Griechenland in der Antike hat die europäische Entwicklung stark mitgeprägt. In der Blütezeit müssen wir die Philosophie von Platon und Aristoteles erwähnen und auch in der Politik entstanden Begriffe wie Demokratie, Aristokratie, oder Oligarchie. Kunst und Kultur waren auch wesentliche Merkmale dieser Epoche und all das wirkt bis heute nach. Die historischen Quellen von Herodot und Thukydides sind ein wichtiges Zeitzeugnis. Doch auch in der akademischen Welt – gerade in der Mathematik und Physik wurden Erkenntnisse deutlich, die wir noch jetzt in der Schulbildung einsetzen.
Doch Griechenland griff auch zu den Waffen und zog in den
Krieg wenn es nötig war. Gerade die Perser unter den Großkönigen Deiraos und
Xerxes versuchten mit brutaler Gewalt Griechenland in ihr Reich zu integrieren.
Unter der Führung von Athen und Sparta versammelte sich alle „Stämme“ Griechenlands
und warfen die Invasoren zurück ins Meer, allerdings unter großen Verlusten.
Der Sieg über die Perser wurde zu einem Mythos auf vielen Ebenen, auch natürlich
auf der politischen.
Conn Iggulden lässt das antike Griechenland in seinem
neuesten Roman: „Attika – Die Schlacht von Marathon“ aufleben.
Nie war Athen einer Niederlage näher: 490 vor Christus
dringt der mächtige Perserkönig Dareios der Große mit seinen kampferprobten
»Unsterblichen« tief ins Land der Griechen vor. Die Athener sind hoffnungslos
in der Unterzahl, und die Götter schweigen zu ihren Bitten.
Xanthippus, der oberste Feldherr der Griechen, lässt seine
Männer bei Marathon einen Schildwall errichten, der die Perser um jeden Preis
aufhalten soll. Denn eine Niederlage würde Sklaverei bedeuten.(Verlagsinfo)
„Die Schlacht von Marathon“ ist der Auftakt des Romans –
aber nicht der alleinige Schwerpunkt und ist auch nicht das einzige Schlachtfeld.
Conn Igguldens Talent ist alle Komponenten eines guten Romans genau auszubalancieren.
Ein historischer Roman muss unterhalten, und spannend sein, dabei eine Atmosphäre
erzeugen in der, der Leser eine Reise zurück in diese Vergangenheit antreten
kann. Conn Igulldens Interpretation von historischen Ereignissen ist immer wieder
etwas frei und manchmal sehr abenteuerlich. In diesem vorliegenden Roman hält
er sich allerdings sehr genau an die historischen Überlieferungen.
Der Roman wird aus verschiedenen persönlichen Perspektiven
erzählt. Der Wahnsinn und den Größenwahn übernimmt selbstverständlich die Persische
Partie dieses Krieges. Die selbsternannten Gottkönige regieren mit einer
harten, kompromisslosen Brutalität und ihre Untertanen sind deren Willkür in
vielen Abstufungen ausgesetzt. Der andere Part nimmt dann selbstverständlich
die griechische Seite ein, die alles andere als „geeint“ ist. Die Stämme
konkurrieren politisch miteinander und besitzen alle ein strapazierendes Ego.
Militärisch sind sie geeint, auch wenn das Königreich Sparta gerne die Führung
übernehmen möchte.
Interessant ist die Figurenzeichnung, denn keine Person ist
ein wirklicher Sympathieträger. Die charakterlichen Merkmale: Ehrgeiz, falscher
Stolz, Egoismus, Überheblichkeit…usw. haben allesamt einen großen Auftritt mit
ihren Figuren.
Es gibt viele actionreiche Szenen, dass impliziert der
Titel ja schon, aber es werden auch Schlachten in der Politik und vor dem
Gericht ausgetragen. Demokratie hin und oder her, politische Ränke, Manipulationen
und Machtmissbrauch – sind unsterblich.
Nur die religiöse Komponente wird vom Autor nicht intensiv beschrieben,
was auch gemessen an der Anzahl der zahlreichen Götter und ihren
Eigenschaften/Aufgaben unnötig kompliziert sein dürfte.
Wenn man über die persischen Kriege schreibt, wird man
unweigerlich an Spartas König Leonidas mit seinen 300 Spartanern erinnert und
an seine Schlacht bei den Thermophylen, deren Ausgang jedem Leser schon klar
sein dürfte. Auch dieser Part wird von Conn Iggulden gegen Ende des Romans
erzählt.
„Die Schlacht von Marathon“ ist ein spannender und
vielseitiger Roman, deren Unterhaltungswert hoch skaliert ist. Abwechslungsreiche
Perspektiven, ausgewogenes Verhältnis von Krieg und Politik bilden das
Grundgerüst. Es gibt auch emotionale Situationen gerade in der Familie von Xanthippus,
die den Leser aber nur am Rande berühren. Der Fokus liegt woanders. Dies ist
die größte Schwäche des Romans – die emotionale, tiefgehende Figurenzeichnung. Das
geht besser und weniger oberflächlich.
Trotzdem kann ich den Roman gut empfehlen. Spannende
Unterhaltung wird geboten und am Ende wird zwar nicht alles gut – aber man
merkt, dass sich die Handlung mit den Personen im zweiten Band intensivieren
wird.
Fazit
Starker Auftakt. Hohes Tempo das gute Unterhaltung verspricht
und schon jetzt zeigt, dass es noch spannender weitergehen wird.
Michael Sterzik
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