Das Viktorianische Zeitalter war von 1837 bis 1901. Es
begründete die relative lange Regierungszeit Queen Viktorias, doch die
Monarchie im Britischen Empire hatte Politisch nicht unbedingt einen hohen
Einfluss. Diese Zeitspanne war eine großartige, wirtschaftliche Entwicklung,
obwohl die Industrialisierung nicht nur Licht spendete, sondern gerade den
Ärmsten Einwohnern auf der Insel, dass Leben schwer machte. Zwei Drittel der
Bevölkerung waren grob der sozialen Unterschicht zuzuordnen. Diese am
Existenzminimum lebenden Menschen arbeiteten in den Fabriken zu unmenschlichen
Bedingungen. Diese Depression kostete immens viele Menschenleben, die im Grunde
nichts wert waren.
Insgesamt ordneten sich aber auch alle viele staatliche
Instanzen. Es entstanden Prozesse mit organisierten Abteilungen, nach und nach
etablierten sich auch Gesetze und vergessen wir auch nicht die Rolle der Frau –
die sich jetzt emanzipierte. Glanz und Gloria – zum Himmel-hoch-jauchzend und
zu Tode betrübt – das könnte das Motto dieser Zeit sein.
Es gibt viele Romane, die sich mit dieser Zeit befassen.
Der Stoff aus dem die Träume sind – waren zum Teil, wie oben schon gesagt
Albträume.
Der amerikanische Autor David Morrell lässt das London in
der viktorianischen Zeit spannungsvoll aufleben. Eine gekonnte Mixtur aus historischen
Themen und einer vielseitig spannenden Kriminalgeschichte, die Überraschungen
birgt.
Der trübe Schein der Gaslaternen wabert hinter dicken
Nebelschwaden, und auf dem feuchten Kopfsteinpflaster klappern Pferdehufe …
Willkommen im viktorianischen London!
Wir schreiben das Jahr 1855, der Krimkrieg ist in vollem
Gange und das britische Empire erlebt unruhige Zeiten, als ein kaltblütiger
Mörder direkt aufs Herz der verunsicherten Nation zielt: Mitten während des
Gottesdienstes in der noblen St. Jamesʼ Church kippt Lady Cosgrove mit
durchgeschnittener Kehle aus ihrer Kirchenbank. In der Hand hält sie einen
Zettel, der Detective Inspector Sean Ryan und seinen Freund – den als
»Opiumesser« verschrienen Thomas De Quincey – in höchste Alarmbereitschaft
versetzt. Denn der Mörder macht deutlich, dass er eben erst angefangen hat, und
dass sein letztes Opfer niemand anderes sein wird, als Queen Victoria selbst.
(Verlagsinfo)
Die Person Thomas De Quincey ist historisch verbürgt, wie
viele andere Protagonisten im vorliegenden Roman auch. Allerdings spielt der
britische Schriftsteller und Journalist, seine Rolle als „Ermittler“ fulminant
und überzeugend. Die Person ist zwar sehr gut interpretiert, aber tatsächlich
war er wohl weniger ein scharfsinniger Ermittler. Nichtsdestotrotz hatte er ein
bewegtes Leben. Besonders zwei Werke erhöhten seinen Bekanntheitsgrad enorm:“ Der
Mord als eine der schönen Künste betrachtet“ .1821 erschien im London Magazine sein berühmtestes
Werk. „Bekenntnisse eines englischen Opiumessers“, das für
großes Aufsehen sorgte. Opium – Laudanum war eine gesellschaftliche Droge, die
auch medizinisch eingesetzt wurde – eigentlich bei allen größeren und kleineren
Wehwehchen.
Dieser Part wird in dem Roman: „Die Mörder der Queen“ immer wieder
thematisiert. Besonders gut gefallen hat mir die Assistentenrolle seiner
Tochter Emily, die selbstbewusst, scharfzüngig und munter ihren Vater manchmal
die Show stiehlt. Ihre „Tagebucheintragungen“ erklären viele charakterliche
Eigenschaften des Journalisten und das spannend, informativ und mit humoristischen
Feinheiten versehen. Großartig.
Die Waage auf denen sich die historischen Fakten und eine
halbfiktive Kriminalgeschichte befindet, ist stets ausgewogen. Der Leser
erfährt in jedem Kapitel viel über die Herausforderungen und Probleme innerhalb
der Gesellschaft – der Aristokratie – aber auch bei den sozialen
Unterschichten, die sich zunehmend auflehnen und wenige Jahre später dabei
sind, das Empire völlig zu konzipieren. Die Verzweiflung der Menschen ist
spürbar und genau, dass macht diesen Roman zu etwas besonderen – die
Atmosphäre.
Auf jeder Seite empfindet man das Gefühl, sich durch
enge, verdreckte Gassen zu bewegen, oder in einem schillernden Palast zu dinieren.
Der arrogante Snobismus und auch die schiere, tiefe Depression der Arbeiter,
dem Bodensatz der Gesellschaft hat David Morrell fasziniert gut befördert. Als Autor, dass emotionale Minenfeld einer
Gesellschaft, einer Gruppe so bildgewaltig und intensiv detailliert, in Worte
fassen zu können, ist eine hohe Kunst. Perfekt passiert.
Selbst die Kriminalgeschichte ist außerordentlich gut
aufgebaut. Keine Längen, keine logischen, inhaltlichen Fehler, auf die man
stößt. Die Charaktere sind überschaubar und egal ob nun Haupt- oder Nebenfigur,
ergänzen sich diese fabelhaft. Thomas De Quincey ist zwar kein Sherlock Holmes
und seine Tochter keine Dr. Watson, aber die Ähnlichkeit dieser beiden Figuren
ist erkennbar. Scharfsinnig – und brutal ehrlich – ist der Schriftsteller und
Journalist wenig diplomatisch. Es gibt auch gute situative Gewaltszenen –
realistisch und nicht überzeichnet, die wenig schocken sollen – aber der Dramatik
zur gute kommen.
„Die Mörder der Queen“ ist auch der Sinnbegriff einer
Verschwörung gegen die Queen – die seit der Heirat, nicht mehr sooo in der
Gunst seiner Untertanen steht. „God save the Queen“ gilt nicht für jeden –
besonders nicht für die Menschen, die unter der Last und dem Einfluss der Krone
„Schäden“ davongetragen. Jemand muss ja auch immer schuld sein - also warum nicht die gute alte Queen
Victoria.
„Die Mörder der Queen“ von David Morrell ist der zweite
Band einer Reihe – der dritte folgt noch dieses Jahr.
Fazit
„Die Mörder der Queen“ ist eine literarische Zeitreise
ins viktorianische London. Man schmeckt, sieht, fühlt und spürt die Spannung
auf jeder Seite. Ein Hochklassiger, realistischer Kriminalroman – der Spannung
garantiert. Dunkel – Dreckig – Dauerhaft genial. Unbedingte Leseempfehlung.
Michael Sterzik
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