Mit der Figur des eisenharten Jack Reacher, hat Lee Child einen Charakter geboren, der an Härt und Gewalt seines Gleichen sucht. Jeder Psychologe, würde bei dem geistigen Status, des ehemaligen Elitepolizisten zweifelsfrei die Diagnose Soziopath diagnostizieren, dazu noch erweitert, um ein hohes Maß an ausgeprägter Gewaltbereitschaft. Um es auf den Punkte zu bringen: Jack Reacher ist ein hochgefährlicher Mann, der aufgrund seiner Persönlichkeit und seiner militärischen Ausbildung zu einer tödlichen Waffe werden kann.
Man ist also besser dran, wenn man diesen Einzelgänger nicht zum Feind hat, ansonsten steigt die Wahrscheinlichkeit eines gewaltsamen Todes zu sterben in exorbitante Höhen.
Lee Child involviert seinen (Anti)Helden Jack Reacher in seinen neuesten Roman „Trouble“ diesmal viel persönlicher, als in seinen letzten Auftritten.
Inhalt
Jack Reacher ist ruhe- und rastlos. Persönliches Eigentum oder Statussymbole sind ihm fremd und bedeuten ihm wenig. Weder hat er einen festen Wohnsitz, noch eine Familie an der sich bindet. Auf sich alleine gestellt, dabei aber auch nicht unglücklich lässt er sich durch die Städte treiben, ohne wirklich ein Ziel vor Augen zu haben.
Er lebt von seinen „Ersparnissen“ die aber langsam zu neige gehen, und er weiß, dass er bald irgendeinen Job annehmen muss, jedenfalls ist dies allzu ersichtlich wenn er sich seinen aktuellen Kontostand betrachtet. Doch als er eines Tages in Portland – Oregon, auf seinen Kontoauszug blickt, staunt er nicht schlecht, denn sein Kontostand ist durch die Gutschrift einer Bareinzahlung um 1030 $ höher. Nach kurzer Überlegung, ist ihm schnell klar, dass es sich hier nicht um einen Irrtum oder einen Fehler der Bank handeln kann. Die Zahl – 1030 ist eine persönliche und dadurch direkte Botschaft, die ihn nun erreicht hat. Der ehemalige Offizier einer militärischen Sondereinheit wird mit diesem Notrufecode konfrontiert und diesen hat er seit Jahren nicht mehr vernommen.
Als Reacher seine Exkollegin Frances Neagley kontaktiert und aufsucht, offenbart sich ihm eine verstörende und beängstigende Erklärung. Einer seiner Kollegen und ebenfalls Mitglied der Sondereinheit die Reacher geleitet ist tot. Calvin Franz wurde gefoltert, seine Beine mit brutalen Schlägen gebrochen und wenig später wurde er über der Wüste Nevadas, aus einem Helikopter in den sicheren Tod gestürzt.
Eiskalte Wut überkommt Jack Reacher. Niemand wirft einen seiner besten Freunde und Kollegen aus ca. Fuß Höhe kaltblütig aus einem Helikopter. Für Reacher sind die Mörder wandelnde Tote, sie wissen es nur noch nicht. Zusammen mit Frances Neagley ruft er die überlebenden Mitglieder seiner alten Einheit zusammen, doch auch hier, erfahren sie wenig später, sind nicht mehr alle am Leben. Es gibt vermisste die sich trotz aller Anstrengungen nicht mehr auffinden lassen.
Für Jack Reacher und die überlebenden Mitglieder seiner alten Einheit wird es nun persönlich, und getrieben von Wut rüsten sie sich zu einem vernichtenden Rachefeldzug. Egal wer es auch sein mag – Reacher wird zum Todesengel...
Kritik
Wer schon einige Romane der Jack Reacher Reihe aus der Feder des Autors Lee Child gelesen hat, weiß dass der Sonderermittler nicht zimperlich ist mit seinem Mitteln und Methoden um ggf. Gerechtigkeit walten zu lassen.
Doch in „Trouble“ ist der Titel alleine eine Merkmal und ein ernstgemeintes Thema und ein fingerpoint für die Handlung des Romans. Für Jack Reacher wird es nun persönlich und da versteht der recht zynische und humorlose Mann keinen Spaß.
Aber Jack Reacher so kalt, grausam und brutal er auch immer sein mag, hier werden ihm durch die Einberufung des ehemaligen Teams, auch sein eigener Charakter und seine sehr individuelle Entwicklung wie ein Spiegel vor Augen geführt. Seine ehemaligen Kollegen haben Fuß fassen können, draußen in der „normalen“ Zivilisation, sie haben sich durch Hochbezahlte Jobs in der Gesellschaft akklimatisiert. Viele sind verheiratet, haben Kinder und dadurch auch einen festen Wohnsitz. Solche Bindungen kann Reacher nur schwerlich nachvollziehen, doch zeigt es sich, dass hinter einer rauen Schale, auch ein weicher Kern existieren kann. In einigen Dialogen wird es ein wenig offensichtlich das Jack Reacher neidisch auf seine Kollegen ist, die ihre Nische offensichtlich gefunden haben, natürlich mit allen angenehmen und auch unangenehmen Annehmlichkeiten des täglichen Lebens.
Jack Reacher ist außerordentlich wütend, und nur noch getrieben von Rachegedanken ist ihm jedes Mittel recht um die Mörder seiner Freunde zu liquidieren. „Trouble“ ist um einiges härter, als man es ohnehin schon aus den anderen Titeln her kennt. Das Rache süß sein kann, interessiert Reacher nicht, für ihn ist Rache ein Gericht das entweder scharf gewürzt oder aber auch eiskalt serviert wird, ohne sich den Luxus einer Vor- und Nachspeise zu gönnen. Seine Konzentration und Willenskraft scheint übermenschlich zu sein, und wie ein treues Uhrwerk gleich, tickt Reacher und sein Team wie eine Zeitbombe.
Auch in „Trouble“ hält sich Reacher nicht lang mit Worten auf. In Sekundenbruchteilen spielt er sich als Ankläger, Richter und Henker auf, so das der eine oder andere Leser durchaus mit Schrecken feststellt, dass Reacher hier zwar der „good Guy“ ist, aber manchmal durch seinen Ausflug in seinem „Bad Boy“ Auftreten nicht gerade durch Sympathie punktet. Auf seinem Rachefeldzug hinterlässt er schon mal „verbranntes Land“, aber so richtig tangiert es ihm nicht, es ist ihm total egal.
Seine anderen Kollegen dagegen zeigen schon mal Verletzlichkeit und Sensibilität, auch wenn sie wie ihr alter und neuer Chef nur auf Rache aus sind. In „Trouble“ wird offensichtlich welche Führungsfigur Jack Reacher in seinem alten Beruf war, und mit welcher Person ihn mehr als berufliche Interessen verband. Aber das sind auch schon die wesentlichen charakteristischen Merkmale Reachers. Sicherlich mehr wie in den anderen Romanen, aber auch ganz sicherlich ist „Trouble“ einer der härtesten Thriller aus der Reihe.
Seine drei anderen Kollegen überzeugen durch ganz unterschiedliche aber auch ausgeprägte Eigenschaften, doch sind sie nichts anderes als willkommene Werkzeuge und lassen sich gerne von Jack Reacher an die Hand nehmen.
Die Handlung ist erstklassig spannend, manchmal allerdings gibt es kleinere Klippen die der Autor aber geschickt umschifft, wenn er den Leser die Dialoge zwischen den Charakteren vor Augen hält und so mit einiges aus der Vergangenheit präsentiert.
Explosiv und auch in hier im Verhältnis zu den anderen Romanen wie „Sniper“ und „Way out“ anders, konzentriert sich Lee Child nicht nur auf ein abschließendes Showdown. Als Schwachpunkt anzusehen sind diesmal die Gegner Reachers, die bei ihm Nachhilfestunden und Brutalität und Kaltblütigkeit buchen könnten. Etwas blass und hilflos wirken diese manchmal und mit der Situation sichtlich überfordert. Ein „Bösewicht“ der in der gleichen Liga wie Reacher selbst spielt, ist bestimmt schwierig zu konzipieren, doch es wäre auch interessant zu sehen, wie sich Reacher gegen einen gleichwertigen Gegner verhält!?
Fazit
„Trouble“ lebt von und mit seiner Figur des Jack Reachers. Mit dieser Figur schafft der Autor Lee Child einen Charakter der wohl in der literarischen Thrillerwelt seinesgleichen suchen muss.
Spannend und abwechslungsreich überzeugt „Trouble“, ohne ins klischeehafte abzudriften. Lee Child Stil eine Handlung plakativ als Leser zu erleben und mitzufiebern, wirkt überzeugend. Doch wohin soll die Reise von Jack Reacher wohl noch gehen? Wann und vor allem wer könnte der Gegner sein, der den Militärpolizisten wirklich herausfordert? In „Trouble“ konnte der Leser schon erleben, wie psychopathisch Reacher sein kann, und hier zeigen sich erschreckende Züge im Charakter. Aber vielleicht ist das genau der Kernaussage des Autors!?
„Trouble“ bietet Spannung und Action auf höchstem Niveau. Brutal – Eiskalt – Unmenschlich – aber ein Garant für Gänsehaut. Hart, Härter – Reacher...eine Steigerung die Programm zu sein scheint.
Prädikat: Lesen Sie „Trouble“ und lernen sie weitere dunkle Eigenschaft von Jack Reacher kennen. Kristallklar zu empfehlen.
Michael Sterzik
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