Der Holocaust bleibt unvergessen – die systematische Vernichtung Millionen von Menschen. Eine Maschinerie des Todes – in der, der Tod dem Überleben in einem Vernichtungslager eine Erlösung war. Es gibt nur noch wenige Zeitzeugen, die von den schrecklichen Ereignissen erzählen können, von Mord, Folter, Menschenversuchen, Qual – nach und nach verstummen diese Stimmen, die weder vergessen, noch vergeben haben. Wir wissen, was diese Menschen in den Konzentrationslagern des Nazi-Regims erdulden mussten, aber wissen wir auch etwas davon, dass es Widerstände gab – Aufstände!? Der Aufstand im Warschauer Ghetto war eines dieser Ereignisse, in der Menschen sich auflehnten und mit Waffen versuchten der Tyrannei und der Vernichtung zu widersetzten. Der Aufstand wurde niedergeschlagen - die Menschen, die ihr eigenes Schicksal in die Hand nahmen, sind Symbole und Botschaften, dass neben dem Willen zu überleben auch dazu aufgerufen wird, sich zu widersetzen, sich aufzulehnen gegen Verbrecher, gegen Unmenschlichkeit, gegen willkürliches Morden. Es waren so mutige Menschen. Doch sie waren nicht die einzigen. Der renommierte, polnische Journalist und Historiker Michał Wójcik hat den Aufstand im Vernichtungslager Treblinka in seinem veröffentlichten Buch – „Der Aufstand von Treblinka“ thematisiert.
Am 02. August 1943 kam
es im Vernichtungslager Treblinka zu einem unglaublichen und
heute fast vergessenen Ereignis: Etwa 700 überwiegend jüdische Häftlinge nahmen
an einem bewaffneten Aufstand teil. 300 von ihnen entkamen den
Grauen des Lagers, etwa 85 überlebten den 2. Weltkrieg.
Der renommierte
polnische Historiker und Journalist Michał Wójcik erzählt in
seinem Buch die Geschichte eines Ausbruchs aus dem brutalen
Alltag des Lagers, in dem innerhalb eines Jahres über eine Millionen Menschen
getötet wurden. Gestützt durch zahlreiche Interviews mit Zeitzeugen und
Archivrecherchen malt er das Bild einer hoffnungslosen Situation, in der einige
mutige Menschen ihr Schicksal selbst in die Hand nahmen. (Verlagsinfo piper)
Es ist harter Tobak den
der polnische Autor hier verarbeitet. Es geht an die Substanz, wenn der Autor
vom täglichen Morden erzählt, von einer willkürlichen und bestialischen
Grausamkeit, die den Schrecken mit einer atmosphärischen Erkenntnis
transportiert und so eindringlich ist, dass man manchmal innehalten muss. Die
Nachhaltigkeit dieses historischen Echos ist unsterblich.
Beim Lesen stellt man
sich dennoch die Frage, warum kam es nur zur so wenigen Aufständen und warum
wurde von Seiten der Alliierten – die von der Existenz dieser Vernichtungslager
wussten, nicht aktiv eingegriffen wurden!? Das sind allerdings auch zwei
Fragen, die das vorliegende Buch nicht abschließend beantworten kann.
Jeder Aufstand – egal ob
nun in Auschwitz, Sobibór, oder in Treblinka – auch wenn diese scheiterten,
waren es Symbole des Überlebens – aber auch um anderen Menschen zu offenbaren,
welcher Schrecken in den KZ herrschten. Die Häftlinge wollten um jeden Preis
überleben, um ein Zeitzeugnis zu sein. Eine Botschaft und eine Mahnung für die
Nachwelt.
Michał Wójciks perspektivische
Sicht auf diese Ereignisse ist grandios. Er verurteilt – oder beurteilt nicht.
Er erzählt von Fakten – nicht willkürliche heroische fiktive Ereignisse – die
vielleicht stattgefunden haben. Er führt
uns aber auch das moralische Dilemma des Holocaust vor Augen. Warum hat niemals
von Außerhalb des Todestreifens – der Minen, Stacheldrähte und Wachtürme etwas
gegen den Genozid aktiv getan? Haben womöglich niemand außer die Juden selbst
für die Juden gekämpft?
Immerhin berichtet der
Autor neben den Vorbereitungen für den bewaffneten Aufstand, der Durchführung
auch von der Flucht durch die polnischen Wälder. Es gab tatsächlich helfen, die
den Flüchtigen mit Essen versorgten, oder sie unterbrachten. Es gab aber auch
Verräter, und Menschen die Hilfe verweigerten – vielleicht aus Angst vor den
Besatzern – vielleicht aus Überzeugung…! Etwa 50 Häftlinge, denen die Flucht
gelang, überlebten.
Der Autor spricht in den
letzten Kapiteln auch von der Rolle Polens im Holocaust. Retter, und – oder
Kollaborateure. Eine extreme Polarisierung dieser beiden Extrem. Helden oder
Verbrecher selbst – eine Grauzone, die nicht zweifelsfrei zu beantworten ist.
Fakt ist – Es gab keine aktive polnische Hilfe der „Armee“, oder des polnischen
Widerstands.
Der Leser wird sich
vielen Fragen stellen müssen, die er zweifelsfrei sich immer wieder selbst
stellen wird. Wie konnte man derartiges Leid ertragen? Warum hat niemand von
außerhalb geholfen? Was trieb die niederen Instinkte der Soldaten/Mörder an? Es
gibt darauf kaum grundlegende und abschießende Antworten. Was übrig bleibt ist
ein schreckliches Zeugnis – aber auch eine Botschaft ein Zeichen und Symbol des
Widerstands. Darüber lohnt es sich einmal tiefer nachzudenken und das
ermöglicht der Autor des Buches: „Der Aufstand von Treblinka“ - Michał Wójcik.
Fazit
„Der Aufstand von
Treblinka“ von Michał Wójcik geht unter die Haut. Ein nachhaltiges Echo der
Vergangenheit, das berührt. Ein wichtiges Zeitzeugnis, dass immer noch zeitlos
den Schrecken, aber auch Hoffnung transportiert.
Michael Sterzik
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen