Der Journalismus hat sich verändert im Laufe der letzten Jahrzehnte. Alleine schon wegen des Internets stehen dem Journalisten extrem viele Möglichkeiten weltweit zu recherchieren und sich aus vielen Quellen Informationen zu verschaffen. Doch das ist nur die eine Seite einer objektiven Berichterstattung. Die Qualität der Reportagen und Berichte ist aktueller geworden, direkter und ein Stück auch von einer intensiveren und klareren Wahrheit geprägt. Viele Themen, die noch in den 70er, oder frühen 80er Jahren als brisant galten, oder die man als Schlagzeile auf Seite 1 lesen konnte, wären jetzt nur eine bedeutungslose Information.
Auch der Beruf des Journalisten hat sich natürlich
verändert. Für einen Investigativ Reporter kann es schon mal sehr gefährlich
werden, wenn man sich mit heißen, aktuellen Themen beschäftigt, die
Firmeninteressen oder Personen bedrohen könnten. Die Rolle der Frau bei vielen
Nachrichtenmagazinen, oder Zeitungsredaktionen hat sich zum Glück auch stark
emanzipiert. Weiterhin tragen sich Zeitungen, Zeitschriften, usw. nicht nur
durch die verkauften Exemplare, sondern werden finanziert durch Werbeeinnahmen.
Je brisanter, aktueller das Magazin ist, desto mehr steigert sich also der
Erfolg.
Die schottische Bestsellerautorin, die ebenfalls für ihre
schriftstellerischen Tätigkeit Journalistin war, berichtet nun in einer
geplanten Zeitreise, die 1979 beginnt, von einer aufstrebenden Journalistin,
die in Schottland tätig ist.
Mit ihrem Kollegen Danny Sullivan kommt Allie tatsächlich einer potenziellen terroristischen Bedrohung auf die Spur – und sie schmieden einen Plan, bei dem jeder Schritt ihr letzter sein könnte …(Verlagsinfo)
Der erste Band dieser Reihe verfügt über einen feinen,
typischen britischen Humor, oder sagen wir besser schottischen. Als
Kriminalroman gesetzt, überzeugt die Story nicht unbedingt. Die detektivischen,
investigativen Ermittlungen einer Allie Burns sind klassisch erzählt. Primär
geht es hier um eine nationale Verschwörung, um sich gegen die aktuelle Politik
zu rebellieren – eine Möglichkeit, die sich für die junge Frau bietet, um sich
in einer von Männern dominierenden Redaktion einer Zeitung durchzusetzen.
Alleine diese Thematik ist ein großes Stück dieses manchmal schwerfälligen
Romans. Damit greift Val McDermid auch den Zeitgeist auf – und das sehr
detailliert. Die Atmosphäre des Romans „1979“ ist insgesamt sehr still und überschaubar.
An dem Stil der Autorin kann man gut erkennen, dass sie als ehemalige Frau vom
Fach weiß, wovon sie schreibt.
Die Autorin konzipiert ihre Figuren sehr gut. Wenn auch mit
den klassischen Eigenarten versehen. Ein Chefredakteur, die cholerisch wirkt
und Reporter, die sich gerne über andere profilieren, die als Nachwuchs die
eigentlichen Reportagen schreiben. Allie Burns ist eine interessante Figur. Ein
“hässliches“ Entlein, dass sich gerade aufmacht, sich selbst zu finden. Ihren
eigenen Stil in Puncto Kleidung und Aussehen, die ersten Versuche sich durch
qualitative Arbeit in die erste Reihe zu drängen.
Ihr Kollege Danny, der nicht in ihren unmittelbaren
Schatten steht, ist eine Haupt- und Nebenfigur in einem. Sein Privatleben und
seine persönlichen Einstellungen zu seiner Familie und zu sich selbst bilden
eine eigene Nebengeschichte, die durchaus unterhaltsam und gut erzählt ist.
Der Kriminalfall geht fast schon unter. Die
Ermittlungsmethoden ohne die Hilfe des Internets, oder Smartphones, usw. sind
wie gesagt der Zeit geschuldet. Kein Computer, sondern Schreibmaschinen,
Papier, Durchschläge etc. unterstützen den Journalisten in seiner Tätigkeit.
Die Unterhaltung ist vorhanden, aber eine Spannung vermisst
man schon sehr. 1979 ist träge und vielleicht auch nicht so schnelllebig wie
wir es aus dem Jahre 2022 kennen. Doch der Roman weckt eine Neugierde für
nachfolgende Titel dieser Reihe.
Fazit
1979 fängt den Zeitgeist genau dieser Epoche ein. Ein
munterer Humor, der den Unterhaltungswert hochhebt. Ein souveräner Roman – aber
die nachfolgenden Titel müssen um einiges spannender erzählt werden.
Michael Sterzik
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