Ophelia, genannt O. hat zwei Freunde: Ben ein hochintelligenter und smarter Surfertyp, der idealistische Vorstellungen von karitativen Projekten lebt und unterstützt. Nicht selten reist der junge Mann in Krisengebieten und hilft der dortigen Bevölkerung eine Infrastruktur aufzubauen. Man kann schon sagen, Ben ist ein Entwicklungshelfer.
Chon dagegen ist der Pragmatiker, anders als sein Freund und Geschäftspartner Ben, ist Chon ein Realist, der, wenn es sein muss, mit Gewalt so beispielslos selbstverständlich seine Interessen durchsetzt. Er ist ein Einzelgänger, allerdings würde er für O. und Ben durch die Hölle gehen. Seine Vergangenheit als SEAL, die als die härteste, militärische Eliteeinheit der USA gilt, hat den jungen Mann geprägt. Seine Einsätze in Kriegsgebieten haben Chon psychisch nicht zugesetzt. Ein Job ist für ihn ein Job, ohne Reue oder Fragen diente er als Soldat seinem Land. Allerdings zeigt sich immer wieder, dass er noch Mensch geblieben ist.
O. ist die gute Seele des Trios. Sie wäscht das verdiente Geld und gibt einen guten Teil davon selbst aus. Ben und Chon liebt sie beide, auf recht unterschiedliche Weise, doch für sie sind diese beiden ihre ganze Welt.
Alle drei Personen verbindet ihre Firma. Ben und Chon betreiben ein exklusives Drogengeschäft mit hochwertigem und in der Branche einzigartigem Dope. Es bringt ihnen Millionen an Geld ein und manchmal auch reichlich Ärger. Ihre Kundschaft allerdings ist erstklassig und ihr Ruf wird immer besser. Eigentlich läuft alles prima.
Erfolg bringt Neider und Konkurrenz mit sich. Das mexikanische Drogenkartell Banja wird auf das Trio aufmerksam und möchte ihr Geschäft übernehmen. Das Baja-Kartell ist gewohnt, dass es sich nicht bitten lässt und setzt seine Interessen mit brutaler Gewalt durch. Auch Chon und Ben wird ein unmissverständliches Angebot unterbreitet. Doch beide Männer haben sich noch nie gerne etwas vorschreiben und befehlen lassen. Nach deren Absage an das Kartell, eskaliert die Situation. O. wird vom Kartell entführt und nun beginnt die Zeit des Zorns. Chon und Ben entwickeln einen höchst riskanten Plan und gehen damit einen Weg, von dem es für beide Seiten kein Zurück mehr gibt ...
Kritik
Wer "Zeit des Zorns" von Don Winslow nach z. B. "Satori" gelesen hat, wird hier kaum Parallelen feststellen können, was den Stil des Autors angeht. Selten habe ich zwei Romane gelesen, in denen man feststellt, dass der Autor großartig seinen erzählerischen Stil der Geschichte angepasst hat. Don Winslow beschreibt seine Szenen wie in einem Drehbuch - kurz, prägnant, rasant und brutal effektiv. Die Dialoge der Protagonisten sind auf den Punkt gebracht. Die Gedankenwelt der einzelnen Figuren wird nicht mit den Dialogen kombiniert und steht für sich alleine.
"Zeit des Zorns" ist ein harter Thriller auf einer hohen Welle der Gewalt, auf der die beiden Sunnyboys Chon und Ben reiten. Allerdings bricht sich auch jede Welle an den Klippen oder der Brandung und dann ist Geschick gefragt. Ben und Chon sind ein Dream-Team, zwar nicht immer einer Meinung, aber in dieser Situation ergänzen sie sich ausgezeichnet.
Dem Leser wird schnell klar, dass Angriff zwar die beste Verteidigung ist, aber ebenso ist es klar, dass Ben und Chon den Krieg nicht gewinnen können. Doch die eine oder andere Schlacht schlagen die beiden Männer fulminant. Ihre Waffen sind nicht nur todbringende und großkalibrige Schusswaffen, sondern auch Intrigen, Lügen, Neid und Zwietracht. Ihre Strategie von Verwirrung und Missverständnissen, von angezettelten inneren Kämpfen des Kartells geht auf. Das System wankt, aber fällt nicht. Aber das reicht auch schon, um Ophelia (O.) eventuell retten zu können.
Das Baja-Kartell wird von der Drogenlady Elena Lauter regiert. Quasi in die Rolle der Patin gedrängt, führt die Mutter einer studierenden Tochter, ihre Organisation knallhart und wirtschaftlich erfolgreich. Doch eine Tochter ist auch ein Schwachpunkt denken sich Chon und Ben - Auge um Auge - Zahn um Zahn - denn die Bibel hat doch Recht!?
Don Winslow schreibt in einer recht deutlichen Sprache und die ist verdammt vulgär. Trotz aller hartenr Worte schafft es der Autor allerdings auch, viel Zynismus und Ironie in seiner Geschichte unterzubringen. Und ebenso verhält er sich recht kritisch gegenüber unseren zivilisierten Werten, die doch nur auf das Materielle aus sind. Manche Auflistungen haben große Ähnlichkeiten mit Einkaufslisten und frönen unserer Konsumgesellschaft. Raffiniert und gar nicht deplatziert.
Wenn Winslow seine Charaktere zu Wort kommen lässt, dann überspitzt er gerne mal das aktuelle Zeitgeschehen und reflektiert mit Pointen unsere gesellschaftliche Wahrnehmung.
Der Roman macht Spaß, wenn auch der Autor es manchmal arg übertreibt in der Beschreibung von detaillierten Sex- und Gewaltszenen. Im Grunde bringt das dann die Handlung nicht weiter voran, aber steht stellvertretend für das innere Verhältnis der drei Helden.
Fazit
Zeit des Zorns von Don Winslow ist eine Achterbahnfahrt von Sex, Drugs und Rock'n Roll, durchsetzt mit Gewalt und Brutalität.
Eigentlich ist das Buch prädestiniert für eine Verfilmung, das Gute daran ist, dass quasi das Drehbuch schon vorliegt. Don Winslow greift das Thema um den Terror der Drogenkartelle in Mexiko auf. Dass er hierbei allerdings Ben und Chon nicht verurteilt, die ebenso mit Drogen und Tod Gewinne erzielen, ist manchmal etwas suspekt. Die andere Seite des Baja-Kartells dagegen wird unmenschlich und brutal betrachtet. Alles eine Frage der Perspektive?
"Zeit des Zorns" von Don Winslow ist anders als "Satori", aber weder besser noch schlechter - nur schneller und brutaler.
Anschnallen, lesen, durchatmen und vielleicht einen Drink nehmen, um sich beruhigen zu können.
Autor
Don Winslow arbeitete als Privatdetektiv in New York, schmuggelte Geld in Südafrika, verkaufte Safaritouren in China und lebt heute als Autor und Surfer in Kalifornien.
Taschenbuch: 338 Seiten
Verlag: Suhrkamp Verlag; Auflage: Deutsche Erstausgabe (24. Oktober 2011)
ISBN-13: 978-3518463000
www.suhrkamp.de
Michael Sterzik Chon dagegen ist der Pragmatiker, anders als sein Freund und Geschäftspartner Ben, ist Chon ein Realist, der, wenn es sein muss, mit Gewalt so beispielslos selbstverständlich seine Interessen durchsetzt. Er ist ein Einzelgänger, allerdings würde er für O. und Ben durch die Hölle gehen. Seine Vergangenheit als SEAL, die als die härteste, militärische Eliteeinheit der USA gilt, hat den jungen Mann geprägt. Seine Einsätze in Kriegsgebieten haben Chon psychisch nicht zugesetzt. Ein Job ist für ihn ein Job, ohne Reue oder Fragen diente er als Soldat seinem Land. Allerdings zeigt sich immer wieder, dass er noch Mensch geblieben ist.
O. ist die gute Seele des Trios. Sie wäscht das verdiente Geld und gibt einen guten Teil davon selbst aus. Ben und Chon liebt sie beide, auf recht unterschiedliche Weise, doch für sie sind diese beiden ihre ganze Welt.
Alle drei Personen verbindet ihre Firma. Ben und Chon betreiben ein exklusives Drogengeschäft mit hochwertigem und in der Branche einzigartigem Dope. Es bringt ihnen Millionen an Geld ein und manchmal auch reichlich Ärger. Ihre Kundschaft allerdings ist erstklassig und ihr Ruf wird immer besser. Eigentlich läuft alles prima.
Erfolg bringt Neider und Konkurrenz mit sich. Das mexikanische Drogenkartell Banja wird auf das Trio aufmerksam und möchte ihr Geschäft übernehmen. Das Baja-Kartell ist gewohnt, dass es sich nicht bitten lässt und setzt seine Interessen mit brutaler Gewalt durch. Auch Chon und Ben wird ein unmissverständliches Angebot unterbreitet. Doch beide Männer haben sich noch nie gerne etwas vorschreiben und befehlen lassen. Nach deren Absage an das Kartell, eskaliert die Situation. O. wird vom Kartell entführt und nun beginnt die Zeit des Zorns. Chon und Ben entwickeln einen höchst riskanten Plan und gehen damit einen Weg, von dem es für beide Seiten kein Zurück mehr gibt ...
Kritik
Wer "Zeit des Zorns" von Don Winslow nach z. B. "Satori" gelesen hat, wird hier kaum Parallelen feststellen können, was den Stil des Autors angeht. Selten habe ich zwei Romane gelesen, in denen man feststellt, dass der Autor großartig seinen erzählerischen Stil der Geschichte angepasst hat. Don Winslow beschreibt seine Szenen wie in einem Drehbuch - kurz, prägnant, rasant und brutal effektiv. Die Dialoge der Protagonisten sind auf den Punkt gebracht. Die Gedankenwelt der einzelnen Figuren wird nicht mit den Dialogen kombiniert und steht für sich alleine.
"Zeit des Zorns" ist ein harter Thriller auf einer hohen Welle der Gewalt, auf der die beiden Sunnyboys Chon und Ben reiten. Allerdings bricht sich auch jede Welle an den Klippen oder der Brandung und dann ist Geschick gefragt. Ben und Chon sind ein Dream-Team, zwar nicht immer einer Meinung, aber in dieser Situation ergänzen sie sich ausgezeichnet.
Dem Leser wird schnell klar, dass Angriff zwar die beste Verteidigung ist, aber ebenso ist es klar, dass Ben und Chon den Krieg nicht gewinnen können. Doch die eine oder andere Schlacht schlagen die beiden Männer fulminant. Ihre Waffen sind nicht nur todbringende und großkalibrige Schusswaffen, sondern auch Intrigen, Lügen, Neid und Zwietracht. Ihre Strategie von Verwirrung und Missverständnissen, von angezettelten inneren Kämpfen des Kartells geht auf. Das System wankt, aber fällt nicht. Aber das reicht auch schon, um Ophelia (O.) eventuell retten zu können.
Das Baja-Kartell wird von der Drogenlady Elena Lauter regiert. Quasi in die Rolle der Patin gedrängt, führt die Mutter einer studierenden Tochter, ihre Organisation knallhart und wirtschaftlich erfolgreich. Doch eine Tochter ist auch ein Schwachpunkt denken sich Chon und Ben - Auge um Auge - Zahn um Zahn - denn die Bibel hat doch Recht!?
Don Winslow schreibt in einer recht deutlichen Sprache und die ist verdammt vulgär. Trotz aller hartenr Worte schafft es der Autor allerdings auch, viel Zynismus und Ironie in seiner Geschichte unterzubringen. Und ebenso verhält er sich recht kritisch gegenüber unseren zivilisierten Werten, die doch nur auf das Materielle aus sind. Manche Auflistungen haben große Ähnlichkeiten mit Einkaufslisten und frönen unserer Konsumgesellschaft. Raffiniert und gar nicht deplatziert.
Wenn Winslow seine Charaktere zu Wort kommen lässt, dann überspitzt er gerne mal das aktuelle Zeitgeschehen und reflektiert mit Pointen unsere gesellschaftliche Wahrnehmung.
Der Roman macht Spaß, wenn auch der Autor es manchmal arg übertreibt in der Beschreibung von detaillierten Sex- und Gewaltszenen. Im Grunde bringt das dann die Handlung nicht weiter voran, aber steht stellvertretend für das innere Verhältnis der drei Helden.
Fazit
Zeit des Zorns von Don Winslow ist eine Achterbahnfahrt von Sex, Drugs und Rock'n Roll, durchsetzt mit Gewalt und Brutalität.
Eigentlich ist das Buch prädestiniert für eine Verfilmung, das Gute daran ist, dass quasi das Drehbuch schon vorliegt. Don Winslow greift das Thema um den Terror der Drogenkartelle in Mexiko auf. Dass er hierbei allerdings Ben und Chon nicht verurteilt, die ebenso mit Drogen und Tod Gewinne erzielen, ist manchmal etwas suspekt. Die andere Seite des Baja-Kartells dagegen wird unmenschlich und brutal betrachtet. Alles eine Frage der Perspektive?
"Zeit des Zorns" von Don Winslow ist anders als "Satori", aber weder besser noch schlechter - nur schneller und brutaler.
Anschnallen, lesen, durchatmen und vielleicht einen Drink nehmen, um sich beruhigen zu können.
Autor
Don Winslow arbeitete als Privatdetektiv in New York, schmuggelte Geld in Südafrika, verkaufte Safaritouren in China und lebt heute als Autor und Surfer in Kalifornien.
Taschenbuch: 338 Seiten
Verlag: Suhrkamp Verlag; Auflage: Deutsche Erstausgabe (24. Oktober 2011)
ISBN-13: 978-3518463000
www.suhrkamp.de
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen