Postapokalyptische Untergangsszenarien gibt es in der
Literatur viel. Gerade bei den Jugendbüchern und im Genre „Fantasy/Science
Fiction“ gibt es dafür unzählige Beispiele. Glaubt man den Wissenschaftlern und
den Politologen so steht die Uhr 5 vor 12 – die Gefahr eines Atomkrieges, der
die gesamte Welt, oder Kontinente vernichtet nicht so abwegig. Die politischen
und wirtschaftlichen Spannungen steigern sich – Großmächte wie die USA,
Russland und China befinden sich derzeit sowieso schon in einem „kalten“
Schattenkrieg aus Gründen des Handels, aber auch wegen manipulativen
Cyberangriffen, militärischen Drohungen, natürlicher Ressourcen und Verletzungen der Menschenrechte….über das Thema
könnte man fast schon endlos referieren.
Der vorliegende Roman „Der Weizen gedeiht im Süden“ von
dem deutschen Arzt und Autor Dr. Erik D. Schulz erzählt vom Überlebenskampf
einer kleinen Gruppe nach einem Atomkrieg, der die nördliche Hemisphäre
vernichtet hat. Europa gibt es nicht mehr, und auch der amerikanische Kontinent
gilt als verlorenes, verseuchtes Gebiet. Der Fallout – die atomare Strahlung
und auch die Zerstörung der Umwelt lässt ein Überleben an der Oberfläche kaum
mehr zu.
Solche Szenarien kennt man aus der amerikanischen, oder
englischen Literatur. Die erzählerische Perspektive von Erik D. Schulz in
diesem mir vorliegenden Roman ist originell und vor allem absolut realistisch
aufbereitet. Die daraus resultierende Konsequenz spiegelt eine realistische und
emotionale atmosphärische Dichte nach sich – die nicht nur beängstigend ist –
sondern auch Hochspannung garantiert.
Der beginnende Schauplatz ist die Schweiz – ein Bunker,
eine Arche in der 300 Menschen eingeschlossen überlebt haben. Bewacht und
beschützt von einem privaten Investor versuchen diese Überlebenden auf engsten
Raum einen gewissen Alltag zu meistern. Als dem Arzt Dr. Oliver Bertram klar
wird, dass das Wasser gefährliche Strahlenwerte aufweist und ein „künstlich“
geschaffenes Weizenfeld aufgrund dieser Vergiftungen verpestet ist, entschließt
sich dieser mit einer Gruppe von Elitesoldaten und anderen Familien
auszubrechen. Ziel ist der afrikanische Kontinent – auf dem Leben noch möglich
sein könnte.
„Der Weizen gedeiht im Süden“ überzeugt, da der Autor
immer wieder realistisch die zwischenmenschlichen Spannungen einer Gruppe, die
feindlichen Umwelteinflüsse und der Kampf ums Überleben gegen andere „Flüchtlinge
fantastisch gelungen interpretiert.
Erik D. Schulz detaillierter Blick für diesen postapokalyptischen
Alptraum ist hochemotional. Die Ängste, die Hoffnungen und Träume der
Protagonisten erzählt er mit einer brutalen Ehrlichkeit – die auch endlos sein
kann. Es gibt Opfer unter den Flüchtlingen, es zeigen sich dramatische
Überlebenskämpfe - der Weg des Stärkeren
der töten muss um zu überleben ist inhaltlich perfekt in Szene gesetzt. Medizin
– Waffen – Nahrung- Kleidung – die alltäglichen Gegenstände, die es nun nicht
mehr gibt lösen Konflikte aus.
Der Autor implementiert auch eine gewisse Symbolik. Das
gelobte Land – Afrika – in unseren, aktuellen Augen, ein drittes Welt-Land mit Hungersnöten,
Krankheiten, Bürgerkriegen nicht ein Land wo Milch und Honig fließen, wird zum
Ziel ausgesucht. Diese Idee ist nicht nur originell, sondern auch faktisch
intelligent und realistisch gezeigt. Auch die dort spielenden Szenen sind
voller dramatischer Elemente.
Kommen wir zu den Charakteren. Alles richtig gemacht –
eine gute Mischung aus Tätern und Opfern. Sie haben alle etwas gemeinsam – es sind
Überlebende und der moralische Kompass, den wir kennen, den gibt es nicht mehr.
Der Autor lässt hier eine Realität zu, die überzeugt – die Welt scheint
zerstört zu sein, doch noch immer gibt es eine Hilfs- und Opferbereitschaft,
noch immer Liebe zu Kindern und Partnern, noch immer eine unbändige Wut, die
man nicht immer kanalisieren kann und eine Trauer, zu der man gezwungenermaßen
wenig Zeit hat.
Es gibt nicht viel zu kritisieren. Gerne hätte ich mehr
gewusst über die Entstehung des Konfliktes, der in einen Atomkrieg mündete.
Ebenfalls war mir der erste Part im Bunker erzählerisch zu kurz geraten. Persönlich
und das traue ich dem Autor inzwischen zu, hätte diese Geschichte ruhig über
420 Seiten hinausgehen können, ohne an Qualität zu verlieren. Schade – denn die
Konzeption dieser Idee hätte Platz für eine Trilogie haben können.
Fazit
„Der Weizen gedeiht in Süden“ ist mit das Beste an
postapokalyptischen Endzeiterzählungen, was ich bisher gelesen habe. Eine
emotionale Härte – eine ungemein dichte Atmosphärische Spannung – und auch die
brillante Charakterzeichnung versprechen eine Unterhaltungsqualität die überzeugt.
Erik D. Schulz schriftstellerisches Talent hat sich für
meine Begriffe hier offenbart. Das war großartiges, intelligentes Kopfkino.
Hochklassig und eines der Bücher, dass man lesen sollte und nicht nur geeignet
für den jugendlichen Leser. Die Welt und das Überleben geht uns alle an.
Michael Sterzik
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