Sonntag, 31. Januar 2010

Der Weg in die Schatten - Brent Weeks


Der Weg in die Schatten – Brent Weeks

Meuchelmörder, Attentäter, Killer, Assassinen, leben in einer Art von Schattenwelt und nicht wenige brechen ganz und gar ihre Brücken zu jeglichen sozialen Bindungen ab. Meist gefürchtet sind diese „Nachtengel“ wie sie in dem vorliegenden Buch „Der Weg in die Schatten“ von Brent Weeks, auch der Furcht halber respektiert und nicht wenige sehnen sich danach genau so über die Gesellschaft zu stehen, oder zumindest im Schatten dieser.

So auch der junge Azoth, ein Kinder der Straße, ein Taschendieb der einer Gilde angehört die von dem brutalen etwas älteren Jungen, genannt die Ratte angeführt wird. Azoth verbringt sein Leben in Armut, Hunger und Kriminalität in den Gassen des Königreich Cenarias. Zusammen mit seinem Freund Jarl und ein kleines Mädchen das liebevoll von Azoth „Puppenmädchen“ gerufen wird, streben die drei Kinder ein Leben außerhalb der Gosse an, ein Leben in Sicherheit, vielleicht mit der Aussicht auf ein längeres Leben, denn hier sind die Chancen gleichbedeutend gen null.

Eines Abends begegnet Azoth auf einen seiner kleineren Raubzüge durch Zufall dem „Blutjungen“ Durzo Blint. Blint ist der berühmteste, gefurchteste Meuchelmörder mit einem legendären Ruf, der bisher noch niemals einen Mordauftrag unerledigt ließ. Ein Killer der niemanden Rechenschaft zollt, ein Einzelgänger der keine Bindungen und Gefühle zulässt und fast unsichtbar im Schatten lebt. Azoths größter Wunsch ist es ebenfalls ein Blutjunge zu werden und sucht nach dieser Nacht in den Gassen und Tunneln nach seinem Idol und künftigen Meister Durzo Blint. Azoth möchte bei Blint zum Meuchelmörder ausgebildet werden, und selbst gegen Bezahlung zum Werkzeug des Todes werden.

Doch Durzo Blint nimmt in der Regel keine Lehrlinge auf, aber bei Azoth macht er unter einigen Bedingungen eine Ausnahme. Als Prüfung ob Azoth es wirklich ernst mit seinem Wunsch meint, soll er „Ratte“ töten und Blint einen Beweis seines Todes innerhalb einer Woche bringen. Einfacher gesagt als getan und Azoth wartet auf die sich ihm günstige Gelegenheit und lässt wertvolle Zeit und Möglichkeiten verstreichen, bis zu dem Augenblick als Ratte Puppenmädchen fast tötet.

Azoth tötet den brutalen, etwas älteren Jungen und wird von Durzo Blint als Lehrling akzeptiert und aufgenommen. Die nächsten Jahre werden hart für Azoth der neben vielen theoretischen Inhalten auch die praktischen Kampf- und Leibesübungen für sein blutiges Geschäft erlernen soll. Gefühle und Bindungen, dass macht sein Meister Blint ihm immer klar, gehören nicht zu seinem Beruf. Das Töten ist für Blint nur ein Beruf, er tötet schnell und effektiv, allerdings ohne seine Taten durch Brutalität zu unterstreichen – schnell – sauber – keine Spuren – keine Zeugen. Der Leitfaden des Tötens ist für Azoth kein leichter und mehr als einmal kommen dem jungen Mann Zweifel.

Azoth lernt aber nicht nur das „töten“ sondern auch gleich mehrer wichtige Persönlichkeiten kennen, die Durzo kennen und akzeptieren. Momma K. eine noch immer schöne und geheimnisvolle Frau die alle Hurenhäuser im Königreich hat, wird zu einer Vertrauten von Azoth, und anscheinend ist ihr Schicksal mit dem von Durzo Blints miteinander verwebt.

Azoth Talent ist Blint offensichtlich. Im Training beweist Azoth, dass er neben seinen körperlichen und geistigen Fähigkeiten, wie jeder werdende Blutjunge, eine Art von Magie in sich trägt. Doch Talent und Training ist nicht alles und der Tarnung halber wächst Azoth bei dem netten Grafen Drake auf und nimmt den Namen Kylar Stern an. Eine neue Identität, eine neue Vergangenheit um sich innerhalb des gesellschaftlichen Adels frei zu bewegen. Das Doppelleben bietet dem jungen Man Abwechslung und einen wichtigen Blick hinter die Kulissen des Adels. Denn diese hohen Herrschaften sind durchdrungen von Korruption und Intrigen, mit dem alleinigen Ziel der wackeligen Königskrone etwas näher zu rücken.

Kylar lernt einen etwa gleichaltrigen Jungen kennen – Logan – dem jüngsten Sohn eines alten Adelsgeschlechter, der ebenso wie viele andere auch Anspruch auf den Thron hätte.

Nach und nach erkennt Azoth/Kylar das er zwischen den Fronten steht. Auf der einen Seite die „Neun“ – der hohe Rat der Diebes- und Räubergilden, die schon mächtigen Einfluss auf die Politik von Cenaria haben und auf der anderen Seite der Medaille die Adelsgeschlechter, die alteingesessenen Familien die nur auf darauf aus sind, weniger fürs Volk zu tun, als den Königstitel hinterher zu jagen. Kylar und Durzo Blint bedienen sich beider Parteien, sie wollen „neutral“ bleiben und sich keiner Seite verpflichten, denn das wäre ja Bindung und damit wären sie angreifbar und verletzlich.

Als Cenaria von dem Gottkönig des Nachbarlandes Khalidor bedroht wird, der mit seiner Armee, Magiern und Hexenmeistern kurz vor dem Sturm auf die Stadt steht, müssen sich Durzo und Kylar entscheiden auf welcher Seite sie stehen wollen oder müssen, denn auch Durzos Vergangenheit wie auch Kylars Talente werden über die Zukunft entscheiden und über ihre „Freunde“ und Feinde....

Kritik

„Der Weg in die Schatten“ von Brent Weeks ist der erste Teil der „Nachtengel“ Trilogie. Der Auftakt ist allerdings sehr, sehr vielversprechend, nicht nur spannend und abwechslungsreich, sondern bietet der vorliegende Roman auch, eine ganze Reihe von vielseitigen Charakteren die grandios gezeichnet sind.

Doch wer meint, dass das Genre „Fantasy“ leichte Literatur ist, der wird nach dem lesen der letzen Seiten von „Der Weg in die Schatten“ eines besseren belehrt sein. Inhaltlich muss der Leser genau die Handlung verfolgen, denn sonst verliert er in allen politischen und gesellschaftlichen Machtspielen schnell den Überblick. Hier werden Ideale zum Schlussverkauf angeboten und nicht wenige wechseln neben den Identitäten gleich ihre Interessen oder gleich das politische Lager. Der Autor Brent Weeks muß ein Faible für politische Thriller haben, denn hier finden sich neben den oftmals actionreichen Passagen, viele politische Dialoge die man manchmal sehr genau oder gar doppelt lesen muss um den Sinn darin zu verstehen.

Der Spannung an sich tut das keinen Abbruch, denn der Autor schafft es immer wieder seine Handlung auf dem richtigen Kurs zu halten, so dass der Leser kleinere Klippen einfach hinnimmt. Genauso kompliziert gehalten sind die Charaktere, allen voran der des Meisters Durzo Blint. Seine Vita bleibt im Hintergrund und entschlüsselt sich erst am Ende des Romans. Doch seine Fähigkeiten den Tot zu bringen, den Umgang mit Waffen und Gift, das lautlose, kaltblütige Töten sind detailreich und plastisch erzählt. Im Interview mit dem Autor das am Ende des Buches auf dem Leser wartet, erklärt sich Brent Weeks zu Durzo Blint und schildert seinen Killer als sehr böse. Doch so einfach ist die Charakterzeichnung nicht. Um Durzo Blints Motivation und sein Schicksal zu verstehen wird man nachdenken müssen, denn auch hier erfährt er Leser einige Wendungen die ihn staunen lassen werden. Selten habe ich eine so tiefe Charakterisierung einer Figur erlebt wie der bei Durzo Blint.

Auch wenn Azoth/Kylar die eigentliche Hauptrolle spielt, so stiehlt ihm zumindest im ersten Teil der „Nachtengel“-Reihe Durzo die gesamte Show. Azoths/Klyars Charakter wird hier Baustein für Baustein aufgebaut. Vom Gassenjungen ohne Zukunft, zum talentierten Mörder bis zum stillen und ruhigen, aber beliebten Adeligen, durchschreitet die Figur so manchen Weg der aber hier das Ziel ist.

Brent Weeks Welt in dem Roman ist alles andere als „Good „ und „Evil“, schließlich trägt das Buch in der deutschen Übersetzung den Titel „Der Weg in die Schatten“ und so ist es auch tatsächlich. Wer hier gut und edel ist, oder böse und brutal sei mal dahingestellt, hier geht es vielmehr um den Wechsel der Perspektiven eines jeden Charakters, und davon sind Durzo und Azoth sind ausgenommen. Als Mensch ist es schwierig im Schatten zu leben, neutral zu sein – denn irgendwann, muss man „Farbe“ bekennen, und über seinen eigenen Schatten springen, möchte man nicht von der Dunkelheit verschlungen werden.

Brent Weeks Erstlingswerk wirkt und ist überzeugend und absolut empfehlenswert. Wer neben einer spannenden Handlung keine stereotypischen Charaktere haben möchte, wer politische Intrigen und in actionreiche Passagen mitfiebern möchte, der sollte nicht darauf verzichten „Der Weg in die Schatten“ zu lesen.

Schwächen hat das Buch nur bedingt, sieht man sich die politischen und intriganten Wendungen an, so kann das schon verwirren und ich hoffe im nächsten Teil der im Sommer 2010 erscheint und der den Titel „Am Rande der Schatten“ tragen wird, etwas wenig politische Ränkeschmiede lesen werde.

„Der Weg in die Schatten“ ist ein Licht in der Fantasy Welt, ein recht helles und vielversprechendes. Politik, Action und auch die Liebe und Freundschaft kommen in dem Roman nicht zu kurz. Das Liebe und Schicksal Hand in Hand gehen können, und das über den Tod hinaus, macht der Roman sehr deutlich. Ich freue mich schon auf den nächsten Teil, wenn die Mörder aus dem Schatten treten werden....

Michael Sterzik





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