Freitag, 13. November 2009

Hood - König der Raben


Stephen Lawhead – Hood – König der Raben

Robin Hood ist wirklich eine sagenhafte Gestalt, oder lebte der Geächtete und Adlige Angelsachse wirklich mit seinen Gefährten im dunklen,unheimlichen Sherwood Forest und bekämpfte mit Pfeil und Bogen die Normannen? Belegt ist die historische Person von Robin Hood nicht. In vielen Balladen und Geschichten ist er der Held aus dem die spätere Sage entstand. Glaubt man der Forschung und den historischen Quellen so gibt es gleich mehrere Personen deren Namensähnlichkeit, bzw. Vergangenheit Hinweise auf die historische Person Hoods geben?!

Klassische Folklore, ein patriotischer Held und natürlich einen eindrucksvollen Gegner wie der Sheriff von Nottingham bilden das Grundgerüst mit und um Robin Hood. Waren die edlen Räuber die sich in einer Rebellion entgegenstellten und Königstreue zu Richard Löwenherz schworen nur ein Wunschtraum von Barden und Geschichtenerzählern?

Der Kern der Wahrheit liegt wahrscheinlich wie es bei einer Legende und Sage meistens ist, versteckt hinter vielen Geschichten und Balladen. Doch eines blieb zweifelsfrei über die Jahrhunderte hinweg erhalten: Die Heldengeschichten um Robin Hood, seinem Freund und Vertrauten Little John, dem Mönch Tuck und dem Schlitzohr Will Scarlett, sowie der Liebe zu Lady Marian sind quasi unsterblich und inspirieren noch heute Schriftsteller zu weiteren Interpretationen des grün gewandeten populären Helden.

Der Amerikanische Autor Stephen R. Lawhead hat die Legende um Robin Hood ein wenig abgewandelt und die Geschichte nicht im Sherwood Forest spielen lassen, doch sind die Grundstrukturen den Legenden sehr ähnlich.

Inhalt

Der Konflikt zwischen den Normannen und Angelsachsen wird immer größer und feindseliger. König William Rufus, auch genannt der Rote herrscht mit harter und erbarmungsloser Hand über die britische Insel und den einzelnen, verteilten kleineren Adelsgeschlechter. Auch das kleine Walisische Königreich Elfael gehört zu seinen Eroberungen, doch König Brychan gehört nicht unbedingt zu den Einfachen Vasallen des Roten Eroberers, letztlich muss er sich aber den Druck stellen und König William seine Treue schören.

Doch Graf Falkes de Braose, eine Normanne hat andere Pläne mit seinem Lehen Elfael. Er provoziert eine Auseinandersetzung mit König Brychan der auf dem Weg zum Treueschwur ist, und tötet diesen mit seinem gesamten Heer. Nur der Krieger Iwan (Little John) entkommt dem Massaker und flieht um dem Sohn und Erben des Königs zu warnen.

Bran selbst schwebt nach der tragischen Nachricht zwischen Wut und Angst. Zerstritten mit seinen Vater strebte er wirklich niemals den Thron und damit die Verantwortung über das kleine Königreich an, und nun steht er ratlos vor den Trümmern seines Reiches. Bei einem Kampf mit den Normannen wird Bran von Iwan getrennt und dabei schwer verletzt. Mehr tot als lebend schleppt sich der Königssohn durch die Grenzmarken in die tiefen Wälder. Als er dem Tode nahe von der Heilerin und Bardin Angharad gefunden wird, beginnt für ihn ein neues Leben. In den nächsten Monaten pflegt die weise Frau Bran und überzeugt ihn sich in jemand anderen zu verwandeln. In eine Gestalt die den Normannen Angst einjagen soll, eine Maskerade hinter der er die Verantwortung und seinen Thronanspruch wiedergewinnen kann. Angharad bringt Bran zu den Ausgestoßenen, den Geächteten die in den Wäldern eine kleine Siedlung aufgebaut haben. Viele von den Menschen haben neben ihren Hab und Gut, ihren Land und ihren Höfen auch den Partner oder die Eltern verloren. Bran zeigt sich eine verzweifelte Gemeinschaft und es sind seine Leute denen er sich nun verpflichtet sieht.

Bran wird zum „Rabenkönig“. In der Verkleidung eines riesigen, schwarzen Raben lauert Bran mit seinen Freunden den schwer bewaffneten Normannischen Rittern und Kaufleuten auf. Bewaffnet mit den gefürchteten, walisischen Langbögen bringen die Geächteten den gefiederten Tod durch die schwarzen Pfeile die treffsicher töten.

Die Legende vom Rabenkönig ist geboren und bald glaubt jeder das es in den wilden, dunklen Wäldern spukt. Als Bran bei einem Überfall dem verantwortlichen Ritter Guy de Gibsburne eine Geldkassette abnimmt und Gisburne damit in Ungnade fällt, ist sich Bran sicher mit dem Geld seinen Thorn zurückkaufen zu können. Doch die Normannen verlangen eine unmöglich hohe Summe und Bran wird klar das es kein Gesetz geben wird, dass ihm helfen könnte Elfael wiederzugewinnen. Als er aus Lundein (London) fliehen muß und er dabei seine ehemalige Jugendliebe Mèrian dem Normannischen Baron Neumarchè entreißt und sie als Geisel nimmt, gibt es nur den Weg zurück in den Schutz der Wälder.....

Kritik

Robin Hood in Wales? Stephan R. Lawhead lässt seinen Helden nicht im Sherwood Forest spielen sondern in den undurchdringlichen Grenzmarken, den kaum besiedelten Wäldern von Wales. Zeitlich gesehen, gibt es auch gegenüber den ursprünglichen Zeiten eine Versetzung, aber durchaus eine in sich logische die überzeugend aufgebaut ist.

In dieser Epoche des gerade eroberten Landes mussten sich die Normannen den alteingesessenen Adel stellen und diese waren natürlich nicht gewillt ihre kleinen Fürstentümer aufzugeben. Hinzu kam noch erschwerend hinzu, das es Konkurrenz und Neid unter den Erobern gab, es war also ein ziemliches durcheinander und sicherlich eine brutale Zeit in der nur das Recht des Stärkeren oder des hinterhältigsten zählte. Der Autor erzählt diese politischen Situationen sehr konzentriert, auch die Kirche mit ihren eigenen Interessen spielt keine kleine Rolle.

Falkes des Braose, ist abhängig von der Gnade seines Onkels. Ihm wird die schwere Aufgabe gestellt Elfael zu befrieden und das gewonnene Land zu stabilisieren. Er lässt Burgen bauen und presst das Volk aus, wer nicht spurt, dessen Hof wird vernichtet. Seine Person kommt dem Sheriff von Nottingham am nächsten, allerdings baut Stephen R. Lawhead seine Protagonisten vielschichtiger und mehrdimensionaler.

Der zweite Feind Robin Hoods, oder Bran ist Baron Neumarchè. Er ist verschlagen, intriganter und spielt alle Seiten gegeneinander zu seinem Vorteil aus. Intelligent und beliebt durch seine Unterstützung bei den Walisern macht ihn das am gefährlichsten. Er weiß zu manipulieren und es gelingt ihm auch Mèrian, die Tochter eines walisischen Fürsten für sich zu gewinnen.

Der Autor von „Hood – König der Raben“ hat mit seinem Roman ein buntes und abwechslungsreiches Spiegelbild des Sagenhaften Räubers geschaffen. Neben seinen Hauptprotagonisten Bran, hat Stephen R. Lawhead zahlreiche andere Protagonisten aus den Liedern und Legenden der Troubadoure und Spielmänner viel Raum gegeben. Little John, Bruder Tuck, und im zweiten Band wird auch Will Scarlett mit von der Partie sein, sowie Lady Mèrian und sein Widersacher Guy de Gisburne sind keine blassen Nebenfiguren sondern eigenständige Charaktere mit viel Tiefgang. Waren die „Bösen“ in vielen Interpretationen Robin Hoods wirklich eindimensional, so verhält es sich hier komplexer.

Stephen R. Lawhead hat eindrucksvolle Arbeit mit der Recherche geleistet. Nicht nur das es zahlreiche Illustrationen gibt, sondern auch Anmerkungen zur Aussprache walisischer Namen machen den vorliegenden Roman absolut empfehlenswert. Im Nachwort erklärt sich der Autor mit seinen Theorien um den liebenswerten Schurken und sein Einflussgebiet und es findet sich ein breiter historischer Hintergrund, der nachvollziehbar ist.

„Hood – König der Raben“ wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, so das abwechslungsreiche Nebenhandlungen entstehen und die Normannen mit ihrer Politik und Problemen und Motiven selbst zu Wort kommen. Einziger Kritikpunkt ist die phasenweise die Figur der Heilerin und sagen wir es ruhig „Zauberin“ Angharad die mit ihren Geschichten und Gesängen der Handlung einen esoterischen Touch gibt, der manchmal etwas störend wirkt.

Fazit

„Hood – König der Raben“ von Stephen R. Lawhead ist der Auftakt zu einer Trilogie um Robin Hood. Es folgen „Scarlet – Herr der Wälder“ und „Tuck – Streiter des Herren“ die in einem ähnlichen, aber anderen Stil erzählt werden.

Der Roman „Hood – König der Raben“ ist ein vielschichtiger und eindrucksvoller, historischer Roman der überzeugt. Stephen R. Lawhead gibt seinen Robin Hood eine detaillierte Persönlichkeit, die nicht nur edel ist, sondern auch in gewisser Weise eine unübersehbare Komponente von Egoismus in sich trägt. Hier wird der „Mensch“ Robin Hood neben dem Patrioten und Dieb gezeigt.

Ich kann den Roman jeden Freund historischer Romane absolut empfehlen und freue mich schon auf die beiden weiteren Teile in denen die Geschichte fortgesetzt wird.

Michael Sterzik





1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo.
Ich mochte mit Ihrer Website thingsbooksandmore.blogspot.com Links tauschen