Es ist immer wieder interessant zu verfolgen, wie die Reihe „Tom
Clancy“ rund um die Familie Ryan, aktuelle Themen verwendet. Manchmal werfen
diese Titel auch einen prophetischen Blick in die Zukunft, die sich auch
manchmal dramatisch realisieren. Die Reihe ist mitunter natürlich auch sehr
politisch orientiert, ein Wechselspiel zwischen operativer Geheimdienstarbeit,
die Staatskrisen eröffnen, oder deeskalieren können.
In dem vorliegenden Band „Letzte Entscheidung“ deren Hauptautor
Mike Maden ist, der unter dem Pseudonym „Tom Clancy“ die Reihe fortsetzt. Das
Feindbild ist in diesem Fall – Korea und China. Das es zwischen den USA und
diesen beiden Staaten immer mal wieder zu politischen Spannungen kommt, liegt
auf der Hand und kann man fast schon monatlich in den Nachrichtenmagazinen und
Sendungen verfolgen.
In „Letzte Entscheidung“ spielt der Präsidentensohn Jack Ryan
jr. die alle entscheidende Rolle. Der Analyst und operativer Agent soll in
Singapur eine Firma, die mit einer amerikanischen fusionieren möchte,
wirtschaftlich durchleuchten. Zusammen mit einem ehemaligen CIA-Agenten, der
jetzt als professioneller „Controller“ nimmt er die ruhigen Ermittlungen hinter
dem Schreibtisch auf. Natürlich wird es für die beiden unbequem, gar lebensgefährlich,
denn der Controller, hat einen Auftrag bekommen – Spionage und Datenklau – ohne
das Wissen von Jack Ryan. Es gibt also mehr wie genug Konflikte in diesem
knappen 530seitigen Thriller.
Im Grunde keine uninteressante Story – aber sie hat durchaus
Längen und einiges an logischen Fehlern zu bieten, und an Situationen und
Handlungen, der Personen, die wenig bis gar nicht plausibel sind. Es gibt auch
keine anderen Teamplayer aus Ryan und dem Controller Paul. Letztere hat überaus
interessante Talente und eine Vergangenheit, die man so nicht unbedingt
erwartet hätte. Mit dieser Person hätte man die Story noch viel interessanter
und geschickter gestalten können. Unter dem Deckmantel einer offiziellen und
langweiligen Aufgabe, entwickelt sich das wenig später alles andere als
routiniert. Ein spektakulärer Orkan am Ende der Handlung dramatisiert den
Showdown ganz ordentlich.
Korea testet erstmals erfolgreich Raketen mit
Mehrfachsprengköpfen, was im Westen und in China größte Besorgnis auslöst. Die
Reaktion lässt nicht lange auf sich warten. Um den massiven Sanktionen zu
entgehen, schmiedet der nordkoreanische Geheimdienst einen perfiden Plan,
dessen Verwirklichung nicht nur die Fundamente des »unzuverlässigen
Verbündeten« China, sondern auch den gesamten Westen aus den Angeln heben
könnte. Jack Ryan muss sich den neuen Dimensionen der Cyberkriegführung stellen.
(Verlagsinfo)
Mit einem Cyberkrieg hat das ganz allerdings
wenig zu tun. Nennen wir es doch eher Wirtschaftsspionage – der mehr wie
amateurhaft durchgeführt wird. Sicherlich spielen hier das Dechiffrieren und
hacken von Rechnersystemen, die größte Rolle. Allerdings – ist auch ein Rechner
nur so schlau, wie der Mensch, der diese Prozesse einsetzt und steuert.
In „Letzte Entscheidung“ werden politische und
militärische Themen eher ausweichend behandelt. Schade – denn genau das
erwartet man einfach und von den tatsächlichen Motiven ist man dann doch etwas
enttäuscht.
So ganz kann ich auch einfach nicht verstehen –
dass man der früheren Hauptfigur Jack Ryan Senior inhaltlich nicht viel mehr
Raum gibt. Traut man sich nicht – dessen Figur weiterzuentwickeln? Hier ist
keine Entwicklung zu sehen – charakterlicher Stillstand einer großartigen
Person. Schade.
Fazit
„Letzte Entscheidung“ von Tom Clancy und Mike
Maden ist ein solider Thriller, der inhaltlich die Reihe nicht nach vorne
bringt. Kleine Nebengeschichte – die eigentlich überflüssig ist. Seichte
Spannung und Unterhaltung – aber atmosphärisch eher auf kleiner Flamme
geköchelt. Abschalten – Lesen – Vergessen.
Michael Sterzik
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen