutzung auf ihrer weißen Weste dulden. Die Antihelden und Grenzgänger in der Literatur sind interessant, gerade weil sie oftmals tiefgründig, und vom Leben enttäuscht und desillusioniert sind. Meistens sind es keine extrovertierten Menschen, sie sind still, ruhig, verschlagen und hochintelligent, sie besitzen feine mediale Antennen und bezeichnen sich selbst als Einzelgänger. Sie sind die Ausgestoßenen – nicht weil sie es müssen – sondern weil es ihr eigener Wunsch, vielleicht auch ihre Bestimmung ist. Ihr moralischer Kompass bewegt sich zwischen Gut und Böse, ohne auf eine Seite zu tendieren. Ihr Verständnis für Gerechtigkeit, für Moral und Ethik ist vielleicht der Wahrheit näher als vermutet.

Diese Figuren findet man in jedem Genre der Belletristik natürlich in abgewandelter individueller Form, aber die typische Charakteristik ist wie ein traditionelles Rezept.

Anthony Ryan hat in seinem vorliegenden Titel: „Der Paria – der stählerne Bund“ seiner Hauptfigur Alwyn, die Rolle eines gesetzlosen Ausgestoßenen förmlich auf den Leib geschrieben.

Ein Verrat trifft den Gesetzlosen Alwyn wie ein Blitz und führt auf einen Pfad voller Blut und Rache. Es dauert nicht lange, da findet er sich als Gefangener und Arbeiter in den Erzminen wieder, wo er unter den verwahrlosten Gefangenen Sihlda kennenlernt, eine Frau,die für diesen Ort seltsam gelehrt ist. Sie bringt Alwyn das Lesen und Schreiben bei. Und dann begegnet er auch noch Evadine, einer Frau, die aus ganz anderem Holz geschnitzt ist und an deren Seite er in den Kampf gegen dunkle Mächte ziehen wird. Beides wird ihn und womöglich das ganze Reich von Albermaine für immer verändern. (Verlagsinfo)

„Der Paria“ ist der Auftakt einer neuen Reihe von Anthony Ryan. Ein Fantasy-Roman, der inhaltlich ohne viel „Magie“ und anmutenden, klassischen unmenschlichen Figuren auskommt. Ebenso könnte die Story sich auch im Mittelalter wiederfinden.

Das Setting, die Ortschaften und Regionen – die verschiedenen Fraktionen, all das weist Parallelen zu historischen und uns bekannten Länder und Städten hin. Selbst die kulturellen und religiösen erdachten Erklärungen, könnte man in unserer, realen Welt adaptieren. Eigentlich alles, selbst das wenige, was an „Magie“ seinen Auftritt hat, könnte man als eine alternative, naturelle Medizin bezeichnen.

Es ist eine teilweise dreckige und natürlich ungerechte Welt, die Anthony Ryan hier erschaffen hat. Bürgerkriegsähnliche Konfrontationen – Machtansprüche verschiedener Herrscher, andere Völker und Kontinente – auch all das stellt eine Verwandtschaft zu unserer realen Welt dar.

Also nichts Spektakuläres, oder – aber man täuscht sich schnell. Die eigentliche Faszination zeichnet sich über die hervorragende Aufstellung und Beschreibung der Charaktere. Allen voran natürlich „Der Paria“ selbst – Alwyn ein zu Beginn jugendlicher Dieb und Räuber, der auch tötet, wenn es sein muss. Zwischen anderen Gesetzlosen aufwachsend, ist er einer der wenigen, die anders sind, die sich innerhalb dieser Gruppe distanzieren und ihren eigenen Weg gehen.

Damit konzentriert sich die Handlung überwiegend nicht auf die Schlachten, die später auch stattfinden, als unser „Paria“ gezwungenermaßen den Karriereweg eines Soldaten gehen muss. Die Story fokussiert sich auf das Schicksal verschiedener Figuren, die ihre Welt maßgeblich beeinflussen.

Nach und nach stellt der Autor seine Figuren zu einem stählernen Bund auf. Ein „Paria“ – ein Ausgestoßener, eine Diebin, ein einfaches versehrtes Mädchen, ein ehemaliger Adeliger und Ritter, der desillusioniert seinen eigenen Weg sucht, ein pflichtbewusster Soldat. Also insgesamt sind dies alles Charaktere mit verschiedenen Talenten, die als „Gemeinschaft“ vieles bewirken können.

Sie alle stellen als Symbol interpretiert, das wirklich „Gute“ dar, die Menschen, die im Schatten stehen, die immer ruhelos nach irgendwas suchen, die sich beklagend unter Einsatz ihres Lebens anderen helfen. Das ist, das eigentlich faszinierende an diesem sehr spannenden und tiefgründigen Roman.

Es gibt genug Actionszenen, doch als Auftakt ist dieser Roman eher ruhig, mit doch sehr spannenden Sequenzen. Sehr interessant sind die Dialoge der Figuren untereinander, das Abwägen zwischen den Entscheidungen, die diese entweder entzweien, oder noch näher zusammenbringen können. Gerade letzteres stellt für diese Schattengestalten einen inneren Konflikt dar.

„Der Paria“ ist damit ein sehr, sehr spannender und tiefgründiger Roman mit noch besseren Figuren. Der nachfolgende Band wird viele offene Fragen und die Schicksale dieser Figuren bestimmen. Es werden neue Gemeinschaften entstehen, und es werden wahrscheinlich auch Opfer gebracht werden müssen.

Die Handlung ist spannend, sie ist manchmal als brutal zu bezeichnen, wirkt aber nicht übertrieben. Die erzählerische Perspektive wird aus der Sicht von Alwyn beschrieben. Das Einzige, was mich wirklich sehr gestört hat, dass der Autor das Schicksal einzelner Nebenfiguren schon prophetisch erzählt.

Fazit

Ein Meisterwerk von Anthony Ryan. Unterhaltsame Spannung mit Figuren, die eine nachhaltige Atmosphäre bilden, denen man sich nicht entziehen kann. Ein großartiger Titel, den man lesen muss.

Michael Sterzik

Sonntag, 28. August 2011

Die letzten Gerechten - Paul Hoffman



Die letzten Gerechten (Paul Hoffmann)

Thomas Cale ist „Die linke Hand Gottes“, ein Novize der Erlösermönche, einer religiöser Kriegerkaste, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Willen Gottes in der ganzen Welt zu verbreiten. Doch friedlich oder gar diplomatisch geht es nicht zu. Die Erlösermönche haben mit grausamer Brutalität die prächtige Stadt Memphis eingenommen. Ziel war es neben der Eroberung ihren abtrünnigen Novizen Thomas Cale wieder in ihren Reihen aufzunehmen.

Cales Mentor Bosco liegt viel daran Thomas Cale an seiner Seite zu wissen. Schon längst plant er die Absetzung oder die Beseitigung des Papstes um an seiner statt, diesen Platz einzunehmen. Bosco weiß um das tödliche Talent seines Schülers. Cale ist nicht nur eine mörderische Waffe, sondern auch ein Genie was militärische Taktik und Strategie angeht. Außerdem kann man Cale auch als eine Marionette einsetzen, denn die Prophezeiung dass ein Gesandter Gottes, die Welt erlösen und neu aufbauen wird, ermöglicht es einen Feldzug gegen die Antagonisten und andere Ketzer zu beginnen. Und niemand anderes als Cale selbst, soll die Welt befreien und den einzig wahren Glauben verbreiten, so dass die Verbliebenden Menschen, die letzten Gerechten eine neue Zeitrechnung erschaffen können.

Cale weiß selbst, dass ihn nicht viele Alternativen bleiben. Eine erneute Flucht ist zu diesem Zeitpunkt nicht ratsam, die Erlösermönche würden ihn wiederrum finden und diesmal ohne Prozess exekutieren. Der Kriegerorden geht an vielen Fronten in die Offensive, nicht ohne Verluste, aber zum Wohle der Menschheit erobern konsequent und tyrannisch die kleinsten Länder und breiten ihren Einfluss, ihre Macht immer weiter aus. Auch Cale begleitet als Kommandeur einer Eliteeinheit diesen Feldzug und Beweist sich wieder einmal geschickter Taktiker und Stratege.

Zusammen mit seinem Waffenbruder und engstem Freund und Vertrauten Vague Henri kämpft und erobert er ganze Landstriche. Das kompromisslose Vertrauen das sein Mentor Bosco in ihm setzt verstärkt und bestätigt sich mit jedem Sieg von Cales.
Bosco kommt seinem Ziel die Papstwürde zu erreichen immer näher, doch auch die innenpolitischen Verhältnisse verlagern sich. Der intrigante Kampf um die Führung der Erlösermönche entfacht, die Machtverhältnisse verschieben sich und Thomas Cales Pläne gehen auf....


Kritik

„Die letzten Gerechten“ von Paul Hoffmann ist der zweite Band einer geplanten Trilogie. Nach „Die linke Hand Gottes“ erzählt der Autor die dramatische Geschichte um den Novizen Thomas Cale und seinen Freunden weiter fort.

Thomas Cale ist ein Anti-Held, ein vielschichtiger Charakter der getrieben von seinem Wunsch nach Freiheit und Individualität seinem Schicksal scheinbar nicht entgehen kann. Nach dem Schrecken den er jahrelang zu erdulden hatte, den täglichen drakonischen Bestrafungen und der begleiteten Todesangst und der kurzen Freiheit nach seiner Flucht aus dem Orden, ist der Wunsch nach Liebe und Frieden nicht weniger geworden. Doch er weiß er auch, dass eine erneute Flucht nur kurze Freiheit bringen würde und die Strafe die ihn wann auch immer treffen würde, endgültig wäre. Dem Leser wird es verwundern, dass sich der junge Mann so in eine ihm prophezeite Rolle reinpressen lässt. Erst gegen Ende des Romans erfasst man seine Motivation und seinen Plan. Doch der Preis den Thomas Cale zahlt ist hoch. Die Menschen die er getötet hat, oder töten lassen musste, die Opfer die der Krieg und die Schlachten mit sich brachten, verfolgen und verändern ihn  so das er letzten Ende förmlich unter deren Last zusammenbricht.

Die Handlung teilt sich in drei Erzählstränge. Im Ersteren begleitet man Cale und seine Erlösermönche auf diverse Feldzüge, der zweite erzählt das Schicksal von Kleist der zusammen mit Vague Henry und Cale geflohen ist, und sich einem kleinen Bergvolk anschließt. Kleist geht den für ihn größten Entwicklungsschritt, nach dem er eine Frau aus den Händen von Räubern befreit hat, lernt er eine andere Freiheit kennen. Im offenbart sich das Geheimnis und die Bürde der Liebe, dicht gefolgt von Sexualität und Ehe. Auch er begegnet seinen ehemaligen Orden wieder, doch diesmal steht er auf der anderen Seite und wird dessen erbarmungsloser Feind.

In der dritten Handlung verdeutlichen sich die innenpolitischen Machverhältnisse des Erlöserordens. Auch hier geht es minder mit friedlichen Waffen zu. Mit allen Mitteln balgen sich die Kirchenfürsten um Einfluss und Autorität um deren Ideale und Ideen weiter auszubreiten.

Wie schon im ersten Teil „Die linke Hand Gottes“ gibt es viele Parallelen zu historischen wie auch aktuellen Geschehnissen. Dass Religion oft nur ein Mittel zum Zweck war, um anderen Völkern seinen Willen aufzuzwingen oder gar eine ganze Zivilisation zu vernichten, zeigt sich auch in diesen vorliegend Roman.

„Die letzten Gerechten“ ist zwar im Genre Fantasy eingeordnet, doch betrachtet man die Handlung im Detail, so hätte man hier auch als Schauplatz das manches Mal etwas finstere Mittelalter nehmen können. Nach und nach bekommt der Leser den Eindruck, dass die Welt die sich hier der Autor Paul Hoffman bedient hat, die postapokalyptische Zukunft ist!? Städte- und Regionen werden hier genannt die eindeutig real sind, z. B. Stuttgart, Rom, die Golan-Höhen usw. Der Autor beschreibt sehr geschickt und gewollt offensichtlich, dass Religion eine Waffe, ein Machtmittel und deswegen prädestiniert ist, dass Gewissen zu beruhigen, wenn davon die Rede ist Gottes Willen durchzusetzen.

Insgesamt tut sich die Handlung manchmal etwas schwer und der Leser muss sich oftmals stark konzentrieren, um den roten Faden nicht zu verlieren. Die Atmosphäre ist bedrückend, die erzählten Kämpfe mit der Armee der Erlösermönche und deren Feinde werden blutig und im Details beschrieben. Auch wenn sich die Haupthandlung sehr mit Thomas Cale beschäftigt, so wäre es für den Roman besser gewesen, wenn Cale seine Handlungen aus seiner ganz persönlichen Perspektive geschildert hätte. Ansonsten begreift man es viel zu spät, worauf Cale eigentlich drauf abzielt. Der Leser ist doch sehr verwundert, dass er sich scheinbar seinem Schicksal ohne Gegenwehr ausliefert.

Das Tempo ist sehr gedrosselt, erst gegen Ende hin überschlagen sich die Ereignisse und Handlungen greifen ineinander ein. Viel zu viel Wert legte der Autor auf den Beschreibungen der kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Erlösermönchen. Im Nachwort erklärt Paul Hoffman das viel aus historischen Schlachten übernommen hat. Auch bei einigen Zitaten basieren seine Dialoge aus längsten vergangenen Epochen. Militärische Grundtaktiken und Strategien deren sich Cale bedient findet man ebenso in der historischen Geschichte wieder.


Fazit

Der Roman ist wie eine brennende Lunte an einem Pulverfass, und das wird mit großer Wahrscheinlichkeit im letzten und dritten Band hochgehen. Zu lange haben die Erlösermönche mit Gewalt und Tyrannei ihre Religion durchsetzen wollen, und wie man schon aus unserer Vergangenheit gelernt hat - bisher ist jedes Imperium den Bach runtergegangen.

Enttäuschend empfand ich die Entwicklung einzelner Charaktere, allen voran leider Thomas Cale. Erst am Ende ist Cale förmlich mit sich am Ende. Dramaturgisch gesehen, wäre es für die Handlung positiver gewesen, wenn dies eher geschehen wäre. Die Spannung ist konstant niedrig im Gegensatz zum ersten Teil damit längst nicht so hoch wie erwartet.

Bevor der Leser zu dem Roman „Die letzten Gerechten“ greift, sollte man unbedingt den ersten Teil: „Die linke Hand Gottes“ gelesen haben, sonst kann der Leser kaum jeden Schritt der Protagonisten folgen. Insgesamt ein durchschnittlicher Fantasy-Roman, der nicht den Erwartungen entspricht, aber am Ende doch vieles wieder positiv darstellt und damit noch mehr Interesse an den dritten Teil weckt.

Ich freue mich auf jeden Fall auf den dritten Teil, der wahrscheinlich ein Feuerwerk an Emotionen und Dramatik wird.

Michael Sterzik


Autor

Paul Hoffman hat nach seinem Anglistik-Studium in über zwanzig verschiedenen Berufen gearbeitet, unter anderem als Buchmacher, Kurierfahrer, Lehrer und als Gutachter für den Britisch Board of Film. Teile seines ersten Romans „The Wisdom of Crocodiles” wurden mit Jude Law verfilmt. Als Drehbuchautor hat er neben vielen anderen mit Francis Ford Coppola gearbeitet. „Die letzten Gerechten” ist der zweite Teil seiner Trilogie.

Broschiert: 480 Seiten
Verlag: Goldmann Verlag (25. Juli 2011)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3442312566
ISBN-13: 978-3442312566
Originaltitel: The Last Four Things

Die Trilogie

Band 1: Die linke Hand Gottes
Band 2: Die letzten Gerechten
Band 3: -geplant-







Freitag, 19. August 2011

Ancient Blades - Die Metropole der Diebe



Ancient Blades – Die Metropole der Diebe (David Chandler)

Die freie Stadt Ness ist eine beeindruckende Metropole. Der noch junge, aber sehr talentierte und ausgefuchste Malden ist nur einer der Diebe, die Tag und Nacht ihr flinkes Handwerk in den Straßen und auf den Dächern der Stadt ausüben. Malden gehört keiner Gilde an, keiner Vereinigung von Dieben und arbeitet auf eigene Faust. Der junge Mann weiß um die Gefahren seiner Zunft, aber dem ehemaligen Waisenkind bleiben nicht viele Alternativen zum Überleben.

Doch so „frei“ er sich auch fühlt, schon längst hat Malden die Aufmerksamkeit von Cutbill, dem Meister der Diebesgilde von Ness auf sich gezogen. Und Cutbill macht dem jungen Dieb ein Angebot, dass ihm ganz neue Perspektiven präsentiert, ihm aber auch einige Einschränkungen bescheren würde. Malden soll sich den Regeln der Diebesgilde unterwerfen und von seiner Beute einen nicht gerade geringen Anteil an Cutbill abtreten. Dafür genießt er den umfassenden Schutz der Gilde und hat Zugriff auf Pläne, Beziehungen und wertvolle Hilfsmittel, die ihn das Leben als Dieb erleichtern.

Malden fühlt sich geschmeichelt, er wägt das Angebot ab und geht auf Cutbills Angebot ein. Mit dem Schutz der Gilde im Rücken träumt er davon, sich eine Existenz aufzubauen, um eines Tages „frei“ zu sein, sodass er die Stadt Ness verlassen kann und nicht sofort jenseits der Stadtbefestigung als Feldsklave aufgegriffen und verkauft zu werden.

Doch die erste Hürde die Malden nehmen muss, ist sich den Rang eines Gesellen zu verdienen. Dafür muss er seine Aufnahmegebühr entrichten, die absurd hoch ist. Als Malden am nächsten Tag auf dem Marktplatz von Ness versucht ein paar Geldbeutel von reichen Kaufmännern zu stehlen, wird er um ein Haar gefasst und auf der Flucht begegnet er einen geheimnisvollen Mann, den Schwertkämpfer Bikker und der Magierin Cythera. Beide beauftragen den jungen Dieb mit einem riskanten Diebstahl, dessen Konsequenzen er in keinem Moment wirklich abschätzen kann. Er soll für die geheimnisvolle und schöne Cythera die goldene Krone des Burggrafen stehlen.

Dem talentierten Dieb gelingt dieses Husarenstück, doch der Preis ist hoch. Natürlich wird der Diebstahl entdeckt und der Burggraf verdächtigt alleine der Logik wegen, die Gilde der Diebe um Meister Cutbill. Dessen geheimer Schlupfwinkel wird von den Männern des Grafen infiltriert und alle Diebe, die sich vor Ort befinden, werden getötet. Malden kann sich mithilfe des Gildenmeisters Cutbill verstecken, und belauscht das Gespräch zwischen dem Meister der Diebesgilde und dem Vogt, der um jeden Preis wissen möchte, wer die Krone gestohlen hat und wo sie sich derzeit befindet.

Cutbill verrät Malden nicht, droht ihn aber das, wenn er den Tod findet, auch Malden, der nächste sein wird. Verzweifelt und verängstigt zieht sich Malden nun gezwungen die Krone ein zweites Mal zu stehlen. Doch diesmal ist die Gefahr um ein Vielfaches größer: Die Krone befindet sich nun im persönlichen Besitz des mächtigsten Magiers, den man kennt – Hazoth – uralt, grausam, eiskalt und mit Sicherheit ein tödlicher Gegner.

Viele Verbündete bleiben Malden nicht. Ihm stehen zur Seite, der verfluchte und zudem tote Kartenspieler Kemper, der edle Ritter Sir Croy der Cythera liebt und zudem ihre Mutter aus Hazoths Fängen befreien möchte. Ein Trio, das es mit dunkler Magie und einer ganzen Stadt aufnehmen muss ...


Kritik

„Ancient Blades - Die Metropole der Diebe“ aus der Feder von David Chandler hält, was der Buchrücken verspricht.

David Chandler lässt sich Zeit, erzählt geschickt und sehr ausführlich seine Einleitung. Im Detail stellt er die Stadt Ness vor und präsentiert dem Leser, nach und nach die Protagonisten der Geschichte. Dadurch entsteht schon in den ersten Kapiteln eine ungemein dichte Atmosphäre, mit sehr vielfältig ausgeprägten Charakteren, Nebengeschichten und Konflikten. Alleine schon die Vorbereitungen der ersten Diebestat und die Ausführung beobachtet der Leser mit gespanntem Interesse. Das Tempo der Handlung ist gedrosselt, aber das macht David Chandler so anpassungsfähig, dass die Spannung und Neugier anhaltend bleibt und die Handlung bis zum Ende hin begleitet. Dass die Handlung vorhersehbar ist und der Leser ahnt, dass Malden auch aus noch so jeder auswegloser Situation ein Schlupfloch findet, entschuldigt man gerne. Hier ist der Weg das Ziel, und jeder Zufall, oder schlichtes Glück, das Dieb hat, erscheint gar nicht als Klischee sondern wirkt faszinierend. Es gibt halt immer besagten Plan B.

Dadurch, dass die Charaktere so bunt und vor allem unterschiedlich sind, bleibt noch viel Platz für ein paar kleinere Nebengeschichten, die hervorragend platziert sind. Welche Macht und Einfluss hat der alte Zauberer Hazoth und warum bindet er sich Chythera und ihre Mutter an sich? Auch die Krone formiert sich zu einem Rätsel und bis zum Schluss bleibt die Identität des mysteriösen Auftraggebers verborgen.
David Chandlers Welt - Die Metropole der Diebe - ist eine facettenreiche Welt, in der es neben den bekannten Figuren eine Vielzahl von Rassen wie Zwerge, Elben, Dämonen und Oger gibt. Nicht alle kommen hier zum Zuge, doch lassen wir uns doch überraschen, wer uns im zweiten Teil - schon im Frühjahr 2012 - begegnen wird.
Es gibt immer wieder actionreiche Momentaufnahmen, ebenso auch dramatische und man schleicht gerne mit dem Dieb Malden durch Gänge, über Dächer und Straßen.
Der Zauber dieser wunderbaren Geschichte und das wirklich interessante neben der Handlung sind die Charaktere in „Ancient Blades“. David Chandler gibt seinen „Helden“ soviel an Charisma und Geheimnissen mit, dass es eine wahre Freude ist und die Neugier noch lange nicht befriedigt ist. Auch nicht, wenn man das Buch beendet hat.
Malden ist uneingeschränkt die Hauptfigur, aber widmen wir uns doch den Nebenfiguren. Allen voran Sir Croy, einem wirklichen Ritter, der in seiner eigenen, sehr verklärten Märchenwelt lebt und ständig seine Ideale ausleben möchte. Sehr zum Spaß von Malden und Kemper, allerdings gleichviel zum Leid von Cythera die versucht ihn immer von seiner Naivität zu heilen. Hier gibt es herrliche Dialoge zwischen den beiden.

Auch Kemper, der verfluchte und tote Dieb und Kartenspieler weiß zu unterhalten. Und der Zwerg Slag, der Malden bei seiner Ausrüstung behilflich ist, ist so herrlich mürrisch und typisch „zwergisch“, dass er hervorragend ins Bild passt.
Genauso sympathisch, wie diese Figuren sind, so reizvoll sind auch der Magier Hazoth, der Vogt und auch der Burggraf und nicht zuletzt der Schwertkämpfer Bikker.
Der Titel des Buches „Ancient Blades“ erklärt sich dem Leser erst recht spät. Allerdings auch hier ist David Chandler ein Fuchs, denn die Ancient Blades - sind sieben Ritter, die mit magischen Schwertern ausgerüstet gegen Dämonen gekämpft haben. Zwei dieser geheimnisvollen Schwerter tauchen in „Die Metropole der Diebe“ auf, doch welche Magie verbirgt sich in den anderen, verschollenen fünf Schwertern und vor allem, wer führt diese?

Fazit

„Ancient Blades - Die Metropole der Diebe“ ist ein sehr zu empfehlendes Buch aus dem Genre Fantasy. Hier überzeugt uns die Spannung, eine abwechslungsreiche Handlung, sehr guten Charakteren, die das Lesen zu einem wahren Vergnügen machen.
Wer Brent Weeks und Peter V. Brett gelesen hat, wird sich in diesem Roman gleich zu Hause fühlen.
Ein brillanter Roman und der Leser kann sich auf die Fortsetzung „Das Grab der Elfen“ freuen, dass im Frühjahr 2012 im Verlag Piper erscheinen wird.
„Ancient Blades - Die Metropole der Diebe“ ist uneingeschränkt empfehlenswert.

Autor

David Chandler wurde in Pittsburgh, Pennsylvania, geboren und lebt in New York. Nachdem er für die Vereinten Nationen arbeitete, schreibt er heute phantastische Romane. Nach »Die Metropole der Diebe« führt er mit »Das Grab der Elfen« seine High-Fantasy-Reihe »Ancient Blades« fort.

Taschenbuch: 496 Seiten
Verlag: Piper Taschenbuch (Juli 2011)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3492267548
ISBN-13: 978-3492267540
Originaltitel: Den of Thieves

Ancient Blades
Band 1: Die Metropole der Diebe
Band 2: Das Grab der Elfen (April 2012)
Band 3: Honor Among Thieves (Noch ohne dt. Titel)







Sonntag, 8. Mai 2011

[Rezension]Der Novize des Assassinen (Nick Lake)




Vampire tummeln sich seit einigen Jahren munter durch die fantastische Belletristik. Die Fürsten der Dunkelheit beißen und kämpfen sich flugs durch alle Zeitzonen. Mal sind die Blutsauger in der Ausbildung, manchmal mimen sie den versnobten Gentleman, und genauso oft haben sie alle „Menschlichkeit“ verloren und vegetieren wie Tiere inmitten einer fast untergegangen Zivilisation.

Der britische Autor Nike Lake hat die wunderbare und sogar logische Idee, seine Vampire ins alte Japan des 16. Jahrhunderts zu katapultieren. Inmitten in einem Kampf um das Amt des Shogun, muss ein junger Mann den Weg des Schwertes nehmen, allerdings nicht als ehrwürdiger und edler Samurai, sondern als Schattenkrieger, als Ninja.

Inhalt

Taro, der Sohn einer einfachen Taucherin und einem armen Fischer lebt in einem Dorf, einem kleinen Provinznest an der Küste Japans. Er und sein Jugendfreund Hiro träumen von einem anderen Leben, einem Leben als Samurai, der pflichtbewusst Abenteuer erlebt und für die Ehre und Mut zum alltäglichen Leben gehören.

Viel hat Taro von der Welt noch nicht kennengelernt. Zwar weiß er das es zu bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen zwischen den Fürsten gekommen ist, die allesamt das Amt des Shogun anstreben. Doch außer den Flüchtlingen aus dem Landesinneren hatte er noch keinen Kontakt. Natürlich gibt es einige Legenden z. B. um Vampire oder Ninjas, die lautlos und kaltblütig töten, doch Taro träumt weiterhin von einem ehrenhaften Leben, das ihn aus seinem einfachen Leben trägt.

Dass Schmerz, Verlust und Blut ebenso zu einem realen Abenteuer gehören können, erweist sich urplötzlich für den Jungen. In der Nacht überfallen ganz in Schwarz gekleidete Männer das Dorf und schlagen Taros ohnehin bettlägerigen und schwerkranken Vater, den Kopf ab. Ninja – die lautlosen und tödlichen Schattenkrieger sind nun keine Legende mehr, sondern sind zu einer tödlichen Bedrohung für ihn und seine Mutter geworden. Noch verwirrender wird es, als ein Ninja einen anderen tötet, um Taro zu retten. Der geheimnisvolle Attentäter und Retter gibt Taro und seiner Mutter Anweisungen, doch bei dem Versuch zu fliehen, wird Taro durch einen anderen Ninja tödlich verletzt, als dieser sein Schwert durch Taro stößt.

Der freundlich gesinnte Ninja lässt Taro sein Blut trinken, und verwandelt ihn dadurch zu einem Vampir. Taro hat keine wirkliche Alternative und wird nun ein Leben führen müssen, das ihn durch die Schatten führt. Zusammen mit seinem Jugendfreund Hiro folgt Taro seinen mysteriösen Retter und wird so zu einem Novizen des Assassinen. Auf dem Weg in das Dorf des Ninja, wird Taro in seine Ausbildung als Ninja eingeführt, und seine neuen Fähigkeiten als Vampir lassen ihn frösteln. Doch mit seinen neuen Kräften und Fähigkeiten will er Rache für den Tod seines Vaters. Warum möchte ein mächtiger Fürst, dass er stirbt?! Warum scheint es so, dass Taro eine so wichtige und tragende Rolle in der Politik und um die Macht im Staate spielt?

Taro und Hiro werden ausgebildet im Schwerkampf und in weiteren Künsten der Ninja. Im Laufe der Reise verlieren die beiden jungen Männer ihren Idealismus und sehen mit eigenen Augen wie grausam Samurai sein können. Ein Menschenleben ist für sie nicht von Wert und Ehre und Würde, nur leere Worthülsen.

Als Taro sich bereit fühlt, seinem Schicksal zu begegnen nimmt seine Rache den Weg des Schwertes ...


Kritik


Vampire und Ninja sind Geschöpfe der Nacht, die immer im Schatten leben, lieben und kämpfen müssen. Romantik und Gewalt spielen hier ebenso eine tragende Rolle, wie die Aura des Außergewöhnlichen. Unmenschliche Kräfte und Fähigkeiten, die man zwar erlernen kann, aber die ins Reich der Legenden gehören, finden in dem vorliegenden Buch „Der Novize des Assassinen“ von Nick Lake eine breite Bühne.

Nick Lakes Idee Vampire und Ninjas miteinander zu kombinieren ist ebenso fantastisch wie auch logisch! Verwunderlich, dass Nick Lake hier ein Geschöpf kreiert hat, dass bestimmt in anderen Romanen, nicht nur des Autors, wiederzufinden sein wird. Doch „Der Novize des Assassinen“ ist kein seichter und einfallsloser Vampirroman, sondern ein flotter und sehr, sehr spannender Roman.

Nicht nur spannend, weil hier auch die Action nicht zu kurz kommt, sondern gerade weil es der Autor auch gekonnt versteht, das feudale Japan realistisch zu erklären. Zwar gibt es natürlich Klischees der sich Nick Lake bedient, an denen kommt man scheinbar nicht vorbei, wenn man über Vampire schreibt. Doch sind es nur Nebenschauplätze und Geschichten, die er hier aufgreift. Der Kampf um die alleinige Macht als Shogun erinnern den Leser sehr wohl, dass hier der Roman von James Clavell  - „Shogun“ – Pate stand. Dass der großartige und auch verfilmte Roman, hier den Autor inspirierte, gibt der Autor im Nachwort selbst zu, doch „Der Novize des Assassinen“ ist bei Weitem kein seelenloses Plagiat.

Das Mentor/Schüler-Verhalten ist nichts Neues, ebenso das Schicksal der Protagonisten, doch Überraschungen tauchen hier ebenso auf, wie wirklich gekonnte und fesselnde Dramatik. Taros Verwandlung in einem Vampir, ist mehr eine Transformation, eine Entwicklung, die ihn manchmal auch überrennt. Es wird in den nächsten beiden Romanen spannend, wie sich die Persönlichkeit von Taro wandeln und entwickeln wird. Wird er seine Menschlichkeit bewahren können, oder wird er als Schattenkrieger und Vampir seine Eigenschaften für das „Böse“ einsetzen?! Eine gewisse Prophezeiung über das Schicksal von Taro lässt tief blicken, doch der Weg dahin ist anscheinend das Ziel dieser Trilogie.

Nicks Lake Originalität und seinTalent ist in diesem Debütroman augenscheinlich überzeugend. Neben den oftmals blutigen Szenen, gibt es fabelhafte Dialoge, die den Leser immer wieder aufzeigen und vor Augen halten, dass das „Böse“ immer in der individuellen Perspektive des Betrachters liegt.

Die Charaktere im Roman wirken so, als würden sich deren Potenzial in den weiteren Romanen entwickeln wollen. Sein treuer Jugendfreund Hiro könnte zur Schlüsselgestalt werden und die Frauen, z. B. die Tochter des Fürsten der Taro töten möchte, bleibt immer ein wenig zögerlich.

Die Würfel sind gefallen, und auch wenn der Showdown nicht wirklich überraschte, wird der es spannend und interessant sein, zu sehen, welchen Weg er nun gehen würde.

Von Japan und seinem traditionellen Kastensystem erfährt der Leser sehr viel, ebenso von Waffengattungen und einer Politik, die bis weit über das 16. Jahrhundert hinaus fortbestand. Vieles erklärt der Autor noch in einem umfassenden Glossar, was das schon ohnehin perfekte Bild, noch runder macht.


Fazit


„Der Novize des Assassinen“ von Nick Lake ist ein überzeugender Roman zwischen Fantasy und dem historischen Genre. Spannend, geheimnisvoll und mit gut partitionierter Action versehen, ist das Debüt absolut zu empfehlen.

Charaktere und die Geschichte eines Landes mit Menschen, deren Leben wir Europäer nur schwerlich nachvollziehen können, entwickeln sich mit der Geschichte im Laufschritt kontinuierlich weiter. Wir dürfen gespannt sein, ob auch im nächsten Band – „Das Blut des Assassinen“ von Nick Lake das im Dezember 2011 erscheinen wird, eher die Schwerter oder die spitzen nach Blut verlangenden Zähne aufblitzen werden. Die Spannung im ersten Band ist ein Garant für fabelhaftes Lesevergnügen.

Hier wird gekämpft. Mit Zähnen und Schwertern, Intrigen gesponnen und Rache und Ehre werden Opfer folgen lassen. Absolut zu empfehlen.


Autor


Nick Lake ist Jugendbuch-Lektor bei HarperCollins mit einem Oxford-Abschluss in Englisch. Er lebt mit seiner Frau in Oxfordshire.


Die Trilogie

Band 1: Der Novize des Assassinen
Band 2: Das Blut des Assassinen
Band 3: -geplant-


ISBN 9783442267828
Flexibler Einband, 448 Seiten,
Science-Fiction & Fantasy
Original: "Blood Ninja