Posts mit dem Label China werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label China werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Sonntag, 20. Februar 2022

Das Reich der Macht - Tom Clancy und Marc Cameron


Der vorliegende Roman ist der 25 Band des Jack Ryan – Universums. Seit Jahrzehnten werden in dieser hervorragenden Reihe politische und militärische Themen und Bedrohungen beschrieben. Der amerikanische Autor Tom Clancy, der inzwischen verstorben ist, hatte ein prophetisches Talent – da erzählte, fiktive Situationen wie Terroranschläge usw. dieser Reihe später zur erschreckenden Realität wurden.

Sein schriftstellerisches Erbe teilen sich nun verschiedene Autoren, die aber die Reihe chronologisch weiterführen und darauf bedacht sind hinlänglich der Charakterentwicklung keinen Break herbeizuführen. Ein Klischee allerdings bleibt immer bestehen – die USA ist die Weltmacht und immer noch die Weltpolizei und die klassischen Feindbilder sind islamistische Terrorzellen, Russland und jetzt auch das kommunistische China.

Tom Clancy war bekannt und berüchtigt Szenarien zu erzählen, die auch beispiellos provokativ waren. Er traute sich schon etwas – allerdings immer im Spielraum einer vielleicht zu entstehenden Realität. Genau das fehlt dieser Reihe leider inzwischen, aber es hängt wohl auch damit zusammen, dass Tom Clancy ein politischer und militärischer Fachexperte gewesen ist, sein persönliches Netzwerk als Werkzeug war ihm sicherlich von Nutzen.

Der vorliegende Band beschäftigt sich nur rudimentär mit einem brisanten, kosmopolitischen Thema. China ist diesmal das „Feindbild“ – doch die wahren bösen Buben sind Kriminelle, die sich der Prostitution und des Menschenhandels schuldig gemacht haben.

In China ist eine neue Regierung an der Macht – zunächst scheint ihr globaler Einfluss schwach. Jack Ryan junior und John Clark können sich einen Vorsprung im Kampf gegen chinesische Triaden erkämpfen. Doch der Schein trügt: Schon bald gibt es zahlreiche militärische Bewegungen der Volksrepublik, die die USA in eine heikle Lage bringen. Präsident Jack Ryan senior muss schnell handeln, bevor der anstehende G-20-Gipfel zum Desaster wird.(Verlagsinfo)

Wie gewohnt finden sich die gleichen Protagonisten wieder, die man schon aus früheren Titeln dieser Reihe kennt. Dass diesmal allerdings Jack Ryan Senior endlich als Präsident der USA eine größere Rolle spielt, ist hervorragend. Damit ist der Unterhaltungswert gleich um ein Vielfaches höher. Spannend ist der Roman allemal, aber wieder einmal wird der „Anführer der freien Welt“ gerettet, es werden politische Intrigen und Verschwörungen aufgeklärt und ganz nebenbei, wird der verbrecherische Bodensatz von John Clark liquidiert. Der „alte“ Krieger radiert in einem persönlichen Kreuzzug „Gnadenlos“ einen Menschenhändlerring aus. Damit schließt sich ggf. seine Karriere, bzw. ein altes Trauma aus einem der ersten Bände.

Ja, es ist etwas irritierend, den der „Klappentext“ erzählt eine ganz andere Geschichte. Damit driftet der Roman „Das Reich der Macht“ etwas aus der Reihe. Viel Politik kommt leider nicht vor, dafür versteht der Leser dann etwas mehr, was die Aufgaben des Secret Service angeht, bekommt etwas an Waffenbezeichnungen mit und kann nun auch militärische Dienstränge besser zuordnen. Marc Cameron plaudert hier scheinbar munter aus seinem persönlichen Umfeld.

Und damit streichen wir auch den Begriff „Politik“ aus diesem Band und ersetzen diesen durch „Selbstjustiz im Wilden Westen“ in Kombination mit „Ein Mann sieht rot“.

Unterhaltsam in jedem Fall, aber ein typischer „Jack Ryan Roman“ ist der nicht. Zu wenig Raum, wenn man sich darauf eingestellt hat, politische und militärische Themen spannend erzählt zu bekommen. Es entsteht zwar eine spannende Atmosphäre – aber viel zu eindimensional.

Jack Ryan junior wandelt noch immer in den breiten Spuren eines James Bonds und stellt sich seine Lizenz zum Töten gerne selbst aus. Also alles beim Alten.

Souveräne Story – und nicht originelles, oder überraschendes. Schade.

Fazit

„Das Reich der Macht“ ist an Spannung begrenzt, aber noch immer unterhaltsam. Es ist zu empfehlen, dass sich Marc Cameron und ggf. weitere Co-Autoren darauf besinnen sollten, was Tom Clancy erzählen wollte.

Spannende Unterhaltung aus den „Grenzwelten“ der Politik, der Spionage, des Militärs und nicht pure Action, die zwar unterhält, aber nicht nachhaltig genug ist, sich abzugrenzen.

Michael Sterzik

Samstag, 29. Januar 2022

Never - Die letzte Entscheidung - von Ken Follett


Die atomare Bedrohung und Abschreckung funktioniert (noch). Die Großmächte, allen voran die USA, Russland und China verfügen über ein Arsenal von Atomwaffen, die unsere Welt, gleich mehrfach in die Apokalypse bomben kann.

Wir haben dieses Damoklesschwert einer atomaren Vernichtung in den letzten Jahren verdrängt. Zu viele kleinere und größere Kriege, Terroranschläge, Naturkatastrophen usw. haben uns fast schon vergessen lassen, dass wir per „Knopfdruck“ unseren blauen Planeten in eine nuklear verseuchte Wüstenlandschaft verwandeln könnten. Müssen wir uns, wenn wir die aktuellen politischen und militärischen Entwicklungen beobachten, Sorgen machen? Die Antwort ist ein schnelles, konkretes und kompromissloses Ja. Eine Abrüstung dieser Vernichtungswaffen ist zurzeit indiskutabel. Die Militäretats jeglicher Länder wurden aufgestockt. Es ist noch keine Mobilmachung, aber wir stehen kurz davor.

Ken Folletts neuer Titel – „Never – Die letzte Entscheidung“ ist ein Gegenwartsroman mit einem großen Schreckenspotenzial. Es ist auch definitiv keine Panikmache oder eine überspitzte fiktive Story. Der Roman ist faktisch, authentisch, schlüssig, eine Aneinanderreihung von menschlichen Fehlentscheidungen, und des Versagens. Ein „Wargames“ um Macht und Einfluss. Ken Follett zeigt uns, dass die Staatsoberhäupter der Großmächte in diesem Fall die USA und China in eine Eskalationsspirale getrieben werden, die gleich dem Motto Angriff ist die beste Verteidigung reagieren.

In der Sahara folgen westliche Geheimdienstagenten der Spur mächtiger Drogenschmuggler. Die Amerikanerin Tamara und ihr französischer Kollege Tab gehören zu ihnen. Für ihre Liebe riskieren sie ihre Karriere – und im Einsatz für ihr Land ihr Leben. Nicht weit entfernt macht sich die junge Witwe Kiah mit Hilfe von Schleusern auf den Weg nach Europa. Als sie sich gegen Übergriffe verteidigen muss, hilft ihr ein Mitreisender. Doch er scheint nicht zu sein, was er vorgibt.

In China kämpft der hohe Regierungsbeamte Chang Kai gegen die kommunistischen Hardliner. Er hat ehrgeizige Pläne, und er befürchtet, dass die Kriegstreiberei seiner Widersacher das Land und dessen Verbündeten Nordkorea auf einen Weg leitet, der keine Umkehr zulässt.

In den USA führt Pauline Green, die erste Präsidentin des Landes, ihre Amtsgeschäfte souverän und bedacht. Sie wird alles tun, was in ihrer Macht steht, um zu verhindern, dass die USA in einen unnötigen Krieg eintreten müssen. Doch wenn ein aggressiver Akt zum nächsten führt, wenn alle diplomatischen Mittel ausgereizt sind, die letzte Entscheidung gefallen ist – wer kann dann noch das Unvermeidliche verhindern? (Verlagsinfo)

Alles oder nichts !? Das Tempo des Romans ist gedrosselt, die kleineren und größeres Krisenherde in Nord- und Südkorea, im Tschad in Afrika deuten zwar darauf hin, dass die Zündschnur brennt, aber noch kann man das Schreckgespenst eines dritten Weltkrieges, eines Atomkrieges bannen. Wenn wir diese Entwicklung später betrachten, verstehen wir auch besser, warum sich der Autor vom Ersten Weltkrieg inspirieren hat lassen. Die Parallelen sind deutlich – niemand will einen Weltkrieg, aber Schritt für Schritt und Stück für Stück rutschen wir in eine Katastrophe.

„Never – Die letzte Entscheidung“ ist geschickt konstruiert und orientiert sich tatsächlich an der Gegenwart. Eine Präsidentin der USA, die innenpolitisch unter enormen Druck steht. Das kommunistische China - der politische Kampf zwischen älteren, erzkonservativen Nationalisten und Modernisierern, die mit Vernunft und Verantwortung sich alten Dogmen und Fahrgefühlen entgegenstellen. Terrorzellen im Tschad, die von Spionen ausfindig gemacht werden und dabei immerwährend in Todesgefahr sind. Jede Geschichte ist für sich spannend und außerordentlich komplex.

Der Roman ist für Ken Follett kein typischer. Jede Figur ist nicht nur realistisch interpretiert, ist weder besonders heroisch, oder handelt aus edlen Gründen. Es sind Menschen, die in Tragödien geschubst werden, die zu Entscheidungen gedrängt werden, dass unter einen auffallenden Zeitdruck.

Das Buch ist mit knapp 880 Seiten ein großes Werk. Bei aller spannenden Brisanz der Haupthandlungen sind die Nebengeschichten allerdings recht fehl am Platze. Das Privatleben einzelner Personen, die pubertäre Entwicklung der Präsidententochter, die Eheprobleme, oder dem Erfolgsdruck einer charmanten chinesischen Schauspielerin spielen auf dieser Bühne – in der die Vernichtung der Menschheit auf dem Spiel steht, keine Rolle. Ja klar, diese Nebengeschichten dienen dazu, den Leser nach spannenden Ereignissen wieder etwas zu „erden“ – aber letztlich sind diese deplatziert.

Die klassische Rollenverteilung gibt es in diesem Roman auch nicht. Eine Präsidentin der USA, eine CIA-Agentin, die erfolgreich ist, eine junge Afrikanerin, die von einem Leben in Europa träumt – allesamt starke Figuren, auch die der männlichen in nichts nachstehen.

Besonders gut gelungen ist das politische Katz-und-Maus-Spiel. Das Abwägen von politischen Entscheidungen, von Verantwortungen, von Reaktionen auf tägliche neue Entwicklungen sind nicht nur spannend, sondern auch spektakulär erschreckend dargestellt.

Am Ende schließt man das Buch und hält den Atem an. Der Tanz auf dem Vulkan, das Ende der Menschheit – rückt gedanklich viel näher als man lieb ist. Das Schreckgespenst ist nun weniger ein Albtraum – es ist ein vorherrschendes Thema.

Fazit

Never – Die letzte Entscheidung – ist zweifellos eines der wichtigsten Bücher in diesem Jahr. Eine Botschaft – eine Mahnung und eine Atmosphäre, die unsere Emotionen erschreckend gut explodieren lassen.

Bitte lesen Sie diesem Roman. Es ist wichtig zu verstehen, dass die Weltuntergangsuhr wenige Sekunden vor 12 Uhr steht.

Michael Sterzik