Der Papst ist der mächtigste Kirchenfürst der
Christenheit. Er ist nicht nur das Oberhaupt der katholischen Kirche in Rom,
sondern ist auch vor seinen Gläubigern der Nachfolger Petris, des ersten
Apostels. „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen. Der
Papst ist das Oberhaupt der Christenheit, eine Autorität, von Kardinälen
gewählt, vom Heiligen Geist geleitet.
Der Vatikan, ein souveräner Staat im Herzen von
Rom – ein kleiner Ort mit viel Mythen, Legenden und noch mehr Geheimnissen. Eines
davon, ist die Papstwahl, die in der Sixtinischen Kapelle des Apostolischen
Palastes durchgeführt wird.
Seit Jahrhunderten ist der Ablauf dieser
Papstwahl, auch Konklave genannt, mit besonderen Ritualen festgelegt. Doch was
geschieht wirklich in den Kulissen des Vatikans?
Der britische Autor Robert Harris hat mit
seinem neuesten Titel „Konklave“, dieses Thema in einem spannenden
Politthriller veröffentlicht. Auch wenn die Kirchenfürsten in Purpur vom
Heiligen Geist geleitet und inspiriert werden, so sind die „alten“ Männer, nur
Menschen. Einige der Kardinäle wissen sehr wohl, dass wenn sie zum Papst
gewählt werden sollten, dass „private“ Leben ein absolutes Ende gefunden hat.
In den Palästen des Vatikans, als Oberhaupt der katholischen Kirche steht
dieser im Mittelpunkt des religiösen und kulturellen Lebens dieses kleinen
Staates. Ein Gefängnis aus Ritualen, Traditionen, mit großer Verantwortung und
noch größerer Einsamkeit unter vielen anderen Kirchenmännern. Doch auch die
Macht wirkt korrumpierend, und um diese wird mit fairen und unfairen, wie auch
weltlichen Mitteln gekämpft.
Im Konklave sind die Kardinäle aus aller Welt
aufgerufen, einen neuen Papst zu wählen. Natürlich sind die Europäer die
dominierende Fraktion, doch es gibt auch Kardinäle aus Nordamerika, Afrika und
Asien. Es gibt sehr konservative Gruppierung, die alten Traditionen und Dogmen
aufleben lassen möchten, ebenfalls konservative, katholische Theologen, die kritische
Fragen stellen, die Kirche reformieren wollen.
Unter den Fresken von Michelangelo beginnt die
Wahl des nächsten Papstes und es wird integriert, es gibt Korruption und
verschwörerische Konstellationen unter den Kardinälen. Einer von ihnen wird der
nächste Stellvertreter Jesu Christi werden.
Robert Harris hat mit „Konklave“ einen
hochklassigen Politthriller geschrieben. Sehr realistisch beschreibt der Autor
nicht nur die Vorgänge und den Ablauf der Wahl, sondern konzentriert sich
ebenfalls, auf die sehr persönlichen Motive der Kardinäle. Im Mittelpunkt steht
der Dekan des Kardinalkollegiums, ein Italiener: Jacopo Lomelli, der das
Konklave organsiert und leitet. Auch er ist einer der Favoriten für den
Heiligen Stuhl, aber er betet, dass der Kelch an ihn vorbeigeht.
Die Handlung konzentriert sich auf die
Wahlgänge – benötigt wird eine zweidrittel Mehrheit. Nicht einfach – denn bei
über 100 Päpsten gibt es einige Interessen und Konflikte, Agreements und
Kontroverse Ideen.
Die katholische Kirche steht natürlich auch
unter internen Druck. Ihre Haltung und politische Meinung zu Homosexuellen,
Minderheiten, zu Frauen werden von den Protagonisten diskutiert. Natürlich auch
die Bedrohungen durch Terrorakte, zu
Schwierigkeiten der Kirche in verschiedenen Ländern und auch die Haltung zum
Islam sind aktuelle gut in die Story eingearbeitet.
Der Dekan Lomelli gerät zwischen den Wahlgängen
in Gewissensnöten, und seine Perspektive, wer den nun der geeignete, zukünftige
Bischof von Rom werden könnte, wechselt mit den Informationen und Hintergründen
der Kandidaten.
Fazit
Robert Harris hat mit „Konklave“ einen in sich
abwechslungsreichen Thriller veröffentlicht. Spannung auf wirklich engsten
Raum, mit faszinierenden Diskussionen und realistischen Charakteren.
Das Ende von „Konklave“ ist originell,
überraschend, aber für viele Leser wahrscheinlich zu unbefriedigend. Persönlich
hätte ich mir einen anderen Ausgang gewünscht.
Der Roman ist mit so viel Hintergrundmaterial
sehr informativ konzipiert. Robert Harris beschreibt die menschlichen Motive
und Überzeugungen zwischen Himmel und Hölle sehr spannend, bis endlich weißer
Rauch dem Schornstein entweicht.
Am Ende bejubelt die Menge auf dem Petersplatz den neuen Papst – Habemus
Papam.
Michael Sterzik
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