Samstag, 23. September 2017

Thors Hammer - Herrscher des Nordens - Ulf Schiewe

Der in München lebende Autor Ulf Schiewe hat nun mit „Thors Hammer – Herrscher des Nordens“ einen neuen, historischen Roman veröffentlicht.

Diesmal transportiert der erfahrene Schriftsteller seine Leser nicht in eine mittelalterliche Epoche, oder lädt diese in Südsee zu Schmugglern und Piraten ein. Sein neuestes Werk spielt um 1027 im kalten Skandinavien – Dänen, Norweger, Schweden erobern als Wikinger – die wir frühestens seit der Kinderserie „Wickie“ kennen, die Küsten Englands, Frankreich und reisen und rauben sich sehr erfolgreich kreuz und quer durch die Meere.

Doch die rauen und starken Männer verstehen sich nicht nur im blutigen Handwerk der brachialen Kriegsführung. Sie besitzen eine Menge an Talenten; Sie gehen Handelsbeziehungen zu weit entfernten Nationen ein, sie lassen sich als Handwerker und Bauern nieder, gründen Familien und werden auch in der Fremde sesshaft. Einige von ihnen verlangt es nach deutlich mehr, sie gehen waghalsige Expeditionen, werden Entdecker, Forscher und gründen, glaubt man der aktuellen Forschung kleinere Kolonien, allerdings nicht besonders erfolgreich.

Ulf Schiewe lässt in seinem neuesten Roman, seine Wikinger regional agieren. Machtkämpfe der norwegischen und dänischen Königshäuser lassen die langjährigen mal leiseren und lauteren Krisen, in Schlachten eskalieren. Der kleine Bruder des amtierenden Königs von Norwegen, muss nach einer verlorenen Schlacht, schwer verletzt bis nach Russland fliehen. Sein Bruder und König, sowie sein Bruder sind in der Schlacht gefallen. Der Kampf um den Thron geht weiter.

Die nordische Saga um das Leben des norwegischen Königs Harald Hardrada, wird drei Bände umfassen. Der erste Teil der Trilogie beschreibt- die Kinder und Jugendjahre der Hauptperson. Spannend und gut erzählt, doch manchmal wenig realistisch, und überzogen positiv charakterisiert. Ein junger Kriegsherr, nach einer verlorenen Schlacht, wenig an Erfahrung vorzuweisen, wird charismatischer und starker Anführer einer Gruppe von rauen, erfahrenen nordischen Kriegern, und das mit nicht mal 18 Jahren!? Unterhaltung hin, oder her – Skepsis überwiegt. Sicherlich gab es vor knappen 1000 Jahren, ganze andere soziale Strukturen in einer kriegerischen Gesellschaft, die man mit der unseren überhaupt nicht vergleichen mag – doch rein logisch gesehen – der „junge“ Anführer kann den Herausforderungen nicht gewachsen sein.

Die große Schwäche in dem vorliegenden Roman, sind die manchmal schwachen, recht eindimensionalen Figuren. Eine klassische Liebe zu einer Sklavin, dramatische Tode, Erzfeindschaften, deren Konzeption schablonenhaft folgen. Hier fehlen deutlich: Ecken und Kanten der Figuren - zu positiv sind die Handlungen erzählt, zu wenige Schwachpunkte der Figuren offensichtlich.

Trotz dieser starken Schwäche, ist „Thors Hammer“ ein guter, historischer Roman, der mit der Handlung wachsen wird. Teil 2 und 3 – so kann man den Ausgang des ersten Romans interpretieren, werden deutlich stärker werden. Sehr, sehr lobenswert und grandios sind die detaillierten Beschreibungen, der Lebensumstände der alten Norweger und Dänen. Soziale- und machtstrukturelle Grenzen werden ausführlich beschrieben, die Etablierung des angenagelten Gottes – der christlichen Religion werden faktisch sauber erzählt, alte Rituale rund um die nordischen Götter, finden ebenfalls eine hohe Gewichtung. Alltagsgegenstände werden gründlich dem Leser erklärt. Sehr gute Mixtur aus spannenden und informativen Elementen.

Die historischen Quellen über König Harald sind außerordentlich schwach. Kaum Aufzeichnungen, kaum Erwähnungen in Chroniken usw. Primär musste sich Ulf Schiewe der mündlichen Überlieferungen aus Dichtungen usw. bedienen, dass hier also die künstlerische Freiheit der Interpretationen viel Raum gegeben wurde, ist schlüssig nachzuvollziehen. Es ist und bleibt ein sehr spannender historischer Abenteuerroman.

Fazit

„Thors Hammer – Herrscher des Nordes“ ist ein klassischer, Abenteurerroman der Spannung garantiert und einfach gut zu unterhalten weiß.

Es gibt sicherlich viel zu erzählen und ich freue mich auf die beiden nächsten Bände.

Michael Sterzik




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