Der vorliegende Thriller: „Das Haus der bösen Kinder –
The Fourth Monkey“ von J.D. Barker ist der letzte Band einer dreiteiligen
Reihe. Vorab sei schnell zu sagen – es macht keinen Sinn bei Teil 2, oder Teil
3 einzusteigen. Die Charaktere und Beziehungsebenen sind dermaßen kooperativ kombiniert,
dass es fast schon Labyrinthisch wirkt. Ein komplexes Zusammenspiel von Gut und
Böse ist noch untertrieben – und wer agiert und reagiert auch das ist dämmerig.
Rache – Schuld - Sühne sind so arg verschweißt, dass man diese drei Elemente
gar nicht auseinander dividieren kann. Keine Möglichkeit.
J.D.Barker lässt seinen „Fourth Monkey Killer“ nicht
willkürlich morden. Bei diesem Killer schalten sich nicht alle Sicherungen aus.
Eine organisierte Planung – eine fast biblisch orientierte Rache – lassen ihn
zu einem Todesengel werden. Ein Marionettenspieler, der sein mörderisches
Handwerk versteht. Seine hinterlassenen Botschaften auf den platzierten Toten sind
grausam in Szene gesetzt – doch auch hier steckt ein tieferer Sinn hinter. Es
ist keine Eleganz des Mordens – kein künstlerischer Akt – glauben Sie das
wirklich? Sie werden sich täuschen.
Auch im letzten Band dieser großartigen Reihe lässt der Autor
die Story aus ganz verschiedenen Perspektiven erzählen und selbst der „Fourth
Monkey“ kommt dazu sich in alten Tagebucheinträgen zu offenbaren. Ja genau – zu
Offenbaren – denn diese sind der Schlüssel zu seiner traurigen-dramatischen
Vergangenheit.
Selten habe ich einen Thriller gelesen, in der, der Autor
es schafft größtmögliche Verwirrung zu stiften. Man findet sich in keinem Spannungstau
wieder, oder in einer Geschwindigkeitsbegrenzung – aber man wird das Gefühl
nicht los – dass man sich ständig verfährt und dabei noch ständig geblitzt wird
– möglichst mit einem Gesichtsausdruck zwischen einem Aha oder einen Oh….oder
einen Jetzt-habe-ich-es-verstanden… und Das-kann-doch-nicht-sein – oder-doch!?
Diese Trilogie ist mit einer der originellsten, die ich
jemals gelesen habe. Überraschend – sehr intelligent erzählt – methodisch interessant.
Und zu guter Letzt bleibt es dem Leser selbst überlassen ein Urteil zu fällen.
Perspektivische Selbstjustiz ist halt eine Klasse für sich und hat seine
eigenen Gesetze.
Eine Obdachlose findet auf dem Friedhof von Chicago die
Leiche einer Frau, deren Augen, Zunge und Ohren entfernt und in kleine weiße
Schachteln verpackt wurden. Neben der Toten liegt ein Schild mit der Aufschrift
»Vater, vergib mir«. Kurz darauf tauchen weitere, ähnlich zugerichtete Opfer
auf. Für die Polizei von Chicago und das FBI ist klar, dass die Morde die
Handschrift des immer noch flüchtigen Four Monkey Killers Anson Bishop tragen.
Doch Detective Sam Porter glaubt nicht daran – die Tatorte liegen zu weit
entfernt voneinander, als dass nur ein Täter infrage kommen könnte. Zudem
stimmt auch etwas mit der Haut der Leichen nicht. Als sich Bishop aus heiterem
Himmel stellt und beteuert, keines der Verbrechen begangen zu haben, die ihm
zur Last gelegt werden, fällt der Verdacht auf Sam Porter selbst – denn er hat
kein Alibi, dafür aber ein verheerendes Geheimnis …(Verlagsinfo)
Die eine Eigenschaft dieser Trilogie ist die sagenhafte Spannung
– die andere ist der plötzliche Überraschungsmoment.
Gelungen ist auch die konzeptionelle Figurenzeichnung,
obwohl diese außer bei Anson Bishop und Familie faktisch untergeordnet ist. Der
Schwachpunkt der gesamten Reihe ist allerdings, dass man viel zu wenig von den
Protagonisten erfährt. Deren Vergangenheit bleibt schlichtweg ungeklärt. Das
wertet die Reihe nicht unbedingt herab, aber ist es dennoch mehr wie kraftlos
konzipiert.
Die Dramatik und Tragik ist ebenfalls stark vorhanden.
Wie schon in den beiden Bändern vorher auch, entwickelt man für den Killer ein
gewisses Verständnis – Sympathie – ist halt verflixt mit der verdammten Selbstjustiz.
Der Fokus liegt halt bei den Faktoren: Spannung und
Überraschung. Es wird wahrscheinlich auch keinen vierten Teil dieser Reihe
geben, obwohl noch genüg Potenzial in der Familie „Bishop“ steckt. Auch diese
hätte Material für eine ganz eigene Reihe.
Fazit
„Das Haus der bösen Kinder – The Fourth Monkey verfügt
über eine qualitative Spannung, die man selten in dem Genre Thriller findet.
Eine Klasse für sich. Ein mörderisches Monopoly mit vielen, bösen
Ereigniskarten. Die Schlossallee ist das Haus der bösen Kinder – und der Preis
übersteigt den Einsatz. Pageturner: Eine Reihe – die man unbedingt lesen muss –
am besten nacheinander.
Michael Sterzik
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