Samstag, 31. Oktober 2020

Der Todesspieler - Jeffery Deaver

Lass uns ein Spiel spielen – allerdings mit tödlichem Ausgang, wenn es nach dem Todesspieler im gleichnamigen Buch von Jeffery Deaver geht. Der amerikanische Autor Jeffery Deaver ein renommierter Altmeister im Genre Thriller hat eine neue Figur kreiert – Colter Shaw und der vorliegende Roman ist der erste Band einer neuen Reihe.

„Todesspieler“ beinhaltet eine Grundthematik, die absolut aktuell ist. Games – diese Unterhaltungsbranche ist arg umkämpft. Die Zielgruppe bewegt sich in alle sozialen Schichten, zudem begeistern sich Jung und Alt gleichermaßen dafür in virtuelle Welten abzutauchen um der Realität etwas entfliehen zu können. Brot und Spiele – und natürlich hat alles auch seine Schattenseiten. Jeffery Deaver ist also up to date.

Colter Shaw ist hart, er ist kompromisslos und die letzte Rettung für die Menschen, denen die Polizei nicht helfen kann oder will … Er ist ein hervorragender Spurenleser und verdient seinen Lebensunterhalt damit, für Privatpersonen vermisste Personen aufzuspüren. Als er von einer verschwundenen Collegestudentin hört, bietet er dem verzweifelten Vater seine Hilfe an. Shaws Ermittlungen führen ihn in das dunkle Herz von Silicon Valley und die knallharte, milliardendollarschwere Videospielindustrie. Es gelingt ihm, die junge Frau zu finden und nach Hause zu bringen. Doch dann gibt es eine zweite Entführung und alles deutet darauf hin, dass es sich um denselben Täter handelt. Nur dieses Mal kann Shaw das Opfer nicht lebend retten. Alle Hinweise führen zu einem Videospiel, in dem der Spieler mithilfe von fünf verschiedenen Gegenständen versuchen muss zu überleben. Shaw ist überzeugt, dass der Täter versucht, das Spiel zum Leben zu erwecken. Er muss ihn stoppen, denn der Todesspieler hat gerade erst angefangen … (Verlagsinfo)

Ja – der Titel ist spannend – ein souveränes Werk, mit einem Charakter der interessanter als die Story selbst ist. Keine originelle Spannungsliteratur – solide aufgebaut, wie man es halt von diesem Autor auch erwarten kann. Seine neue Figur „Colter Show“ hat den Charakter eines multiuniversellen Schweizer Taschenmessers. Immer eine Lösung parat – immer feine Pläne nach Prioritäten eingestuft. Relativ humorlos – hart, kühl – ein Einzelgänger mit kleinem Herz und einem großen Verstand. Außerdem verfügt er noch über das eine, oder andere hilfreiche Talent für seinen Job als erfolgreicher Prämienjäger. Gemäß einer altbekannten Schablone – ist er immer noch ein gefangenes Kind seiner Vergangenheit. Netterweise – könnte man ihn als intellektuellen Soziopathen bezeichnen. Das Rätsel seiner Vergangenheit wird thematisch zwar in Rückblenden behandelt – ist aber nicht das zentrale Thema. Nein – die virtuelle und die reale Welt vermengen sich miteinander – und die Schnittmenge bilden dann Entführung und Mord.

Gerade diese virtuelle Welt, mit der sich Colter Shaw auseinandersetzen muss, ist Neuland für ihn. Im Land dieser unbekannten Möglichkeiten verliert er hin und wieder die Orientierung, aber eine nette, weibliche Bekanntschaft erklärt Shaw die bodenständigen Grundlagen dieser Welten. Dieser Erzählstrang ist außerordentlich gut gelungen und die weibliche Nebenfigur ist genauso interessant konzipiert wie Colter Shaw selbst. Wiedersehen macht Freude.

Die Perspektive der Handlung ist eindimensional und zeigt sich nur die Augen von Colter Shaw. Schade – es wäre toll gewesen, wenn die Handlung aus mehreren Perspektiven bestehen würde. Das nimmt dem Buch zwar nicht die Spannung, aber mindert gehörig die Tiefe.

Jeffery Deaver baut gekonnt, die eine, oder andere gut platzierte Überraschung ein. Doch inhaltlich wirkt diese Handlung dann doch auch durch den Zeitenwechsel, und diese Überraschungen etwas zu konstruiert. Gut gelungen sind dagegen die Dialoge. Nebengeschichten und Nebenfiguren gibt es bis auf die Altlasten von Colter Shaw praktisch nicht. Auch das vermisst man.

Fazit

„Der Todesspieler“ ist ein kein „Game Over“ sondern der Auftakt einer interessanten Reihe. Es gibt noch viel Potenzial – aber wer Jeffery Deaver kennt, weiß das es bei seinen Titeln immer ein up and down gibt. Solide Spannung – die von seiner Hauptfigur lebt – und nicht der Handlung selbst.

Michael Sterzik

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