Die Klaviatur des Todes – Michael Tsokos
Das „Böse“ lauert immer und überall! Hat diese
These bestand und warum fasziniert uns der gewaltsame Tod in Büchern, Filmen
und anderen Medien?!
Sehen wir z.B. den „Tator“ in der ARD oder
verfolgen wir die Ermittlungen der TV-Serie CSI oder Bones – Die
Knochenjägerin, so läuft uns oftmals ein kühler Schauer über die Rücken.
Friedlich vor dem Fernseher, an einem
entspannten Abend zusammen mit der Familie den Ermittlern am Sektionstisch
folgen. Mithilfe von modernster und innovativer Medizintechnik bleibt den
Rechtsmedizinern nicht vieles verborgen.
Prof. Dr. med. Michael Tsokos leitet das
Institut für Rechtsmedizin der Charitè. Als auch inzwischen internationaler
Experte in dem Bereich Rechtsmedizin ist der Tod für ihn etwas Normales, etwas
mit dem er jeden Tag konfrontiert wird. Die Menschen sind unheimlich
einfallsreich, wenn es darum geht Menschen zu töten und verschwinden zu lassen,
manchmal aber ebenso unheimlich dumm und überheblich genug zu glauben – es gibt
den perfekten Mord und sie Entkommen der Justiz.
„Die
Klaviatur des Todes“ – so heißt das dritte Buch des Rechtsmediziners Michael
Tsokos und wieder einmal erzählt er von authentischen Fällen, an denen er
unmittelbar als Experte mitgewirkt hat. Auch wenn die Toten stumm sind, so
erzählt doch jeder verstorbene individuell wie und mit was er getötet oder
ermordet wurde.
Doch nicht nur bei
Gewalttaten ermittelt Tsokos und sein Team. Sie werden auch zur Hilfe gerufen,
wenn die Spuren bei Gewaltverbrechen oder bei rätselhaften Krankheiten von
Patienten, nicht einwandfrei zu ersehen sind. Zum Beispiel wenn zu klären ist,
ob der verstorbene, Opfer eines Unfalles geworden ist, oder doch Suizid
begangen hat.
Doch Michael Tsokos
erzählt auch von einem Mann, der mit Fremdspeichel zum Vaterschaftstest
aufgetaucht sind, oder von Frauen die Krankheiten und Behinderungen vorschieben
um ihren Haftantritt verschieben oder gar aussetzen wollen. Die „kriminelle“
Energie und der Einfallsreichtum dieser Menschen ist oftmals absurd. Auch von
diesen Vorkommnissen erzählt der Autor und präsentiert dem Leser nicht nur
interessante sondern auch spannende und ja auch grausame Details seiner
täglichen Arbeit.
Auch wenn der Titel „Die
Klaviatur des Todes“ ahnen lässt, das es sich hier ausschließlich um brutale
Fälle handelt , so gibt es auch Fälle, die relativ harmlos sind. Zum Beispiel
der eines Mannes mit dem Speichel eines Freundes versucht den Vaterschaftstest
zu manipulieren, oder von einer Frau die vorgibt, über einen gewissen Zeitraum
vergewaltigt und eingesperrt worden zu sein. Allerdings entpuppte sich das als
bloßes Theater. Aber lesen sie selbst. Hier geht es um zumeist normale Menschen
die auch das „Rampenlicht“ bzw. die Aufmerksamkeit von Angehörigen oder Ärzten
suchen.
Michael Tsokos möchte und
ist mit Sicherheit kein Held. Er erzählt sachlich, aber auch menschlich
sensibel von seinen Fällen und schildert auch die Arbeit seiner Kollegen in den
verschiedenen Fachgebieten der Forensik. Ebenso beleuchtet und erzählt er auch
von der Tätigkeit eines Kriminalkommissars, der sich die Lügen, Ausreden und
auch die Geständnisse der Täter anhören muss.
„Die Klaviatur des Todes“ ist eine Sammlung von
höchst spannenden Fällen an deren Aufklärung er und auch sein Team teilgenommen
hatten. Michael Tsokos erzählt auch von Diagnosen, Untersuchungsergebnissen und
die Beschreibung der Analyse und Interpretationen von offensichtlichen und
versteckten Verwundungen.
Dabei macht er auch keinen Hehl daraus, dass er
evtl. das Rechtssystem als überfordert oder gar unfair sieht. Michael Tsokos
ist auch kein Mensch, der seine Arbeit verdrängt oder kühl darüber hinwegsieht,
wenn ein Kind oder ein Säugling sezieren muss. Es wird sie für Michael Tsokos
immer geben, die Fälle die man mit nach Hause nimmt.
Das Buch „Die Klaviatur des Todes“ ist absolut
zu empfehlen. Der Tod verliert nicht an Faszination oder wirkt sterilisiert und
nüchtern platziert. Persönlich gesehen, hätte ich gerne mehr von den
Ermittlungsmethoden gelesen z.B. welche technischen- und wissenschaftlichen Möglichkeiten
es inzwischen gibt, doch vielleicht wird das demnächst ja einmal zum Thema
werden.
Michael Sterzik
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