Schon in unserer Kindheit haben wir Geschichten gehört, Märchen, Fabeln und Legenden die unser noch kindliches Wesen prägen sollten gehört. In diesen Märchen ging es um Werte, wie Ethik, Mut und das einstehen von Verantwortung , doch auch Liebe, dass Gute wie auch das Böse wurde uns schon vermittelt.
Es gibt Schlüsselerlebnisse die manchmal etwas phantastisch erzählt werden, oder Lebensweisheiten die uns helfen, anleiten sollen wenn man beachtet was passieren könnte, wenn man eine Entscheidung nun letztlich fällt, ob nun gut oder böse, alles hat seine Konsequenzen. Märchen dienen als Warnung, sollen aber auch Idealismus entwickeln oder einfach nur soziale Verantwortung nahebringen.
Was Wahrheit und Dichtung ist, lässt sich gerade in frühester Kindheit kaum unterscheiden. Wir übernehmen meinst die Lebensart und die Umstände, die Meinungen unserer Eltern und nächsten Verwandten, erst viel später lernen wir durch schicksalshafte und manchmal folgenschwere Erlebnisse für wen auch immer, für uns selbst.
In jedem Kulturkreis gibt es derartige Märchen und manchmal sind sie auch über die Landesgrenzen gewandert. Manchmal ein wenig abgewandelt und auf die Familie oder die Region abgestimmt, obwohl die Botschaft im Grunde unverändert sein mag.
Doch hören wir als Kinder in unsere Naivität immer auf die drohenden Worte unserer Eltern? Manchmal ist die Neugierde doch größer als die Warnungen und noch größer wie die Vernunft und die Folgen übersteigen dann alles was wir uns in unseren kühnsten und schlaflosesten Nächten vorgestellt haben. Wenn Ängste uns dann persönlich besuchen, dann wird es ernst und meistens zu spät.
Der britische Autor Jonathan Stroud hat mit seinem neuesten Roman „Valley – Das Tal der Wächter“ einen großartigen Fantasyroman für Jugendliche und Erwachsene veröffentlicht in den „Märchen“ eine große Rolle spielen.
Inhalt
Niemand weiß, wann das Tal besiedelt wurde, woher die Menschen über das hohe Gebirge gekommen sind, wer sie waren!? Das Tal ist riesengroß und fruchtbar, die Grenze ist das Gebirge selbst und mächtige Hünengräber zeugen von den Ahnen der Einwohner und dienen als Mahnung dieses Land nicht zu verlassen.
Hinter den Gräbern in den die Helden vergangener und ruhmreicher Taten ruhen lauern laut den Überlieferungen fürchterliche, grausame Wesen – die Trolde die im Erdreich lauern und nur darauf aus sind Menschen die es wagen die Grenze zu überschreiten zu töten und aufzufressen.
Besiegt wurden damals, vor unzähligen Generationen die Trolde durch die Ahnherrn der jetzigen Familienoberhäupter, die ruhmreich auf dem Troldfelsen für ihr Tal ihr Leben gegeben haben. Seitdem wachen sie mit Schwert und Rüstung in den Gräbern, etwas oberhalb des Tals und wachen über ihre Kindeskinder.
Hal Svenssons ist ein kleiner Junge, sehr klein und entstammt, glaubt man den Worten seines Vaters und Onkels, von dem berühmten Sven ab, der größte aller Helden und Bezwinger der grausamen Trolde. Hal ist mit sich und seiner umgrenzenden Welt alles andere als zufrieden und das äußert sich mit ständigen, frechen Scherzen und seiner Rivalität mit seinem größeren Bruder der auch noch der zukünftige Erbe ist.
Als Hal mal wieder wegen eines Streiches von einem wichtigen Fest das zu Ehren des Besuchs andere Familien ausgerichtet wurde, ausgeschlossen wird, hindert ihn das trotzdem nicht weiterhin Unsinn zu machen. Aud die junge Tochter von Ulfard der das Fest besucht, verdreht den Jungen mit ihrer Lebhaften Art den Kopf. Keck und neugierig steht sie Hal in nichts nach. Als der älteste Sohn der Hakonssons Ragnar, Hal der keine festliche Kleidung trägt, für einen niederen Diener hält, rächt sich Hal indem das von Ragnar geforderte Bier durch ein wenig Gerberflüssigkeit anreichert. Es kommt wie es kommen muß, nach dem Fest sorgen Durchfall und Erbrechen für etwas Unfrieden zwischen den Familien des Gastgebers „Svensson“ und den Gästen der Hakonssons.
Um die sowieso schon angespannte Stimmung ein wenig zu beschwichtigen gibt es an der Tafel der Svenssons ein Festmahl für die erkrankten Mägen der Besucher. Doch das erstmals friedvolle Zusammensein eskaliert, als sich Hals Onkel Brodir und Olaf Hakonnsson gegenseitig beleidigen. Alte Heldengeschichten des jeweiligen Clans werden übertrieben ausgeschmückt und der gegenteilige Part provozierend verletzt.
In der Nacht wird Hal von Geräuschen und Stimmen geweckt, langsam stiehlt er sich nach draußen und sieht das der Streit vom Vorabend hier bei den Ställen scheinbar weitergeht. Olaf und sein Onkel Brodir geraten wiederrum im Streit, der diesmal tödlich für Brodir endet. Als Hal den sterbenden zur Hilfe eilt, wird er zwar von dem Mörder verschont, aber Hal schwört Rache.
Etwas später wird bei einer Ratsversammlung des Tals Anklage gegen Olaf Hakonsson erhoben und wieder bricht ein Tumult aus der in Gewalt endet und diesmal, dass weiß auch Hal wird es nicht zu „Verhandlungen“ und Abtretungen von Ländereien kommen. Hal behält Recht, denn Olaf Hakonsson will das alleine Recht und Gesetz in dem ehemals friedvollen Tal sein und schmiedet Angriffspläne gegen jeden der sich ihnen wiedersetzt.
Hal hat seine eigenen Rachepläne in die er Aud einbezieht, auch sie hat Grund alles und allen dem Rücken zu kehren. Gemeinsam brechen Sie auf um hinter die Gräber einen Weg zu finden........doch sie bringen sich und andere allerdings in große Gefahr....
Kritik
Die Namen, gerade die Familienamen erinnern sehr stark an Nordische Geschichte, Fabeln und Legenden wenn man Valley – Tal der Wächter liest. Und auch Hal Svensson hat die typischen Merkmale eines anderen Lausbuben aus der Literatur, auch wenn Hal nicht aus Löneberga stammt.
Jonathan Stroud beginnt seinen Roman recht ruhig, angemessen, die Geschichte entwickelt aber dann schnell eine Eigendynamik in der die Spannung nicht fehlt.
Anfänglich erzählt ein namenloser Charakter die Geschichte der zwölf Helden die die gefährlichen Trolde aus dem Tal verjagen und den Grundstein der Geschichte, der Legende um die Wächter und ihren Sinn legen.
Valley – Tal der Wächter wird aus der Perspektive der dritten Person erzählt. Meist aus der Sicht des Protagonisten Hal, und sehr wenig kommen dabei die anderen Figuren zu Wort. Hal Svensson ist die Schlüsselgestalt und fordert viel zu viel Platz für sich, etwas mehr Raum hätte aber den anderen Protagonisten auch gut zustehen müssen. Doch es gibt auch Konstanten, vor allem der ambivalente Charakter mancher Protagonisten, die nicht einseitige Grenze zwischen Gute und Böse und immer wieder der Wechsel zwischen Ernst und Humor, zwischen Schwere und Leichtigkeit. Die Spannung allerdings ist die größte Konstante, denn diese beweist sich als immer präsentes Element.
Ort der Handlung bleibt immer das Geheimnisvolle Tal mit seinen insgesamt 12 Familien. Anders als in anderen Romanen des Autors offenbart sich hier eine Ländliche Kulisse und eine Vergangenheit die schon längst untergegangen ist im Strudel der Zeit und die nur noch durch Überlieferungen ihren Platz bei den Charakteren hat. Man könnte die Bewohner des Tals auch gleichsetzen mit Insulanern, mit gestrandeten Personen in einen begrenzten Mikrokosmos, einer kleinen Welt die das Tal auch wirklich ist. Alle Familien haben ihre Vorurteile, ihren „Fremdenhass“, aber auch ihren Stolz und ihre Ehre, ihre Geschichte und wie sie immer wieder darauf hinweisen, ihre glorreiche Vergangenheit.
Hal Svensson die Hauptfigur entwickelt sich mit der Handlung mit. Anfangs ein wilder Lausbub, aber mit dem Herzen am richtigen Fleck, formt sich unser „Antiheld“ charakterlich völlig um. Seine Kindliche Naivität wandelt sich durch tragische und manchmal unglückliche Schicksalsschläge zu einem kühlen Kopf der erst überlegt und dann handelt, der abwägt und dann konsequent Entscheidungen trifft. Er lernt wann man „Gewalt“ anwenden muß, und das es auch verschiedene Stufen gibt, und auch Worte treffen und verletzen können.
Auch Aud, ist wunderbar konzipiert. Mit rotzfrechen Sprüchen auf den Lippen ist sie manchesmal etwas forsch, aber auch sie ist ähnlich wie Hal mutig und hilfsbereit und durch Charme bekommt sie meistens was sie möchte und passt sich wandlungssicher der gewünschten Situation an. Doch auch durch ihr Alter, sie mag etwas älter wie Hal sein, ist sie auch gereifter und handelt überlegter. Neben Hal wird sie der Leser schnell sympathisch finden und sich gut auch in ihre schwierige Lage versetzen können.
Zurück zur spannenden Handlung: Nach dem ersten Drittel des Romans strafft sich der Spannungsbogen und wird bis zum dramatischen Ende aufrecht gehalten. Geschickt schafft es der Autor am Ende jedes Kapitels so innezuhalten, dass dem Leser nichts anderes übrigbleibt als weiterzulesen.
Nachdenklich stimmend, aber auch spannend ist in der Handlung die Weltanschauung der Einwohner im Tal. Da sie nichts anderes kennen, konzentriert sich über Generationen alles immer noch auf ihrer Vergangenheit. Immer nur Legenden und Geschichten von Sven, Arn und wie alle Helden doch heißen mögen, lassen Vorurteile über Generationen weiter nicht aussterben. Traditionen werden natürlicher Entwicklung Vorrang gegeben und oftmals Fragen nach dem; Warum, woher, wieso, gar nicht beantwortet oder nur wieder einmal mit den Ahnen in Verbindung gebracht. Hier genau in diesen Passagen hat es der Autor geschafft den Leser nachdenken zu lassen, sich auseinanderzusetzen mit „Andersartigkeit“, Neugierde und Wissendurst. Im Grunde steht zwischen den Zeilen; Wie würde ich mich verhalten, wenn ich nichts anderes kennen würde als dieses so kleine Tal?!
Am Anfang des Romans „ Valley – Tal der Wächter“ werden die drei Häuser, die drei wichtigsten Familien des Tals aufgelistet, zudem befindet sich eine gemalte Übersichtskarte des Tal auf den ersten Seiten, der die Grenzen und das Gebiet der zwölf Häuser aufzeigt, sehr hilfreich für die Verfolgung von Hals Reise durch das Tal.
Fazit
Jonathan Stroud kann Stolz sein auf seinen neuen Roman. Wieder beweist Stroud seiner schriftstellerische Wandlungsfähigkeit und seine nachdenklichen Ansätze. In „Valley – Tal der Wächter „ kommt auch die Action nicht zu kurz, aber mit Magie wird in dieser Geschichte nicht gezaubert. Es geht darum die Vergangenheit zu recherchieren, herauszubekommen woher man kommt, was die Wahrheit ist und wohin der Weg, sei es auch ein Ausweg führen mag.
Wer zynischen und sarkastischen Humor erwartet, ähnlich wie in der Barimäus-Trilogie“ wird enttäuscht sein. Sicherlich gibt es immer mal wieder lustige Passagen, doch geht es ernster zu.
Stroud sagt selber „Valley“ ist einfacher, gerade durch die überschaubare Geographische Lage, aber noch vielmehr ist der Roman der tiefsinnigste und psychologisch komplizierteste der uns anleiten soll zu hinterfragen, wer wir sind, woher wir kommen und was uns für Möglichkeiten bleiben unsere Zukunft gestalten zu können.
Als Fazit sei zu sagen; Valley – Tal der Wächter ist wärmstens zu empfehlen und auch gerade für Jugendliche oder schon Kinder ausgerichtet. Denn auch in Märchen oder Legenden steckt immer ein Fünkchen Wahrheit.
Autor
Jonathan Stroud landete mit seiner „Bartimäus“-Trilogie einen sensationellen Überraschungserfolg. Im Rekordtempo eroberte sein Held, der spitzzüngige Dschinn, die Bestseller-Listen und die Herzen all seiner Leser in über 33 Ländern. Jonathan Strouds Romane wurden vielfach ausgezeichnet, u.a. mit der Corine – Internationaler Buchpreis 2006. Er arbeitet und lebt mit seiner Familie in der Nähe von London.
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