Mit der Cupido-Reihe wurde die ehemalige Staatsanwältin und
Autorin Jilliane Hoffman weltbekannt. Vor 15 Jahren – 2004 veröffentlichte sie
mit „Cupido“ ihr Debütwerk. Serienmörder sind in dem Genre Thriller allgegenwärtig
– sie morden sich durch Handlungen, sie verbünden sich untereinander, oder
wechseln sogar die Seiten. Manche von Ihnen sind hochintelligente
Persönlichkeiten, andere wurden in ihrer Kindheit und Jugend traumatisiert,
andere hingegen treiben individuelle Bösartigkeiten und Triebe an…es gibt also
sprichwörtlich gesehen eine ganze Bibliothek des Grauens.
Jilliane Hoffmans Hauptprotagonistin ist die Staatsanwältin
C.J.Townsend – im vorliegenden vierten Band dieser großartigen Serie – Nemesis –
geht es um Vergeltung, um Rache – und das hat auch schlichtweg sehr persönliche
Gründe. „Cupido“ ist zwar tot – doch sein Vermächtnis beeinflusst noch immer
das private und sowieso berufliche Umfeld der Staatsanwältin. Genau dieser
Serienmörder – versprach der Staatsanwaltschaft Informationen zu einem mörderischen
Snuff-Club, der in Florida junge Mädchen vor der Kamera, foltert, vergewaltigt
und letztlich grausam tötet. C.J. Townsend besitzt einige Namen dieser elitären
Vereinigung, der Richter, Prominente, Wirtschaftsgrößen und selbst Politiker
angehören. Ein Club von einflussreichen, erfolgreichen Menschen, die zum
Vergnügen foltern und töten lassen. Sie selbst machen sich nicht ihre
gepflegten Hände schmutzig, aber sie geben in der Folterkammer über Mikrofone
ihre Anweisungen, verachten und beschimpfen ihre Opfer, erniedrigen die jungen
Frauen…und schlachten sie am Ende ab.
Als in Florida wieder junge Frauen verschwinden und später
ihre Körperteile in Sümpfen und anderen Regionen gefunden werden, nimmt C.J.
Townsend Justizia an die Hand und übt Vergeltung.
Nemesis ist in der griechischen Mythologie die Göttin des gerechten Zorns, der ausgleichenden Gerechtigkeit, wodurch sie zur Rachegottheit wird. Der Titel des Romans weist allzu
offensichtlich darauf hin, in welcher Richtung die Handlung sich bewegen wird. Das
Staatsanwälte ihren moralischen Kompass in die Ecke werfen und Justizia die
sowieso schon blind ist, fesseln, einsperren und den Schlüssel wegwerfen. Auch
C.J. Townsend wird zur Rachegöttin – und damit wird diese Reihe auch ein Ende
gefunden haben. Ob nun positiv, oder negativ, dass muss jeder Leser für sich
selbst entscheiden.
„Nemesis“ verfügt über eine fortwährende, angespannte und spannende
Atmosphäre. Auf dem Präsentierteller liegen brutale Szenen, die allerdings
nicht ins Ekelhafte abdriften, sondern die Ängste und Verzweiflung der
entführten Mädchen und ihrer Angehörigen schildern. Die Story wird
hauptsächlich aus der Perspektive der Staatsanwältin C.J.Townsend berichtet,
doch auch die Mitglieder des „Snuff-Clubs“ erklären sich. Die Staatsanwältin
als selbsterklärte Rachegöttin, wird polarisieren – so richtig nimmt man ihr
diese Rolle allerdings nicht ab. Es gibt viele Möglichkeiten die Mitglieder zur
Rechenschaft zu ziehen – persönlich zu diskreditieren, sie am öffentlichen,
medialen Pranger zu stellen, oder Sie bibelfest Auge um Auge – Zahn für Zahn,
vor die Höllenpforten zu schicken.
Es gibt kaum Nebengeschichten, in diesem Thriller. Das
Privatleben von C.J. Townsend wird thematisiert und auch hier gibt es viele
Herausforderungen, der sie sich stellen muss. Die Vergangenheit ist noch immer
fester Bestandteil der Gegenwart.
Es gibt viele Thriller, bei denen man meint, dass die
Handlung nicht realistisch sein kann, oder darf. Das Leben schreibt die besten
Geschichten – und auch die grausamsten. Dass es solche Vereinigungen auch
realistisch gesehen geben kann ist allzu offensichtlich und gehört nicht ins
Reich der Fabeln und Mythen.
Als Staatsanwältin hat die Autorin Jilliane Hoffman einen integren,
detaillierten Einblick in die dunklen Abgründe von Menschen, die ihre
Menschlichkeit seit langem verloren haben. So viel also zur Realität der
Handlung.
Stil, Ausdruck und Sprache sind absolut in Ordnung.
Atmosphärische Spannung immer on air. Die Figurenzeichnung ist konzeptionell
gut gestaltet. Allerdings wäre es vorteilhaft gewesen dem Ende dieses Zyklus
mehr Raum zu geben. Das ging mir persönlich etwas zu schnell – ein Ende auf
zwei Bände verteilt, dass wäre eine zufriedenstellende Lösung gewesen.
Damit gehört „Nemesis“ nicht zu den besten Titeln, dieser
Reihe, aber ist trotzdem ganz stark und beendet die Reihe ganz okay.
Fazit
„Nemesis“ von Jilliane Hoffman ist ein spannender
Pageturner. Die Reihe um C.J.Townsend hat Maßstäbe gesetzt. Spannende
Atmosphäre, die den Leser eine Momentaufnahme des Grauens liefert, ohne
übertrieben zu wirken.
Lesen Sie „Nemesis“ niemals als Einzelband – Die Story ist
viel zu komplex und sowie spannend aufbauend. Prädikat: Eine Reihe, die man
gelesen haben muss.
Michael Sterzik
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