Das Buch der Sünden – Axel S. Meyer
Nach dem Tode Karls des Großen war das Fränkische Reich durch die Aufteilung an seine Nachkommen, eine unruhige Region die durch Streitigkeiten untereinander, ihre Einigkeit und damit seine Stärke schnell verlor. Dänische Wikinger sahen hier ihre große Chance auf Raubfahrten zu gehen und überfielen immer wieder die Küstenstädte. Mit zahlreichen und gut organisierten Kriegsflotten verbreiteten die Nordmänner Angst und Schrecken. Insbesondere das Westfrankenreich war ihr Ziel, so das die Wikinger im Jahr 845 mit brutaler Gewalt an die Tore der Stadt Paris klopften, bzw. sie gleich einschlugen wollten.
Axel S. Meyer hat mit seinem Debütroman „Das Buch der Sünden“ erschienen im Rowohlt Verlag, einen spannenden und soliden Historischen Roman geschrieben.
Inhalt
Für den jungen Odo wird der Angriff der Wikinger auf die Seineinsel eine Tragödie werden. Mit über 120 Drachenbooten und ca. 30000 Kriegern bahnen sich die nordischen Krieger einen Weg der nur Blut und Tod für die Bevölkerung der Stadt bedeutet. Die Nordmänner gierig nach Gold und Gewalt, kennen keine Gnade, schnell sind die Straßen übersät mit den Leichen von Erwachsenen wie auch Kindern. Die rauen Krieger plündern, vergewaltigen und morden wahllos, ganze Häuser stehen in Flammen und deren Bewohner können sich der Gewalt nicht erwehren.
Odo verliert an diesem Tag nicht nur seine wohlbehütete Kindheit, sondern muß auch mit ansehen wie sein Vater von dem Wikingerfürsten grausam getötet wird, seine Mutter wird nach ihrer Vergewaltigung und Schändung verschleppt. Nur Odo gelingt in seinem Versteck zu überleben.
Nun als Waise wird Odo in die Obhut eines Mönchs gegeben um den Weg Gottes zu gehen. Als 24 jähriger Mann hört er von einem anderen geistlichen, dass es in Sankt Gallen eine Schrift gibt die von einer Prophezeiung spricht in der die Welt er Heiden untergeht, sobald die sieben Todsünden gesühnt sind.
Odo wird besessen von dem Gedanken den Befehlen und den Willen Gottes folge zu leisten. Er sieht sich als Werkzeug Gottes und als er das Buch gewaltsam entwendet und fliehen muss, führt ihn sein Schicksal direkt in die gottlose Stadt der Wikinger Haithabu.
In Haithabu erlaubt der Dänische König den christlichen Mönchen den Bau einer Kirche und Odo erschleicht sich mit gefälschten Papieren das Amt das ihn eigentlich nicht zusteht, er sei beauftragt den Bau der Kirche zu beaufsichtigen und zu leiten.
Die christliche kleine Gemeinde ist eine Minderheit in der doch recht großen Stadt und auch geduldet, gibt es doch einige Schwierigkeiten für die Kuttenträger.
Nach den Kämpfen im Frankenreich, giert es die Wikinger nach mehr Land, Sklaven und Geld und so wird geplant, dass eine große Flotte in das Reich der Angelsachsen reisen soll um dort auf Raubzug zu gehen.
Odo der zwischen den dänischen Bürgern lebt, und noch immer besessen von seiner Aufgabe und dem Buch der Sünden ist, wird zum Serienmörder. Nach und nach ermordet er grausam seine Opfer und verstümmelt sie, nur um sie zur Schau zu stellen...
Kritik
„Das Buch der Sünden“ von Axel S. Meyer ist sein erster Roman. Als Redakteur und Reporter der Ostsee-Zeitung in Rostock versteht es der Autor seine Gedanken zu Papier zu bringen um eine spannende und vielseitige Geschichte zu erzählen.
Interessant ist es, dass die Handlung hauptsächlich in der Wikingerstadt Haithabu spielt und somit den Leser die Gelegenheit gibt, die heidnischen, aber nicht unzivilisierten Wikinger zu beobachten. Die Krieger aus dem Norden, werden hier nicht nur als rauflustige und blutrünstige Menschen beschrieben, sondern auch als Händler, Schmied usw. Die Perspektive ist also damit vielseitiger und schaut hinter die Kulissen von Menschen, deren Zivilisation und deren Glauben, gemessen an dem christlichen, noch eine ganze andere Welt ist.
Es gibt in „Das Buch der Sünden“ zwei Erzählstränge die immer wieder miteinander verstrickt werden. Der besessene und wahnsinnige Odo, der meint Gottes Werk zu dienen und sich in seinem Irrsinn auf die Seite des „Bösen“ hoffnungslos verirrt hat.
Sein Charakter ist recht eindimensional und schlicht und ergreifend „böse“, auch wenn er nur durch seine traumatischen Erlebnisse erkrankt ist. Sein Antrieb ist durchdrungen von Radikalismus, ohne hinter den „heidischen“ Bürgern, den Menschen als solches zu erkennen.
Ganz anders dagegen agiert Helgi, ein junger Däne mit dunklem Haar, dessen Vater ein angesehener Waffenschmied ist. Helgi wirkt unruhig, und nicht selten bereitet er seiner Mutter und seinem Vater Kopfzerbrechen. Als er dann noch die junge Sklavin Rúna kennenlernt, die einem Konkurrenten seines Vaters gehört, ist es um den jungen Mann geschehen. Das Liebe blind macht, wenigstens vorübergehend, stellt Helgi sehr schnell fest und immer mehr verstrickt er sich in Schwierigkeiten.
Als ein Wettbewerb unter den Schmieden stattfindet, um zu beweisen, wer es würdige ist für den kommenden Feldzug die Waffen herzustellen, eskaliert die Situation.
Der Part um Helgi und seine Rúna ist der interessanteste von den beiden. Nicht nur das hier mehr über die „nordische“ Welt erklärt wird, auch das Schicksal der beiden Menschen ist abwechslungsreich geschildert, und lässt erahnen das die Sklavin in ihrem Land eine höhergestellte Persönlichkeit gewesen sein dürfte.
Streckenweise zieht sich die Handlung ein wenig dahin und manche Kapitel wirken als „Füller“ zwischen den einzelnen, spannenden Szenen. Doch immer gibt es Momenten deren Stimmung der Autor gut beschrieben hat, gleichwohl ob es sich hier um eine actionreiche Szene oder eine gefühlsbetonte, sensible handelt. Der Leser erfährt übrigens recht viel von der Welt der Wikinger, ihren Glauben und ihrer Motivation auf Raubzüge zu gehen.
Dass die Wikinger furchtlose Krieger waren, die den Tod auf dem Schlachtfeld, dem im eigenen Bett vorzogen ist bekannt und auch oftmals im Roman betont.
Sympathisch und allen damit voran ist die Figur des Helgi, der zwar oft den Kopf verliert und dumme Sachen anstellt, aber einsichtig und vor allem liebenswert menschlich reagiert.
Historisch korrekt beschreibt der Autor Alltagssituationen in Haithabu und spiegelt so ein interessanten und lehrreiches Bild der damaligen Epoche wieder. Noch heute kann man und das erklärt der Autor im Nachwort, dort die Wälle, und teilweise die Grundrisse der ehemaligen Siedlung sehen.
Fazit
Alles in allem, ist der Roman „Das Buch der Sünden“ ein vielversprechender Debütroman der den Leser überzeugen wird. Er weckt das Interesse an die Zeit der räuberischen Wikinger, die aber noch viel mehr waren, als rücksichtslose Draufgänger.
Die Charakterzeichnung ist lobenswert, die Spannung weitgehend gegeben und die Atmosphäre, gerade der Part um Helgi und seiner Liebe zu Rúna eindrucksvoll.
Auch wenn der Roman in sich abgeschlossen ist, so wünsche ich mir doch eine Fortsetzung um Helgi, denn die Raubzüge der „wilden Männer,“ gen England haben doch gerade erst begonnen. Das Potential ist noch lange nicht ausgeschöpft.
Ein sehr empfehlenswerter Roman um „Helgi und die starken Männer“.
Michael Sterzik
1 Kommentar:
Hallo,
also ob das wirklich "und soliden Historischen Roman geschrieben." mag ich
irgendwie nicht glauben.
Alleine "die gottlose Stadt der Wikinger Haithabu" und dann doch der Bau einer Kirche? In einer gottlosen Stadt?
Abgesehen davon das wohl nicht alle "Wikinger" Heiden waren. Birka wäre da als Stadt wohl die bessere Wahl gewesen.
Nun, ich werde das Buch mal lesen und sehen, ob das wirklich an Haithabu herankommen kann, von den Fakten her.
Aber habe da doch meine Zweifel.
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