Sonntag, 12. Dezember 2010

Jenseits der Schatten (Brent Weeks)


Mit „Jenseits der Schatten“, dem letzten Teil der Nachtengel-Trilogie schließt der amerikanische Autor Brent Weeks seine Saga um den Assassinen Kylar Stern ab.

Als Schüler von Durzo Blint erreichte  der noch sehr junge Kylar ein erschreckendes Talent für das Töten seiner Opfer. Und dadurch entwickelte sich, ein fast schon legendärer Ruf als Nachtengel von Cenaria. Die Invasoren aus Khalidor konnte er retten, den brutalen und grausamen Gottkönig töten der seine Heimat tyrannisch seinen Willen unterworfen hat.

Doch der Sieg kostete ihn einen hohen Preis, seinen rechten Arm verloren, seine Frau Elene verschollen und noch dazu durch die Magischen Ringe an Vi, einer ebenfalls tödlichen Attentäterin gebunden. Und auch der „Wolf“ in der mystischen Schattenwelt ist alles andere als offen gegenüber dem Blutengel und jetzigem Nachtengel.

Cenaria wird regiert von einer Königin – Terah Graesin -  und Logan, der eigentliche König Cenarias und nun der militärische Oberbefehlshaber sieht sich weiteren Bedrohungen durch Invasoren genötigt schnell zu handeln. Doch in ihm sträubt sich alles, die Königin zu stürzen um sein rechtmäßiger Erbe anzutreten.

Kylars Plan ist die einzige Chance vielleicht den ganzen Kontinent und die angrenzten Länder zu retten, zumal ein khalidorischer Magier das Ziel verfolgt die personifizierte Göttin Khali zu beschwören. Ein Alptraum der darauf abzielt sich selbst als Gottkönig über alle zu erheben.

Um das Land zu retten, muß Kylar seine Freundschaft zu Logan aufs Spiel setzen und sich Töten lassen, aber als Unsterblicher muss er dafür einen Preis zahlen den er sich zu spät bewusst wird.....

Kritik

Der dritte und abschließende Roman der Schatten-Trilogie unterscheidet sich enorm von den beiden Vorgänger Romanen. Auch wenn nun alle Geheimnisse und Fragen gelüftet werden, wird es im Laufe der Handlung die durch und durch mit Magie versetzt ist, sehr unruhig und manchmal schwer nachvollziehbar sein.

Der Autor Brent Weeks übertreibt es mit seiner unglaublichen Vielzahl von Charakteren die den sowieso schon unübersichtlichen Kontinent bevölkern. Auch hier kann man schnell den roten Faden verlieren, denn die eine oder andere Prophezeiung wirkt absolut überdreht und unangemessen. 

In „Jenseits der Schatten“ konzentriert sich die Handlung meist auf Kylar und auf Logan. Mit Vi und Elene die beide um die Liebe des Attentäters buhlen gibt es zwar eine Nebenhandlung doch auch hier steht sich parallel zu dem Nachfolger des Gottkönigs Dorian, der versucht Khalidor zu schützen und auch so manches Urteil fällt, von dem er früher geglaubt hat, es wäre zutiefst ein Unrecht.


Totgeglaubte leben länger! Ein Sprichwort das sich hier auch gleich manifestiert, den Durzo Blint, der Meister und fast Ziehvater Kylars lebt. Nach ein paar Jahrhunderten der Kämpfe und der politischen Verwicklungen und Leben die er führen musste, ist er „müde“ geworden und möchte an der Seite von Momo K. und seiner Tochter „alt“werden. Doch wie auch bei Kylar, kann er sich seinem Schicksal nicht entziehen.

Ein großer Kritikpunkt sind die magischen Elemente. Hier wird munter verzaubert, verflucht, beschworen, verhext und auch so mancher übernatürliches Wesen und einige doch muntere Untote versammeln sich zu einem Shodown, der zwar explosiv, aber deutlich über die Grenzen der beiden ersten Romane geht.

Auch wenn es sich hier um das Genre Fantasy handelt, wird dann die Handlung leider allzu phantastisch. Doch es gibt auch Momentaufnahmen die fabelhaft und wirklich großartig erzählt werden. Gerade die Freundschaft zwischen Kylar und Logan, der Bruch ist mit einer der einfühlsamsten  und  dramatischen Szenen die ich je gelesen habe.

Und wenn wir gerade von Dramatik sprechen. Kylars Unsterblichkeit ist mehr Fluch wie Segen und sein Opfer, wird den Leser manches Mal schlucken lassen, oder gar zu Tränen rühren. Solche Sensibilität hätte ich dem Autor Brent Weeks nicht zugetraut, erzählt er doch die Geschichte eines Berufsmörders, auch wenn er eigentlich ein recht guter Kerl ist.

Erfrischende Momente präsentiert und Vi, ebenfalls eine tragische, geläuterte Figur mit ebenfalls Mächtigen magischen Potential. Hinter Klostermauern, und dann noch in Unterrichtung von Zaubern, ist ihr nicht wirklich wohl dabei. Sie sehnt sich nach Kylar, in dem sie sich auch ohne die magisch-bindenen Ringe, verliebt hat. Als Elene später noch im gleichen „Kloster“ einquartiert wird, ist das Liebeschaos perfekt.

Dramatisch und vor allem actionreich geht es zu wenn sich auf dem Schlachtfeld die verschiedenen Staaten mit ihren Armeen einfinden. Hier haben alle Beteiligten ein Wörtchen mitzureden und neben viel Zauber wird natürlich auch mit konventionellen Waffen gekämpft.

„Jenseits der Schatten“ von Brent Weeks, lebt von einer konzentrierten und schweren Tragik. Kylar und Durzo, nein eigentlich jeder der Charaktere muß Opfer bringen, manche schweren Herzens, andere hingegen verschreiben sich einer Sache, die größter und wichtiger ist wie sie selbst.

Das ist genau Mittelpunkt und die Botschaft der Geschichte die Brent Weeks hervorragend vermittelt. Manchmal zwischen den Zeilen, manchmal kann man nur interpretieren oder Vermutungen anstellen, doch hier dreht sich am Ende alles um Liebe und Vertrauen und dass das eigene Schicksal gemessen an die viele andere Leben ein Staubkorn im Wind sein kann, der Flügelschlag eines Schmetterlings, der einen Orkan auslösen kann.

Fazit

Trotz der übertriebenen Magischen Momente in „Jenseits der Schatten“ ist der vorliegende Roman absolut zu empfehlen.

Die ganze Nachtengel- oder auch Schattentrilogie wie sich bezeichnet sind, übertreffen die Erwartungen und reihen sich als Perlen unter den Fantasyromanen in diesem, wie auch späteren Romanen ein.

Brent Weeks erschuf mit Kylar und Durzo Charaktere, die man gerne wiedersehen möchte und an deren Schicksal man aktiv teilnimmt. Hier wird getötet, geopfert, geliebt, es werden Fehler begangen und großartige Ziele verfolgt und erreicht und wenn eine Saga „Helden“ hervorbringt, die menschlicher nicht sein können, dann ist es genau hier passiert.

„Jenseits der Schatten“ der Abschluss einer bald legendären Trilogie und hoffentlich nur der Auftakt zu weiteren Abenteuern, mit den gleichen oder auch anderen Charakteren der Reihe.

Lesen Sie „Jenseits der Schatten“ oder tauchen sie besser ein, es wird sie in die Tief reißen, aus der sie gar nicht mehr entkommen wollen. 

Michael Sterzik



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