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Mittwoch, 19. Februar 2025

Admiral Nelson – Unter Flagge Englands – Mac P. Lorne.


Wir alle kennen aus der Geschichte „Helden“, die sich im Krieg durchgesetzt haben. Die waghalsige, großartige Schlachten durch ihre Entscheidungen gewonnen haben.  Ein Krieg fordert immer Opfer - Soldaten, Offiziere, Zivilisten - der Blutzoll ist immer zu hoch - aber es gibt auch Kämpfe, die man führen muss, um sein Land und seine Bevölkerung vor einem Aggressor zu schützen.

Kapitäne und Admiräle auf Kriegsschiffen entscheiden über Leben und Tod, jede Entscheidung hat Konsequenzen und kann Leben zerstören, aber auch retten. Sie sind Alleinherrscher, kleine Götter - ihr Wille ist Gesetz. Dass dabei Menschlichkeit, Moral und Ethik auf Kollisionskurs geraten können, liegt auf der Hand. In vielen, auch älteren Biographien wird der Mensch weniger geschildert, seine Taten werden zwar nicht immer glorifiziert, aber die Bandbreite der Wahrheit ist recht groß und manchmal zu eindimensional. 

Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt - das stimmt fast. Und doch darf die Menschlichkeit gegenüber dem Feind nicht ausgeschaltet werden. Solche Befehlshaber nennt man dann „Helden“ - weil sie trotz aller Gewalt nicht vergessen haben, was es heißt, Mensch zu sein.

Mac P. Lorne hat in dieser Fortsetzung Großartiges geleistet, indem er Admiral Nelson als großen Führer, aber auch als sensiblen und fehlerhaften Menschen darstellt.

Während Horatio Nelson dank seines taktischen Geschicks der Flotte Napoleons eine vernichtende Niederlage zufügt, wird er selbst schwer verwundet. In Neapel wird der Konteradmiral mit allen Ehren gefeiert – und aufopferungsvoll von Emma Hamilton gesundgepflegt. Der unglücklich verheiratete Nelson verliert endgültig sein Herz an die Frau des britischen Botschafters, die er seit ihrer ersten Begegnung nicht vergessen konnte.

In Englands Oberschicht und am Königshof sorgt die skandalöse Liebesgeschichte dafür, dass Nelson in Ungnade fällt. Doch dem Vereinigten Königreich droht nach wie vor Gefahr, und es braucht seinen größten Seehelden bald mehr als je zuvor …(Verlagsinfo) 

Wer sich mit der historischen Figur des Admirals Horatio Nelson beschäftigen möchte, dem seien diese beiden Bände von Mac P. Lorne empfohlen. Geschichte muss nicht nur nüchtern und sachlich ohne Emotionen erzählt werden, sie kann auch hervorragend unterhaltsam, spannend und informativ dargestellt werden. Mac P. Lorne beschreibt den Seehelden und Menschen - mit all seinen Siegen, aber auch seinen persönlichen, privaten Niederlagen und Herausforderungen. 

Diese brillante Analyse Nelsons ist wunderbar gelungen und lässt uns an vielen überlieferten Dialogen zwischen Nelson und anderen Personen teilhaben. Mac P. Lorne nimmt sich viel Zeit und Raum, um Nelson auch als Mensch zu zeigen, und so zeigt er einen verletzlichen, arroganten und sich manchmal selbst überschätzenden Nelson auf privater Ebene. Fakt ist - Nelson polarisierte, er war ein eigensinniger Charakter, der sich nicht viel und nicht gerne befehlen ließ. Anweisungen und Befehle waren für ihn wohl manchmal nur akzeptierte und variable Richtlinien.

Was wäre wohl aus Nelson geworden, wenn er nicht so ein großartiger Stratege und Taktiker auf dem Schlachtfeld der Meere gewesen wäre? Um es kurz zu machen - nicht gut! Sein Privatleben, seine Liebe zu Lady Hamilton, war am Hof des Königs, in der Admiralität und auch in der Gesellschaft ein offener Skandal, der ihn ohne seine Erfolge und seine guten Beziehungen zu seinen Vorgesetzten ohne Frage ins gesellschaftliche Abseits gestellt hätte. 

Die beschriebenen Seeschlachten werden von Mac. P. Lorne konsequent und kompromisslos erzählt. Die Festungen aus Eichenholz und die Männer aus Stahl, die sie führten, wurden zum Sarg für viele Menschen, für viele Nationen. Es gab kein Entkommen, wenn Kanonenkugeln Decks und Menschen zerfetzten - Überleben war oft Glückssache, eine Laune des Schicksals. Nach der Schlacht erwiesen sich diese Festungen als Schlachthäuser für Sieger und Verlierer.

Mac P. Loren beschreibt in beiden Bänden auch die Menschlichkeit, die sich in der Schlacht zeigen kann, und zeigt Nelson und auch seine Offiziere als Führungspersönlichkeiten, die genau wussten, dass ohne die Mannschaft, für die sie sich verantwortlich fühlten, keine Schlacht zu gewinnen war. 

Nelsons Privatleben - die Beziehung zu seiner Frau und seiner Geliebten Lady Hamilton - wird ausführlich dargestellt und vertieft seinen Charakter. Manche seiner Entscheidungen sind selbst für Freunde und Vorgesetzte schwer nachvollziehbar - aber wie heißt es so schön: Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt.

Im letzten Teil des Romans wechselt auch die Erzählperspektive und Napoleon selbst kommt zu Wort. Der kleine Korse nimmt nun die Rolle des Bad Boy ein - der seine imperialistischen Wünsche auf dem Meeresgrund verwirklicht sieht. 

„Admiral Nelson - Unter Englands Flagge“ ist eine der besten und spannendsten Biografien, die ich bisher gelesen habe. Spannend, unterhaltsam, vielseitig und perfekt recherchiert ist diese historische Reihe ein Muss, wenn man sich ohnehin für Seekriege und die napoleonische Zeit interessiert.

Fazit

Die Geschichte Nelsons hat die faszinierende Durchschlagskraft einer Kanonenkugel. Militärgeschichte und menschliche Entscheidungen - Karriere und Privatleben eines großen Mannes, der nicht unfehlbar war, aber gerade deshalb so faszinierend auf uns wirkt. Unbedingte Leseempfehlung.

Michael Sterzik

Samstag, 19. Oktober 2024

Captain Nelson - Unter der Flagge des Königs - Mac P. Lorne


Die Meere wurden in der Vergangenheit immer wieder zum Schlachtfeld der mächtigen Seefahrernationen. Die Handelswege zwischen den Kontinenten waren für England, Frankreich und Spanien und ihre Kolonien von immenser Bedeutung. Seekriege wurden erbarmungslos geführt, ganze Flotten vernichtet und viele Inseln wechselten manchmal im Jahresrhythmus den Besitzer. Viele Piraten und Freibeuter trieben ihr Unwesen auf den bekannten Seewegen. Meist waren es ehemalige Soldaten, die ihren Idealismus längst verloren hatten, der Kriegsdienst war für Matrosen und Soldaten nicht nur lebensgefährlich, sondern immer wieder auch die Hölle - nicht zuletzt durch die Kapitäne dieser Schiffe, die wie Götter mit eiserner Hand über dieses schwimmende Reich herrschten.

Aus dieser Zeit sind legendäre Seefahrergestalten hervorgegangen, die in Literatur und Film thematisiert wurden. In dem vorliegenden Geschichtsband "Captain Nelson - Unter der Flagge des Königs von Mac P. Lorne" wird genau dieser Hortation Nelson eine Bühne gegeben und seine Lebensgeschichte erzählt.    

Dieses Eintauchen in eine spannende Epoche zur Zeit der Napoleonischen Kriege ist dem Autor hervorragend gelungen. Dem Kapitän und späteren Vizeadmiral Horatio Nelson wird damit ein literarisches Denkmal gesetzt, wie es ohnehin schon überall auf den britischen Inseln Denkmäler und Bilder gibt.

Nelson wird nicht nur als der pflichtbewusste Offizier dargestellt, der er war. Er wird auch als eine fehlerhafte, aber nicht unsympathische Persönlichkeit dargestellt.

1784 erhält der junge Captain Horatio Nelson den Auftrag, das Handelsverbot zwischen den englischen Kolonien in Westindien und den abtrünnigen USA zu überwachen. Die verbotenen Geschäfte sind allerdings höchst lukrativ, weshalb der britische Gouverneur von Antigua beide Augen zudrückt. Bald hat sich der ebenso charismatische wie pflichtbewusste Nelson in der Karibik zahlreiche Feinde gemacht.

Es werden nicht die letzten sein: Als im Zuge der Französischen Revolution ein neuer Krieg mit Frankreich ausbricht, wird Nelson ins Mittelmeer entsandt. In Neapel soll er die Verbündeten Englands um Unterstützung bitten und lernt dabei die Liebe seines Lebens kennen: die schöne Emma Hamilton . Doch sie ist bereits die Frau des britischen Botschafters ...(Verlagsinfo) 

Das Buch beginnt nicht mit der Geburt von Horatio Nelson, sondern mit seinem Kommando in den Gewässern von Antigua, wo der junge Kapitän die strikte Einhaltung des Navigation Act durchsetzen muss. Die in den Augen des britischen Empires abtrünnigen amerikanischen Provinzen durften keinen Handel mit den britischen Kolonien treiben. So schrieb es das britische Gesetz vor - doch zwischen Theorie und Praxis lagen noch viele Interessen und persönliche Motivationen, die das Gesetz eher als Richtlinie und damit etwas freier interpretierten.

Allein dieser Teil zeigt uns einen britischen Offizier - Captain Nelson - der pflichtbewusst und idealistisch sehr ehrgeizig seine Karriere vor Augen hatte und mit seinem Ego überall aneckte, nicht zuletzt bei seiner eigenen Admiralität, die ihn dann auch für fünf Jahre praktisch auf Eis legte. 

Diese Charakteranalyse ist nicht nur spannend, sondern auch lehrreich und zeigt uns seinen ganz eigenen Führungsstil, der zwar hart und konsequent ist, aber dennoch zeigt, dass man auch „Mensch“ sein kann. Beliebt bei seinen Offizieren und Besatzungen - beneidet von anderen Kapitänen der Flotte - polarisiert er sehr.   

Menschlich gesehen war der „Held“ eine Figur seiner Zeit. Natürlich erhoffte er sich durch eine Heirat sozialen Aufstieg, finanzielle Mittel und ein gutes Netzwerk für seine weitere Karriere. Über Umwege gelang es ihm auch, diese Ziele zu erreichen. Dass er auf seinen Seereisen die eine oder andere Geliebte in den Häfen hatte, ist zwar ein maritimes Klischee... passt aber zum Lebensstil dieser Männer, die unter Gefahr und auch Einsamkeit auf einem einfachen Schiff, wenig Liebe und Zuneigung erfuhren. 

Mac P. Lorne entführt den Leser auch in wilde Seeschlachten. Der Schrecken, den die Seeleute und Soldaten erleben mussten, wird gut wiedergegeben. Der Autor erzählt auch von Ehrgefühl und Ritterlichkeit gegenüber Freund und Feind. 

Die Geschichte ist absolut spannend, authentisch und lässt erahnen, wie es auf einem Kriegsschiff räumlich und atmosphärisch zuging. 

Der Roman ist eine kleine Biographie des britischen Kriegshelden, die nicht nur seine (heldenhaften) Taten erklärt, sondern uns auch einen Einblick in seine interessante Persönlichkeit gibt.

Mac P. Lorne hat seinen bisher vielleicht besten Seekriegsroman geschrieben. Sein Stil, seine historische Genauigkeit, sein Spannungsaufbau werden immer besser, so dass ich mich schon sehr auf den zweiten Band dieser Reihe freue, der zugleich der letzte sein wird.

Fazit

Man hört, riecht und spürt die Atmosphäre auf dem Kriegsschiff. Beim Klabautermann - ein ganz starker historischer Roman.

Michael Sterzik