Freitag, 11. November 2016

Konklave - Robert Harris

Der Papst ist der mächtigste Kirchenfürst der Christenheit. Er ist nicht nur das Oberhaupt der katholischen Kirche in Rom, sondern ist auch vor seinen Gläubigern der Nachfolger Petris, des ersten Apostels. „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen. Der Papst ist das Oberhaupt der Christenheit, eine Autorität, von Kardinälen gewählt, vom Heiligen Geist geleitet.

Der Vatikan, ein souveräner Staat im Herzen von Rom – ein kleiner Ort mit viel Mythen, Legenden und noch mehr Geheimnissen. Eines davon, ist die Papstwahl, die in der Sixtinischen Kapelle des Apostolischen Palastes durchgeführt wird.

Seit Jahrhunderten ist der Ablauf dieser Papstwahl, auch Konklave genannt, mit besonderen Ritualen festgelegt. Doch was geschieht wirklich in den Kulissen des Vatikans?

Der britische Autor Robert Harris hat mit seinem neuesten Titel „Konklave“, dieses Thema in einem spannenden Politthriller veröffentlicht. Auch wenn die Kirchenfürsten in Purpur vom Heiligen Geist geleitet und inspiriert werden, so sind die „alten“ Männer, nur Menschen. Einige der Kardinäle wissen sehr wohl, dass wenn sie zum Papst gewählt werden sollten, dass „private“ Leben ein absolutes Ende gefunden hat. In den Palästen des Vatikans, als Oberhaupt der katholischen Kirche steht dieser im Mittelpunkt des religiösen und kulturellen Lebens dieses kleinen Staates. Ein Gefängnis aus Ritualen, Traditionen, mit großer Verantwortung und noch größerer Einsamkeit unter vielen anderen Kirchenmännern. Doch auch die Macht wirkt korrumpierend, und um diese wird mit fairen und unfairen, wie auch weltlichen Mitteln gekämpft.

Im Konklave sind die Kardinäle aus aller Welt aufgerufen, einen neuen Papst zu wählen. Natürlich sind die Europäer die dominierende Fraktion, doch es gibt auch Kardinäle aus Nordamerika, Afrika und Asien. Es gibt sehr konservative Gruppierung, die alten Traditionen und Dogmen aufleben lassen möchten, ebenfalls konservative, katholische Theologen, die kritische Fragen stellen, die Kirche reformieren wollen.

Unter den Fresken von Michelangelo beginnt die Wahl des nächsten Papstes und es wird integriert, es gibt Korruption und verschwörerische Konstellationen unter den Kardinälen. Einer von ihnen wird der nächste Stellvertreter Jesu Christi werden.

Robert Harris hat mit „Konklave“ einen hochklassigen Politthriller geschrieben. Sehr realistisch beschreibt der Autor nicht nur die Vorgänge und den Ablauf der Wahl, sondern konzentriert sich ebenfalls, auf die sehr persönlichen Motive der Kardinäle. Im Mittelpunkt steht der Dekan des Kardinalkollegiums, ein Italiener: Jacopo Lomelli, der das Konklave organsiert und leitet. Auch er ist einer der Favoriten für den Heiligen Stuhl, aber er betet, dass der Kelch an ihn vorbeigeht.

Die Handlung konzentriert sich auf die Wahlgänge – benötigt wird eine zweidrittel Mehrheit. Nicht einfach – denn bei über 100 Päpsten gibt es einige Interessen und Konflikte, Agreements und Kontroverse Ideen.

Die katholische Kirche steht natürlich auch unter internen Druck. Ihre Haltung und politische Meinung zu Homosexuellen, Minderheiten, zu Frauen werden von den Protagonisten diskutiert. Natürlich auch die Bedrohungen durch Terrorakte,  zu Schwierigkeiten der Kirche in verschiedenen Ländern und auch die Haltung zum Islam sind aktuelle gut in die Story eingearbeitet.

Der Dekan Lomelli gerät zwischen den Wahlgängen in Gewissensnöten, und seine Perspektive, wer den nun der geeignete, zukünftige Bischof von Rom werden könnte, wechselt mit den Informationen und Hintergründen der Kandidaten.

Fazit

Robert Harris hat mit „Konklave“ einen in sich abwechslungsreichen Thriller veröffentlicht. Spannung auf wirklich engsten Raum, mit faszinierenden Diskussionen und realistischen Charakteren.

Das Ende von „Konklave“ ist originell, überraschend, aber für viele Leser wahrscheinlich zu unbefriedigend. Persönlich hätte ich mir einen anderen Ausgang gewünscht.

Der Roman ist mit so viel Hintergrundmaterial sehr informativ konzipiert. Robert Harris beschreibt die menschlichen Motive und Überzeugungen zwischen Himmel und Hölle sehr spannend, bis endlich weißer Rauch dem Schornstein entweicht.

Am Ende bejubelt die Menge  auf dem Petersplatz den neuen Papst – Habemus Papam.


Michael Sterzik





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