Freitag, 29. Oktober 2010

Das Blut - Del Toro/Chuck Hogan

Das Blut – Gulliermo Del Toro/Chuck Hogan

Schon in „Die Saat“, den ersten Teil dieser auf drei Bände angelegten Trilogie setzte das Autorenduo del Toro und Hogan auf altbewährte, stilistische Ideen. Das man sich in einem Vampir durch einen Biss verwandelt und dadurch ein Virus übertragen wird, ist nicht neu, und doch haben die Autoren auf originelle Art ihre Geschichte um die Invasion der Vampire auf dem amerikanischen Kontinent weiterentwickelt.

Inhalt

Mit dem Flugzeug das auf dem JFK-Airport gelandet ist, kam der Tod. Ein alter Meister-Vampir verbündet sich auf dem amerikanischen Kontinent mit einem, dem Tode geweihten Milliardär und Geschäftsmann der hofft, den Tod zu betrügen und seine Macht weiter auszubauen. Seit den frühesten Kindheitstagen steckt sein wacher und intelligenter Geist einem kränklichen, schwachen Körper, und die Gelegenheit sich mit einem „Dämon“ zu verbünden, schlägt er nicht aus. Zu groß ist die Verlockung sich über den Tod zu erheben.

Die Seuche, der Vampirismus weitet sich einen Flächenbrand gleich über New York aus. Auf den Straßen regiert die Angst, und der Tod, nach Sonnenuntergang hallen durch die Straßenschluchten die verzweifelten Schreie von Opfern die unvorsichtig und nachlässig genug waren, die Gefahr zu ignorieren.

Ephraim Goodweather – Arzt und Experte der Seuchenprävention in New York und Professor Abraham Setrakian, der schon seit Jahrzehnten von der Existenz der Vampire weiß und diese mit allen Mitteln jagt, kämpfen zusammen mit dem Schädlingsbekämpfer Vasiliy gegen die Ausbreitung der Seuche.

Doch konnten sie die Gefahr nicht weiter eindämmen. Die Nachrichten zeigen, dass sich auch in den Großstädten der Europäischen Länder, wie auch in Asien, das Virus und damit die blutrünstigen Vampire weiter ausbreiten.

Zwar konnten sie den Meister-Vampir kurzzeitig stellen, doch nicht besiegen. Er verfügt über größere Macht, als sie vermuteten. Doch es gibt keine Chance. Seit Jahrhunderten existiert ein geheimnisvolles Buch, dass Hinweise birgt wie er und die anderen Meister-Vampire vernichtet werden können. „Die Alten“ wie sie genannt werden, verstecken sich, aber im Laufe der Zeit haben sie die Menschheit gelenkt wie Marionetten an einem Faden, doch nun ist ihr Einfluss gefährdet und sie möchten die Ausbreitung der „Seuche“ nach Möglichkeit weiter verhindern. Dabei bedienen sie sich ebenfalls der Menschen, statten diese mit Waffen aus und schicken sie auf eine blutige Mission.

Für das Trio findet der Krieg also an mehreren Fronten statt und neben der Suche nach dem geheimnisvollen, in Silber eingefassten Buch wird die Zeit immer knapper....

Kritik

„Das Blut“ ist mit Sicherheit spannender und vielseitiger als „Die Saat“. Zwar sind die Charakter inhaltlich keinen Entwicklungsschritt weitergegangen, mit Ausnahme vielleicht von Vasily der als Vampirjäger, quasi seine Bestimmung gefunden hat, doch ansonsten gilt das gleiche Muster wie schon im ersten Teil. Auch wenn das ungleiche Trio, einen gemeinsamen Feind haben, so sind ihre Beweggründe ganz unterschiedlich. Besonders Setrakian zeigt sich als Egoist, denn so ganz teilt er sein Wissen nicht mit seinen Waffenbrüdern.

Die Story ist wie schon erwähnt spannender. Der Leser erfährt viel mehr über das Wesen und die Beweggründe der „Alten“ und vor allem ihrer Macht, auch wenn sie im Schatten der Menschheit existieren.

Deutlich negativ, und absolut überzogen zeigen sich die „Bösen“ von ihrer ganz schlechten Seite und dabei bedienen sich die Autoren der klassischen und sehr klischeehaften Idee, dass das „Böse“ in persönlicher und nun untoten Form von Nazis aus Deutschland auf Amerikas Straßen wandelt. Eine etwas „moderne“ nicht so ganz einseitige Idee wäre vorteilhaft gewesen. Manche Vorurteile werden halt so weiter über die Generationen immer weiter gegeben.
Aktuell verarbeiten die Autoren auch die Macht der Medien über die Bevölkerung und auch die Finanzkrise bekommt im Roman „Das Blut“ einen kurzen Part.

Die atmosphärische dunkle Stimmung im Roman ist nicht zu verleugnen und so nimmt das Böse seinen Lauf. Der Vorsprung des Bösen ist auch im zweiten Teil nicht mehr einzuholen, das ist selbst für einen Blinden deutlich zu sehen und damit ist das Ende schnell vorhersehbar, auch wenn es die Spannung im Grunde nicht mindert.

Das Tempo im Roman hat deutlich angezogen, der Szenenwechsel – bzw. die Nebengeschichten die zumal auch dem Leser wieder ermöglichen einen intensiven Blick in die Vergangenheit einzelner Protagonisten zu werfen, sind schnell erzählt.

Fazit

Es geht manchmal recht oberflächlich zu, doch es ist auch eine willkommene Steigerung, die einige inhaltliche Lücken schließen kann, aber auch gleich Ideen und Anreize schafft, auch den dritten Teil zur Hand zu nehmen. Man sagt ja oft, dass der zweite Teil einer Trilogie der intensivste ist, und so verhält es sich bei „Das Blut“ auch nicht anders.

In jedem Fall ist es nicht zu empfehlen, dass Buch zu lesen, ohne vorher den ersten Teil zu kennen, dafür ist die Handlung des ersten viel zu eng mit dem vorliegenden Teil verzahnt.

Für mich ist der Roman „Das Blut“ eindeutig zu empfehlen. Dies ist keine romantisch, verklärte Vampirgeschichte, in der, der Blutsauger mit guten Manieren und schmachtenden Blick und feinen Manieren überzeugt. Nein, hier fließt das Blut und das meist auch nicht zu wenig. Ich bin gespannt auf den letzten Teil der Trilogie die nächstes Jahr unter dem Titel: „The Night Eternal“ erscheint. Ein deutscher Titel, steht zur Zeit noch nicht fest.

Michael Sterzik

Samstag, 16. Oktober 2010

Bartimäus - Der Ring des Salomo (Jonathan Stroud)



„ich bin Bartimäus, Sakhr al-Dschinni. Damals, vor langer Zeit, war ich frei, da fegte ich auf einem Wolkenstreif durch die Lüfte und entfesselte im Vorüberfliegen ausgewachsene Sandstürme. O ja! Ich war schnell wie ein Gepard, stark wie ein Elefantenbulle, todbringend wie eine Kobra! Aber das war damals!

Bartimäus ist vielleicht die originellste Romanfigur, nein eigentlich ist er ein frecher Dämon, der schon in den drei vorliegenden Bänden, spannende Geschichten erlebt hat. Doch nun ist er zurück, und erzählt in seiner unnachahmlichen Weise seine Erlebnisse am Hofe König Salomon, mit den er auf Du und Du stand. Darauf hat man Jahre gewartet und „Barti“ enttäuscht den Leser mit seinen faszinierenden Abenteuern nicht. Atemberaubend spannend bezaubert der Dschinn Bartimäus alle Leser.






Bartimäus - Der Ring des Salomo
Band 4
Originaltitel: Bartimaeus IV
Originalverlag: Random House, UK
Aus dem Englischen von Katharina Orgaß, Gerald Jung
DEUTSCHE ERSTAUSGABE
Ab 10 Jahren
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 480 Seiten, 13,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-570-13967-7
€ 18,99 [D] | € 19,60 [A] | CHF 32,90* (empf. VK-Preis)

Verlag: cbj


Sonntag, 10. Oktober 2010

The Road (Die Straße) Cormac McCarthy


Ein verbranntes Amerika, eine verlorene Zivilisation, ohne Leben und ohne Hoffnung. Es existieren keine Städte mehr, das verkohlte schwarze Gelände erstreckt sich meilenweit. Astlose Baumstümpfe, Asche weht über die Straßen und von den geschwärzten Strommasten hängen die abgerissenen Kabel und wimmern ein Klagelied im Wind. Eine verlassene Baustelle an der Straße und Reklametafeln, die für Hotels werben, die aufgehört haben zu existieren. Die Einöde erhebt sich wie eine makabere Kohleskizze.

Ein namenloser Mann wandert mit seinem Sohn durch ein verbranntes Land, durch eine versunkene Zivilisation. Ihr einziges Hab und Gut ist ein quietschender Einkaufswagen mit wenigen gefundenen Habseligkeiten. Die Luft ist eiskalt und der Schnee grau. Ihre Kleidung hängt nur noch in Fetzen an den ausgemergelten unterernährten Körpern. Der Mann trägt als einzige Waffe einen Revolver, zwei Kugeln sind die letzte Munition, die sie noch haben. Sie haben nichts mehr, nur noch einander.

Ihr Weg ist das Ziel, und auf der Straße bewegen sie sich vorsichtig. Der Rückspiegel am Einkaufswagen warnt sie vor marodierenden Überlebenden, die schon lange alles an Menschlichkeit verloren haben, nicht aber vor Kälte und dem Hunger und schon gar nicht vor der Hoffnungslosigkeit, die sie wie ein treues Tier begleitet.

Auf der Straße bewegen Vater und Sohn sich in Richtung Süden, geradewegs auf das Meer zu; vielleicht ist das Meer noch blau, vielleicht gibt es noch Hoffnung auf Nahrung, auf Hilfe. Der Weg ist lang und voller Gefahren. In zerstörten Städten suchen sie in den schwarzverbrannten Ruinen nach Nahrung, nach Kleidung, die sie wärmt. Auf der Straße liegen die Autos und zeugen von einer Zerstörung, welche die Insassen in Sekundenbruchteilen überrascht hat, auf der Flucht vor dem Inferno verbrannt und vernichtet. Andere Überlebende wie sie, von Vater und Sohn nur die "Bösen" genannt, haben ihre Menschlichkeit aufgegeben, und andere Menschen dienen diesen nur als Nahrung. Zeugnis davon geben aufgesteckte Köpfe und ausgeweidete Körper, die in Höfen liegen, und Feuerstellen, in denen man noch Knochen menschlicher Körper entdecken kann.

Doch die Tage des Überlebends sind limitiert. Der Vater erkrankt, und bereits Blut spuckend, ist er panisch verzweifelt, spricht aber dem Sohn noch immer Hoffnung zu. Notfalls, überlegt er, sind vielleicht die beiden letzten verbleibenden Kugeln für sie selbst die letzte Straße in ein neues Leben ...


Mein Eindruck

Die dunkle Pilgerfahrt eines Vaters mit seinem Sohn durch ein offenbar nuklear vernichtetes Amerika ist ein verstörendes Stück Literatur. Der Leser erschauert, aber er wacht auch auf angesichts der Zerstörung und der Hoffnungslosigkeit. Cormac McCarthy hat mit seinem Roman "Die Straße" ein packendes Endzeitdrama veröffentlicht. Er beschreibt in einem kühlen literarischen Stil den grausamen Pilgerweg seiner beiden Protagonisten und verschönert die Tragödie durch kein Wort. Wenn der Autor das Leben und Sterben im offenbar nuklearen Winter beschreibt, so wirkte der Roman düsterer, als jeder Film es uns zeigen könnte.

Es wird sehr wirksam mit der Frage jongliert, ob ein gütiger und gnädiger Gott noch über die Menschheit wacht oder jemals gewacht hat. Es gibt keine zufriedenstellende Antwort, nur die Liebe zwischen dem Sohn und seinem Vater, der ihn bis zuletzt vor allem beschützt. Spätestens jetzt wissen wir, wohin die Reise sich bewegt. Auch wenn die apokalyptische Erzählung grausam geschildert ist, so bildet die Liebe zwischen Vater und Sohn ein zärtliches Band in einer unwirtlichen, zerstörten Welt.

"Die Straße" ist ein Roman über die letzten Dinge des Lebens. Über das Schlimmste und Beste, wozu die Menschheit fähig ist; ultimative Zerstörung, verzweifeltes Durchhaltevermögen und, nicht zuletzt, die Zärtlichkeit und Zuneigung, die Menschen im Angesicht der Vernichtung die nötige Kraft zum Überleben geben.


Fazit

Diese Vater-Sohn-Geschichte geht unter die Haut; bereits beim Lesen des ersten Kapitels wird dem Leser klar, welche Stimmung sich durch die Geschichte ziehen wird. Am Ende des Romans wird kein Leser sich entspannt zurücklehnen können oder gar den Kopf schütteln und vielleicht milde lächeln.

Wenn wir alles Materielle, allen Luxus, jegliche Annehmlichkeit unseres Lebens verloren haben, was bleibt dann übrig? Letztlich nur die Liebe und Opferbereitschaft, für den liebenden und geliebten Menschen alles zu geben. Wo Leben ist, ist auch Hoffnung, wo Liebe besteht, herrschen Menschlichkeit und Güte.

"Die Straße" fasziniert nicht zuletzt durch das realitätsnahe Grauen und die individuelle Vorstellung einer verbrannten Welt, einer zerstörten und verstörten Zivilisation. Es gab einzelne Passagen, die zu lesen schwerfiel, nicht wegen des Stils, sondern wegen der Szenen, die der Autor gekonnt und erschreckend zu erzählen weiß. Was bleibt am Ende der Straße? Es gibt Hoffnung, eine offene, nicht endgültige, und das Ende, das letzte Kapitel ist mitnichten das wichtigste.

Wenn der Autor uns dazu bewegen wollte, über unser Dasein und unsere Verantwortung gegenüber uns und unseren Mitmenschen nachzudenken, so hat er mit "Die Straße" ein gewaltiges Werk geschaffen.


"Wer vom Tod nicht sprechen will, der ist kein seriöser Schriftsteller"
Cormac McCarthy

McCarthy wurde 2007 für "The Road" der Pulitzer-Preis verliehen. Eine Verfilmung des Stoffes ging im April 2007 in Arbeit; Regie wird John Hillcoat führen, dessen düsteres Westernepos "The Proposition - Tödliches Angebot" Mitte Mai 2007 als DVD bei uns in den Handel kommt.


Der Autor

Cormac McCarthy wurde im Jahre 1933 in Rode Island geboren und wuchs in Knoxville, Tennessee auf. Für seine Romane wurde er mit dem William Faulkner Award, dem American Award, dem National Book Critics Circle Award und dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. McCarthy lebt in El Paso, Texas.

http://www.rowohlt.de/
Michael Sterzik



Sonntag, 19. September 2010

Der Übergang - Justin Cronin

Der Übergang – Justin Cronin           

Justin Cronin hat sich der Literatur verschrieben, im wahrsten Sinne des Wortes. Der Hochschullehrer unterrichtet an der Rice University in Housten (USA) Englisch, doch sein Talent und seine Interessen gilt dem Schreiben.

In seinem Debütroman: „Der Übergang“  - Originaltitel „The Passage“, schildert der Autor die Apokalypse, dass Ende der Menschheit auf so eindringliche Art, dass die großen Filmstudios alle die Filmrechte des Buches kaufen wollten. 20th Century Fox erhielt den Zuschlag und nun wird der erste Teil dieser Trilogie höchstwahrscheinlich von Ridley Scott verfilmt.

Hält man das Buch in den Händen so erschrickt man doch vor der Dicke des Romans. Satte 1020 Seiten stark, ist es doch für so manchen Leser eine galante Herausforderung.

Ist nun „Der Übergang“ wirklich so gut wie viele Kritiker behaupten und hält er was er verspricht, oder geht die Handlung, die Dramatik auf den über 1000seitigen Roman sang und klanglos unter?

Inhalt

Army Harper Belafonte ist ein besonderes Mädchen. Ihre Mutter weiß es, ist aber mit der Herausforderung und der Verantwortung eine Tochter zu haben überfordert, und überlässt sie, einen Nonnenkloster.

Zwei FBI Agenten bekommen von einer hohen Regierungsstelle den Auftrag, zum Tode verurteilte Verbrecher in ihren Todeszellen aufzusuchen und sie für ein höchst geheimes Projekt zu überreden. Akzeptieren die zum Tode geweihten Männer und Frauen diesen Vorschlag, so gibt es sie offiziell nicht mehr und sie werden zu einer Geheimen Medizinischen Forschungseinrichtung in Colorado gebracht.

Auch Amy soll an dieser medizinischen Versuchsreihe teilnehmen und wird kurzerhand von den FBI Agenten entführt. Doch Brad Wolgast, dessen Leben ein einziges Trümmerfeld nach dem Tod seiner Tochter und der Scheidung ist, überkommen schwere Gewissensbisse. Was gibt ihnen das Recht, dieses sechsjährige Mädchen zu entführen und sie in einer Forschungseinrichtung abzugeben, wo sie vielleicht nur der Tod willkommen heißt?

In der Forschungseinrichtung in der die höchsten Sicherheitsbedingungen herrschen und die von Soldaten bewacht wird, soll ein Experiment die Menschen unsterblich machen, doch die Probanden denen ein Virus infiziert wurde, verändern sich. Sie werden zu lichtscheuen, menschenähnlichen Kreaturen, mit nagellangen, spitz zulaufenden Zähnen, die Gesichter hager und blaß, die Gliedmassen gleichen eher Raubtierkrallen entwickeln diese eine hohe physische unmenschliche Kraft. Als das Experiment aus dem Ruder läuft und die Einrichtung von den ehemaligen Häftlingen und nun Monster, überrannt und vernichtet wird, droht ihr Hunger nach Blut alles Leben auf dem amerikanischen Kontinent auszulöschen.

Ein Alptraum für die Menschheit, sollte es den „Virals“, wie sie später genannt werden, gelingen den Kontinent zu verlassen, so wäre es die Apokalypse für die Gattung Mensch.

Mit knapper Not gelingt es Wolgast Amy zu befreien und zu fliehen. Ihr Weg führ sie quer durch die USA, aber mit rasanter Geschwindigkeit breitet sich das Virus aus und ganze Städte und Regionen werden entvölkert. Abgeschieden verstecken sich die beiden über einige Zeit, doch es kommt wie es kommen muss, dass Virus holt sie ein und Wolgast findet den Tod.

Knappe 100 Jahre später: Die Menschheit ist nicht zur Gänze ausgestorben, aber deutlich dezimiert. Die USA gibt es nicht mehr, es gab Hungersnöte, Bürgerkriegsähnliche Verhältnisse und selbst Nuklearwaffen wurden eingesetzt. Die letzten Überlebenden verschanzen sich in Festungen die durch hohe Mauern und schweren Scheinwerfern mit enormer Leistung gegen die unzähligen Virals geschützt wird. Es herrschen strenge Gesetze hinter diesen Mauern, nur so haben es die Menschen schaffen können, zu überleben, doch es ist nur eine Frage der Zeit bis die Generatoren die die Scheinwerfer mit Strom versorgen zur Neige gehen und mit der Dunkelheit wäre es das Ende dieser „Kolonie“ von Überlebenden.

Als Amy vor den Toren dieser Kolonie steht, gleicht es einen Wunder, bisher gab es nur wenige „Walker“ die überlebt und den Weg hinter den Mauern in den geschützten Bereich gefunden haben. Als während dieser Rettungsaktion Virals auftauchen und Amy dabei verletzt wird, tauchen schnell die ersten Fragen auf! Wer ist das jünge Mädchen die schätzungsweise gerade erst 16 oder 17 Jahre alt sein kann und warum verheilen ihre Wunden derartig schnell? Wie konnte sie ganz alleine in der Einöde die von Virals versucht ist überleben?

Es scheint so, dass Amy der Schlüssel ist zum Überleben und dem Fortbestand der Menschheit, doch auch in der Kolonie gibt es andere Meinungen und ganz persönliche Interessen....

Kritik

„Der Übergang“ bedient sich im Grunde einer der vielen apokalyptischen Ideen die es schon gibt. In „The Stand“  - „Das letzte Gefecht“ von Stephen King ist es ebenso eine biologische Waffe, die die Menschheit an die Klippe zur Vernichtung bringt und in „Die Straße“ von Cormac McCarthy macht sich eine fast identische Dramatik breit, wenn der Autor die Regionen und ausgestorbenen Städte beschreibt.

Auch in dem Bestseller Roman von Justin Cronin ist es das ungefähr gleiche Bild, dass sich dem Leser präsentiert.  Wie um die These zu beweisen, dass sich die Menschheit am Ende selbst umbringt, beschreibt Cronin eine eindringlich, traurige, fast schon depressive Welt.

In dem ersten Drittel des Buches beschreibt der Autor quasi in der Einleitung die Experimente und den Ausbruch des Virus, aber leider beschreibt er zu wenig wie Menschen dagegen angehen und es bekämpfen. Nach nur wenigen Seiten ist die Menschheit in geballter Form vernichtet, wie es auf den anderen Kontinenten aussieht, verschweigt Cronin leider?! Gibt es dort Hoffnung? Gibt es ein Heilmittel? Offene Fragen die der Leser noch nicht befriedigend beantwortet werden.
Die „Virals“ wie sie im Buch genannt werden, sind eine Symbiose von Vampiren und Zombies, ob sie nun intelligent sind oder einfach nur Bestien bleibt auch unbeantwortet. Ist es Instinkt wie sie angreifen, oder ist es aus Erfahrungen abgeleitet und erlernt? Sie sind jedenfalls auch „sterblich“ wenn auch ihre Achillesferse nicht am Fuß zu finden ist.  Ansonsten verfügen sie über immense Körperkraft, können wahnsinnig weit und hoch springen, sind wahre Akrobaten und haben einen unbändigen Appetit auf Blut, der sie fast alles vergessen lässt.

„Der Übergang“ von Justin Cronin ist nur der Auftakt einer Trilogie um „Amy“, und es versteht sich, so habe ich es beim Lesen empfunden, als eine Einleitung. Der Stil des Autors in seinen Beschreibungen einzelner Szenen ist gewöhnungsbedürftig, manchmal kurz und knapp, manchmal ausführlich, fast schon überflüssig gibt es so manchen Cliffhanger innerhalb der Geschichte. Doch die Handlung zieht sich gekonnt beschrieben durch die Geschichte und halten den Spannungsbogen im positiven Level.

Der zeitliche Sprung von knapp 90 Jahren war zu schnell. Gerne hätte man doch gewusst wie es nach dem Ausbruch weiterging, dass wird zwar auch angerissen, aber hier auch wieder nur spärlich. Der Autor Justin Cronin konzentriert sich auf seine Protagonistin Amy und verfehlt manchmal die Wichtigkeit von Nebenschauplätzen und Geschichten, die dem Roman noch mehr Tiefe hätten geben können.  Zum Beispiel das Leben innerhalb der Kolonie ohne den für uns täglichen angenehmen Luxus, ohne Nahrungsmittel deren wir uns unendlich bedienen können oder kultureller Unterhaltung, all das passte wohl nicht ins Schema, aber es im Grunde hätte es das Gesamtbild viel runder machen können.

Im Grunde mal abgesehen von der Spannung die ja da ist, gibt es zu viele unzählige Lücken die einfach nicht mit interessanten Charakteren oder Nebengeschichten aufgefüllt werden. Das Gerüst der Geschichte steht zwar, meiner Meinung aber nach auf einigen sehr instabilen Beinen.

Hinzu kommt noch etwas mehr Verwirrung wenn auf einmal die Rede ist von gefundenen Berichten und man auf die Jahreszahl achtet, z.B. 1003 n.A. soll heißen nach Ausbruch des Virus. Wieder eine große zeitliche Lücke die wiederum Fragen aufwirft.

Justin Cronins Beschreibungen einzelner Szenen sind merkwürdig. Manchmal sehr ausschweifend, manchmal bedient er sich nur wenige Worte und man fragt sich: Aha, dass war es also schon?!

Fazit

„Der Übergang“ von Justin Cronin ist mit Sicherheit ein Bestseller und es ist mit Sicherheit auch dem hervorragenden Marketing zu verdanken, dass sich das Buch in vielen Diskussionen rund um die Literatur wiederfindet. Doch im Grunde ist es nichts besonderes, es ist wie gesagt, eine Einleitung und da viele Fragen unbeantwortet bleiben, gibt es viel Volumen, für den zweiten und dritten Teil.

Man darf gespannt sein auf eine Verfilmung, aber gemessen an dem vielseitigen Buch, darf man vermuten, dass es ein reines Actionkino sein wird, aber das Buch ist es nicht, es ist vielschichtiger als es uns lieb ist. Vielleicht findet der Autor im zweiten Teil einen gesunden Mittelweg und überzeugt den einen oder anderen Leser mehr.

„Der Übergang“ kann ich bedingt empfehlen, es ist wie der Titel schon sagt eine Passage und wir dürfen gespannt sein, was uns am Ziel erwartet!?

Michael Sterzik

Die Henkerstochter und der König der Bettler



Die Henkerstochter und der König der Bettler


Auch im dritten historischen Roman von Oliver Pötzsch: „Die Henkerstochter und der König der Bettler“ geht es rasant und spannend zu, diesmal allerdings, muss Jakob Kuisl sich seiner Vergangenheit stellen und erfährt selbst was die Qualen der Folter einen Mann antun können.

Inhalt

Wir befinden uns im Jahr 1662, zwei Jahre später nach dem Ereignissen in „Die Henkerstochter und der schwarze Mönch“. Der junge Medicus Simon Fronwieser und die Tochter des Schongauer Henkers Jakob Kuisl, Magdalena sind ein Paar. Doch die verliebte Verbindung der beiden jungen Menschen ist nicht gerne gesehen und findet im Verborgenen statt. Magdalena gilt als ehrlos, auch wenn sie zusammen mit einer Hebamme in Schongau arbeitet und das tägliche Leid der Schongauer Bürger behandelt. Unter deren Augen ist Magdalena eine zu tabuisierende Person, die in „Unehrlichkeit“, als eine Henkerstochter geboren wurde. Ihr Freund Simon Fronwieser ist ein talentierter aber unausgebildeter Medicus, der sich ständig mit seinem Vater, den in Schongau ansässigen Arzt überwirft. Trotzdem verbindet Simon und dem Henker Jakob Kuisl, eine tiefe und respektvolle Freundschaft.

Nach einem Vorfall bei einem bekannten Ratsherrn, hat Magdalena gestrichen die Nase voll und verliert die Geduld mit den Schongauer Bürgern die ihr mit Hass und Feindlichkeit begegnen, so das in der Nacht die Situation fast eskaliert. Jakob Kuisl kann seiner Tochter in der gefährlichen Situation nicht zur Seite stehen, da sich dieser auf die Reise nach Regensburg aufgemacht hat um seiner Schwester Lisbeth zu helfen die schwer erkrankt sein soll.

Die Reise nach Regensburg ist auf dem Floß ein gefährliches Abenteuer und nur mit Hilfe von Jakob Kuisl erreicht das wackelige Floß die Reichsstadt Regensburg. Auf dem Floß folgt dem Henker ein Blick voller Hass den Jakob Kuisl sich nicht erklären kann: Woher kennt er den Mann? Hat er diesen schon einmal folter oder aus der Stadt peitschen müssen?

Es scheint wie verflucht zu sein. Kuisl wird von den Stadtwachen vor den Toren der Stadt Regensburg provoziert und sieht sich wenig später im Gefängnis wieder, allerdings wird er schon nach einer Nacht entlassen und macht sich zum Badehaus seiner Schwester und deren Mannes auf. Dort findet er die beiden mit durchgeschnittener Kehle im Badezuber vor. Wie bestellt tauchen urplötzlich die städtischen Büttel auf und verhaften den Schongauer Henker und bezichtigen ihn des Mordes.

Jakob Kuisl der immer und immer wieder seine Unschuld beteuert macht sich mit seinem Sturschädel nicht gerade beliebt und vor dem Rat der Stadt gelingt es ihm nicht die Herren von Regensburg von seiner Unschuld zu überzeugen. In einer peinlichen Befragung soll sein Geständnis erzwungen werden. Der erfahrene Regensburger Henker Teuber zeigt nun seinen inhaftierten Kollegen die fürchterlichen Folterwerkzeuge, die Jakob selbst bald spüren soll: Streckbank, Stachelwalze, Seilzug und Daumenschrauben. Zwar kann Jakob Kuisl seinen Kollegen davon überzeugen, dass es einige Ungereimtheiten bei diesem brutalen Mord gibt, der ihn zur Last gehalten wird, doch muß der Regensburger Henker den Auftrag des Rates folge leisten und die Folter an Kuisl beginnt.

Kuisl ist sich sicher, dass alles eine perfekt inszenierte Falle gewesen ist, und das jemand persönlich aus welchen Gründen auch immer, den Henker sterben sehen möchte.

Inzwischen in Schongau entschließt sich die Henkerstochter Magdalana und ihr Liebster Simon der Stadt Schongau den Rücken zu kehren, die ihr nur mit Hass und nun auch mit Gewalt begegnen. In Regensburg möchte das junge Paar in einer gewissen Anonymität von vorne anfangen und ihr Liebe zusammen ausleben. Als die beiden in Regensburg ankommen, erfahren sie schnell von dem Monster Jakob Kuisl der seine eigene Schwester brutal umgebracht hat und nun unter den Händen des Henkers, seine Tat gestehen soll. 

Magdalena und Simon geraten schnell in eine städtische Intrige und haben nur die letzte Möglichkeit ihr Schicksal in die Hände des Bettlerkönigs zu legen um Jakob Kuisl zu befreien, doch auch dieser hat seine eigenen Interessen die durchsetzen möchte.

Kritik

Es wird nun sehr persönlich für den Henker Jakob Kuisl und seiner Familie. Aber auch Simon Fronwieser, der immer wieder nicht einer Meinung mit seinen in Selbstmitleid badenden Vater ist, muss sein Leben und damit auch seine Ziele neu finden.

Der Autor Oliver Pötzsch schleudert seinen Verwandten Jakob Kuisl in die Konfrontation seiner Vergangenheit und diese hätte er am liebsten aus seinen Leben gestrichen. Im großen Krieg (1618-1648) war Jakob Kuisl Soldat, ein Offizier einer Bande von brutalen Schlächtern die gemordet, vergewaltigt und geplündert haben, wo sie nur konnten. Und so erfährt der Leser viel über die Vergangenheit des brummigen Henkers, der es immer gut verstanden hat, seine Vergangenheit nicht erklären zu müssen. Auch die Vergangenheit seiner Ehefrau die er über alles liebt bekommt nun eine vervollständigte, runde Erklärung.

Erzählt wird dieser historische Roman in zwei Handlungssträngen, mit natürlich der entsprechenden Perspektive der Protagonisten. Jakob Kuisl der inhaftiert und unter Folter einen Ausweg sucht, und Magdalena und Simon, die unterdessen unter Zeitdruck einen Weg finden müssen, die Intrige aufzuklären um Jakob Kuisl zu befreien.

Beide Parts sind ungemein spannend, aber hauptsächlich wird sich der Leser auf das Schicksal des Henkers konzentrieren, der nun mit seinem eigenen Beruf konfrontiert wird, allerdings auf der Seite des hilflosen Opfers auf dem die Tortur wartet und er nur seinen starken Willen, als Waffe einzusetzen vermag. Hier zeigt Jakob Kuisl auch ganz andere Aspekte seiner Charakters, alleine in der Dunkelheit seiner Zelle, kommen die Schatten seiner Vergangenheit näher und diesmal muß sich der stattliche Henker sich ihnen stellen. Auch unter der Folter wird ihm klar, dass man ihn brechen kann und er weiß nicht, wann der Zeitpunkt kommen wird. So stark und bärbeißig er in den letzten beiden Romanen auftrat, so schwach und vor allem verletzlich, auch psychisch gesehen zeigt sich nun das andere menschliche Gesicht des Henkers.

Ganz nebenbei vermag es der Autor, noch einen vielschichtigen und realistischen Blick in dieses Jahrhundert zu werfen. Politik, soziale Strukturen der Gesellschaft und nicht zuletzt ermöglicht es der Autor den Leser zu zeigen wie interessant und aber auch wie schwer es die Bevölkerung hatte und welchen tägliche Gefahren sie ausgesetzt war.

Die Geschichte spielt hauptsächlich in Regensburg, und das so erzählt der Autor im Nachwort, ist seine Liebeserklärung an die Stadt und er beschreibt so einige Sehenswürdigkeiten und Orte dieser schönen Bayrischen Stadt, die eine bewegte Geschichte hat.  Oliver Pötzsch erzählt in seinem Rundgang mehr über die Orte die Magdalena und Simon zwangläufig passieren, was bei den anderen Leser der vielleicht selbst in Regensburg oder Umgebung ansässig ist, einige geschichtliche Wissenslücken schließen wird.

Durchweg ist der vorliegende, dritte Teil „Der Henkerstochter“, der intensivste was durch die persönlichen Erlebnisse der Protagonisten erklärbar ist. Spannend und abwechslungsreich sind die Erlebnisse der Protagonisten und die sind vielseitig formuliert, so dass der Leser den Wendungen und Irrungen zwar gut folgen kann, doch einige Überraschungen den Lesespaß gut zu fördern wissen.

Ein großer Minuspunkt stellt die städtische Intrige da, diese ist so haarsträubend das man sich als Leser doch am Ende etwas ärgern muss. Unrealistischer kann es gar nimmer sein, und nach der Auflösung war ich doch ein wenig enttäuscht. Doch diesen Cliffhanger umschifft Oliver Pötzsch am Ende doch noch, denn wie gesagt: Manchmal ist eine „Ende“ doch nur ein neuer „Anfang“ und der Leser wird sich auf den vierten Teil freuen, denn das Ende gibt so viel Potential das man doch zu gerne wissen möchte, wie es denn nun weitergeht.

Fazit

Der stärkste, intensivste und zugleich sensibelste Teil um die Abenteuer der Kuisl. Historie kann spannend sein, wenn Oliver Pötzsch sie be – und schreibt. Fabelhafte Unterhaltung die überzeugt, Spannung die in sich aufbaut und Charaktere in denen man sich wiederfindet. Bravo Oliver Pötzsch.


 Michael Sterzik





Sonntag, 22. August 2010

Das 8. Geständnis



Als ein als Schulbus getarntes Drogenlabor explodiert ist das nur der Auftakt für gleich drei mysteriöse Mordfälle die San Franciso erschüttert. Detective Lindsay Boxer steht neben den beruflichen Herauforderungen, auch gleich noch vor ein paar privaten. Im zweiten Mordfall wird ein als ein Heiliger Mann unter den Odachlosen brutal mit mehreren Schüssen in den Kopf exekutiert und wenig später kommt es in der High Society zu geheimnivollen Todesfällen. Der Psychopathischer Mörder hinterlässt keine Spuren, so das die Freundin und Pathologin der Gerichtsmedizin Claire Washburn vor einem Rätsel steht. Die Journalisten Cindy Thomas ermittelt indessen wer der ermordete Obdachloser war, und stellt fest, er war kein Heiliger, seine Vergangenheit ist teuflisch. The Women`s Murder Club steht vor einer Zerreißprobe. James Patteron und seine Damen ermitteln mit Hochspannung und irren Tempo. Gnadenlos, faszinierend und das Böse hat eine gespaltende Zunge. 

Michael Sterzik




Donnerstag, 19. August 2010

Auf der Spur des Bösen - Axel Petermann

Auf der Spur des Bösen – Axel Petermann



Schon von Kindesbeinen an, werden uns die verschiedenen Facetten und die Gesichter des Bösen anschaulich erklärt. In Märchen, Fabeln, Legenden, ja selbst der Priester in der Kirche spricht manchmal von seiner Kanzel herab, dass Böse zu widerstehen und für das Gute einzutreten. Erst im Laufe unserer geistigen Entwicklungen wird uns klar, dass „Böse“ ein Meister der Tarnung sein kann und durchaus die Grenzen zwischen Gut und Böse oftmals fließend sind.


Wo fängt Schuld an und wo endet Sühne? Für die Beamten der Mordkommissionen stellt sich die Frage wahrscheinlich öfters. Das Grauen, was sie in ihrem Beruf erleben, lässt sich manchmal in dunklen Nächten nicht verdrängen, so das Bilder vom Tatort, das Opfer, der Geruch einer Leiche und ganz sicher auch die Verzweiflung der Angehörigen, die Ermittler auf lange Sicht begleiten.


Inhalt


Axel Petermann, der Autor des vorliegenden Buches ist Kriminalbeamter mit eine langjährigen Erfahrung und einer der ersten und besten Profiler die es in Deutschland gibt. Sein Interesse das Verhalten des Täters zu analysieren, es zu dokumentieren und sich mit den kleinsten Details des Tatortes zu beschäftigen legte den Grundstein zu seiner jetzigen Position. Der Bremer Polizist beschäftigt sich permanent mit den Tatorten und den Leichen, sucht aber auch die Täter im Gefängnis auf und spricht über ihre Beweggründe, ihre Motivation. Gerade dieses auch sehr menschliche Verstehen wollen, ist hilfreich um den Täter als Menschen zu sehen, ob nun böse oder nicht, sei erstmal dahingestellt. Wichtig ist es für Axel Petermann einen Blick hinter die geistigen Kulissen des Mörders zu werfen um aus dessen Verhalten lernen zu können. Die Beweggründe der Tat sind vielfältig, psychische Krankheiten, moralische oder ethische Gründe, aber natürlich wird auch gemordet aus Gier, Rache, Neid usw, die sieben Todsünden tauchen immer wieder auf.


„Ich weiß nicht, was das Böse ist“ sagt Axel Petermann, und auf den ersten Blick wirkt dieser knappe, persönliche Feststellung für den Leser verwirrend, doch nach und nach offenbart sich der Sinn und der Kern dieser Aussage. Der Profiler sucht nach der Spur des Bösen, und analysiert mit wissenschaftlichen Methoden den Tatort, sucht nach Indizien und nach Kleinigkeiten die ausschlaggebend sein können.


Der Profiler weiß, dass das Sichten des Tatortes, der zeitliche Ablauf der Tat usw. primär wichtig sind und eine einmalige Möglichkeit darstellen den ersten Ansatz zu finden. Vergisst oder übersieht der Beamte etwas, so ist es auf immer verloren.


Der Autor Axel Petermann, auch für die Fernsehserie des ARD „Tatort“ als Berater tätig ist, erklärt seine tägliche Arbeit anhand von sieben, gelösten Mordfällen. Dabei schildert er diese Fälle recht schonungslos, er beschönigt nichts und gibt auch persönliche Fehler zu, aus denen er gelernt hat. Es sind sehr unterschiedliche Mordfälle, deren Täter ganz ungleiche Motivationen antrieb. Das ca. 90% aller Morde aufgeklärt werden, klingt erstmal recht zuversichtlich und positiv, andererseits vermutet allerdings Axel Petermann, dass die Dunkelziffer nicht erkannter Morde um ein vielfaches höher läge. Die Aussage: „Wenn auf deutschen Friedhöfen bei jedem verstorbenen der dort liegt und nicht eines natürlichen Todes gestorben ist, eine Kerze brennen würde, dann wäre der Friedhof in einer dunklen Nacht, ein ziemlich erleuchteter Ort“, stimmt sehr nachdenklich. Es scheint, dass viel vertuscht wird, und natürlich das aus Kosten- und Zeitgründen weniger Leichen auf den Tischen der Pathologie landen, als es sein müsste, hier als eine glaubwürdige Erklärung gilt.


Was absolut positiv ist, dass der Autor die Täter nicht als „Bestien“ oder als das personifizierte Böse identifiziert, sondern den Menschen als komplexen und fühlenden Wesen erkennt. Alles andere wäre auch zu einfach, und sagen wir es ruhig, es wäre unzivilisiert.


Sein persönlicher Umgang und der seiner Kollegen glorifiziert er in keinem Kapitel. Kriminalbeamte sind Menschen, sie machen Fehler, sie verzweifeln, sie haben Ängste und erleben in ihrem Beruf immer wieder Situationen die sie psychisch an ihrer Grenze bringen. Ihre Eindrücke können sie nur bedingt, professionell verarbeiten, hier entwickelt sich schnell Ironie und Zynismus, die helfen solche Erlebnisse abzuschwächen. Ein einfacher und effizienter Schutzmechanismus.


All diese kleinen Szenen bilden in der Gesamtheit ein sehr gutes Buch und geben eine gute und umfassende Momentaufnahme ab. Es räumt auf, mit Vorurteilen die sich immer wieder in Film und Fernsehen, aber auch in der Krimi- und Thriller-Literatur wiederfinden.


Fazit


„Auf der Spur des Bösen“ von Axel Petermann ist der Ansatz und der Eindruck, dass man das „Böse“ nicht einfach finden kann, indem man Spuren verfolgt. Vielmehr stellt sich doch die Frage: Was ist der Auslöser? Wie wird Kriminalität erzeugt und ist nicht auch die Summe unserer Zivilisation, bzw. die ansteigende Armut und die Unzufriedenheit, der tägliche Druck die die Bürger empfinden, der Grund für Verzweiflung? Gewalt ist immer ein Ventil, für Menschen die aus welchen Gründen auch immer, keinen Ausweg aus ihrer Sackgasse finden, doch an solchen Tragödien ist nichts sensationelles wie es uns die Medien immer wieder unterhaltsam präsentieren wollen – Es ist das Leben, so krank psychisch und physisch es auch sein mag.


„Auf der Spur des Bösen“ ist ein authentisches Buch, ohne Sensationsgier mit einem Autor der nüchtern und vor allem sachlich beschreibt, wozu Menschen fähig sind. Hier steht das Opfer wie auch der Mensch im Fokus, mit all seinen komplexen Fehlern, und das Buch zeigt sehr deutlich, dass es fühlende Menschen sind bzw. waren.


Das „Böse“ ist und bleibt individuell, es versteckt sich, tarnt sich und offenbart sich manchmal – und es ist komplizierter als es uns wirklich lieb ist. Ein Großartiges Buch.


Michael Sterzik