Der vorliegende Roman ist der 25 Band des Jack Ryan – Universums. Seit Jahrzehnten werden in dieser hervorragenden Reihe politische und militärische Themen und Bedrohungen beschrieben. Der amerikanische Autor Tom Clancy, der inzwischen verstorben ist, hatte ein prophetisches Talent – da erzählte, fiktive Situationen wie Terroranschläge usw. dieser Reihe später zur erschreckenden Realität wurden.
Sein schriftstellerisches Erbe teilen sich nun verschiedene Autoren, die aber die Reihe chronologisch weiterführen und darauf bedacht sind hinlänglich der Charakterentwicklung keinen Break herbeizuführen. Ein Klischee allerdings bleibt immer bestehen – die USA ist die Weltmacht und immer noch die Weltpolizei und die klassischen Feindbilder sind islamistische Terrorzellen, Russland und jetzt auch das kommunistische China.
Tom Clancy war bekannt und berüchtigt Szenarien zu erzählen, die auch beispiellos provokativ waren. Er traute sich schon etwas – allerdings immer im Spielraum einer vielleicht zu entstehenden Realität. Genau das fehlt dieser Reihe leider inzwischen, aber es hängt wohl auch damit zusammen, dass Tom Clancy ein politischer und militärischer Fachexperte gewesen ist, sein persönliches Netzwerk als Werkzeug war ihm sicherlich von Nutzen.
Der vorliegende Band beschäftigt sich nur rudimentär mit einem brisanten, kosmopolitischen Thema. China ist diesmal das „Feindbild“ – doch die wahren bösen Buben sind Kriminelle, die sich der Prostitution und des Menschenhandels schuldig gemacht haben.
In China ist eine neue Regierung an der Macht – zunächst scheint ihr globaler Einfluss schwach. Jack Ryan junior und John Clark können sich einen Vorsprung im Kampf gegen chinesische Triaden erkämpfen. Doch der Schein trügt: Schon bald gibt es zahlreiche militärische Bewegungen der Volksrepublik, die die USA in eine heikle Lage bringen. Präsident Jack Ryan senior muss schnell handeln, bevor der anstehende G-20-Gipfel zum Desaster wird.(Verlagsinfo)
Wie gewohnt finden sich die gleichen Protagonisten wieder, die man schon aus früheren Titeln dieser Reihe kennt. Dass diesmal allerdings Jack Ryan Senior endlich als Präsident der USA eine größere Rolle spielt, ist hervorragend. Damit ist der Unterhaltungswert gleich um ein Vielfaches höher. Spannend ist der Roman allemal, aber wieder einmal wird der „Anführer der freien Welt“ gerettet, es werden politische Intrigen und Verschwörungen aufgeklärt und ganz nebenbei, wird der verbrecherische Bodensatz von John Clark liquidiert. Der „alte“ Krieger radiert in einem persönlichen Kreuzzug „Gnadenlos“ einen Menschenhändlerring aus. Damit schließt sich ggf. seine Karriere, bzw. ein altes Trauma aus einem der ersten Bände.
Ja, es ist etwas irritierend, den der „Klappentext“ erzählt eine ganz andere Geschichte. Damit driftet der Roman „Das Reich der Macht“ etwas aus der Reihe. Viel Politik kommt leider nicht vor, dafür versteht der Leser dann etwas mehr, was die Aufgaben des Secret Service angeht, bekommt etwas an Waffenbezeichnungen mit und kann nun auch militärische Dienstränge besser zuordnen. Marc Cameron plaudert hier scheinbar munter aus seinem persönlichen Umfeld.
Und damit streichen wir auch den Begriff „Politik“ aus diesem Band und ersetzen diesen durch „Selbstjustiz im Wilden Westen“ in Kombination mit „Ein Mann sieht rot“.
Unterhaltsam in jedem Fall, aber ein typischer „Jack Ryan Roman“ ist der nicht. Zu wenig Raum, wenn man sich darauf eingestellt hat, politische und militärische Themen spannend erzählt zu bekommen. Es entsteht zwar eine spannende Atmosphäre – aber viel zu eindimensional.
Jack Ryan junior wandelt noch immer in den breiten Spuren eines James Bonds und stellt sich seine Lizenz zum Töten gerne selbst aus. Also alles beim Alten.
Souveräne Story – und nicht originelles, oder überraschendes. Schade.
Fazit
„Das Reich der Macht“ ist an Spannung begrenzt, aber noch immer unterhaltsam. Es ist zu empfehlen, dass sich Marc Cameron und ggf. weitere Co-Autoren darauf besinnen sollten, was Tom Clancy erzählen wollte.
Spannende Unterhaltung aus den „Grenzwelten“ der Politik, der Spionage, des Militärs und nicht pure Action, die zwar unterhält, aber nicht nachhaltig genug ist, sich abzugrenzen.
Michael Sterzik
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