Die Grenzgängerin – Jacques
Berndorf
Inhalt
Eine Frau, eintausend Kilo
Sprengstoff, ein Ziel: Deutschland
Der deutsche Topagent Karl
Müller geht bei einem Auftrag in Tripolis verloren. Prompt will ihm der BND
fristlos kündigen – gegen den Widerstand seines Chefs Krause, der daraufhin
selbst den Dienst verlässt. Die Situation im BND ist heillos verfahren, da
trifft die Nachricht ein, dass eine Frau in Albanien tausend Kilogramm
Sprengstoff gekauft hat und damit auf dem Weg nach Deutschland ist. Wer ist sie?
Was will sie? Und vor allem: Wer kann sie aufhalten?
Karl Müller wird nach
Tripolis geschickt, um einen libyschen General »abzuschöpfen«, der mit dem
deutschen Geheimdienst zusammenarbeitet. Doch plötzlich ist Müller spurlos
verschwunden. Seine Kollegin und enge Freundin Svenja Takamoto reist ihm ohne
offiziellen Auftrag hinterher. Beiden Agenten steht deswegen vonseiten der
BND-Rechtsabteilung die fristlose Kündigung ins Haus. Das will ihr Chef Krause
nicht hinnehmen, der bereits im offenen Kampf mit der Finanzabteilung steckt
und nur noch von zu Hause arbeitet. Schnell stürzen die Konflikte die ganze
Behörde ins Chaos. Dann kommt eine erschreckende Nachricht: Angeblich hat eine
Frau in Albanien tausend Kilogramm C4-Sprengstoff gekauft – eine Ladung, mit
der man mehrere sechsstöckige Häuser pulverisieren könnte. Und sie soll mit dem
Stoff auf dem Weg nach Deutschland sein. Doch niemand weiß Genaueres, Müller
und Svenja bleiben verschwunden, und die Gefahr wächst von Tag zu Tag ...(Verlagsinfo)
Kritik
Jacques Berndorf ist einer
der wenigen, deutschen Autoren denen es erlaubt war eine Blick hinter die
Kulissen des Deutschen Geheimdienstes dem Bundesnachrichtendienstes (BND) zu
werfen. Trotz alledem bleibt es dabei es ist und bleibt ein Geheimnis welche Rolle
der deutsche Geheimdienst in Krisenregion spielt. Mit Sicherheit keine
unerhebliche, doch alle Aktionen bleiben stets im Verborgenen, und es breitet
sich ein Deckmantel des Schweigens aus unter den offiziellen Meldungen.
Das „(Erfolgs)Geheimnis
ist wohl die Unauffälligkeit der Agenten, die als Touristen, als
Geschäftsmänner, Wissenschaftler, Entwicklungshelfer oder weniger versteckt als
Diplomaten, ihrer nicht ungefährlichen Arbeit nachgehen. Ziel ist die
Aufklärung in Krisengebieten, Unterlagen sammeln, Spionage der Infrastruktur
des Landes – geografisch wie auch politisch einen Blick hinter den Vorhang zu
werfen. Und hier besteht das eigentliche Risiko der Agenten, es sind Menschen,
von denen sie die meisten Informationen sammeln können.
Jacques Berndorf erzählt
in seinen Romanen um seine Hauptfigur „Karl Müller“ sehr realistisch und ist
darauf bedacht, weniger extrovertiert und auffällig aufzutreten.
Seine Agenten sind ganz
normale Menschen nach außen hin, doch sie führen ein Leben im Schatten. Ein
Privatleben findet meistens wohlkontrolliert und wenig transparent statt. Ein
Familienleben ist schwierig zu einzuordnen unter den vielen Einsätzen, von
denen man selbst der Partnerin oder Ehefrau, am besten gleich gar nichts
erzählt. Egal welchen Gefahren sie sich aussetzen im Außendienst, erhalten sie
wenig bis gar keinen Dank und Anerkennung.
All das erzählt der Autor
des vorliegenden Titels: „Die Grenzgängerin“ zwischen den Zeilen. Zu allererst
lässt er den TOP Agenten Karl Müller im Tripolis von der Leine. Das Land ist
durch den Bürgerkrieg zerrüttet und der ehemalige Staats- und Regierungschef
Gaddafi hinterlässt auf seiner Flucht eine Menge Leiche und sowieso ein in
Trümmern liegendes Land.
Die Mission des Agenten
ist es, eine Quelle anzuzapfen und Information zu erhalten. Doch seine
menschliche Quelle ist fürchterlich illoyal und lässt den Bundesagenten in eine
Falle laufen. Der Kontakt zu seinen Dienstherren in Deutschland reißt ab und
seine Geliebte und Kollegin Svenja Takamoto hält nichts mehr aus und sie reist
mithife ihrer eigenen „Quellen“ nach Libyen um Müller zu befreien.
Das gelingt ihr auch, aber
unauffällig ist etwas anderes. Zu Hause gibt es nun Probleme mit den Medien und
innerbetriebliche Intrigen machen es der Abteilung um Müller nicht leichter. Zudem
taucht noch eine extreme Bedrohung auf, denn eine geheimnisvolle Frau hat 1000
Kilogramm hochexplosives C4 gekauft und ist damit auf den Weg nach Deutschland.
Ihr Ziel ist es wohl einen Anschlag auszuführen, doch wer oder was ist das Ziel
dieser Aktion? Die Zeit rennt den Geheimdienstlern davon...
Jacques Berndorfs neuester
Spionage-Thriller überzeugt durch eine abwechslungsreiche Handlung mit
interessanten Nebenschauplätzen. Gerade im ersten Teil nimmt die Handlung ein
irrsinniges Tempo auf, die Ereignisse überschlagen sich dabei ein wenig und
schon befindet sich der Leser inmitten von BND-Intrigen, absolut schmutzigen
CIA-Aktionen und der Indiskretion der Medien.
In „Die Grenzgängerin“
versuchen die Agenten möglichst lautlos ihren Job zu erledigen. Zwar ist das
nicht immer möglich, doch mit der Rücksichtslosigkeit eines 007 hat das nichts
gemeinsam. Wenn Gewalt ausgeübt werden muss, dann schnell, hart und konsequent.
Bei Jacques Berndorf bewegt sich dies allerdings sehr realistisch. Die Spannung
wird hier nicht nur durch Kugelhagel und Befreiungsaktionen erzeugt, sondern
durch messerscharfe Dialoge, die man sehr genau lesen muss, die aber ungemein
vergnüglich sein können. Viel Wert legt der Autor und Journalist auf die
Konzeption seiner Charaktere, die absolut bodenständig und authentisch erzählt
wird.
Müller wird sein eigenes
unbeständiges Leben vor Augen geführt, wenn seine Tochter ihn bittend von ihm
aufgenommen zu werden, da sie bei ihrer Mutter nicht bleiben möchte. Die
Schattenseiten ihres Berufes holen sie auch im Privatleben ein. Jedenfalls
dass, was davon übrig geblieben ist. Ein klägliches Stück „Normalität“ das
immer weiter schwindet.
Sehr interessant und
vielschichtig auch ist die Figur der Svenja Takamoto. Wenn Müller das Hirn des
Duos ist, dann ist seine Geliebte und Kollegin in jedem Fall der
schlagkräftigere Teil, der manchma,l wenn es sein muss, auch über Leichen geht.
Bei diversen Nebenfiguren
hat Jacques Berndorf seinen ganz persönlichen Spielplatz entdeckt. Jede Figur
hat seine Eigenarten, oftmals schrullig und merkwürdig „lebendig“ doch immer
menschlich und nicht nur sympathisch.
Trotz aller Nebenfiguren
und Handlungen konzentriert sich die Handlung zumeist auf die Bedrohung der
1000 Kilogramm C4 mit der man ganze Wohnblöcke einebnen könnte. Der Autor lässt
eventuell den Leser einen Blick hinter die Methoden der Recherche blicken
lassen. Denn es gibt ja auch Agenten, die von ihrem Arbeitsplatz am
Schreibtisch Bedrohungen analysieren und versuchen auszuschalten.
Fazit
„Die Grenzgängerin“ ist
ein faszinierender Agenten- und Spionage-Thriller mit einer kristallklaren Leseempfehlung.
Abwechslungsreich, Authentisch und die Kombination zwischen Handlung und
Figuren absolut ausgewogen.
Seit Jahren habe ich keinen
Berndorf mehr gelesen, aber nun kann ich es kaum erwarten, dass der deutsche
TOP-Agent des BND und seine Kollegen die Welt retten, oder zumindest die kleine
BRD.
Ich glaube das sich so
mancher Agent des BND beim Lesen des Titels, schmunzelt oder zumindest seiner
Frau oder Partner(in) zum Lesen empfiehlt.
Perfekter und gar nicht
geheime, hochkarätiger Agententhriller und gar nicht Top Secret.
Michael Sterzik
Die Grenzgängerin
Roman
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 400 Seiten,
13,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-453-26672-8
€ 19,99 [D] | € 20,60 [A] | CHF 28,50* (*
empf. VK-Preis)
Verlag: Heyne
Erscheinungstermin: 13.
August 2012
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