Der siebte Band dieser außerordentlich sehr guten
historischen Reihe um den späteren, ersten Kaiser der flavischen Linie –
Vespasian – überzeugt ebenfalls.
Im vorliegenden Band vergegenwärtigt sich der Konsul
Vespasian, dass er höhere Ämter erreichen kann. Nero – der letzte Kaiser aus
der Linie der julisch-claudischen Dynastie hat keine Nachkommen. In Rom, der Ewigen
Stadt ist Nero beim Volk nicht beliebt – er ist berüchtigt für seine
willkürlichen Gewalttaten, seine obsessiven Orgien und seiner Politik der Einschüchterung
und Angst. Sein Machthunger lässt ihn aber an anderer Stelle blind werden.
Durch ebenfalls gierige Politiker und nicht zuletzt durch seinen Berater dem
Politiker und Philosophen Seneca, lässt er sich manipulieren. Vespasian –
inzwischen 52 Jahre alt – weiß um die politische und militärische Macht Roms.
Die Politik ist mörderisch und Vespasian involviert und positioniert sich auf
der blutigen Messerspitze römischer Intrigen und Machtspielchen.
Dem Autor Robert Fabbri gelingt es sehr gut, die römische
Politik realistisch nachzuerzählen. Dabei stützt er sich ausschließlich auf die
historischen Quellen zeitgenössischer Personen wie Sueton und Tacitus.
Robert Fabbri rezeptiert Nero als ausgesprochen negativ – diese Darstellung mag
bei Wissenschaftlern und Chronisten umstritten sein, aber die letzten Jahre
unter der Herrschaft Neros waren durchsetzt von Verbrechen, brutalen
Hinrichtungen und Ausschweifungen die Menschenleben kosteten. Auch in der
Außenpolitik brillierte der von seinen eigenen Künsten überzeugte Nero nicht. Er
überließ die Außenpolitik vorwiegend den amtierenden Statthaltern und
Befehlshabern.
Das Buch ist in zwei Teilen aufgebaut. Der erste spielt
überwiegend in Rom und befasst sich mit der Person Neros und dessen Politik und
dem Charakter, der eindeutig psychisch mehr wie instabil ist. Der zweite Teil
dieses Romans spielt in Britannien und befasst mit der Niederschlagung des Aufstands unter
der Führung der britischen Königin Boudicca. Diese Kapitel sind spannender
in Szene gefasst – Robert Fabbris Fähigkeit eine Schlacht mit Worten zu
beschreiben ist hervorragend und gewaltig.
A.D. 58: Das Römische Reich wird von innen erschüttert:
Kaiser Nero hat einen Tross von Speichelleckern um sich versammelt, und
zusammen wüten sie des Nachts in Roms ungeschützten Straßen. Neros Ausgaben
steigen ins Unermessliche, zugleich ist die Kontrolle über Britannien kaum noch
zu bezahlen. Kann Nero sich aus der Provinz zurückziehen, ohne als Verlierer
dazustehen?
Panisch versuchen die römischen Investoren, ihren Reichtum aus Britannien abzuziehen. Vespasian muss noch einmal auf die Insel. Dort wird er in eine tödliche Rebellion verwickelt, angeführt von der unerbittlichen und furchtlosen Königin und Heerführerin Boudicca. Während der Aufstand um sich greift, muss Vespasian seinen Auftrag erfüllen – bevor ganz Britannien in Flammen aufgeht. (Verlagsinfo)
Doch Robert Fabbri befasst sich nicht nur mit der Charakterisierung
Neros, sondern natürlich mit der eigentlichen Hauptperson Vespasian. Er wirkt
dem Alter angemessen, deutlich reifer, vorsichtiger zum Teil, aber auch bereit
sich und seine Familie an die Spitze des Imperiums zu bringen. Bei beiden
Personen geht es neben den politischen Ambitionen, auch um die internen
familiären Verhältnisse. Gerade Nero – der man kann schon sagen traditionell dazu
veranlagt ist, seine eigene Familie zu meucheln – wird thematisiert.
Die qualitative Atmosphäre des Romans ist wie bei den
letzten Bänden vorher auch schon, absolut hochklassig. Robert Fabbri
schriftstellerisches Talent festigt und baut sich dabei immer weiter aus. Dem
Autor gelingt aus einer Selbstverständlichkeit heraus, alle Szenen spannend
darzustellen – egal ob es um die Politik, oder den Krieg, um interne
Familienprobleme geht. Die Konzeption der Dialoge sind neben dem
Informationsgehalt sehr unterhaltsam erzählt und mitunter mit einem netten
Humor versehen.
Die Reihe „Vespasian“ ist mit einer der besten
historischen Reihen, die ich jemals gelesen habe. Historisch professionell
recherchiert – die Kriege und Schlachten wortgewaltig und wuchtig erzählt. Die Haupt-und
Nebenpersonen perfekt in Kombination zueinander aufgestellt. Das ist Unterhaltung
auf den allerhöchsten Niveau. Der siebte Band reiht sich mühelos ein und es
wird nicht langweiliger – Vespasian ist noch „kein“ Kaiser – aber seine Stunde
wird kommen.
In den letzten Kapiteln zeichnet es sich ab, dass Rom unter
der Herrschaft Nero „brennen“ wird. Die „christliche“ Religion findet ebenfalls
ihren Platz und wird bestimmt in den nächsten Titeln dieser Reihe weiter
ausgebaut.
Fazit
„Vespasian – Das zerrissene Reich“ von Robert Fabri ist
ein historischer Pageturner, der hochklassig ist. Robert Fabbri ist einer der
besten Autoren im historischen Genre – der sich mit seiner Figur des Vespasian –
einen ewigen Meilenstein gesetzt hat. Großartig.
Michael Sterzik
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen