Das
Ende (Steve Alten)
Der
schwarze Tod, die Pest forderte im Mittelalter in zahlreiche Ländern Europas
Millionen von Opfern. Ganze Dörfer und Gemeinden, sowie auch größere Metropolen
fielen der Seuche zum Opfer. Der Pandemie war nicht schnell beizukommen, zu
schnell und auch über Nationen hinweg verbreitete sich die Epidemie. Durch die
oftmals katastrophalen hygienischen Bedingungen wurden die Ärzte, die zwar die
Verursacher kannten, nicht Herr über diese Krankheit.
Kaum
eine andere Krankheit prägte uns die Hilflosigkeit bei einer solchen Pandemie
so tief ins Bewusstsein wie der schwarze Tod. Erschreckend ist hier dabei die Vorstellung,
dass man die Pesterreger als biologische Waffe einsetzen könnte. Nebst Marburg-
oder Ebola Viren gehören diese zu den prädestinierten Kampfstoffen, die
eingesetzt werden könnten. Dass in den Forschungslaboren konkrete und
gefährliche Experimente durchgeführt werden, ist längst unbestritten. Ebenso
ist dieses Thema, diese Gefahr, von in vielen Romanen und Verfilmungen
aufgegriffen.
Der amerikanische Autor
Steve Alten lässt in seinem neuesten Titel: „Das Ende“ die Pest auf die
Millionenstadt Manhattan los.
Klappentext
(Verlagsinfo)
Vor 666 Jahren suchte der
Schwarze Tod Europa heim. Jetzt ist die Pest, die einst die Hälfte der
Weltbevölkerung dahinraffte, zurück. Als gentechnisch veränderte Biowaffe wird
sie von einer religiösen Fanatikerin im Herzen Manhattans freigesetzt. Es
scheint unmöglich, die Seuche aufzuhalten, und so wird die Millionenstadt
hermetisch abgeriegelt und unter Quarantäne gestellt. Der traumatisierte
Kriegsveteran Patrick Shepherd, der im Irak seinen Arm verloren hat, befindet
sich gerade in einem Krankenhaus in Manhattan, als das Chaos ausbricht. Auf der
Suche nach seiner Familie begibt er sich auf eine Odyssee durch die von Gewalt
und Tod heimgesuchte Metropole. Während seiner Reise kann er nicht nur neue
Verbündete gewinnen, sondern muss sich auch seinen persönlichen Dämonen
stellen.
Kritik
„Das Ende“ ist weniger ein
Endzeitthriller. Von diesem Thema einmal abgesehen, ist der
21.12.2012 geradezu ein Türöffner für Autoren, die sich spekulativ über den
nahenden Weltuntergang beschäftigen. Das der Autor in Anlehnung seiner
früheren Romane auch dieses Datum mit einsetzt ist also nicht weiter
verwunderlich.
Wer
vermutet, dass „Das Ende“ ein Katastrophenthriller ist, wird nach wenigen
Seiten verwundert feststellen müssen, dass es weniger mit einer künstlich
geschaffenen Pandemie zu tun hat, als einem ziemlich verklärten
mystisch-religiösen Roman. Die Idee, einen Krankheitserreger in unserer
schnelllebigen Zivilisation, in der es zeitlich und räumlich keine Grenzen der
Verbreitung gibt, einzubauen ist nichts originelles Neues.
Der
Schauplatz als Ausbreitung dieser Krankheit ist schlau aber sehr simpel
gewählt. Manhattan, eine Insel, die man hermetisch abriegeln kann und wenn es
sein muss, auch systematisch zerstören könnte. Dass hier die Pest
ausbricht und Hunderttausende von Menschen tötet, ist zwar realistisch, nicht
aber das die Krankheit binnen Stunden aus der Stadt aufs Festland verbreitet
werden kann. Dies ist nur ein logischer Fehler, den man hier schnell
entdeckt, dicht gefolgt von einigen mehr.
Steve
Altens Charaktere sind blass konzipiert und so zerrissen, dass man sie
schwerlich begreifen oder sie einzuordnen vermag. Hinzu kommen die wilden
Handlungssprünge innerhalb der Haupt- und Nebenhandlungen, denen man nur schwer
folgen kann. Eine Orientierung wird dann auch nicht leichter, wenn der Autor
pseudo-religiöse Thematik aufgreift und selbst Gott eine Hauptrolle spielen
lässt. Dass dieser dann, mit einem Hauptcharakter eine symbolische
Partnerschaft eingeht, ihn quasi an die Hand nimmt und ihm zeigt, wie wichtig
die persönliche Entwicklung einer Seele ist, driftet dann manchmal sehr ins
Lächerliche ab. Stichworte wie Reinkarnation, Satan, Gott, Arche Noah, freier
Wille und Seelengefährte lenken dann schnell von den Schrecken einer Pandemie
ab.
Steve
Alten schildert dann „Dantes Hölle“ sehr reell. Die Ausbreitung der Pest, dass
Chaos und die Anarchie die hierdurch entsteht und viele menschliche Tragödien. All
dieses aber vor dem Hintergrund religiöser Grundideen. Selbst der Tod -
dargestellt als Skelet mit Umhang und Sense manifestiert er als tatsächliche
Gestalt. Völlig verwirrend und verstörend wird es dann, als politische
Ideologien mit dem 11. September 2001 und terroristische Anschläge, sowie
Amerikas politische- und militärische Rolle vom Autor interpretiert werden.
Dass
die eigentliche Hauptrolle dann ein an Körper und Seele verletzter Soldat ist,
der nach seiner Frau und Tochter sucht, ist recht patriotisch und passt ins
amerikanische Bild.
In
seiner Vorbemerkung bezeichnet Steve Alten „Das Ende“ als einen spirituellen
Roman und damit entgegen der Erwartungshaltung einer Vielzahl von Lesern. Das
bei aller Philosophie, die Spannung dieses Thrillers dann auf der Strecke
bleibt, als wäre sie gegen eine Mauer geprallt, ist ausgesprochen traurig. Ohne
die religiöse und philosophische Thematik hätte dieser Thriller ausgesprochen spannend
und vielseitig können. Wenn der Autor z. B. den Pandemieverlauf im
Mittelalter parallel zur aktuellen Handlung mit eingebaut hätte, z. B.
historische Personen oder Situationen implementiert hätte, so wäre es allemal
interessanter und origineller gewesen.
Auch das Ende oder sagen
wir der Ausklang des Romans ist enttäuschend. Viele Fragen werden nicht mehr
beantwortet, von vielen Charakteren liest man gar nichts mehr und der
spirituelle Geist, den die Geschichte haben soll, zeigt sich ebenso wenig.
Fazit
„Das
Ende „ von Steve Alten findet zum Glück ein Ende. Es hätte ein brillanter und
höchst spannender Roman werden können, allerdings verrennt sich der Autor in
vielen okkulten und pseudo-philosophischen Perspektiven, die so gar nicht
miteinander kombinierbar sind.
Der
Story von „Das Ende“ fehlt die Seele und der Charakter eines Buches, aus dem
Genre Thriller völlig. Es ist vielmehr eine Expedition ins Ungewisse und führt
ins Nichts.
Für
mich insgesamt ein absolut überflüssiges und unbefriedigendes Buch.
Über
den Autor
Steve Alten wurde in
Philadelphia geboren. Der Sportmediziner und Hobby-Paläontologe wurde mit
seinem Debütroman "Meg - Die Angst aus der Tiefe" praktisch über
Nacht zum Bestsellerautor. Steve Alten lebt mit seiner Frau und drei Kindern in
BocaRaton, Florida.
Michael Sterzik
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