Es ist knappe 10 Jahre her, dass Susanne
Collins mit Ihrer Trilogie „Die Tribute von Panem“ einen großartigen Erfolg
hatte. Die Buchreihe wurde erfolgreich verfilmt und auch wenn diese im Genre „Postapokalyptischer
Jugendroman“ angesiedelt ist, so ist die
Zielgruppe der Erwachsenen ebenfalls erobert.
Die „Hungerspiele“ – menschliche Tribute, die
in einer künstlich erschaffenen Arena auf Leben und Tod kämpfen. Der Gewinner
erfreut sich endlosen Ruhm und eine luxuriöse Zukunft mitsamt der Familie. Doch
jeder fragte sich, wie hat sich Panem überhaupt entwickelt? Welche Ereignisse
führten zum großen Krieg, dem Aufstand und den späteren Hungerspielen? In der
Trilogie wurden einige dieser Themen sehr Oberflächig behandelt.
Der vorliegende Band – „Das Lied von Vogel
und Schlange“ beginnt 64 Jahre vor der bekannten Trilogie. Die Autorin Suzanne
Collins erzählt darin von dem Aufstieg des späteren Präsidenten Coriolanus Snow
– der grausame Diktator, der die Fäden im Hintergrund in der Hand hält. In
diesem Prequel erleben wir ihn als anfänglich sympathischen Jugendlichen, der
getrieben von der Gier nach Macht und Anerkennung sich negativ entwickeln wird.
Sensibel, empathisch und schlau – positive Eigenschaften, die er sukzessive
gegen Gewalt, Manipulation und Einschüchterung erweitern wird. Panem baut er
dann zu einem autoritären Staat aus.
Coriolanus Snow Welt ist überschaubar. Die
Snows waren einer der führenden Clans und nun herrscht die Angst, dass seine
Familie in Vergessenheit gerät und die immer schwächer werdende
gesellschaftliche Stellung letztlich verlieren könnte. Um in Panem studieren zu
können – benötigt er ein Stipendium und das könnte er als Mentor für einen der
jungen Tribute erhalten- wenn er genau diesen zum Sieg führt.
Suzanne Collins baut eine düstere
atmosphärische Kulisse auf. Snows Entwicklung steht im Fokus des Geschehens –
und auch dieser kämpft um sein Überleben. Nicht auf Leben und Tod – aber ein
sozialer Tod, eine gesellschaftliche Ausgrenzung wäre für den jungen Mann ggf.
schlimmer.
Es gibt satte Längen in diesem Buch und die
Konzeption von Snow wirkt nicht wirklich durchdacht. Etwas gezwungen baut
Suzanne Collins ihre Hauptfigur inmitten einer Handlung, die manchmal sehr
oberflächlich wirkt.
Interessant allemal – aber die Hungerspiele
sind nicht vergleichbar mit denen aus der bekannten Trilogie. Erst unter der
Führung Snows, werden diese zu einem gesellschaftlichen Fest im Breitbildformat
entwickelt. Auch dieser Part hätte durchaus spannender erzählt werden können. Auch
das „Grauen“ – diese Hässlichkeit der Spiele, kann die Autorin atmosphärisch
nicht übermitteln. Jegliche (Un)Menschlichkeit in dieser ehrgeizigen, fast
kriminellen und korrupten Gesellschaft ist für den Leser nicht fassbar.
Snow als Antagonist ist wahrlich auch zu
keinem Zeitpunkt ein sonniger Sympathieträger. Keine Heldenrolle, die er
einnehmen wird. Kein Kämpfer und Rebell für die Gerechtigkeit und Freiheit von
Panem. Betrachten wir die Nebenfiguren so sind diese vielseitiger und
interessanter dargestellt – letztlich können sie aber insgesamt den Roman nicht
besser machen, da helfen auch keine Giftmorde, gesellschaftliche Intrigen und
andere Szenarien.
Erst zum Ende hin, begreift Snow, wie auch er
manipuliert und instrumentalisiert werden kann. Eine harte Schule – die ihn
aber dazu befähigen wird mit Angst und Brutalität sein Panem zu gestalten.
Was der Autorin wirklich gut gelungen ist,
ist die Methodik von Panem und seinen Hungerspielen zu erklären. Ebenso der
Aufbau von Panem und den vorhergehenden Krieg, zwischen den Distrikten und dem
Kapitol ist interessant und beantwortet eine Menge an Fragen, die wir uns schon
seit 10 Jahren stellen.
Fazit
Die Tribute von Panem X – Das Lied von Vogel
und Schlange - Suzanne Collins ist gut – nicht herausragend. Spannung
ist zwar erkenn- und fassbar, aber deutlich unter den Erwartungen. Es wäre
vorteilhaft gewesen, eine neue Trilogie zu gestalten – genug zu erzählen gibt
es ja. Bedingt empfehlenswert.
Michael Sterzik
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