Samstag, 30. Oktober 2010

Teufelszeug - Joe Hill

Teufelszeug von Joe Hill

Joe Hill trägt ein schweres Erbe mit sich, schließlich ist er der Sohn von Altmeister und Kultautor Stephen King. Damit ist die Erwartungshaltung an seinen zweiten Roman „Teufelszeug“ nicht niedrig, denn auch sein erster Roman „Blind“ war ein relativ, eindrucksvoller Erfolg.

Seine Idee in diesem vorliegenden Roman ist recht originell und er setzt seiner Hauptfigur im wahrsten Sinne des Wortes gleich die Hörner auf.

Inhalt

Ig Perrish ist ein verwöhnter, privilegierter junger Mann. Durch sein Elternhaus geprägt und umsorgt, fehlt es ihm an nichts materiellem und eigentlich könnte er glücklich und zufrieden in den Tag leben.

In wenigen Tagen soll er einige Zeit in London leben und studieren, und damit seine  langjährige und erste Liebe in den Staaten lassen. Merrin ist seine Freundin, wohlgemerkt seine erste und wirklich große Liebe, sein wirklicher Freund die ihn blind versteht. Sie sind ein Traumpaar, doch Merrin ist bewusst, dass die zeitliche Trennung, ihr beider Leben völlig neu orientieren wird. Sie möchte Ig freigeben um ihn so eine neue Perspektive in Englands Hauptstadt geben. Er soll sich ruhig neu verlieben, neue Erfahrung mit anderen Frauen sammeln. Was sein wird, wenn er wieder zurückkommt, werden sie dann gemeinsam sehen, vielleicht bleibt eine tiefe und innige Freundschaft, oder ihre Liebe zu- und füreinander wird noch tiefer sein.

Doch dazu kommt es nicht! Nach einem Streit in einem Restaurant wird Merrin bestialisch vergewaltigt und ermordet. Der Mordfall bleibt ungeklärt und als Täter kommt respektive nur ihr Freund Ig in Frage. Doch der Verdacht erhärtet sich nicht und aus Mangel an Beweisen wird Ig freigesprochen. In der Kleinstadt zählt das allerdings nichts. Ig ist in den Augen der Bewohner und erst Recht in den Augen von Merrins Eltern, der Täter.

Ig der nach dem Streit mit Merrin nicht mehr die Gelegenheit hatte, sich für seine Worte zu entschuldigen verliert die Lebensfreude und damit sich selbst. Seine Tage ziehen sinnlos dahin, er beginnt zu trinken und verliert sich in Selbstmitleid. Nach einer wilden Nacht, wacht er am nächsten Morgen völlig verkatert auf, und stellt fest, dass ihm plötzlich Hörner aus dem Schläfen wachsen. Geschockt und völlig von Sinnen, sucht er nach einer Erklärung und mehr und mehr wird ihm klar, dass die Hörner keine Einbildung sind und sie gerade im Begriff sind sich zu entwickeln.

Selbst ein Arzt findet keine logische Erklärung, kann aber auch nur bestätigen, dass es sich weder um eine Einbildung handelt, denn die Hörner sind genauso ein natürlicher Bestandteil seines Körpers wie Knochen, Zähne usw. Seine „Teufelshörner“ sind nicht mehr leugnen und wahrscheinlich nur schwer operativ zu entfernen.

Viel Interessanter dagegen ist und wird es, als Ig merkt, dass der neben seinen sich neu entwickelten Hörnern nun die unheimliche Gabe hat, die dunkelsten Wünsche und Geheimnisse seiner Mitmenschen zu kennen. Nichts bleibt ihm nach einer kurzen Berührung verborgen, jede Gelüste liegen wie ein offenes Buch vor ihm. Ein Fluch wie auch ein Segen für Ig. Denn nun erfährt er auch, was seine Mitmenschen und selbst seine eigenen Eltern und sein Bruder von ihm denken, und es ist viel weniger positives, als sie es ihm vermittelt haben.

Geläutert und schmerzhaft auf dem Boden der Tatsachen aufgeschlagen, findet sich Ig mit seinen „Teufelshörnern“ und seiner neuen, unheimlichen Gabe ab. Im Grunde hat er nichts mehr zu verlieren, und da ihm nun die Gedanken, Wünsche, die dunkelsten Träume und Gelüste seiner Mitmenschen, wie ein offenes Buch vorliegen, will er den wahren Mörder aufspüren.

Alles Gute, alles an dem er geglaubt und investiert hat, war nichts wert. Kein Beten und nichts bringt ihn seine Merrin zurück. Was bleibt ist die Überlegung mit dem „Teufel“ zu paktieren um grausame Rache zu nehmen, wenn er den oder die Täter gefunden hat.....

Kritik

Der Roman fängt spannend an: Alleine schon die Idee mit den Hörnern war sehr originell, und es bleibt nicht das einzige Teufelssymbol was den Leser auf den rund 540 Seiten begegnen wird. Die Andeutungen sind gut in die Handlungen eingebaut und diese Symbolik wirkt, denken wir an die visuelle Form eines Teufels fast schon traditionell.

Die Idee sich mit dem „Bösen“ zu verbinden, wenn einem das „Gute“ nicht unbedingt als Partner zur Seite stand, ist nicht neu, aber diese birgt durchaus Potential für mehr. Leider verfehlt der Autor Joe Hill das Ziel völlig aus den Augen. Die Rückblenden in die Vergangenheit von Ig und den weiteren Charakteren wirkt hinderlich an der Entwicklung und verfügt nicht, über eine gewisse explosive Spannung die es schafft die Geschichte auf den richtigen Kurs zu bringen. Stattdessen verfängt sich der Roman in Ereignisse die nicht mehr zu ändern sind und so wenig später, den Täter quasi auf einen Silbertablett präsentiert. Keine stimmige, in sich fortlaufende Struktur die es schafft den Leser zu überzeugen, dass Buch weiterlesen zu müssen.

Zu früh, spätestens aber schon in der Mitte des Romans, fragt man sich, ob man das Buch nicht einfach weglegen sollte, um evtl. ein Buch ein zweites Mal zu lesen, von dem man überzeugt war. Die Grundidee war klasse, die Umsetzung zwischen mangelhaft und ungenügend.

Die Protagonisten sind allesamt überzeugen, alleine schon Ig wirkt lächerlich, sein Auftreten unglaubwürdig und es gelingt ihm nicht sich bei den anderen durchzusetzen. Klingt also insgesamt wirklich so, als würde die Kernbotschaft lauten, dass einem das „Gutsein“ mit allen anschließenden hohen moralischen und ethischen Beweggründen nicht wirklich bis zum Ziel führen kann?!

Soll das also heißen, dass uns nur unsere bitterbösen Seiten zu erfolgreichen Menschen machen können, die egoistisch durchs Leben rennen, und dabei nicht nach rechts oder links schauen?

Der Roman „Teufelszeug“ will uns, so argumentiert wahrscheinlich der Autor Joe Hill selbst, uns genau das, glauben machen.
Fazit

Der Stil von Joe Hill lässt keine oder wenige Ähnlichkeiten zu seinem berühmt und berüchtigten Vater Stephen King zu. Joe Hill schreibt eindimensional und es wirkt so billig, dass ich den Roman keinesfalls empfehlen kann.

Hätte es der Autor geschafft, seine Geschichte mehr in der Gegenwart spielen zu lassen, um seine Figur mehr ins Rampenlicht zu führen, wäre es ein guter, solider Roman gewesen. Ich hätte gerne mehr erfahren, wie sich die Gabe und die Hörner entwickeln und nicht in welchem Zusammenhang die Protagonisten in der Vergangenheit miteinander zu tun hatten. Als Nebenschauplatz wäre das von Vorteil gewesen, aber nicht als unabdingbarer Schlüsselpunkt in der gesamten Handlung.

Es ist kein Buch das unsere uralten, manifestierten Ängste aufweckt oder uns vor Augen führt. Selbst die spannenden und manchmal blutigen Szenen treiben ins lächerliche ab, und es bleibt nichts weiter als ein fader Nachgeschmack.

„Teufelszeug“ von Joe Hill ist mit einer der schlechtesten Romane die ich dieses Jahr gelesen habe, und garantiert wird mir kein weiterer Titel des Autors in den Händen, oder gar vor die Augen kommen. Kristallklar nicht zu empfehlen und wer es lesen sollte, könnte froh sein, wenn der Alptraum nun endlich ein Ende gefunden hat.

Michael Sterzik

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