Die Zwölf (Justin Cronin)
In „Der Übergang“ schilderte
Justin Cronin die Vernichtung der Menschen auf den amerikanischen Kontinent.
Doch kein Krieg, oder eine Umweltkatastrophe führt zu dieser Apokalypse – es
war ein missglücktes medizinisches Experiment. Die Probanden, an denen das
Virus getestet wird, sind Schwerverbrecher, Mörder, Kinderschänder,
Serienkiller – der Bodensatz der Zivilisation. Das injizierte Virus soll die
Menschen unsterblich machen und von Krankheiten heilen, diese immunisieren,
doch es bringt den 12 Probanden und der Menschheit nur Tod und Verderben.
Die Zwölf – werden zu
blutgierigen Virals, menschenähnliche Kreaturen mit einer vernichtenden
physischen Kraft und dem Verlangen nach Blut. Der Ausbruch aus dem schwer bewachten
und militärisch abgeriegelten Komplex gelingt den Kreaturen ohne Mühe und sie
hinterlassen eine Blutspur und infizieren nach einem Biss andere Menschen, die
sich innerhalb von wenigen Stunden zu ihresgleichen entwickeln. Eine
Metamorphose des Grauens und das Ende der Zivilisation.
Doch es gibt auch
Überlebende, die sich nach und nach zu festen Bündnissen und etwas später zu
ganzen kleineren Städten organisieren.
Der Schlüssel zur Rettung
scheint jedenfalls ein kleines Mädchen zu sein – Amy Belafonte – sie ist ebenfalls
infiziert, doch hat sie sich nicht in einen Viral verwandelt. Sie ist scheinbar
alterslos, sie wird nicht krank und verändert sich äußerlich so gut wie gar
nicht.
In dem zweiten Band der
Trilogie – „Die Zwölf“ beschreibt der amerikanische Professor für englische
Literatur, den Überlebenskampf der Menschheit. Er erzählt von den Anfängen der
Apokalypse und vom Überlebenswillen einzelner Menschen, die sich der Bedrohung
entgegenstellen. Doch da die Menschheit erfinderisch ist, und immer nach Macht
und Einfluss sucht, immer nach egoistischen Auswegen, gibt es auch Menschen die
mit den Virals leben und sich deren Menschen bedienen, die das Virus in sich
tragen, sich aber nicht verwandeln.
Damit kommen wir zum
Kernpunkt des Romans in denen nicht die „Virals“ als Bedrohung Pate stehen,
sondern vielmehr das Zusammenleben und Überleben der letzten Menschen auf dem
amerikanischen Kontinent. Hier kommt es zu dramatischen Szenen die uns Menschen
als die wahren Monster identifizieren und uns vor Augen führen welche diktatorischen
Elemente sich praktisch vor unserer Nase entwickeln können.
Justin Cronin schildert die
Ereignisse in einigen zeitlich unabhängigen Passagen und konzentriert sich
dabei immer wieder auf die Menschen, die sich entweder auf der Flucht vor dem
Virus befinden oder die Viral bekämpfen. Bei allen Tragödien, die sich
abspielen, findet der Autor dennoch immer einen Weg uns zu zeigen, dass Mitleid
und Menschlichkeit, Opferbereitschaft und Heldenmut von Menschen getragen, die
die Hoffnung nicht aufgeben, selbst dann nicht wenn die Zukunft der Menschheit
auf Messers Schneide steht.
Selbst bei der Schilderung
von einzelnen Kämpfen gegen die Virals, wird der Leser Mitleid empfinden mit
diesen Kreaturen die scheinbar durch den Tod ihre Erlösung
suchen.
Die Suche nach „Die Zwölf“
und Amys Schicksal, die das Schicksal der Menschheit bestimmen kann, wird im Allgemeinen
zu wenig erzählt. Selbst Amy kommt wenig zu Wort, erst gegen Ende des Romans
hat Justin Cronin diese in seiner komplexen Handlung eingebaut.
Ebenso bleiben leider auch
nach dem zweiten Band einige Fragen offen, z.B. hat das Virus auch auf anderen
Kontinenten die Menschheit quasi vernichten können usw. !?
Auch wenn der Roman stärker,
intensiver und viel spannender als der Übergang ist, so gibt es innerhalb der
Handlung doch einige widersprüchliche und inhaltlich offene Fragen.
Am Ende des Romans wird sich
der Leser fragen: Wie geht’s denn nun letztlich weiter, denn eigentlich und
logisch betrachtet – ist das Ende wirklich gekommen? Welchen Weg will Justin
Cronin in seinen dritten Band gehen wollen? Was für eine Geschichte gibt es
noch zu erzählen?
Fazit
„Die Zwölf“ von Justin
Cronin ist trotz der wenigen Schwächen ein Meilenstein der Spannungsliteratur.
Selten habe ich ein so dicht
gewebtes Band von Handlungssträngen und Spannung gelesen. Eine nicht
wegzudiskutierende Steigerung zu „Der Übergang“. Justin Cronin hat sich damit
ein kleines Denkmal gesetzt.
Sehr positiv ist auch zu
sehen, dass sich der Autor wenigen bis keinen Klischees der „Vampirliteratur“
bedient. Viel mehr weiß er mit erhobenen Zeigefinger darauf hin, dass wir
selbst unser Schicksal in unseren Händen halten.
„Die Zwölf“ von Justin
Cronin ist einer der wichtigsten Bücher in diesem Jahr 2013 und ich glaube,
dass sich viele Schriftsteller an seinen Stil und seiner erzählerischen Gewalt
ein Beispiel nehmen werden.
Michael Sterzik
Justin
Cronin
Justin
Cronin stammt aus New England und studierte in Harvard. Er besuchte den
berühmten Iowa Writers' Workshop und lebt heute mit seiner Frau und
seinen Kindern in Houston, Texas, wo er an der Rice University Englische
Literatur unterrichtet. Er veröffentlichte zwei Romane, für die er mehrfach
ausgezeichnet wurde. Die Übersetzungsrechte an seiner Trilogie, die mit »Der
Übergang« begann, wurden innerhalb kürzester Zeit in 23 Länder verkauft.
(Verlagsinfo)
Die
Zwölf
Band 2
der "Passage-Trilogie"
Roman
Originaltitel:
The Twelve
Originalverlag: Ballantine
Aus dem Amerikanischen von Rainer Schmidt
DEUTSCHE
ERSTAUSGABE
Gebundenes
Buch mit Schutzumschlag, 832 Seiten, 15,0 x 22,7 cm
ISBN: 978-3-442-31179-8
€
22,99 [D] | € 23,70 [A] | CHF 32,90* (* empf. VK-Preis)
Verlag: Goldmann
Erscheinungstermin:
14. Januar 2013
Dieser Titel ist lieferbar.