Samstag, 6. Juni 2020

Vespasian - Das zerrissene Reich - Robert Fabbri


Der siebte Band dieser außerordentlich sehr guten historischen Reihe um den späteren, ersten Kaiser der flavischen Linie – Vespasian – überzeugt ebenfalls.

Im vorliegenden Band vergegenwärtigt sich der Konsul Vespasian, dass er höhere Ämter erreichen kann. Nero – der letzte Kaiser aus der Linie der julisch-claudischen Dynastie hat keine Nachkommen. In Rom, der Ewigen Stadt ist Nero beim Volk nicht beliebt – er ist berüchtigt für seine willkürlichen Gewalttaten, seine obsessiven  Orgien und seiner Politik der Einschüchterung und Angst. Sein Machthunger lässt ihn aber an anderer Stelle blind werden. Durch ebenfalls gierige Politiker und nicht zuletzt durch seinen Berater dem Politiker und Philosophen Seneca, lässt er sich manipulieren. Vespasian – inzwischen 52 Jahre alt – weiß um die politische und militärische Macht Roms. Die Politik ist mörderisch und Vespasian involviert und positioniert sich auf der blutigen Messerspitze römischer Intrigen und Machtspielchen.

Dem Autor Robert Fabbri gelingt es sehr gut, die römische Politik realistisch nachzuerzählen. Dabei stützt er sich ausschließlich auf die historischen Quellen zeitgenössischer Personen wie Sueton und Tacitus. Robert Fabbri rezeptiert Nero als ausgesprochen negativ – diese Darstellung mag bei Wissenschaftlern und Chronisten umstritten sein, aber die letzten Jahre unter der Herrschaft Neros waren durchsetzt von Verbrechen, brutalen Hinrichtungen und Ausschweifungen die Menschenleben kosteten. Auch in der Außenpolitik brillierte der von seinen eigenen Künsten überzeugte Nero nicht. Er überließ die Außenpolitik vorwiegend den amtierenden Statthaltern und Befehlshabern.
Das Buch ist in zwei Teilen aufgebaut. Der erste spielt überwiegend in Rom und befasst sich mit der Person Neros und dessen Politik und dem Charakter, der eindeutig psychisch mehr wie instabil ist. Der zweite Teil dieses Romans spielt in Britannien und befasst  mit der Niederschlagung des Aufstands unter der Führung der britischen Königin Boudicca. Diese Kapitel sind spannender in Szene gefasst – Robert Fabbris Fähigkeit eine Schlacht mit Worten zu beschreiben ist hervorragend und gewaltig.

A.D. 58: Das Römische Reich wird von innen erschüttert: Kaiser Nero hat einen Tross von Speichelleckern um sich versammelt, und zusammen wüten sie des Nachts in Roms ungeschützten Straßen. Neros Ausgaben steigen ins Unermessliche, zugleich ist die Kontrolle über Britannien kaum noch zu bezahlen. Kann Nero sich aus der Provinz zurückziehen, ohne als Verlierer dazustehen?

Panisch versuchen die römischen Investoren, ihren Reichtum aus Britannien abzuziehen. Vespasian muss noch einmal auf die Insel. Dort wird er in eine tödliche Rebellion verwickelt, angeführt von der unerbittlichen und furchtlosen Königin und Heerführerin Boudicca. Während der Aufstand um sich greift, muss Vespasian seinen Auftrag erfüllen – bevor ganz Britannien in Flammen aufgeht. (Verlagsinfo)

Doch Robert Fabbri befasst sich nicht nur mit der Charakterisierung Neros, sondern natürlich mit der eigentlichen Hauptperson Vespasian. Er wirkt dem Alter angemessen, deutlich reifer, vorsichtiger zum Teil, aber auch bereit sich und seine Familie an die Spitze des Imperiums zu bringen. Bei beiden Personen geht es neben den politischen Ambitionen, auch um die internen familiären Verhältnisse. Gerade Nero – der man kann schon sagen traditionell dazu veranlagt ist, seine eigene Familie zu meucheln – wird thematisiert.
Die qualitative Atmosphäre des Romans ist wie bei den letzten Bänden vorher auch schon, absolut hochklassig. Robert Fabbri schriftstellerisches Talent festigt und baut sich dabei immer weiter aus. Dem Autor gelingt aus einer Selbstverständlichkeit heraus, alle Szenen spannend darzustellen – egal ob es um die Politik, oder den Krieg, um interne Familienprobleme geht. Die Konzeption der Dialoge sind neben dem Informationsgehalt sehr unterhaltsam erzählt und mitunter mit einem netten Humor versehen.

Die Reihe „Vespasian“ ist mit einer der besten historischen Reihen, die ich jemals gelesen habe. Historisch professionell recherchiert – die Kriege und Schlachten wortgewaltig und wuchtig erzählt. Die Haupt-und Nebenpersonen perfekt in Kombination zueinander aufgestellt. Das ist Unterhaltung auf den allerhöchsten Niveau. Der siebte Band reiht sich mühelos ein und es wird nicht langweiliger – Vespasian ist noch „kein“ Kaiser – aber seine Stunde wird kommen.

In den letzten Kapiteln zeichnet es sich ab, dass Rom unter der Herrschaft Nero „brennen“ wird. Die „christliche“ Religion findet ebenfalls ihren Platz und wird bestimmt in den nächsten Titeln dieser Reihe weiter ausgebaut.

Fazit

„Vespasian – Das zerrissene Reich“ von Robert Fabri ist ein historischer Pageturner, der hochklassig ist. Robert Fabbri ist einer der besten Autoren im historischen Genre – der sich mit seiner Figur des Vespasian – einen ewigen Meilenstein gesetzt hat. Großartig.

Michael Sterzik

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