Freitag, 29. März 2019

3 Stunden - Roslund und Hellström


Im Jahre 2015 wurden die Grenzen für die vielen Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, Afrika etc. geöffnet. Eine polarisierende Stimmung breitete sich aus – nicht nur in Europa, nicht nur in Deutschland. Für die Flüchtlinge, die aus verwüsteten Bürgerkriegsregionen sind Länder wie Deutschland und Schweden paradiesisch. Doch der Weg ins „Paradies“,  übers Mittelmeer ist lebensgefährlich und für viele die letzte Hoffnung auf (Über)Leben. In unserer Komfortzone können wir uns die Schrecken nicht ausmalen, wollen wir auch nicht – denn im Gegensatz zu diesem Menschen, haben wir Not, Elend, Folter, Mord und Gewalt persönlich höchstwahrscheinlich niemals erlebt. Hinzu kommt noch, dass viele Menschen für diese Höllenfahrt nicht nur Familie, Freunde und ihre Heimat hinter sich gelassen haben, sondern auch ihr allerletztes Geld. Sie gaben alles auf – Besitz, finanzielle Rücklagen und Ersparnisse, Schmuck und Immobilien für den Wunsch, sich und ihren Kindern ein Leben fernab von Krieg, Not und Elend zu bieten!?

Im dritten und letzten Band: „3 Stunden“ – der Piet-Hoffmann-Trilogie greifen die beiden Autoren Roslund und Hellström dieses brisante Thema in ihrem neuesten Thriller auf.

In einem Stockholmer Krankenhaus wurde eine Leiche in die Obduktion eingeschleust – niemand weiß, wer der Tote ist. Als plötzlich weitere Leichen am selben Ort gefunden werden, ahnt Kommissar Ewert Grens: Jemand versucht elegant seine Spuren zu verwischen. Die Fährte führt zu einem Massengrab, wo außerdem ein Handy auftaucht, auf dem Fingerabdrücke gesichert werden: die des Doppelagenten Piet Hoffmann. Ewert Grens muss erneut gegen seinen Freund ermitteln – doch wo steckt dieser? (Verlagsinfo)

Das Zusammenspiel des alten und erfahrenen, schwedischen Kommissar Ewert Grens und dem Agenten und Spezialisten für Infiltration – Piet Hoffmann hat sich stark geändert. Das frühere Katz-und-Maus-Spiel wandelt sich in eine schwierige Freundschaft – geben und nehmen – Schuld und Vergebung sind die Motivation dieser beiden Profis. Ewert hat in seiner Laufbahn viel erlebt, viel gesehen was Menschen einander böses antun können, allerdings kommt er in dieser Situation an seinen psychischen Grenzen als er den Container öffnet und mehr als 100 Leichen findet – Frauen und Kinder, alte und junge Menschen. Um jeden Preis will Ewert den schwedischen Hintermann identifierzien und verhaften – mit diesem Ehrgeiz erpresst er seinen früheren Gegenspieler und nun „Freund“ Piet Hoffmann ihn zu helfen.

Die Grundstory ist schnell erklärt: „Menschenhändler“, ein System von Männer und Frauen, die mit der Not und dem Überlebenswillen der verzweifelten Menschen ihren Profit machen wollen. Opfer – sind nur in dieser unmenschlichen Kalkulation einberechnet – nicht jeder wird die Überfahrt überleben und eine Geld-zurück-Garantie gibt es nicht.
„3 Stunden“ von Roslund und Hellström ist ein hochspannender, und aktueller Thriller. Doch nicht nur eine spannende Unterhaltung wird hier transportiert – der Schrecken, die Anspannung, die Entbehrungen, aber auch der feste Wille zu überleben, mit Hoffnung und Freude sich den Gefahren stellen – ja auch das lassen die Autoren auf den Leser konsequent und kompromisslos erzählt los.

Das erschreckende daran ist, dass die Flüchtlinge hier zu Wort kommen – zwar kurz aber sehr nachhaltig.

Der Thriller „3 Stunden“ erzählt von vielen Beziehungsebenen, nicht nur zwischen dem Kommissar und dem Agenten der diesen Menschenhändlerring unterwandert, sondern auch zwischen ihm und seiner Frau und den Kindern.

Schaut man zu lange in die „Hölle“ so verschlingt sie einen – Piet Hoffmanns Leben kommt nicht zur Ruhe – vielleicht sucht er Vergebung seiner Sünden – doch sich aus den komplizierten Fängen einer selbstauferlegten Hölle, gelingt nur schwer. Sein früheres Leben – basierte auf Lügen, Täuschungen, Manipulationen – immer schwebte der Agent in Lebensgefahr. Ein Druck – an dem man psychisch und physisch zerbrechen kann.
Die Reihe um die beiden so unterschiedlichen Ermittler endet mit diesem Band – zufriedenstellend? Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Die Trilogie ist allerdings absolut zu empfehlen. Realistische Atmosphäre – gute Actionszenen und eine tolle Regie-Leistung – betrachtet man die Dialoge und das Talent der Autoren die Beziehungsebenen sehr feinfühlig zu erzählen. Das Tempo stimmt – keine Längen, die man überwinden muss.
Am Ende des Romans wird der sensible Leser vielleicht anders denken – über die anderen – die Fremden, denen wir so wenig Vertrauen schenken, für die wir viele Vorurteile parat haben und doch zu wenig darüber wissen, welche „Schritte“ und Entscheidungen sie gehen und fällen mussten. 

Fazit

„3 Stunden“ von Roslund und Hellström ist ein hochaktueller Pageturner. Packendes, polarisierendes Thema, dass hier nachhaltig den Opfern gewidmet ist und den Überlebenden. Eine der stärksten Trilogien aus Skandinavien. Absolut zu empfehlen – aber bitte der Reihe nach.

Michael Sterzik





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