Friedrich I. – von seinen italienischen Freunden und Feinden auch hochachtungsvoll „Barbarossa“ (Rotbart) genannt. Der Kaiser aus dem Adelsgeschlecht der Staufer – hatte auch welfisches Blut und damit ist es natürlich unter den deutschen Adelshäusern, sagen wir es mal nett – zu Spannungen gekommen. Sein Vetter Herzog Heinrich der Löwe – ein Welfe – unterstützte den machthungrigen, manchmal sehr jähzornigen Kaiser, aber untergrub und integrierte auch gerne hinter seinem Rücken. So oder so – er war ein Störfaktor – ein freundlicher Feind.
Die Historiker wissen viel vom Leben und Sterben dieses Mannes. Trotzdem, oder auch deshalb gibt es neben den historischen Spuren auch viele Legenden und Sagen. Fakt ist, dass Friedrich I. als Kaiser sehr ambivalent regierte. Seine Werte von Ehre und Treue schufen ein Reich, das wenige, oder fast gar keine friedlichen Jahre kannte. Die Auseinandersetzungen und politischen Konflikten führten Rotbart zu einigen Feldzügen gegen „aufständische“ Italiener. Damit verantwortete er viele Tote auf beiden Seiten. Auch seine Konflikte und Meinungsverschiedenheiten mit dem Papsttum führten nicht dazu, dass er in Deutschland wirklich „regieren“ konnte. Der Blutzoll war hoch: Der Ritterstand beklagte viele Opfer, einfache Soldaten starben jenseits ihres eigenen Mutterlands und die einfache Zivilbevölkerung nicht nur in Deutschland, sondern auch in Italien wurden bei Fehden der Adelshäuser als „Bauern“ geopfert.
Michael Peinkofer erzählt in seinem vorliegenden Titel: „Barbarossa – Im Schatten des Kaisers“ die Lebensgeschichte des Menschen, Kaisers, Ehemann Friedrich I. Die Perspektive dieses historischen Lebenslaufes ist aber nicht der Kaiser selbst – sondern sein Schatten, eine fiktive Figur, ein Diener, Leibwächter, manchmal auch das personifizierte Gute Gewissen an seiner Seite. Diese fiktive Figur: „Arndt von Cappenberg“ begleitet Barbarossa durch all dessen Lebensphasen.
Zeitlebens steht er im Schatten des Kaisers: der Findelknabe Arndt von Cappenberg, später Diener und Leibwächter des legendären Herrschers. Er begleitet Barbarossa im Kampf um das Königtum und im Krieg gegen Mailand. Er folgt ihm auf den Kreuzügen, und sogar als Arndt sich unsterblich in Beatrix verliebt, die zukünftige Frau Barbarossas, hält er ihm die Treue, innerlich zerrissen zwischen Loyalität und Leidenschaft, Hass und Liebe. Im Schatten des Kaisers beobachtete er, wie dessen Entscheidungen Wohlstand und Frieden bringen, aber auch Trauer und Leid. Und so muss er am Ende eine Entscheidung treffen – eine Entscheidung, die nicht nur ihn betrifft, sondern das Schicksal eines ganzen Reichs.(Verlagsinfo)
„Barbarossa – Im Schatten des Kaisers“ schildert also das Leben einer fiktiven und einer historischen Person. Damit ist der Grundstein dieses Romans gesetzt – ein fiktiver, auf Fakten basierender Lebenslauf. Der Titel ist nicht vergleichbar mit der großartigen Reihe „Schwert und Krone“ von Sabine Ebert. Michael Peinkofer erzählt das Leben und Sterben des mächtigen Kaisers in einem Spielfilm – also keiner Serie, in der man viel Zeit hat, um die Charaktere auszubilden.
Es herrscht eine große Ausgewogenheit zwischen der Darstellung der politischen Machtverhältnisse und Herausforderungen und einigen actionreichen Kriegsschauplätzen. Die erzählerische Perspektive aus Sicht des einfachen „Mannes“, des Schatten des Königs ist interessant – aber besonders gut gelungen sind die Dialoge zwischen „Herrn und Diener“ – zwischen „Gut und Böse“ zwischen Wut und rationeller Intelligenz.
Die „menschliche“ Interpretation und Analyse des Machtmenschen Barbarossa ist unterhaltsam und spannend, mitunter aber zu schnell. Michael Peinkofer hangelt sich gut an den überlieferten, historischen Themen heran, aber es wird auch deutlich, dass der Autor eine „fantastische“ Note besitzt. Die historische Authentizität ist vorhanden und Michael Peinkofer bekräftigt noch einmal im Nachwort – dass es ihm um eine Unterhaltung ging. Nicht mehr – nicht weniger.
Auf knappen 544 Seiten galoppiert man als Leser also durch einzelne Stationen von Barbarossa. Die fiktive Figur von Arndt – ist dabei absolut unrealistisch – fast schon als zu fantastisch anzusehen. Nicht im Ritterstand – edel und treu und loyal bis zum Ende. Ein einfaches Abziehbild ohne wirkliches Standing. Sicherlich war in dieser Epoche der „Feudalismus“ allgegenwärtig, allerdings authentisch wirkt diese Darstellung zu keinem Zeitpunkt. Es wäre aufschlussreicher und spannender gewesen, wenn Arndt und Barbarossa jeweils zu gleichen Teilen, die Handlung erzählt hätten.
Sprache, Ausdruck und Stil sind so wechsel freudig, wie ich es lange nicht beobachtet habe. Entweder sehr ausführlich und sprachlich, sowie inhaltlich sehr anspruchsvoll und dann weniger Seiten später liest es sich wie ein Schulaufsatz eines unmotivierten Schülers.
Es wird wenig von Politik gesprochen. Die innenpolitische Darstellung der deutschen Adelshäuser ist vernachlässigt – gerade der Konflikt mit Herzog Heinrich des Löwen ist nur spärlich erzählt. Der Fokus liegt in der Außenpolitik des Kaisers. Insgesamt also eine bunte Mischung von historischen Momentaufnahmen.
Fazit
Eine spannende Unterhaltungsshow – historisch korrekt, authentisch nun ja. Gute Unterhaltung, wer gerne oberflächlich berieselt werden möchte. Unterhaltung vorhanden– Ziel erreicht.
Michael Sterzik
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