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Donnerstag, 1. März 2018

Schlüssel 17 - Marc Raabe

Der Schlüssel zum Erfolg eines Romans – ist in erster Linie die Begeisterung der Leser zu wecken und diese nachhaltig in Erinnerung zu behalten. Dann öffnen sich gleich mehrere Türen und der Autor des Buches partizipiert von Empfehlungen, Rezensionen, Buchtipps usw. Klingt einfach oder? Ist es allerdings nicht – der Buchmarkt ist umkämpft – nur wenige nationale Autoren, können sich vom Schreiben einen positiven Deckungsbeitrag erhoffen und somit damit leben.

Es gibt auf dem nationalen und internationalen Buchmarkt unglaublich viele Romane – die zwar gut sind, erfolgreich werden, aber es schwierig wird, später an dem Erfolg des Erstlingswerk anzuknüpfen. Die Erwartungshaltung ist entsprechend hoch, ein Misserfolg – die prognostizierten Verkaufszahlen brechen ein und schon dreht sich das Rad der Fortuna ggf. in eine ganz andere Richtung.

Der vorliegende Roman „Schlüssel 17“ von Marc Raabe ist nicht der erste des Autors – doch der erste einer neuen Reihe – Ein Fall für Tom Babylon, erschienen im Ullstein Verlag.

„Schlüssel 17“ ist der erste Roman des Autors, den ich bisher gelesen habe, es wird nicht mein Letzter sein. Marc Raabe erzählt spannungsgeladen von einem Mord im Berliner Dom – eine bekannt, fast schon Prominiente Dompfarrerin wurde brutal ermordet und inmitten der Kirche wie schwebendes Kreuz aufgehängt, ja zur Schau gestellt. Um ihren Hals trägt sie einen Schlüssel, auf der Oberfläche eingeritzt eine „17“. Ebenfalls finden die Beamten vom LKA eine weitere Leiche, den Organisten des imposanten Doms. Als einer der ersten Beamten am Tatort ist der junge und talentierte Kommissar Tom Babylon. Mit Schrecken erkennt er, dass er nicht nur das Opfer persönlich kannte, sondern auch der Schlüssel eine unerfreuliche Vergangenheit weckt. Seine kleine Schwester Viola verschwand mit ebendiesen vor vielen Jahren....

Es gehört zum Muster eines Thrillers, oder eines Krimis, dass die ermittelnden Beamten zumeist traumatisierte, fast schon psychotische Charaktere und privat gescheiterte Menschen sind. Das mag realistisch sein, ggf. manchmal überzogen – aber es bleibt dem Autor überlassen, in welcher Schattierung dieser seine Figuren leben lässt. Der exzentrische und immer wieder aneckende Beamte, talentiert aber schwierig, ist hier sicherlich keine Ausnahme. Marc Raabe gelingt es außergewöhnlich gut, die Kombination private Traumata vs. berufliche Herausforderung aufs Papier zu bringen. Die Handlung spielt auf der Bühne von zwei Zeitzonen – der Vergangenheit Tom Babylons und der Gegenwart. Der Fokus liegt natürlich in der Aktualität, allerdings liegt der Schlüssel zum Rätsel dieser Mordserie tatsächlich in der Vergangenheit. Hier hat der Autor neben einer großartigen, spannenden Atmosphäre ein kompliziertes, aber nachvollziehbares Spannungsgerüst aufgebaut. Es gibt wie in einem Labyrinth viele Weg, einige Sackkassen und Wendungen, die die Handlung vorantreiben. Ob diese authentisch ist, darüber lässt sich trefflich debattieren  - in jedem Fall ist der Roman ein „Volltreffer“ unter dem derzeitigen, großen Aufgebot im Genre „Thriller“. 

Doch nicht nur Tom Babylons Vergangenheit wird näher beleuchtet. Auch andere involvierte Charaktere haben Dreck am Stecken und einiges zu verbergen. Diese Nebengeschichten sind in ihrer Komplexität nicht unwichtig und lassen die eine oder andere Motivation der Person etwas gerader rücken. Da die Nebenpersonen immer unter einer besonderen Beobachtung meinerseits sind, kann ich hier sagen, es gibt mehr wie genug an interessanten Nebenhandlungen, persönlichen Entwicklungen für die nächsten Romane.
Stilistisch gesehen und auch inhaltlich merkt man die Freude des Autors am Schreiben von Kriminalromane/Thrillern. Konzentriert im Aufbau, schlüssig spannend und noch ein paar offene Fragen am Ende, lassen es zu, dass man den Namen Marc Raabe auf dem Zettel haben sollte, wenn man über deutsche Autoren und Thriller nachdenkt.

Es gibt nicht viel zu bemängeln – manchmal wirkt die Story allzu konstruiert und ggf. an den Haaren herbeigezogen, aber nun gut – der Roman soll unterhalten und  begeistern. Das Ziel erreicht der Autor mit Siebenmeilenstiefeln und die Spuren, die er dabei hinterlässt, sollte man folgen.

Fazit

„Schlüssel 17“ von Marc Raabe ist hochklassige Spannung. Tolle Figuren, mit denen man mitfiebert und meisterhaft atmosphärisch erzählt. Volltreffer.


Michael Sterzik