Das schwedische Ehepaar Cilla und Rolf Börjlind
sie Profis in einem „mörderischen“ Geschäft. Die beiden Drehbuchautoren
garantieren schon längst, perfekt inszenierte und spannende Geschichten. Zu
ihren Erfolgen zählten TV Adaptionen von Henning Mankells Wallander- Romanen,
sowie die Thriller von Arne Dahl.
Doch Filme und Bücher sind verschiedene Medien,
sie haben eine ganz andere Wirkung auf die Menschen, und Drehbücher sind
fokussiert, auf Bilder die transportiert werden. Die Expedition in das Genre
Buch – war abzusehen, doch schon mit dem ersten Titel: „Die Springflut“
überzeugten sie ihre Kritiker mit einer komplexen und sehr durchdachten Story.
Nach diesem erfolgreichen Auftakt „Die Springflut“ mitsamt den interessanten
und geheimnisvollen Figuren, aus der Feder des Autorenehepaars war es klar,
dass hier noch weitere Teile folgen sollten.
Bei dem Schreiben eines Roman haben die Autoren
fast uneingeschränkte Handlungsfreiheit und müssen sich nicht an verschiedene
Interessen der Regisseure, Produzenten, Filmgesellschaften und Schauspieler orientieren.
In einem Roman stehen nicht nur die Dialoge im Vordergrund, sondern müssen
viele Szenen, Handlungsorte und nicht zuletzt die verdammten Emotionen direkt
in die Synapsen des Gehirns der Leser transportiert werden. Ja, es ist nicht
einfach, doch das Duo ist überzeugend und der Erfolg gibt Ihnen Recht.
In „Die Springflut“ waren die Morde nur
Schnellstraße der eigentlichen Handlung. Mit einem sehr ungewöhnlichen und konträren
Ermittlungsduo wurde schnell das Interesse geweckt. Umhüllte diesen Ermittlern,
doch ein flächendeckender Nebel von kleineren und größeren Geheimnissen, die
nur darauf warten entdeckt zu werden. Tom Stilton – ein tief abgestürzter
Ex-Hauptkommissar, der nun seit ca. fünf Jahren obdachlos auf der Straße lebt
und Zeitungen an einem Einkaufszentrum verkauft. Olivia Rönning – eine junge
Polizeianwärterin, die noch tief in ihrer Ausbildung steckt. Diese beiden
Figuren sind erstklassig innovativ eingesetzt – doch flankiert werden diese von
einem geschickten Messerwerfer Abbas, einem zwielichtigen Informanten – den
Nerz und einer stark übergewichtigen, Workaholic-Kommissarin Mette
Olsäter.
Im vorliegenden Roman „Die dritte Stimme“ geht
es nahtlos weiter. Es sind nur wenige Monate vergangen. Olivia Rönning ist sich
nicht sicher, ob sie weiterhin Polizeibeamtin werden möchte – diese
Identitätskrise ist die Summe aus den Geschehnissen von „Die Springflut“. Tom
Stilton dagegen wankt und kämpft sich in ein Leben außerhalb der Straße vor –
getrieben von Rache an diejenigen, die ihn in den sozialen Abgrund mobbten.
Als Olivia sich zufällig an einem Tatort
Selbstmordes wiederfindet, ist sie auch schon mittendrin und Tom, der seinem
Freund Abbas zur Seite stehen muss, geht für einen Rachefeldzug nach Marseile,
ohne den Freund groß nach dem Grund zu fragen.
Die beiden Autoren verstehen es wunderbar, den
Leser scheinbar aufs Glatteis zu führen. Stück für Stück offenbaren sich
einzelne Fragmente aus dem geheimnisvollen Leben der Haupt- und Nebenfiguren
und richten sich immer in Gegenwart der eigentlichen Handlung aus.
Das Tempo ist nicht übermäßig hoch, das muss
sie auch nicht, denn die Handlungsstränge überzeugen durch eine Atmosphäre, die
kontinuierlich bestehen bleibt. Derartig komplex zu erzählen ist meisterlich –
feine Details, die in ihrer Gesamtheit eine formschöne Geschichte
darstellen. Kommen wir zurück zum Tempo:
im zweiten Teil des Romans „Die dritte Stimme“ nimmt diese Fahrt auf, und führen
den Leser in ein Spannungslabyrinth, aus dem er erst am Ende mit einem
wundervollen „Aha“ tritt.
„Die dritte Stimme“ ist gut – besser wie der
erste Teil – aber die Geschichte muss weitergehen. Zwar werden viele
Geheimnisse aus der Vergangenheit der Charaktere gelüftet, doch bleiben noch
genug übrig, für eine ganze Reihe von Geschichten die erzählt werden können.
Die große Stärke sind genau diese „Geheimnisse“
die nur darauf warten gelüftet zu werden – und dieses Versteckspiel führen die
Autoren perfekt aus.
„Die dritte Stimme“ ist ein lauter Roman – mit
einem Klang der absolut überzeugt und den Leser hypnotisieren vermag und diese
Stimme sagt: Lies weiter – sonst wirst Du nicht einschlafen können.
Perfekter Kriminalroman mit ganz, ganz starken
Charakteren und einer dichten Atmosphäre. Mit einer der stärksten Kriminalreihen
auf dem derzeitigen Buchmarkt.
Michael Sterzik
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