Sonntag, 23. Juni 2013

Das Buch von Ascalon - Michael Peinkofer



1096: Die Welt des jungen Diebes Conn gerät aus den Fugen, als seine Geliebte Nia brutal ermordet wird. Kaum begibt er sich auf die Spur des Mörders, wird er zum Mitwisser einer tödlichen Verschwörung gegen den englischen Thron – und damit selbst zum Gejagten. Auf der Flucht schließt Conn sich dem Kreuzfahrerheer an, das gen Jerusalem zieht. Dort begegnet er dem jüdischen Kaufmann Isaac und seiner Tochter Chaya. Sie hüten eine alte Schrift von unermesslichem Wert: das Buch von Ascalon. Hinter diesem ist auch Nias Mörder her...(Verlagsinfo)

Kritik

Als die Kirche laut: „Deus lo vult – Gott will es“ ausrief damit quasi zur Befreiung Jerusalems die Menge animierte das Kreuz zu nehmen, um die Heiligen Stätte aus den Händen der Ungläubigen zu befreien, so kann man nun Jahrhunderte später sagen: „Denn sie wissen nicht, was sie tun“.

Der erste Kreuzzug, natürlich auch die anderen waren kein gerechter Krieg. Es war der Aufruf zu einem unbeschreiblichen Massenmord, der auch die Zivilisten nicht verschonte. Die Aussicht sich mit der Teilnahme von allen Sünden reinzuwaschen, animierte Tausende Menschen aus ganz Europa sich den großen, meist adeligen Heerführen anzuschließen ins Gelobte Land einzufallen.

Es waren auch Menschen dabei die nichts zu verlieren hatten und die Aussicht vielleicht im Leben nach dem Tod ins Paradies einzuziehen, ließ alle Gefahren vergessen. 

Im vorliegenden historischen Roman: „Das Buch von Ascalson“ spielt die Handlung direkt in der Zeit des ersten Kreuzzuges. Sehr realistisch beschreibt der Autor in verschiedenen Handlungssträngen nicht nur recht genau den Verlauf des Kreuzzuges, sondern auch die brutalen Übergriffe auf die jüdische Bevölkerung in den größeren deutschen Städten.

Der Hauptprotagonist, der junge angelsächsischer Dieb Conn, dessen Geliebte grausam geschändet und ermordet wurde, schwört sich zu rächen und damit beginnt die eigentliche Geschichte, die komplex und ausführlich auf über 850 Seiten erzählt wird. Es viele Gefahren, Kämpfe und Intrigen in dieser Geschichte. Nicht nur die Konfrontation zwischen Christen und Moslems wird hierbei erzählt, auch die Spannungen zwischen Angelsachsen und Normannen auf der britischen Insel werden thematisiert. Ebenso schildert der Autor sehr genau, welchen sozialen Stellenwert, die jüdische Bevölkerung hatte, leider keinen.

In einem historischen Roman ist die erzählerische Rezeptur oftmals immer wieder die gleiche: Rache, Hass, Angst, Flucht, Vergebung, Liebe und Hoffnung. In „Das Buch von Ascalon“ wird der Leser alle diese aufgezählten Gefühle wiederfinden. Doch Michael Peinkofer implementierte diese in einer richtig spannenden und atmosphärischen Handlung. In der Geschichte geht es um das Buch von Ascalon und langsam und stetig um das Geheimnis, was sich dahinter verbirgt. Als Dreh- und Angelpunkt baut er um diesen Hauptpart interessante Handlungen und Personen ein.

Verräterische Priester, intrigante und machtvolle Personen aus adeligen Baronaten, die nach Macht und Reichtum streben. Arme Ritter, die nach Vergebung suchen und religiösen Eiferer die begreifen müssen, dass nicht die Religion schlecht ist, sondern die Menschen, die sich mit ihren Taten dahinter verstecken. Alle diese Charaktere machen das Buch zu einem außergewöhnlich guten historischen Roman.

Unser Hauptcharakter Conn lernt und leidet in den Jahren des Kreuzzuges und nicht nur einmal verflucht dieser diesen wahnsinnigen Kampf um das Heilige Grab. Der Autor lässt den jungen Helden so manches Mal über sich hinaus wachsen, dabei hat er auch manchmal mehr Glück als Verstand. Ob das nun realistisch sein mag oder nicht, in jedem Fall wird der Leser hier großartig unterhalten, auch wenn es der Autor manchmal etwas übertreibt.

Sehr gelungen ist dagegen die Vater-Sohn-Beziehung in der Conn natürlich eine wesentliche Rolle spielt. Die starken Dialoge und feinfühlige Art auch kritische Momente dieser Beziehung zu erzählen gehören mit zu den stärksten Ebenen in „Das Buch von Ascalon“. Auch die Liebe darf natürlich nicht vergessen werden, und so verliebt sich natürlich auch Conn, doch diese Liebe steht unter keinem guten Stern. Eine schöne Jüdin und ein durch Rache motivierter Dieb auf einem Kreuzzug – eine Kombination, die nur lauthals nach Ärger schreien kann.

Michael Peinkofer hält sich recht gut an historischen Fakten und Ereignissen. Sicherlich gibt er sich auch die schriftstellerische Freiheit seine eigene Interpretation einzubauen, aber das macht er ungemein unterhaltsam und spannend.

Fazit

„Das Buch von Ascalon“ gehört zu den stärksten Romanen des deutschen Autors. Und liest man andere Werke, so kann man sagen, dass der Autor sich gerade im historischen Genre sich sehr gut zum positiven entwickelt hat. Weder gibt es noch unrealistische Elemente oder Übertreibungen, noch unmenschliche Höchstleistungen, oder Klischees die aufgegriffen werden.

„Das Buch von Ascalon“ besitzt eine so atmosphärische Dichte wie viele andere, große Romane aus dem historischen Genre. Vielseitige Handlungsstränge, gut konzipierte Charaktere und spannende Erlebnisse und fertig ist ein wunderbarer und sehr empfehlenswerter historischer Roman.

Ein Bravurstück Herr Peinkofer – spannend, tragisch, sensibel und abwechslungsreich. So muss „historische“ Unterhaltung sein.

Michael Sterzik





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