Sonntag, 10. Mai 2020

Der Weizen gedeiht im Süden - Erik D. Schulz


Postapokalyptische Untergangsszenarien gibt es in der Literatur viel. Gerade bei den Jugendbüchern und im Genre „Fantasy/Science Fiction“ gibt es dafür unzählige Beispiele. Glaubt man den Wissenschaftlern und den Politologen so steht die Uhr 5 vor 12 – die Gefahr eines Atomkrieges, der die gesamte Welt, oder Kontinente vernichtet nicht so abwegig. Die politischen und wirtschaftlichen Spannungen steigern sich – Großmächte wie die USA, Russland und China befinden sich derzeit sowieso schon in einem „kalten“ Schattenkrieg aus Gründen des Handels, aber auch wegen manipulativen Cyberangriffen, militärischen Drohungen, natürlicher Ressourcen  und Verletzungen der Menschenrechte….über das Thema könnte man fast schon endlos referieren.

Der vorliegende Roman „Der Weizen gedeiht im Süden“ von dem deutschen Arzt und Autor Dr. Erik D. Schulz erzählt vom Überlebenskampf einer kleinen Gruppe nach einem Atomkrieg, der die nördliche Hemisphäre vernichtet hat. Europa gibt es nicht mehr, und auch der amerikanische Kontinent gilt als verlorenes, verseuchtes Gebiet. Der Fallout – die atomare Strahlung und auch die Zerstörung der Umwelt lässt ein Überleben an der Oberfläche kaum mehr zu.

Solche Szenarien kennt man aus der amerikanischen, oder englischen Literatur. Die erzählerische Perspektive von Erik D. Schulz in diesem mir vorliegenden Roman ist originell und vor allem absolut realistisch aufbereitet. Die daraus resultierende Konsequenz spiegelt eine realistische und emotionale atmosphärische Dichte nach sich – die nicht nur beängstigend ist – sondern auch Hochspannung garantiert.

Der beginnende Schauplatz ist die Schweiz – ein Bunker, eine Arche in der 300 Menschen eingeschlossen überlebt haben. Bewacht und beschützt von einem privaten Investor versuchen diese Überlebenden auf engsten Raum einen gewissen Alltag zu meistern. Als dem Arzt Dr. Oliver Bertram klar wird, dass das Wasser gefährliche Strahlenwerte aufweist und ein „künstlich“ geschaffenes Weizenfeld aufgrund dieser Vergiftungen verpestet ist, entschließt sich dieser mit einer Gruppe von Elitesoldaten und anderen Familien auszubrechen. Ziel ist der afrikanische Kontinent – auf dem Leben noch möglich sein könnte.

„Der Weizen gedeiht im Süden“ überzeugt, da der Autor immer wieder realistisch die zwischenmenschlichen Spannungen einer Gruppe, die feindlichen Umwelteinflüsse und der Kampf ums Überleben gegen andere „Flüchtlinge fantastisch gelungen interpretiert.

Erik D. Schulz detaillierter Blick für diesen postapokalyptischen Alptraum ist hochemotional. Die Ängste, die Hoffnungen und Träume der Protagonisten erzählt er mit einer brutalen Ehrlichkeit – die auch endlos sein kann. Es gibt Opfer unter den Flüchtlingen, es zeigen sich dramatische Überlebenskämpfe  - der Weg des Stärkeren der töten muss um zu überleben ist inhaltlich perfekt in Szene gesetzt. Medizin – Waffen – Nahrung- Kleidung – die alltäglichen Gegenstände, die es nun nicht mehr gibt lösen Konflikte aus.

Der Autor implementiert auch eine gewisse Symbolik. Das gelobte Land – Afrika – in unseren, aktuellen Augen, ein drittes Welt-Land mit Hungersnöten, Krankheiten, Bürgerkriegen nicht ein Land wo Milch und Honig fließen, wird zum Ziel ausgesucht. Diese Idee ist nicht nur originell, sondern auch faktisch intelligent und realistisch gezeigt. Auch die dort spielenden Szenen sind voller dramatischer Elemente.
Kommen wir zu den Charakteren. Alles richtig gemacht – eine gute Mischung aus Tätern und Opfern. Sie haben alle etwas gemeinsam – es sind Überlebende und der moralische Kompass, den wir kennen, den gibt es nicht mehr. Der Autor lässt hier eine Realität zu, die überzeugt – die Welt scheint zerstört zu sein, doch noch immer gibt es eine Hilfs- und Opferbereitschaft, noch immer Liebe zu Kindern und Partnern, noch immer eine unbändige Wut, die man nicht immer kanalisieren kann und eine Trauer, zu der man gezwungenermaßen wenig Zeit hat.

Es gibt nicht viel zu kritisieren. Gerne hätte ich mehr gewusst über die Entstehung des Konfliktes, der in einen Atomkrieg mündete. Ebenfalls war mir der erste Part im Bunker erzählerisch zu kurz geraten. Persönlich und das traue ich dem Autor inzwischen zu, hätte diese Geschichte ruhig über 420 Seiten hinausgehen können, ohne an Qualität zu verlieren. Schade – denn die Konzeption dieser Idee hätte Platz für eine Trilogie haben können.

Fazit

„Der Weizen gedeiht in Süden“ ist mit das Beste an postapokalyptischen Endzeiterzählungen, was ich bisher gelesen habe. Eine emotionale Härte – eine ungemein dichte Atmosphärische Spannung – und auch die brillante Charakterzeichnung versprechen eine Unterhaltungsqualität die überzeugt.

Erik D. Schulz schriftstellerisches Talent hat sich für meine Begriffe hier offenbart. Das war großartiges, intelligentes Kopfkino. Hochklassig und eines der Bücher, dass man lesen sollte und nicht nur geeignet für den jugendlichen Leser. Die Welt und das Überleben geht uns alle an.

Michael Sterzik

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