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Samstag, 19. Oktober 2019

Zimmer 19 - Marc Raabe


Der vorliegende und aktuelle Band „Zimmer 19“ von Marc Raabe, ist der zweite Thriller aus der „Tom Babylon Reihe“.

Wie auch schon im ersten Teil: „Schlüssel 17“ sind die Kriminalbeamte allen voran Kommissar Tom Babylon in die Geschehnisse bis über beide Ohren involviert. Dieses Storytelling setzt sich dann im Folgeband nahtlos fort. Spannend allemal – aber zu unrealistisch konzipiert. Abgesehen davon, dass nach Tom Babylon, nun auch die Polizeipsychologin Sita Johanns involviert ist. Natürlich gibt es „Kommissar Zufall“ – aber der Autor Marc Raabe übertreibt es maßlos. Zum einen reißt die Suche nach seiner vermissten Schwester Viola immer noch nicht an, und noch immer kommuniziert er mit ihrem imaginären Geist. Diese erzählerische Passage beginnt dann irgendwann arg zu nerven. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass neben Sita, nun auch einer der besten Freunde von Babylon etwas mit dem aktuellen Fall zu tun hat.

Sorry, dass wird mir dann etwas zu fantastisch und zu künstlich konstruiert.

Auf der Eröffnungsveranstaltung der Berlinale wird zum Entsetzen aller ein Snuff-Film gezeigt. Das Opfer: die Tochter des Bürgermeisters Otto Keller.
Tom Babylon vom LKA und die Psychologin Sita Johanns ermitteln unter Hochdruck. Doch eine Gruppe von Prominenten um Keller mauert. Was hat der Bürgermeister zu verbergen? Und wer ist die Zeugin, die aussieht wie Tom Babylons vor Jahren verschwundene Schwester? Die Ereignisse überschlagen sich, als ein weiterer Mord passiert. Plötzlich stellt Sita Johanns fest, es gibt eine Verbindung zwischen ihr und den Opfern: Ein furchtbares Ereignis in ihrer Jugend - und die Zahl Neunzehn. (Verlagsinfo)

Der Roman „Zimmer 19“ erzählt sich aus zwei Perspektiven. Einmal die der Gegenwart und die Vergangenheit von Sita Johanns. Die Rückblenden in die Vergangenheit sind allerdings atmosphärisch spannender und interessanter erzählt.

Marc Raabe hat im Grunde eine tolle Grundstory gefunden, verrennt sich allerdings in die abgefahrenen, nicht aufgelösten posttraumatischen Erlebnissen seiner beider Hauptfiguren. Sehr schade, dann der Plot hätte mehr wie großartig ausfallen können. Dadurch wird der Roman: „Zimmer 19“ zu einer unrealistischen Räuberpistole mit einigen logischen Löchern und Figuren, die eigentlich auf die Couch eines Psychologen gehören und nicht an Ermittlungen teilnehmen dürften.

Fakten vs. Fiktion: Ergebnis 5:1 für die Fiktion. Der Unterhaltungswert ist allerdings recht hoch, auch wenn es erzählerische Längen gibt. Ich bin mal gespannt auf den dritten Band, der hoffentlich diese Reihe abschließen wird. Im abschließenden wird es sicherlich noch weitere „Leichen im Keller“ der Protagonisten geben – der Phantasie sind ja keine Grenzen gesetzt.

Fazit

Schade – Chancen vertan – trotzdem lesenswert, wenn man mal kurz die Logik und Vernunft ausschaltet.

„Zimmer 19“ von Marc Raabe ist ein spannender Thriller. Zuviel gezwungene auferlegte Dramatik für die Figuren. Zuviel Theatralik – viel zu unrealistisch.

Michael Sterzik


Donnerstag, 1. März 2018

Schlüssel 17 - Marc Raabe

Der Schlüssel zum Erfolg eines Romans – ist in erster Linie die Begeisterung der Leser zu wecken und diese nachhaltig in Erinnerung zu behalten. Dann öffnen sich gleich mehrere Türen und der Autor des Buches partizipiert von Empfehlungen, Rezensionen, Buchtipps usw. Klingt einfach oder? Ist es allerdings nicht – der Buchmarkt ist umkämpft – nur wenige nationale Autoren, können sich vom Schreiben einen positiven Deckungsbeitrag erhoffen und somit damit leben.

Es gibt auf dem nationalen und internationalen Buchmarkt unglaublich viele Romane – die zwar gut sind, erfolgreich werden, aber es schwierig wird, später an dem Erfolg des Erstlingswerk anzuknüpfen. Die Erwartungshaltung ist entsprechend hoch, ein Misserfolg – die prognostizierten Verkaufszahlen brechen ein und schon dreht sich das Rad der Fortuna ggf. in eine ganz andere Richtung.

Der vorliegende Roman „Schlüssel 17“ von Marc Raabe ist nicht der erste des Autors – doch der erste einer neuen Reihe – Ein Fall für Tom Babylon, erschienen im Ullstein Verlag.

„Schlüssel 17“ ist der erste Roman des Autors, den ich bisher gelesen habe, es wird nicht mein Letzter sein. Marc Raabe erzählt spannungsgeladen von einem Mord im Berliner Dom – eine bekannt, fast schon Prominiente Dompfarrerin wurde brutal ermordet und inmitten der Kirche wie schwebendes Kreuz aufgehängt, ja zur Schau gestellt. Um ihren Hals trägt sie einen Schlüssel, auf der Oberfläche eingeritzt eine „17“. Ebenfalls finden die Beamten vom LKA eine weitere Leiche, den Organisten des imposanten Doms. Als einer der ersten Beamten am Tatort ist der junge und talentierte Kommissar Tom Babylon. Mit Schrecken erkennt er, dass er nicht nur das Opfer persönlich kannte, sondern auch der Schlüssel eine unerfreuliche Vergangenheit weckt. Seine kleine Schwester Viola verschwand mit ebendiesen vor vielen Jahren....

Es gehört zum Muster eines Thrillers, oder eines Krimis, dass die ermittelnden Beamten zumeist traumatisierte, fast schon psychotische Charaktere und privat gescheiterte Menschen sind. Das mag realistisch sein, ggf. manchmal überzogen – aber es bleibt dem Autor überlassen, in welcher Schattierung dieser seine Figuren leben lässt. Der exzentrische und immer wieder aneckende Beamte, talentiert aber schwierig, ist hier sicherlich keine Ausnahme. Marc Raabe gelingt es außergewöhnlich gut, die Kombination private Traumata vs. berufliche Herausforderung aufs Papier zu bringen. Die Handlung spielt auf der Bühne von zwei Zeitzonen – der Vergangenheit Tom Babylons und der Gegenwart. Der Fokus liegt natürlich in der Aktualität, allerdings liegt der Schlüssel zum Rätsel dieser Mordserie tatsächlich in der Vergangenheit. Hier hat der Autor neben einer großartigen, spannenden Atmosphäre ein kompliziertes, aber nachvollziehbares Spannungsgerüst aufgebaut. Es gibt wie in einem Labyrinth viele Weg, einige Sackkassen und Wendungen, die die Handlung vorantreiben. Ob diese authentisch ist, darüber lässt sich trefflich debattieren  - in jedem Fall ist der Roman ein „Volltreffer“ unter dem derzeitigen, großen Aufgebot im Genre „Thriller“. 

Doch nicht nur Tom Babylons Vergangenheit wird näher beleuchtet. Auch andere involvierte Charaktere haben Dreck am Stecken und einiges zu verbergen. Diese Nebengeschichten sind in ihrer Komplexität nicht unwichtig und lassen die eine oder andere Motivation der Person etwas gerader rücken. Da die Nebenpersonen immer unter einer besonderen Beobachtung meinerseits sind, kann ich hier sagen, es gibt mehr wie genug an interessanten Nebenhandlungen, persönlichen Entwicklungen für die nächsten Romane.
Stilistisch gesehen und auch inhaltlich merkt man die Freude des Autors am Schreiben von Kriminalromane/Thrillern. Konzentriert im Aufbau, schlüssig spannend und noch ein paar offene Fragen am Ende, lassen es zu, dass man den Namen Marc Raabe auf dem Zettel haben sollte, wenn man über deutsche Autoren und Thriller nachdenkt.

Es gibt nicht viel zu bemängeln – manchmal wirkt die Story allzu konstruiert und ggf. an den Haaren herbeigezogen, aber nun gut – der Roman soll unterhalten und  begeistern. Das Ziel erreicht der Autor mit Siebenmeilenstiefeln und die Spuren, die er dabei hinterlässt, sollte man folgen.

Fazit

„Schlüssel 17“ von Marc Raabe ist hochklassige Spannung. Tolle Figuren, mit denen man mitfiebert und meisterhaft atmosphärisch erzählt. Volltreffer.


Michael Sterzik