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Dienstag, 11. Januar 2022

Todland von Kim Faber und Janni Pedersen


Nach „Winterland“ hat nun das dänische Autorenpaar den zweiten Titel „Todland“ im Münchner Verlag
  Blanvalet veröffentlicht. Die Storyline knüpft unmittelbar an den ersten Teil an. Der inländische dänische Geheimdienst PET hat der Mordkommission und seinen Beamten einen Maulkorb angelegt und Beweismittel wie Rechner etc. beschlagnahmt. Mit der Gesamtsituation nicht zufrieden, verstricken sich die Ermittler Martin Juncker und Signe Kristiansen dennoch tiefer in den brisanten Terroranschlag.

Das Autorenehepaar versteht es imposant seine Leser urplötzlich in die Handlung zu schleudern. Das geschieht so schnell und plötzlich – und zack findet man sich wieder in einem Schattenkrieg der Geheimdienste und der politischen Ströme. Die Reihe zeigt sich allerdings nicht als eine klassische Agenten-/Spionagereihe. Das Autorenduo legt viel Wert auf eine authentische und realistische Atmosphäre, die nicht mal ansatzweise fiktional klingt. Damit zeigt sich auch eine gewisse Aktualität und offenbart, dass das Thema „Terrorismus“ auch in den skandinavischen Ländern durchaus eine Bedrohung darstellt – und nicht nur islamischer Terror, sondern auch rechtsextreme Nationalisten, die jedes kriminelle Element und jede Methode dafür verwenden, ihre Interessen zu zeigen.

Der schreckliche Terroranschlag in Kopenhagen wirft immer noch seinen Schatten auf den Ermittler Martin Juncker: Während er im Fall eines toten Anwalts zu ermitteln beginnt, erhält seine Frau Charlotte einen anonymen Hinweis: Der Anschlag sechs Monate zuvor hätte verhindert werden können – und Martin soll in die Vertuschung verwickelt gewesen sein.

Als Journalistin konfrontiert Charlotte ihren Mann, doch der bestreitet alles. Insgeheim fürchtet er um sein eigenes und Charlottes Leben, wenn sie die Story weiterverfolgt. Einzig Martins ehemalige Kollegin Signe will der Reporterin helfen, doch ihr Antrieb ist ein persönlicher … Als Charlottes Informant brutal ermordet wird, beschließt Signe, dass es an der Zeit ist für die Wahrheit. Und so kommt sie einer unglaublichen Verschwörung auf die Spur, die bis in die höchsten Kreise der dänischen Politik reicht und in die auch Martin Junckers Mordopfer verwickelt ist …(Verlagsinfo)

Die Story teilt sich auf zwei Ebenen auf – der Kriminalfall, den Juncker bearbeitet und der ihn ein Stück weit in die kindliche Vergangenheit treibt und Signe, die Junckers Frau Charlotte behilflich ist. Die investigative Journalistin wird von einem Whistleblower kontaktiert, der geheimdienstliche Informationen zu dem Terroranschlag hat.

Man erahnt schon, wohin der Weg der beiden Ermittler geht – in ein lebensgefährliches Labyrinth, bei der an jeder Ecke der berufliche, oder auch der persönliche Tod winkt. Die Story ist insgesamt spannend, doch die Nebengeschichten und damit meine ich das Talent von Juncker und Kristiansen sich über Gebote, Anweisungen, moralische Etikette, und gut gemeinten Ratschlägen einfach hinwegzusetzen, sind faktisch die Schlüsselmomente. Das wirklich unterhaltsame ist bei den beiden, dass die kein emotionales, vergangenes und gegenwärtiges Minenfeld umfahren, sondern mit einer ignoranten Selbstverständlichkeit so mir nichts, dir nichts, mit Anlauf da reinspringen.

Diese Explosionen erzeugen dann wilde, verfahrene Situationen und erzeugen damit eine Spannung, der man sich nicht entziehen kann.

Die charakterliche Tiefe der beiden ist sympathisch, doch sind die beiden auch exemplarisch als typische Einzelgänger und Antihelden zu verstehen. Pragmatischer Egoismus in Kombination mit einer rebellischen Note und fertig sind die laufenden Katastrophengebiete.

Damit ist der Unterhaltungswert hochklassig. Man fragt sich allerdings am Ende des Buches – was die beiden im dritten, ggf. abschließenden Band anstellen werden. Abgesehen von einem Kriminalfall, haben beide noch private Herausforderungen, die es nicht leichter machen werden. Ideen sind also mehr als genug da und analysiert man die Eskalationsspirale, die sich in „Todland“ deutlich schneller bewegt, so könnte Band 3, der im Mai diesen Jahres im Buchhandel erscheint, noch spektakulärer werden.

Die große beschriebene Stärke ist ggf. auch der einzige Kritikpunkt, den ich habe. Die persönlichen Minenfelder der beiden sind zu ausufernd dargestellt. Die tatsächliche Storyline um den Terroranschlag, der Verwickelung des Inlandsgeheimdienstes stehen weit abseits in der zweiten Reihe. Schade.

„Todland“ hat auch kein Alleinstellungsmerkmal und vorher sollte der Leser definitiv zum ersten Band „Winterland“ greifen. Es gibt zu viele Ereignisse, Situationen und charakterliche Merkmale, die der Leser nur dann vollumfänglich begreifen kann, wenn er etwas informiert ist.

Fazit

Juncker und Kristiansen sind Chaos & Anarchie. Hochaktuell und originell unterhaltsame Spannung. Hier ist überhaupt nichts ruhig, selbst der Leser wird emotional eine Achter- oder Geisterbahn machen und wenig später nach „mehr“ schreien. Lesen.

Michael Sterzik