Samstag, 17. November 2018

Vespasian - Das Schwert des Tribuns - Robert Fabbri

Rom –26 n. Chr. Es gibt keine Republik mehr, regiert wird das Römische Reich durch Kaiser Tiberius. Und diese Epoche ist nicht weniger blutig und durch politische Intrigen zersetzt, als die vorherigen Bürgerkriege es schon vorgemacht haben. Die Legionen des Kaiserreiches kämpfen an verschiedenen Fronten, um die Grenzen des Imperiums weiter auszudehnen. Viele Staaten wurden mit konsequenter Brutalität annektiert – es gilt die Macht des Stärkeren, immer schon. 

Der britische Autor Robert Fabbri erweckt in seinem Debütroman: „Vespasian – Das Schwert des Tribuns“ erschienen im Rowohlt Verlag, das alte Rom. Es gibt inzwischen im Genre „Historischer Roman“ eine ganze Reihe von Autoren, die diese Epoche reanimieren wollen. Robert Fabbri – ist ein Autor, den man sich gut merken sollte. Sein sehr plakatives und vor allem lebendiges Bild des Kaiserreichs am Tiber, sowie die selbstbewusste und selbstverständliche Authentizität, die Robert Fabbri in diesem vorliegenden Band entwirft, verdienen hohen Respekt. 

Die Jugendjahre des späteren Kaisers Vespasian, der erstaunlicherweise eines natürlichen Todes starb, und seinen Militärischen Aufstieg inmitten einer traditionell verankerten intriganten Politik im Herzen des Imperiums erzählt, sind hochspannend. Als junger Tribun nimmt er Teil an der Zerschlagung einer Rebellion in Thrakien und erlernt dort das effektive und kompromisslose töten der Feinde Roms...

Robert Fabbris Perspektive eines kaiserlichen Roms ist schlichtweg großartig. Der erste Band dieser mehrteiligen Reihe überzeugt durch eine grandiose Spannung und einem hohen Wissen über die damalige Zeit. Er ist einer der wenigen Autoren, denen es gelingt schon in den ersten Kapiteln eine Atmosphäre aufzubauen, die einem völlig fasziniert. Ich war und bin sehr positiv erstaunt mit welcher Selbstverständlichkeit der Autor, dass Leben, die Politik, die Traditionen und auch die Religion in seiner Story einbaut. Absolut perfekt dosiert und faktisch überzeugend beschrieben, bekommt man sofort den Eindruck, dass der Autor weiß, wovon er schreibt. 

Die historischen Quellen, wissen relativ viel von diesen und jenen Kaiser dieser Epoche. Die römischen Historiker konnten uns viel Wissen ermitteln, aber dennoch gibt es Lücken. Im Nachwort zeigt Robert Fabbri darauf auf, dass er sich natürlich der schriftstellerischen Freiheit bedient hat, allerdings sind seine Interpretationen und Ideen absolut nachvollziehbar und entspringen nicht irgendwelchen abgedrehten Phantasien. Ansonsten hält sich der Autor gut an der verbürgten Biographie des späteren Kaisers. 

„Vespasian – Das Schwert des Tribuns“ braucht sich hinter den Werken eines Bernard Cornwell, oder eines David Gilman nicht zu verstecken. Im Gegenteil – absolut ebenbürtig verleiht er dieser römischen Epoche eine erzählerische, spannende Wucht, die überzeugt. Robert Fabbri Schilderung einer römischen Feldschlacht gehen unter die Haut. Historisches Breitbildkino in der man förmlich hört und spürt, wie tausende von römischen Legionären die brutale, militärische Tötungsmaschine Roms in Gang bringen. Der Autor nimmt hier kein Blatt vor dem Mund – der einzelne Legionär zählt nichts, dass Leben eines Soldaten – uninteressant. Die ethischen und moralischen Ideale und Vorstellungen verlieren an Gewichtung, wenn die Legionäre über siebenhundert Sperre den Angreifern entgegenschleudern, oder die Kurzschwerter in einer streng aufgebauten Formation zwischen den Schilden zücken müssen. Ach – und wer das berühmte Wagenrennen von dem Klassiker Ben Hur – noch kennt – das gibt es hier auch – aber um einiges besser geschildert. 

Robert Fabbri ist konsequent – es gibt kein Glanz und Gloria, keine romantisierten Vorstellungen, keine selbstlosen Heldentaten inmitten eines Schlachtfeldes. Es gibt wenige Autoren – die sich nicht davor scheuen, zu beschreiben, wie es ggf. gewesen sein kann – Robert Fabbri gehört ganz gewiss dazu. 

Die Figurenzeichnung von Robert Fabbri ist sehr, sehr gut. Stellenweise überzeichnet, aber Haupt- und Nebenfiguren tragen die inhaltliche Spannung gut verteilt auf den Schultern. Selbst an situativer Komik, die durch eine Nebenfigur immer mal wieder mit einer sarkastischen und frechen Note aufkommt, fehlt es nicht. 

Fazit

„Vespasian  - Das Schwert des Tribuns“ von Robert Fabbri gehört mit zu den besten historischen Romanen, die ich dieses Jahr gelesen habe. Geschichtlich Hochklassig – Unterhaltungswert in der ersten Liga und Spannung allgegenwärtig. 

Zu erwähnen sei noch, dass es dem Autor gelingt, dem Leser diese Epoche so schmackhaft zu machen, dass dieser mehr erfahren möchte. 

Unbedingte Leseempfehlung. Schlichtweg „Brillant“. 

Michael Sterzik



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