Der verstorbene, amerikanische Schriftsteller Tom Clancy
hat mit seiner Figur des CIA-Analysten und späteren US-Präsident Jack Ryan ein
eigenes und sehr komplexes Universum geschaffen. Seine Polit-Thriller sind
außerordentlich authentisch – manche waren gar zu prophetisch, da manche
fiktiven, terroristischen Bedrohungen und Anschläge in seinen Romanen zu
dramatisch, bitterer Realität wurde.
Tom Clancy verstarb 2013 – seine Figuren überlebten ihn
schließlich und diese erfolgreiche Reihe wird von einigen Autoren
weitergeführt. Bisher ist es den Autoren gut gelungen, den „Roten Faden“ einer
übergeordneten Handlung durchgängig logisch zu erhalten. Die Charaktere
entwickelten sich, Beziehungsebenen wurden konsequent ausgearbeitet und step by
step ging alles so seinen Weg. Diese Reihe gehört mitunter zu den
wirtschaftlich erfolgreichsten, damit ist die Erwartungshaltung bei einer
Neuerscheinung also recht hoch.
„Pflicht und Ehre“ von Grant Blackwood ist der 19. Band
dieser sehr actionreichen, politischen Reihe um Jack Ryan Senior und Junior.
Die Story schließt unmittelbar an den Ereignissen in „Die Macht des Präsidenten“.
Jack Ryan jr. letzter Einsatz war semiprofessionell und man hat im nahegelegt
einmal über seine oftmals sehr fragwürdigen Handlungen nachzudenken. Genau das
macht er – allerdings wird seine Ruhephase durch einige Mordanschläge auf ihn
just unterbrochen. Wer möchte ihn tot sehen? Rache eines Angehörigen, den er
womöglich bei einer seiner geheimdienstlichen Operationen getötet hat, oder
möchte man seinen Vater, den amtierenden Präsidenten der Vereinigten Staaten
schaden? Jack Ryan jr. Einzelgang wird blutig werden…
„Pflicht und Ehre“ bezieht sich zwar inhaltlich auf die
letzten Ereignisse der letzten Jahre und es werden auch namentlich einige
Protagonisten genannt, die man natürlich aus der Reihe kennt. Mehr allerdings
nicht – „Pflicht und Ehre“ ist ein actionreicher Agentenroman – nicht mehr und
nicht weniger – auch die Hauptfigur eines Jack Ryan jr. Ist im Grunde
austauschbar.
Vermissen wird man hier die Komplexen inhaltlichen
Politischen Themen, die nicht selten ein Spiegelbild der aktuellen Weltlage
waren – egal ob nun Wirtschaftlich, politisch oder militärisch. Genau das zeichnet die Attraktivität und
Eloquenz dieser Reihe aus. Im vorliegenden Band „Pflicht und Ehre“ bemerkt nach
hier rein gar nichts. Fokussiert auf eine einzige Person – Konzentriert auf
Action, mit wenig bis gar keinen guten Dialogen, originellen Handlungsebenen
und Entwicklungen, verliert sich der Roman einfach in sich selbst.
Eine charakterliche Entwicklung findet bei Jack Ryan auch nicht
statt. Alles läuft zumeist glatt, alles vorhersehbar und ohne das inhaltlich
bemerkenswertes passiert. „Pflicht und Ehre“ stagniert einfach – ein Titel der
absolut austauschbar, bzw. überflüssig wirkt.
Solide Spannung herrscht hier vor – ein bestimmtes
Grundrauschen, ein Flüstern, dass aber letztlich nicht die Erwartungshaltung
erfüllt und den Leser einfängt.
Fazit
„Pflicht und Ehre“ von Tom Clancy/Grant Blackwood ist ein
statistisch, leichter Actionroman. Wenig Spannung – insgesamt ein Titel, der in
diesem Jack Ryan Zyklus einfach ausgeblendet, oder übersprungen werden kann.
Nicht wirklich zu empfehlen.
Michael Sterzik
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