Der rote Sarg (Sam Eastland)
Moskau 1939: Oberst Nagorski ist unter
mysteriösen Umständen ums Leben gekommen. Der Ingenieur war für Stalins
wichtigstes Projekt verantwortlich – den neuen, hochgeheimen Panzer T-34, von
Spöttern auch »der rote Sarg« genannt. Der Diktator glaubt an Sabotage und vermutet,
dass die »Weiße Gilde« Nagorski ermordet hat. Sonderermittler Pekkala erhält
den Auftrag, die Verschwörer aufzuspüren – eine lebensgefährliche Mission. Denn
niemand weiß, ob es die Gruppe überhaupt gibt. (Verlaginfo)
Kritik
Nach dem ersten Teil „Roter Zar“ von Sam
Eastland lässt der Autor erneut seinen Sonderermittler Pekkala in Russland auf
Verbrecherjagd gehen. In „Der Rote Sarg“ bekommt Pekkala direkt von Stalin den
Auftrag zu ermitteln, wer den Ingenieur Nagorski ermordet hat. Der rote und für
seinen Jähzorn bekannte Diktator vermutet nicht zu unrecht eine Reihe von
Verrätern, die das russische Militär indirekt bedrohen, hinter dem Mordanschlag
steckt.
Auch dieser zweite Band der Reihe spielt kurz
vor dem Zweiten Weltkrieg. Der Angriff der Deutschen auf Polen scheint
unmittelbar bevorzustehen und Mütterchen Russland befürchtet, trotz
verschiedener vertraglichen Nicht-Angriffs-Pakte in den Krieg einbezogen zu
werden. Das heißt für Stalin, mit aller Macht seinen Militärapparat
aufzurüsten. „Der Rote Sarg“ ein neu entwickelter Panzer soll den Deutschen auf
dem Schlachtfeld das Fürchten lernen, auch wenn dieser wie Pekkala schnell
feststellt noch unter diversen Kinderkrankheiten leidet, nicht in Produktion
gehen sollte. Damit ist eigentlich die grobe Handlung des vorliegenden Romans
schon erzählt.
Da Pekkala, ein russischer Agent mit der Lizenz
zum: Töten, Spionieren, Verhaften, Beschlagnahmen usw. ein durch und durch
feiner Kerl ist, gibt er sich, obwohl er den aufkommenden Stalinismus kritisch
sieht, dem System doch treu ergeben. Anders wie im ersten Teil erfährt der
Leser nicht viel Neues über die Hauptfigur. Im Grunde werden die wichtigsten
und dramatischsten Szenen seines Lebens noch einmal erzählt. Dies ist ein
relativ großer Kritikpunkt, wenn man sich die Entwicklung der Hauptfigur
anschaut. Seine persönlichen Gefühle, seine Emotionen und seine Gedanken
schaltet Sam Eastland leider förmlich total ab. Trotzdem besitzt „Der Rote
Sarg“ eine ganz eigene und interessante Atmosphäre. Die Spannung bleibt
konstant im guten Niveau, entwickelt sich aber auch nicht mit der Handlung weiter
fort.
Die Handlung wird dann interessant, wenn es zu
Rückblenden in die Zarenzeit kommt. Alleine das wäre es wert einen eigenständigen
Roman zu schreiben in der auch die Vergangenheit von Pekkala wieder mehr ins
Licht rückt. Diese Passagen sind so interessant und lebhaft erzählt, dass sie,
wenn man sie mit der eigentlichen Handlung vergleicht die Haupthandlung in den
Hintergrund zu drängen vermag.
Es gibt nicht viel neue Charaktere in der
Handlung, dafür allerdings ein paar mehr witzige Momente und ernste Dialoge mit
seinem Assistenten Kirow, dem deutlich mehr Platz gegeben wird. Die Zukunft von
Pekkala kurz vor dem Ausbruch des 2. Weltkrieges bleibt am Ende verschwommen, auch
wenn der Autor eine mögliche Aussicht auf das nächste Abenteuer des russischen
Sonderermittlers wirft.
Fazit
„Der Rote Sarg“ von Sam Eastland ist schwächer
als der erste Band der Reihe. Nach Möglichkeit sollte der Leser zu dem ersten
Band „Roter Zar“ greifen, da hier die Figur von Pekkala mehr analysiert und
dargestellt wird.
Nichtsdestotrotz gelingt dem Autor Sam Eastland
mit diesem Roman wieder ein guter, solider Thriller der hält, was er eben
verspricht. Er wird nicht langweilig oder schweift vom Thema ab. Der Autor
konzentriert sich ausschließlich auf die Perspektive des Ermittlers, dass mag
leider manchmal etwas eindimensional wirken.
Ich bin gespannt auf den dritten Teil, hoffe
allerdings, dass der Autor sich evtl. ein Herz nimmt, um Pekkalas Vergangenheit
uns noch schmackhafter zu machen.
„Der Rote Sarg“ ist absolut zu empfehlen,
alleine schon weil der Roman in einer Zeit spielt, die interessant und viel
Raum für Abenteuer gibt.
Michael Sterzik
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