England hatte wenige Zeiten des Friedens in der späteren Vergangenheit. Immer wurde die Insel von äußeren und inneren Feinden angegriffen. Und vergessen wir nicht die Bürgerkriege, die unzählige Opfer forderten. Es ist viel Blut auf dieser Insel vergossen worden. Genau diese Ereignisse werden immer gerne in historischen Romanen thematisiert. Die Legionen Cäsers versuchten, die Insel zu vereinnahmen scheiterten über einen längeren Zeitraum, viel später nach dem brutalen Tod im Senat, zu Kaiser Neros Schreckensherrschaft. Es gibt unzählige Romane, die diese epochalen Ereignisse erzählen. Gegen Ende des 8. Jahrhunderts wurden die „Wikinger“ – die Dänen und später die Norweger zu Invasoren und England das aus einzelnen Königreichen bestand, hatte eine Herausforderung, die schlussendlich dazu führte, dass die Normannen doch obsiegten. Eine Völkerverständigung mit Feuer und Schwert.
Bernard Cornwell hat die Epoche um die Eroberung und
Besiedlung der Wikinger in einer bisher 12-teiligen Romanreihe veröffentlicht.
Der Kriegsherr Uhtred, aufgewachsen als Engländer, erzogen als Wikinger formt
die Wunschvorstellung von König Alfred des Großen. Natürlich ist dieser Charakter
fiktiv, aber die einzelnen Ereignisse interpretiert der englische Autor sehr
spannend und chronologisch relativ gut. Kurz gesagt – diese Reihe ist recht
abenteuerlich. Der 12. Band – Das Königsschwert
- erzählt von internen Machtkämpfen und lässt die kriegerischen Dänen
mal in der zweiten Reihe Platz nehmen.
Ein König liegt im Sterben, und er beschließt, sein kaum
geeintes Reich unter den beiden Söhnen aufzuteilen. Doch jeder der Halbbrüder
beansprucht das ganze England für sich. Uhtred, der Krieger, verlässt seine
Heimat im Norden, um dem Älteren, Æthelstan, beizustehen. Ein Eid bindet ihn,
dabei ahnt er, dass beide verfeindeten Brüder davon träumen, auch sein
geliebtes Northumbria dem Reich anzuschließen. Der Kampf um die englische Krone
wird in London entschieden. Und dann erleidet Uhtred die größte Niederlage
seines Lebens: Er wird gefangengenommen und verliert Schlangenhauch, das
Schwert, das ihn in allen Schlachten begleitet hat .(Verlagsinfo)
Der Teil ist außer Frage spannend – denn wieder und das
sagt ja auch der Klappentext aus, wird es persönlich für die Hauptfigur Uhtred.
Wenn man der Reihe treu geblieben ist, so weiß man auch das Uhtred, nicht mehr
der „jüngste“ ist. Vater, Großvater – der alte Kämpe kommt kämpferisch zwar
noch missmutig rüber, aber nicht mehr so egoistisch und mutig wie in den
Bänden, in denen er noch jung und wild durch Englands Regionen stritt und ritt.
Diese Charakterzeichnung ist gut, wirkt aber langsam ernüchternd unglaubwürdig.
Das er die Schwertkunst beherrscht ist unbestritten, dass er allerdings mit
seinem inzwischen an die 70 Jahre den einen, oder anderen persönlichen
Schwertkampf gewinnt, trotz seiner Alters, und der Wunden – sorry, bringt einen
faden Nachgeschmack mit sich. Identisch verhält es sich auch mit
Kampfgefährten.
Die Reihe ist insgesamt sehr, sehr gut. Kurzweilige
Unterhaltung in Abenteuerform. Spannend – und Bernard Cornwell versteht es eine
Schlacht über einige Seiten formvollendet und abwechslungsreich zu erzählen.
Die Dialoge zwischen den Charakteren sind wie immer
oberflächlich. Von der Politik erfährt man oberflächlich leider genauso viel.
Schade. Analysiert man die Charakterisierungen der Protagonisten und deren
Veränderungen, so erhält man hier ebenfalls nur sehr oberflächliche Informationen.
Uhtred – Ja, dessen Entwicklung usw. wird thematisiert – aber das war es dann
auch schon mit charakterlicher Tiefe der Figuren. Schade – dass würde dieser
Reihe – wenn die Figuren schon im Herbst und Winter ihres Lebens ankommen
guttun.
Für die Reihe wäre es sinnvoll, diese bald abzuschließen,
oder mit dem Sohn Uhtreds, der praktischerweise den gleichen Namen trägt
fortzufahren. Wir sprechen hier immer noch von einer historischen Reihe, nicht
dass man ins Genre „Fantasy“ abdriftet.
Verfolgt man die geschichtlichen Spuren, so stellt man
fest, dass Bernard Cornwell sich an historischen Ereignissen lang hangelt,
diese aber recht „frei“ auslegt.
Fazit
„Das Königsschwert“ von Bernard Cornwell ist und bleibt
ein brachiales Schlachtengemälde. Viel Blut und Ehre – viel Kampf um Macht und
Einfluss. Im nächsten Band sollte es wieder primär um den Kampf um das nächste
Königreich gehen, dass sich in dänischer Gewalt und Hoheit befindet. Vielleicht
geht es dann auch weniger um das Sterben auf dem Schlachtfeld, sondern
vielleicht um das Zusammenleben der dänischen und sächsischen Bevölkerung.
Michael Sterzik
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen