Der Schlüssel zum Erfolg
eines Romans – ist in erster Linie die Begeisterung der Leser zu wecken und
diese nachhaltig in Erinnerung zu behalten. Dann öffnen sich gleich mehrere
Türen und der Autor des Buches partizipiert von Empfehlungen, Rezensionen,
Buchtipps usw. Klingt einfach oder? Ist es allerdings nicht – der Buchmarkt ist
umkämpft – nur wenige nationale Autoren, können sich vom Schreiben einen
positiven Deckungsbeitrag erhoffen und somit damit leben.
Es gibt auf dem nationalen
und internationalen Buchmarkt unglaublich viele Romane – die zwar gut sind,
erfolgreich werden, aber es schwierig wird, später an dem Erfolg des
Erstlingswerk anzuknüpfen. Die Erwartungshaltung ist entsprechend hoch, ein
Misserfolg – die prognostizierten Verkaufszahlen brechen ein und schon dreht
sich das Rad der Fortuna ggf. in eine ganz andere Richtung.
Der vorliegende Roman
„Schlüssel 17“ von Marc Raabe ist nicht der erste des Autors – doch der erste
einer neuen Reihe – Ein Fall für Tom Babylon, erschienen im Ullstein Verlag.
„Schlüssel 17“ ist der erste
Roman des Autors, den ich bisher gelesen habe, es wird nicht mein Letzter sein.
Marc Raabe erzählt spannungsgeladen von einem Mord im Berliner Dom – eine
bekannt, fast schon Prominiente Dompfarrerin wurde brutal ermordet und inmitten
der Kirche wie schwebendes Kreuz aufgehängt, ja zur Schau gestellt. Um ihren
Hals trägt sie einen Schlüssel, auf der Oberfläche eingeritzt eine „17“.
Ebenfalls finden die Beamten vom LKA eine weitere Leiche, den Organisten des
imposanten Doms. Als einer der ersten Beamten am Tatort ist der junge und
talentierte Kommissar Tom Babylon. Mit Schrecken erkennt er, dass er nicht nur
das Opfer persönlich kannte, sondern auch der Schlüssel eine unerfreuliche
Vergangenheit weckt. Seine kleine Schwester Viola verschwand mit ebendiesen vor
vielen Jahren....
Es gehört zum Muster eines
Thrillers, oder eines Krimis, dass die ermittelnden Beamten zumeist
traumatisierte, fast schon psychotische Charaktere und privat gescheiterte
Menschen sind. Das mag realistisch sein, ggf. manchmal überzogen – aber es
bleibt dem Autor überlassen, in welcher Schattierung dieser seine Figuren leben
lässt. Der exzentrische und immer wieder aneckende Beamte, talentiert aber
schwierig, ist hier sicherlich keine Ausnahme. Marc Raabe gelingt es außergewöhnlich
gut, die Kombination private Traumata vs. berufliche Herausforderung aufs
Papier zu bringen. Die Handlung spielt auf der Bühne von zwei Zeitzonen – der
Vergangenheit Tom Babylons und der Gegenwart. Der Fokus liegt natürlich in der
Aktualität, allerdings liegt der Schlüssel zum Rätsel dieser Mordserie
tatsächlich in der Vergangenheit. Hier hat der Autor neben einer großartigen,
spannenden Atmosphäre ein kompliziertes, aber nachvollziehbares Spannungsgerüst
aufgebaut. Es gibt wie in einem Labyrinth viele Weg, einige Sackkassen und
Wendungen, die die Handlung vorantreiben. Ob diese authentisch ist, darüber
lässt sich trefflich debattieren - in
jedem Fall ist der Roman ein „Volltreffer“ unter dem derzeitigen, großen
Aufgebot im Genre „Thriller“.
Doch nicht nur Tom Babylons
Vergangenheit wird näher beleuchtet. Auch andere involvierte Charaktere haben
Dreck am Stecken und einiges zu verbergen. Diese Nebengeschichten sind in ihrer
Komplexität nicht unwichtig und lassen die eine oder andere Motivation der
Person etwas gerader rücken. Da die Nebenpersonen immer unter einer besonderen
Beobachtung meinerseits sind, kann ich hier sagen, es gibt mehr wie genug an
interessanten Nebenhandlungen, persönlichen Entwicklungen für die nächsten
Romane.
Stilistisch gesehen und auch
inhaltlich merkt man die Freude des Autors am Schreiben von
Kriminalromane/Thrillern. Konzentriert im Aufbau, schlüssig spannend und noch
ein paar offene Fragen am Ende, lassen es zu, dass man den Namen Marc Raabe auf
dem Zettel haben sollte, wenn man über deutsche Autoren und Thriller nachdenkt.
Es gibt nicht viel zu
bemängeln – manchmal wirkt die Story allzu konstruiert und ggf. an den Haaren
herbeigezogen, aber nun gut – der Roman soll unterhalten und begeistern. Das Ziel erreicht der Autor mit
Siebenmeilenstiefeln und die Spuren, die er dabei hinterlässt, sollte man
folgen.
Fazit
„Schlüssel 17“ von Marc
Raabe ist hochklassige Spannung. Tolle Figuren, mit denen man mitfiebert und
meisterhaft atmosphärisch erzählt. Volltreffer.
Michael Sterzik