Der siebte Teil der Sebastian-Bergmann-Reihe ist ein kleiner Exot dieser bekannten und erfolgreichen Kriminalreihe. Im ersten Band „Der Mann, der kein Mörder“ war begegneten wir einen Sebastian Bergmann, der nicht sonderlich sympathisch war. Ein selbstsüchtiger, unbeherrschter Charakter, der mitunter selbstzerstörerisch auftritt. Ein narzisstischer Psychologe, der bei den schwedischen polizeilichen Behörden allerdings auch den exzellenten Ruf hatte, der wohl beste Profiler zu sein. Als er im Ausland bei einem Tsunami seine Frau und sein Kind verliert, reißt er desillusioniert alle gesellschaftlichen und freundschaftlichen Kontakte hinter sich ein.
Erst Jahre später trifft er einen alten Kollegen, der
seine Hilfe benötigt und Sebastian Bergmann geht somit beruflich und menschlich
neue Wege. Auch wenn der hochintelligente Psychologe es sich und seinen Mitmenschen alles andere,
wie einfach macht.
Sehnsüchtig hat man auf diesen Titel gewartet. Diese
Reihe gehört unter den skandinavischen Krimis als eine der besten. Die Bücher
funktionierten nicht nur über einen vielseitigen und originellen
Spannungsbogen, sondern ebenfalls über die vielen, fast schon familiär
agierenden Ermittler. Um der Story mehr Tiefe zu geben, hat das Autorenduo
jedem seiner Figuren maßgeschneiderte private Herausforderungen und Schicksale auf
den Leib geschrieben. Jetzt im vorliegenden siebten Band kristallisieren sich
feine berufliche und private Abgründe – und nein, nicht bei Sebastian Bergmann,
sondern bei seinen ehemaligen Kollegen aus der Reichsmordkommission.
Drei Morde innerhalb weniger Tage: Die beschauliche
schwedische Kleinstadt Karlshamn wird vom Terror erfasst. Vanja Lithner und
ihre Kollegen von der Reichsmordkommission stehen unter Druck, den
Heckenschützen zu stoppen, bevor weitere Menschen ums Leben kommen. Aber es
gibt keine Hinweise, keine Zeugen und keine eindeutigen Verbindungen zwischen
den Opfern.
Sebastian Bergman hat sich für ein ruhigeres Leben
entschieden, seit er Großvater geworden ist. Er arbeitet als Psychologe und
Therapeut. Doch plötzlich wird seine Welt auf den Kopf gestellt, als ein
Australier ihn aufsucht, um seine Erlebnisse während des Tsunamis 2004 zu
verarbeiten. Bei dem Sebastian selbst Frau und Tochter verlor.
Seit Sebastians ehemaliger Kollege Billy das erste
Mal getötet hat, kann er nicht aufhören. Nun wird er Vater und beschließt, nie
wieder zu morden. Aber die Umstände wollen nicht zulassen, dass die
Vergangenheit in Vergessenheit gerät. Wie weit wird Billy gehen, um nicht zur
Rechenschaft gezogen zu werden?(Verlagsinfo)
„Die Früchte, die man erntet“ teilt sich in zwei
Haupthandlungen auf. Der erste Band ist eine wilde Roadshow ala Bonnie &
Clyde. Es geht nicht darum, den Ermittlungen zu folgen, um den Täterkreis
einzuengen, diesmal ist der Weg das eigentliche Ziel, um die Figuren passgenau
aufzustellen. Alte und neue Beziehungen werden auf die Probe gestellt. Vanja
als neue Leiterin der Reichsmordkommission steht beruflich vor einer schweren
Aufgabe, schließlich war ihr Vorgänger – Chef und Freund, ein erfahrener und
respektierter Kollege, ein Idol dessen Fußspuren ihr noch lange nicht passen.
Ja – Sebastian Bergmann ist zum Opa geworden. Er ist ruhiger, hat eine Praxis,
eine neue Partnerin an seiner Seite – dass Leben könnte eigentlich ganz schön
sein, doch noch hat nicht vergessen, dass Billy auf der eigenen Hochzeit eine
Katze getötet hat. Diese Beobachtung lässt ihn nicht los – und Billy kann sich
nicht kontrollieren.
Die Atmosphäre des Buches ist grundlegend spannend. Wer
die vorherigen Titel schon gelesen hat, wird wissen, dass es sehr überraschend zugehen
kann. Im Grunde sitzt man in einem virtuellen Lesezimmer und wartet auf genau
die eine Katastrophe, die noch kommt. Die eine Wendung, oder ein überraschender
Aspekt, den man nicht erwartet hat.
Doch die Reihe hat auch gewisse Ermüdungserscheinungen –
auch wenn das Ende „gut“ ist – so wirkt es manchmal allzu sehr konstruiert.
Stellt sich die Frage wie geht es mit dieser Reihe weiter – wird ein
Kriminalfall wieder im absoluten Vordergrund stehen, oder wird der oder die
Tatorte zukünftig im privaten Umfeld der Protagonisten auftauchen. Ich hoffe
ersteres, denn Sebastian Bergmann konnte seine Figur diesmal nicht
vollumfänglich ausspielen und zeigen, was er psychologisch sehen kann,
einfordert, oder manipulieren kann.
Dieser Band hat kein Alleinstellungsmerkmal – und es ist
absolut notwendig, die übrigen Teile gelesen zu haben – sonst kann man einzelne
Charaktereigenschaften etc. gar nicht deuten und einordnen.
Zurück zu den Ursprüngen seiner selbst – denn sonst
überholt sich die Serie leider von ganz alleine.
Fazit
Hochspannend – private Katastrophengebiete vs.
Kriminalfall = 1:0. Immer noch gut – immer noch ein Pageturner. Diese Reihe –
nicht der Titel als Einzelexemplar – gehört noch immer zu den besten im Genre
Krimi.
Michael Sterzik