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Dienstag, 8. März 2022

Barbarossa - Im Schatten des Kaisers - Michael Peinkofer


 Friedrich I. – von seinen italienischen Freunden und Feinden auch hochachtungsvoll „Barbarossa“ (Rotbart) genannt. Der Kaiser aus dem Adelsgeschlecht der Staufer – hatte auch welfisches Blut und damit ist es natürlich unter den deutschen Adelshäusern, sagen wir es mal nett – zu Spannungen gekommen. Sein Vetter Herzog Heinrich der Löwe – ein Welfe – unterstützte den machthungrigen, manchmal sehr jähzornigen Kaiser, aber untergrub und integrierte auch gerne hinter seinem Rücken. So oder so – er war ein Störfaktor – ein freundlicher Feind.

Die Historiker wissen viel vom Leben und Sterben dieses Mannes. Trotzdem, oder auch deshalb gibt es neben den historischen Spuren auch viele Legenden und Sagen. Fakt ist, dass Friedrich I. als Kaiser sehr ambivalent regierte. Seine Werte von Ehre und Treue schufen ein Reich, das wenige, oder fast gar keine friedlichen Jahre kannte. Die Auseinandersetzungen und politischen Konflikten führten Rotbart zu einigen Feldzügen gegen „aufständische“ Italiener. Damit verantwortete er viele Tote auf beiden Seiten. Auch seine Konflikte und Meinungsverschiedenheiten mit dem Papsttum führten nicht dazu, dass er in Deutschland wirklich „regieren“ konnte. Der Blutzoll war hoch: Der Ritterstand beklagte viele Opfer, einfache Soldaten starben jenseits ihres eigenen Mutterlands und die einfache Zivilbevölkerung nicht nur in Deutschland, sondern auch in Italien wurden bei Fehden der Adelshäuser als „Bauern“ geopfert.

Michael Peinkofer erzählt in seinem vorliegenden Titel: „Barbarossa – Im Schatten des Kaisers“ die Lebensgeschichte des Menschen, Kaisers, Ehemann Friedrich I. Die Perspektive dieses historischen Lebenslaufes ist aber nicht der Kaiser selbst – sondern sein Schatten, eine fiktive Figur, ein Diener, Leibwächter, manchmal auch das personifizierte Gute Gewissen an seiner Seite. Diese fiktive Figur: „Arndt von Cappenberg“ begleitet Barbarossa durch all dessen Lebensphasen.

Zeitlebens steht er im Schatten des Kaisers: der Findelknabe Arndt von Cappenberg, später Diener und Leibwächter des legendären Herrschers. Er begleitet Barbarossa im Kampf um das Königtum und im Krieg gegen Mailand. Er folgt ihm auf den Kreuzügen, und sogar als Arndt sich unsterblich in Beatrix verliebt, die zukünftige Frau Barbarossas, hält er ihm die Treue, innerlich zerrissen zwischen Loyalität und Leidenschaft, Hass und Liebe. Im Schatten des Kaisers beobachtete er, wie dessen Entscheidungen Wohlstand und Frieden bringen, aber auch Trauer und Leid. Und so muss er am Ende eine Entscheidung treffen – eine Entscheidung, die nicht nur ihn betrifft, sondern das Schicksal eines ganzen Reichs.(Verlagsinfo)

„Barbarossa – Im Schatten des Kaisers“ schildert also das Leben einer fiktiven und einer historischen Person. Damit ist der Grundstein dieses Romans gesetzt – ein fiktiver, auf Fakten basierender Lebenslauf. Der Titel ist nicht vergleichbar mit der großartigen Reihe „Schwert und Krone“ von Sabine Ebert. Michael Peinkofer erzählt das Leben und Sterben des mächtigen Kaisers in einem Spielfilm – also keiner Serie, in der man viel Zeit hat, um die Charaktere auszubilden.

Es herrscht eine große Ausgewogenheit zwischen der Darstellung der politischen Machtverhältnisse und Herausforderungen und einigen actionreichen Kriegsschauplätzen. Die erzählerische Perspektive aus Sicht des einfachen „Mannes“, des Schatten des Königs ist interessant – aber besonders gut gelungen sind die Dialoge zwischen „Herrn und Diener“ – zwischen „Gut und Böse“ zwischen Wut und rationeller Intelligenz.

Die „menschliche“ Interpretation und Analyse des Machtmenschen Barbarossa ist unterhaltsam und spannend, mitunter aber zu schnell. Michael Peinkofer hangelt sich gut an den überlieferten, historischen Themen heran, aber es wird auch deutlich, dass der Autor eine „fantastische“ Note besitzt. Die historische Authentizität ist vorhanden und Michael Peinkofer bekräftigt noch einmal im Nachwort – dass es ihm um eine Unterhaltung ging. Nicht mehr – nicht weniger.

Auf knappen 544 Seiten galoppiert man als Leser also durch einzelne Stationen von Barbarossa. Die fiktive Figur von Arndt – ist dabei absolut unrealistisch – fast schon als zu fantastisch anzusehen. Nicht im Ritterstand – edel und treu und loyal bis zum Ende. Ein einfaches Abziehbild ohne wirkliches Standing. Sicherlich war in dieser Epoche der „Feudalismus“ allgegenwärtig, allerdings authentisch wirkt diese Darstellung zu keinem Zeitpunkt. Es wäre aufschlussreicher und spannender gewesen, wenn Arndt und Barbarossa jeweils zu gleichen Teilen, die Handlung erzählt hätten.

Sprache, Ausdruck und Stil sind so wechsel freudig, wie ich es lange nicht beobachtet habe. Entweder sehr ausführlich und sprachlich, sowie inhaltlich sehr anspruchsvoll und dann weniger Seiten später liest es sich wie ein Schulaufsatz eines unmotivierten Schülers.

Es wird wenig von Politik gesprochen. Die innenpolitische Darstellung der deutschen Adelshäuser ist vernachlässigt – gerade der Konflikt mit Herzog Heinrich des Löwen ist nur spärlich erzählt. Der Fokus liegt in der Außenpolitik des Kaisers. Insgesamt also eine bunte Mischung von historischen Momentaufnahmen.

Fazit

Eine spannende Unterhaltungsshow – historisch korrekt, authentisch nun ja. Gute Unterhaltung, wer gerne oberflächlich berieselt werden möchte. Unterhaltung vorhanden– Ziel erreicht.

Michael Sterzik

Samstag, 11. November 2017

Schwert und Krone - Der junge Falke - Sabine Ebert

Nach dem beeindruckenden Erfolg ihres ersten Teils der geplanten Romanreihe:  Schwert und Krone – Meister der Täuschung, veröffentliche nun die bekannte, in Leipzig lebende Autorin Sabine Ebert ihren nächsten Band: „Der junge Falke“.

Das Spiel um den Königsthron geht imposant geschildert und verdammt spannend weiter. König Konrad, aus dem Adelsgeschlecht der Staufer regiert das römisch-deutsche Reich mit vielen internen Schwierigkeiten und nicht unbedingt mit einer konsequenten, harten Hand. Intrigen am Hofe Konrads, der Kreuzzug und der Wendenkreuzzug gegen die Slawen offenbaren politische Schwächen und stärken die Position seines Kontrahenten, dem jungen Herzog Heinrich der Löwe, aus dem Geschlecht der Welfen.

Die Autorin Sabine Ebert versteht es auch mit dem zweiten Band ihrer auf zehn Bände ausgelegten Reihe, ein Stück deutscher Geschichte, informativ, lehrreich und sehr spannend darzustellen. Eine große Rolle spielt „der junge Falke“ – Friedrich von Schwaben, der spätere König und Kaiser Friedrich I., später bekannt als Barbarossa. Die Umschreibung „junger Falke“ ist von der Autorin sehr gut gewählt. Der junge Adelige, zum Teil Staufer, zum Teil Welfe, beherrscht das gefährliche Spiel um den Thron mit einem sehr politisch-orientierten Blick für eine kommende Regentschaft. Aus einer beobachtenden Perspektive, mit dem übergeordneten Blick eines Falken, der seine Umgebung sondiert und analysiert, bereitet er sich vor.  

Es gibt viele historische Romane, die sich mit der englischen, mittelalterlichen Geschichte beschäftigen, unzählige Geschichten von Königen und Kreuzzügen füllen neben dramatischen Frauenschicksalen, die Bücherwände unserer Buchhändler. Doch was ist mit unserer eigenen Geschichte und unseren Adelshäusern? Höchstwahrscheinlich wissen wir wenig, viel zu wenig.

Als Autorin historischer Romane kann der erzählerische Grad zwischen Fakten und Fiktion sehr schmal ausfallen. Sabine Eberts Bühne sind überwiegend die geschichtlichen Fakten. Seit ihren Bänden 1813 und 1815, die sich mit der Völkerschlacht bei Leipzig beschäftigen, widmet sie sich der deutschen Vergangenheit.

Nach den zwei Bänden: „Meister der Täuschung“ und dem vorliegenden Band: „Der junge Falke“, kann man sagen: Es ist ihr ein Bravourstück gelungen. Meisterlich recherchiert und geschichtliche Lücken sauber interpretiert und in die historische Handlung eingepasst. Die Autorin, die sich bei Recherchen zu ihren Romanen, historischer Fachliteratur bedient und sich aktiv mit Historikern über Quellenlagen informiert, weiß, wovon sie schreibt.

Der zweite Band aus der Reihe „Schwert und Krone“ – der junge Falke – schließt direkt an den ersten Band an. Ihre Schilderungen der beiden Kreuzzüge, und die direkte, politische Auseinandersetzung der führenden Adelsdynastien, bergen eindrucksvolle, spannende Geschichten, voller Dramatik und Tragik. Weder manipuliert die Autorin die vorhandenen, geschichtlichen Fakten, noch bedient sie sich einer hohen, erzählerischen Freiheit. Das ist weder stocknüchtern, oder bierernst – es ist unsere Vergangenheit – unser Erbe, dass spannend wie nie erzählt wird. 

Wenn Freunde, aus politischen Gründen zeitweise zu Feinden werden, Kreuzzüge in Katastrophen enden, sich Menschen für Ideale opfern – und diese Szenarien nicht nur spannend, sondern auch feinfühlig, sensibel erzählt werden, dann ist das optimale Kopfkino des Lesers eingeschaltet.

Es gibt einige Szenen in dem Roman, die den Leser aufrütteln werden – der Leitspruch – „Taufe oder Tod“ und natürlich das bekannte „Gott will es“ , bergen einen Schrecken, den die Autorin perfekt transportiert. Ebenfalls gibt es ein paar wohldosierte Gänsehautmomente, wenn Figuren sich ihrem endlichen Schicksal stellen.

Es gibt nur wenige Kritikpunkte, die ich für mich erkennen kann. Zum einen habe ich vermisst, dass die Perspektive der Slawen praktisch wenig behandelt wird, allerdings betonte die Autorin, dass die Quellenlage außerordentlich sparsam ist. Im ersten Band, gab es neben der Vielzahl historisch verbürgte Personen, einen sympathischen, spionierenden Spielmann, der wunderbar in die historische Rahmenhandlung eingepasst wurde – den Luxus einer fiktiven Figur, spart sich die Autorin diesmal für den dritten Band auf.

„Schwert und Krone“ der junge Falke von Sabine Ebert ist brillant. Die Handlung realistisch, konsequent und mit viel Platz für Dramatik und Tragik grandios. Ein Stück unserer Geschichte verpackt in mit einer historischen Schleife, ein literarisches Geschenk, dass zum Pageturner wird.

Michael Sterzik