Samstag, 10. März 2012

Das Ende - Steve Alten


Das Ende (Steve Alten)

Der schwarze Tod, die Pest forderte im Mittelalter in zahlreiche Ländern Europas Millionen von Opfern. Ganze Dörfer und Gemeinden, sowie auch größere Metropolen fielen der Seuche zum Opfer. Der Pandemie war nicht schnell beizukommen, zu schnell und auch über Nationen hinweg verbreitete sich die Epidemie. Durch die oftmals katastrophalen hygienischen Bedingungen wurden die Ärzte, die zwar die Verursacher kannten, nicht Herr über diese Krankheit.

Kaum eine andere Krankheit prägte uns die Hilflosigkeit bei einer solchen Pandemie so tief ins Bewusstsein wie der schwarze Tod. Erschreckend ist hier dabei die Vorstellung, dass man die Pesterreger als biologische Waffe einsetzen könnte. Nebst Marburg- oder Ebola Viren gehören diese zu den prädestinierten Kampfstoffen, die eingesetzt werden könnten. Dass in den Forschungslaboren konkrete und gefährliche Experimente durchgeführt werden, ist längst unbestritten. Ebenso ist dieses Thema, diese Gefahr, von in vielen Romanen und Verfilmungen aufgegriffen.

Der amerikanische Autor Steve Alten lässt in seinem neuesten Titel: „Das Ende“ die Pest auf die Millionenstadt Manhattan los.


Klappentext (Verlagsinfo)

Vor 666 Jahren suchte der Schwarze Tod Europa heim. Jetzt ist die Pest, die einst die Hälfte der Weltbevölkerung dahinraffte, zurück. Als gentechnisch veränderte Biowaffe wird sie von einer religiösen Fanatikerin im Herzen Manhattans freigesetzt. Es scheint unmöglich, die Seuche aufzuhalten, und so wird die Millionenstadt hermetisch abgeriegelt und unter Quarantäne gestellt. Der traumatisierte Kriegsveteran Patrick Shepherd, der im Irak seinen Arm verloren hat, befindet sich gerade in einem Krankenhaus in Manhattan, als das Chaos ausbricht. Auf der Suche nach seiner Familie begibt er sich auf eine Odyssee durch die von Gewalt und Tod heimgesuchte Metropole. Während seiner Reise kann er nicht nur neue Verbündete gewinnen, sondern muss sich auch seinen persönlichen Dämonen stellen.


Kritik

„Das Ende“ ist weniger ein Endzeitthriller. Von diesem Thema einmal abgesehen, ist der 21.12.2012 geradezu ein Türöffner für Autoren, die sich spekulativ über den nahenden Weltuntergang beschäftigen. Das der Autor in Anlehnung seiner früheren Romane auch dieses Datum mit einsetzt ist also nicht weiter verwunderlich.

Wer vermutet, dass „Das Ende“ ein Katastrophenthriller ist, wird nach wenigen Seiten verwundert feststellen müssen, dass es weniger mit einer künstlich geschaffenen Pandemie zu tun hat, als einem ziemlich verklärten mystisch-religiösen Roman. Die Idee, einen Krankheitserreger in unserer schnelllebigen Zivilisation, in der es zeitlich und räumlich keine Grenzen der Verbreitung gibt, einzubauen ist nichts originelles Neues.

Der Schauplatz als Ausbreitung dieser Krankheit ist schlau aber sehr simpel gewählt. Manhattan, eine Insel, die man hermetisch abriegeln kann und wenn es sein muss, auch systematisch zerstören könnte. Dass hier die Pest ausbricht und Hunderttausende von Menschen tötet, ist zwar realistisch, nicht aber das die Krankheit binnen Stunden aus der Stadt aufs Festland verbreitet werden kann. Dies ist nur ein logischer Fehler, den man hier schnell entdeckt, dicht gefolgt von einigen mehr.

Steve Altens Charaktere sind blass konzipiert und so zerrissen, dass man sie schwerlich begreifen oder sie einzuordnen vermag. Hinzu kommen die wilden Handlungssprünge innerhalb der Haupt- und Nebenhandlungen, denen man nur schwer folgen kann. Eine Orientierung wird dann auch nicht leichter, wenn der Autor pseudo-religiöse Thematik aufgreift und selbst Gott eine Hauptrolle spielen lässt. Dass dieser dann, mit einem Hauptcharakter eine symbolische Partnerschaft eingeht, ihn quasi an die Hand nimmt und ihm zeigt, wie wichtig die persönliche Entwicklung einer Seele ist, driftet dann manchmal sehr ins Lächerliche ab. Stichworte wie Reinkarnation, Satan, Gott, Arche Noah, freier Wille und Seelengefährte lenken dann schnell von den Schrecken einer Pandemie ab.

Steve Alten schildert dann „Dantes Hölle“ sehr reell. Die Ausbreitung der Pest, dass Chaos und die Anarchie die hierdurch entsteht und viele menschliche Tragödien. All dieses aber vor dem Hintergrund religiöser Grundideen. Selbst der Tod - dargestellt als Skelet mit Umhang und Sense manifestiert er als tatsächliche Gestalt. Völlig verwirrend und verstörend wird es dann, als politische Ideologien mit dem 11. September 2001 und terroristische Anschläge, sowie Amerikas politische- und militärische Rolle vom Autor interpretiert werden.

Dass die eigentliche Hauptrolle dann ein an Körper und Seele verletzter Soldat ist, der nach seiner Frau und Tochter sucht, ist recht patriotisch und passt ins amerikanische Bild.

In seiner Vorbemerkung bezeichnet Steve Alten „Das Ende“ als einen spirituellen Roman und damit entgegen der Erwartungshaltung einer Vielzahl von Lesern. Das bei aller Philosophie, die Spannung dieses Thrillers dann auf der Strecke bleibt, als wäre sie gegen eine Mauer geprallt, ist ausgesprochen traurig. Ohne die religiöse und philosophische Thematik hätte dieser Thriller ausgesprochen spannend und vielseitig können. Wenn der Autor z. B. den Pandemieverlauf im Mittelalter parallel zur aktuellen Handlung mit eingebaut hätte, z. B. historische Personen oder Situationen implementiert hätte, so wäre es allemal interessanter und origineller gewesen.

Auch das Ende oder sagen wir der Ausklang des Romans ist enttäuschend. Viele Fragen werden nicht mehr beantwortet, von vielen Charakteren liest man gar nichts mehr und der spirituelle Geist, den die Geschichte haben soll, zeigt sich ebenso wenig.


Fazit

„Das Ende „ von Steve Alten findet zum Glück ein Ende. Es hätte ein brillanter und höchst spannender Roman werden können, allerdings verrennt sich der Autor in vielen okkulten und pseudo-philosophischen Perspektiven, die so gar nicht miteinander kombinierbar sind.

Der Story von „Das Ende“ fehlt die Seele und der Charakter eines Buches, aus dem Genre Thriller völlig. Es ist vielmehr eine Expedition ins Ungewisse und führt ins Nichts.

Für mich insgesamt ein absolut überflüssiges und unbefriedigendes Buch.

Über den Autor

Steve Alten wurde in Philadelphia geboren. Der Sportmediziner und Hobby-Paläontologe wurde mit seinem Debütroman "Meg - Die Angst aus der Tiefe" praktisch über Nacht zum Bestsellerautor. Steve Alten lebt mit seiner Frau und drei Kindern in BocaRaton, Florida. 

Michael Sterzik


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