Lass uns ein Spiel spielen – allerdings mit tödlichem Ausgang, wenn es nach dem Todesspieler im gleichnamigen Buch von Jeffery Deaver geht. Der amerikanische Autor Jeffery Deaver ein renommierter Altmeister im Genre Thriller hat eine neue Figur kreiert – Colter Shaw und der vorliegende Roman ist der erste Band einer neuen Reihe.
„Todesspieler“ beinhaltet eine Grundthematik, die absolut
aktuell ist. Games – diese Unterhaltungsbranche ist arg umkämpft. Die
Zielgruppe bewegt sich in alle sozialen Schichten, zudem begeistern sich Jung
und Alt gleichermaßen dafür in virtuelle Welten abzutauchen um der Realität
etwas entfliehen zu können. Brot und Spiele – und natürlich hat alles auch
seine Schattenseiten. Jeffery Deaver ist also up to date.
Colter Shaw ist hart, er ist kompromisslos und die letzte
Rettung für die Menschen, denen die Polizei nicht helfen kann oder will … Er
ist ein hervorragender Spurenleser und verdient seinen Lebensunterhalt damit,
für Privatpersonen vermisste Personen aufzuspüren. Als er von einer
verschwundenen Collegestudentin hört, bietet er dem verzweifelten Vater seine
Hilfe an. Shaws Ermittlungen führen ihn in das dunkle Herz von Silicon Valley
und die knallharte, milliardendollarschwere Videospielindustrie. Es gelingt
ihm, die junge Frau zu finden und nach Hause zu bringen. Doch dann gibt es eine
zweite Entführung und alles deutet darauf hin, dass es sich um denselben Täter
handelt. Nur dieses Mal kann Shaw das Opfer nicht lebend retten. Alle Hinweise
führen zu einem Videospiel, in dem der Spieler mithilfe von fünf verschiedenen
Gegenständen versuchen muss zu überleben. Shaw ist überzeugt, dass der Täter
versucht, das Spiel zum Leben zu erwecken. Er muss ihn stoppen, denn der
Todesspieler hat gerade erst angefangen … (Verlagsinfo)
Ja – der Titel ist spannend – ein souveränes Werk, mit
einem Charakter der interessanter als die Story selbst ist. Keine originelle
Spannungsliteratur – solide aufgebaut, wie man es halt von diesem Autor auch
erwarten kann. Seine neue Figur „Colter Show“ hat den Charakter eines multiuniversellen
Schweizer Taschenmessers. Immer eine Lösung parat – immer feine Pläne nach
Prioritäten eingestuft. Relativ humorlos – hart, kühl – ein Einzelgänger mit kleinem
Herz und einem großen Verstand. Außerdem verfügt er noch über das eine, oder
andere hilfreiche Talent für seinen Job als erfolgreicher Prämienjäger. Gemäß
einer altbekannten Schablone – ist er immer noch ein gefangenes Kind seiner
Vergangenheit. Netterweise – könnte man ihn als intellektuellen Soziopathen
bezeichnen. Das Rätsel seiner Vergangenheit wird thematisch zwar in Rückblenden
behandelt – ist aber nicht das zentrale Thema. Nein – die virtuelle und die
reale Welt vermengen sich miteinander – und die Schnittmenge bilden dann
Entführung und Mord.
Gerade diese virtuelle Welt, mit der sich Colter Shaw
auseinandersetzen muss, ist Neuland für ihn. Im Land dieser unbekannten
Möglichkeiten verliert er hin und wieder die Orientierung, aber eine nette,
weibliche Bekanntschaft erklärt Shaw die bodenständigen Grundlagen dieser
Welten. Dieser Erzählstrang ist außerordentlich gut gelungen und die weibliche
Nebenfigur ist genauso interessant konzipiert wie Colter Shaw selbst. Wiedersehen
macht Freude.
Die Perspektive der Handlung ist eindimensional und zeigt
sich nur die Augen von Colter Shaw. Schade – es wäre toll gewesen, wenn die
Handlung aus mehreren Perspektiven bestehen würde. Das nimmt dem Buch zwar
nicht die Spannung, aber mindert gehörig die Tiefe.
Jeffery Deaver baut gekonnt, die eine, oder andere gut
platzierte Überraschung ein. Doch inhaltlich wirkt diese Handlung dann doch
auch durch den Zeitenwechsel, und diese Überraschungen etwas zu konstruiert.
Gut gelungen sind dagegen die Dialoge. Nebengeschichten und Nebenfiguren gibt
es bis auf die Altlasten von Colter Shaw praktisch nicht. Auch das vermisst
man.
Fazit
„Der Todesspieler“ ist ein kein „Game Over“ sondern der
Auftakt einer interessanten Reihe. Es gibt noch viel Potenzial – aber wer
Jeffery Deaver kennt, weiß das es bei seinen Titeln immer ein up and down gibt.
Solide Spannung – die von seiner Hauptfigur lebt – und nicht der Handlung
selbst.
Michael Sterzik
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