Donnerstag, 8. Januar 2009

Operation Wild Fire - Nelson DeMile


Operation Wild Fire

Der Anschlag vom 11.09.2001 bei der ca.3600 Menschen in den beiden zerstörten Twin Towers den Tod fanden, war der bisher brutalste Akt von islamistischen Terroristen. Zwei mit tausenden Litern Kerosin vollgetankte Flugzeuge der American Airlines mitsamt Passagieren zu entführen, und diese mit eiskalter, berechneter Präzision in ein nichtmilitärisches, ziviles Gebäude zu zerstören war ein Massenmord ohnegleichen.

Daraufhin eskalierte die Spirale der Gewalt, es folgte der Krieg gegen die Taliban und wenig später wurde der Irak „überfallen“ und die gewalttätige Diktatur wurde genauso „gewaltsam“ beendet. Es war ein, der Präventivkriegs eines amerikanischen Präsidenten der auch verbal um sich schoss. Worte wie „Die Achse des Bösen“ u.ä. erschreckten nicht nur Reporter in- und ausländischer Nachrichtenmagazine, auch viele Länder und ihre Regierungen wussten das nun die Waffen sprechen würden.

Die islamischen Terroristen benutzten keine biologischen, chemischen oder gar atomaren Waffen, aber denkt man über die „Welle“ der Gewalt nach die ausgelöst wurde, so ahnt man vielleicht das es durchaus logisch ist, was am nächsten passieren könnte. Was würde passieren wenn es Terroristen gelänge, Atomare Waffen in einer amerikanischen oder europäischen Stadt detonieren zu lassen?!

Es wäre nicht mal abwegig an eine Atombombe zu kommen, sofern man das nötige Kleingeld erübrigt, in den ehemaligen Sowjetstaaten sollte sich wohl die eine oder andere Massenvernichtungswaffe kaufen lassen sollen. Gepaart mit einer krankhaften Interpretation ihrer Religion und blinden Idealismus eine hochgefährliche langzeitwirkende Mischung. Wie würden die Staaten reagieren, sollten Sie Opfer eines solchen kaltblütigen Terroristischen Anschlags sein? Würden Sie ebenfalls mit einem Atomaren Angriff reagieren? Was würde passieren wenn Terroristen gleich welches Landes so eine Konfrontation geradezu provozieren wollen? Wer hätte von einem Krieg gewissen Vorteile zu erwarten? Politiker, Geschäftsleute, Militärs, Geheimdienste….die Reihe lässt sich weiter fortsetzen und besonders die Länder wären interessant, in den es wichtige Boden- und Rohstoffe gibt, nehmen wir z.B. Erdölreservoirs!

Der bekannte amerikanischer Autor Nelson DeMile hat derartige Theorien in seinem Roman „Operation Wild Fire“ verarbeitet.

Inhalt

Nach dem 11.September 2001 befinden sich die Vereinigten Staaten von Amerikaner in ständiger Alarmbereitschaft. Es ist eine Zeit des Umbruchs, die Bedrohungen durch Terroristische Angriffe war niemals höher und die verschiedenen Geheimdienste und Bundesbehörden beugen der Gefahr durch Abhör- und inländische geheimdienstliche Aktionen vor.

Präsident Bush hat dem Terror den Krieg erklärt und Amerika steht kurz davor in den Irak einzumarschieren um eine evtl. Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen entgegenzuwirken. Doch auch bei innerpolitischen Schauplätzen gilt es vor- und umsichtig zu sein. Auch wenn die USA angegriffen wurden so ist es auch noch nach knapp einem Jahr immer noch schwierig Amerikas Außenpolitik, mit den Interessen von Geheimdiensten und Geschäftsleuten und ihren Interessen die sie im Nahen Osten haben zu konsolidieren. Es gibt nicht nur die Bedrohung durch ausländische Staaten, Idealen mit kontroversen Auslegungen ihrer Religion, wie es meistens der Film ist, gibt es auch rechtsradikale Stimmungen im Land und Vereinigungen die einen Angriffskrieg geradezu provozieren möchten.

Auf Long Island gibt es inmitten der Wälder einen geheimnisvollen Club der den tragischen Name Custer Hill Club führt. Custer war ein recht arroganter Offizier der am Little Big Horn mit seiner Truppe von Sioux bis auf den letzten Mann in der Schlacht getötet wurden. Der Special Agent der Antiterror Task Force Harry Muller soll das Anwesen ausspionieren um festzustellen was sich hinter der festungsartigen Anlage befindet, auf der sich auf Gerüchte basierend, einflussreiche Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Finanzwelt und der Politik treffen. Eigentümer des Grundstückes ist ein bekannter Ölmagnat, Bain Madox, Egozentriker, Milliardär und Veteran des Vietnamkrieges. Als Harry Muller getarnt als Camper dem Anwesen zu nahe kommt wird er von Sicherheitskräften überwältigt und steht wenig später Madox persönlich gegenüber.

Madox verfolgt mit einigen Männern aus dem engsten politischen Kreis und dem Geheimdienst ein irrsinniges Ziel. Patriotismus soll das Land vor der islamischen Gefahr retten, und auch Millionen an zivilen Opfern werden eingeplant. Das Wissen um evtl. Pläne nach einem atomaren Angriff auf Amerika und Vergeltungsplänen die sich strikt gegen den ganzen Nahen Osten wenden, macht es den Männern einfach eine Intrige egoistisch in Gang zu setzen. Muller wird in diese Pläne eingeweiht, und selbst wenn er seit dem 11. September seine Feindbilder in noch schärferen Augen vor sich sieht, so hält er die Pläne für Größenwahnsinnig und hochgefährlich.

Als Harry Muller sich bei seinen Verbindungsoffizier und Vorgesetzten nicht mehr meldet, übernehmen John Corey, ebenfalls ein Special Agent der Antiterroreinheit und seine Frau die FBI-Agentin und Anwältin Kate Mayfield den brisanten Fall. Gemeinsam ermitteln sie und stellen nachdem sie Madox einen offiziellen Besuch abgestattet haben fest, dass es ein Komplett gibt von mächtigen Männern des Militärs, der Politik und der Geschäftswelt deren Macht und Mittel unbegrenzt erscheinen. Solche Maßnahmen erfordern auch unkonventionelle Mittel und ermittelt das Duo auf eigene Faust ohne ihren Vorgesetzten zu informieren, denn die Zeit spielt eindeutig gegen sie…

Kritik

„Operation Wild Fire“ ist ein Politthriller mit einigen Actioninhalten die aber erst im Showdown so wie es sich gehört die Bühne betreten.

Jetzt knapp acht Jahre später hat sich die Welt verändert, der Irakkrieg ist offiziell noch nicht beendet und es gibt noch immer Kämpfe in der Region wie auch in Afghanistan. War es das also alles wert? Die Opfer der Soldaten aller Nationen, wie auch die auf der Zivilen Seite?

Ich bin mir fast sicher das es detaillierte Pläne für so ein Szenario in Form eines atomaren Angriffes auf die USA gibt, alleine schon um die Zivile Bevölkerung der Großstädte zu retten und um sich schnellstens militärisch zu wehren. Im Internet gibt es unzählige Gerüchte, Geschichten und Vermutungen zu diesen „War Games“.

Der Autor Nelson DeMile hat also seine fiktive Geschichte mit Fakten vermischt, hinzu kommt noch, dass das Thema politisch natürlich auch zeitgemäß unterhaltsam, spannend und interessant ist. Und wir dem Zeitpunkt in dem die Geschichte spielt – 2002 – ein paar Jahre voraus sind.

Doch die Geschichte ist immer noch aktuell und erschreckt den Leser, da die Idee einer politischen, gesellschaftlichen und geschäftlichen Verschwörung gar nicht so abwegig ist. Viele Persönlichkeiten aus diesen erwähnten Kreisen werden der „islamischen“ Gefahr die sie meinen vor sich zu sehen hilf- und tatenlos gegenüber stehen. Blinder Patriotismus kann also genauso gefährlich und rücksichtslos sein wie brachialer Terrorismus. Aber Terrorismus kann ja wie es die jüngste Geschichte zeigt, auch staatlich organisiert sein.

„Operation Wild Fire“ ist ein spannender Politthriller deren Story von der ersten bis letzten Seite spannend geschrieben ist. Die Fronten zwischen gut und böse sind glasklar konzipiert, leider auch voller nationalen Pathos. Sozialkritisch und recht eindimensional fließt die Story dahin, zwar spannend aber wirklich nur eine Seite beleuchtend. Diesmal ist das Feindbild wie so oft in diesen Tagen noch immer islamistisch, aber die wahren bösen sind diesmal die eigenen „Soldaten“. Ihre Motivation wird von Europäern und Amerikanischen Lesern sehr kontrovers aufgefasst werden, unser „denken“ distanziert sich ein wenig, denn wir haben keine oder kaum Angehörige die Opfer von 9/11 und den Nachfolgekriegen in ihrem Umkreis haben oder kennen.

Konsequent konzentriert sich der Autor aber auf die Spannung in seiner Geschichte, auch wenn sie manches Mal überzogen an Realismus ist. Wie in vielen anderen Romanen auch herrscht in „Operation Wild Fire“ immer eine Prise erfrischenden Humors mit. Gerade John Corey wirkt mit seiner zynisch, sarkastische Art lebhaft und selbst in brenzligen Situationen hat immer einen Spruch parat, was seine Partnerin und Ehefrau Kate schnell auf die höchste Palme bringen kann. Es kann unpassend sein, aber in jedem Fall schafft der Humor den Schmalen Grad ohne deplatziert zu sein.

Die Protagonisten allen voran John Corey sind typisch amerikanisch. Überheblich, arrogant und immer einen Schritt voraus, egal auf welcher Seite der Charakter stehen mag. Moral und Ethik haben hier keinen Platz gefunden, es gibt nur ein Reagieren auf eine Bedrohung, kein konsequentes Nachdenken über ihr Handeln und dessen Auswirkungen. Egoistisch ist noch als nett beschrieben.

Aber auch Bain Madox ist charakterlich gut und treffend beschrieben. Ein Mittelmas aus Wirtschaftlichen, Politischen und Militärischen Gründen, treiben ihn voran und ein ebenso große Portion von Profilneurose. Und doch weiß er sich immer einen Schritt voraus und vertraut auf seine Kontakte und seinen Plänen.

Coreys Ermittlungen sind nachvollziehbar, auch wenn er seine Grenzen ständig übertritt und damit den Groll seiner Vorgesetzten auf sich zieht. Unrealistisch das er und seine Frau keine Angst haben und immer weiter ihren eigenen Weg gehen ohne nach rechts oder links zu blicken. Doch der Roman ist eben nur eine fiktive Geschichte aus rein amerikanischer Sicht die so wie es der Autor auch selbst beschreibt, der Nabel der Welt ist.

Fazit

„Operation Wildfire“ ist ein spannender und lesenswerter Politthriller mit aktuellen Hintergrund. Er weiß zu unterhalten und darüber hinaus die Terroristische Bedrohung wie immer sie auch aussehen mag ernster zu sehen. Der Roman mag Fiktion sein, doch wie viele Romane und Filme vorher, waren geradezu prophetisch. In jedem Fall ist der 800 Seitige Roman empfehlenswert. Spannend, unterhaltsam, ein brisantes Thema und noch dazu witzig, was will man mehr?!

Autor

Nelson DeMille Jahrgang 1943, wurde in New York geboren. Er ist berühmt für seine atemberaubend spannenden Thriller, die lebensechte Figuren mit viel Humor durch die Abgründe der Zeitgeschichte führen. Zu seinen internationalen Bestsellern zählen u.a. die Romane "Goldküste", "Die Tochter des Generals" (mit John Travolta in der Hauptrolle verfilmt) und "Das Spiel des Löwen" (Ullstein).Georg Schmidt, geb. 1952 in Oberfranken, ist Journalist und Lektor sowie der Übersetzer von u.a. James Lee Burke, James Crumley, James Ellroy, Richard Lourie, Paco Ignacio Taibo, Michael Cunningham und Andrew Vachss.

Michael Sterzik




Keine Kommentare: