Es gibt zurzeit viele Krimis auf dem Buchmarkt, die sich
in der heutigen Gegenwart abspielen. Im Genre „Historischer Roman“ gibt es noch
eine Unterkategorie „Historischer Krimi“ – diese spielen allerdings zumeist im
Mittelalter und nicht wie der vorliegende Krimi von Axel Simon – „Eisenblut“ zur Zeit des Kaisers in der Hauptstadt Berlin
im Jahr 1988. Ungewöhnlicher Zeitraum – aber auch nicht weniger spannender als
die bekannten Krimis.
Der Autor Axel Simon gibt dem Berlin vergangener Tage ein
komplexes und authentisches Bild. Es ist eine interessante Zeit – eine die
Veränderungen mitbringt. Die technischen Entwicklungen verändern das Leben der
Menschen und die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse werden zunehmend
alles in Frage stellten, was noch vor kurzen als Status Q galt. Die Atmosphäre
hat der Autor wirklich gut eingefangen.
„Eisenblut“ von Axel Simon ist der erste Band einer Reihe
um den Privatermittler Gabriel Landow. Dieser ist der jüngere Sohn einer alten
ostpreußischen Adelsfamilie – der wegen einem Diebstahl aus der kaiserlichen
Armee unehrenhaft entlassen wurde. So mit fristet der Grafensohn ein eher
ärmliches, runtergekommenes Leben – zu stolz um wieder zu versuchen Anschluss
an seine Familie zu finden – zu exzessiver Lebenswandel und immer wieder nur Gelegenheitsaufträge
in seiner eher mies laufenden Detektei. So interessant dieser Charakter auch
dargestellt ist – bedient sich der Autor doch einer zweifelsfrei bekannten
Charakterkonzeption. Der verlorene Sohn, der talentiert ist, intelligent – aber
zu eigensinnig um sich selbst zu reflektieren und Änderungen zu verfolgen. Also
ein sympathischer Looser auf der typischen Verliererstraße – immer auf der
Suche nach einem Ausweg. Auch wenn „Gabriel Landow“ seinen ersten Auftritt in „Eisenblut“
hat – so erkennt man das o.g. Muster schon nach wenigen Seiten. Schade – aber
warten wir mal ab, welche Richtung er seinen Leben ggf. in einem zweiten Teil
einschlägt.
Mit den übrigen Charakteren verhält es sich ähnlich. Also
nichts neues – nicht originelles was dem Leser hier inhaltlich präsentiert
wird.
Die Handlung splittet sich in mehreren Storys auf und
auch die dramatische Vergangenheit von Landow, bzw. seiner Familie wird
thematisiert.
Kleine Seitensprung-Schnüffeleien sind der Alltag seiner
schlecht laufenden Detektei im miesen Berlin-Kreuzberg im Jahr 1888: Gabriel
Landow, schwarzes Schaf seiner ostpreußischen Getreidejunker-Familie, fällt der
Erfolg nicht gerade in den Schoß. Aber dann fällt ihm ein Observierter direkt
vor die Füße: Aus nachtschwarzem Himmel mitten aufs Sperrgebiet am Tempelhofer
Feld. Wahrscheinlich wurde der aus dem Korb eines Militärballons gestoßen. Nur
ein kleiner Ministerialbeamter, der allerdings mit einem geheimen Marineprojekt
zu tun hatte. Und immerhin der dritte Tote dieser Art in letzter Zeit mit einem
Buch der Gebrüder Grimm in der Hand. Aber weshalb die Regierung ausgerechnet
Landow mit der Aufklärung betraut, ist auch ihm ein Rätsel. Genauso wie der Brandanschlag
auf ihn kurz darauf. Wer sollte am Tod eines kleinen Ermittlers interessiert
sein? Wo doch ganz Berlin, ach was, ganz Europa, nur gebannt auf das Sterben
des todkranken Kaisers wartet, das einige aus ganz eigenen Motiven herbeisehnen.
(Verlagsinfo)
„Eisenblut“ verfügt über eine solide Spannung – aber wirkt
auch inhaltlich manchmal völlig verloren. Überfrachtet – zu langsamer Aufbau –
keine wirklich zielführender Aufbau. Es entsteht der Eindruck als hätte der
Autor Axel Simon sein Romanskript unzählige Male immer wieder überarbeitet. Sprachlich
hat der Autor seinen Roman gut gestaltet – toller subtiler Humor, ironisch und
manchmal düster.
Spannung – damit meine ich das Lesevergnügen ist eher
durchschnittlich. Auch wenn der charakterliche Aufbau der Personen einer
Schablone entspricht – so retten diese den Roman und animieren dazu bestimmt
auf zu einem zweiten Band zu greifen. Dieser sollte aber inhaltlich mehr
überzeugen.
Überzeugen konnte Axel Simon absolut in der authentischen
Darstellung von Berlin, was den wenigsten von uns auch aus anderen Romanen
bekannt sein dürfte. Interessante Darstellung eines Milieus und seiner
Gesellschaft. Großartig beschrieben.
Fazit
„Eisenblut“ von Axel Simon ist etwas verfahren im Aufbau
und insgesamt in seiner gesamten Struktur. Mehr Konzentration auf den Grundplot
– und bitte Charaktere deren Substanz überzeugen und die man nicht wahrnimmt,
als würde man diese schon seit Jahren kennen.
Michael Sterzik